Besuch bei unserem Schloss 2017

Nachdem wir am Samstag von Lorch bis Bad Breisig geradelt und abends schon ziemlich früh in Morpheus Arme gefallen waren, störte es nicht weiter, als um 6 Uhr morgens der Wecker klingelte. Wir hatten ja lang genug geschlafen.

Zum Frühstück gab es die Schokobrötchen, die ich am Abend zuvor bei der Inventur in den Taschen gefunden hatte. Dazu gönnte ich mir einen Zaubertrank (aka Jabocs 2in1), den ich in Notsituationen - und dies war eine - auch mit heißem Wasser aus der Leitung mache. Meinen Wasserkocher hatte ich diesmal nicht dabei und Wasser hier auf dem Campingplatz kam warm genug aus der Leitung, um das Zeug trinken zu können. Allerdings reicht diese Plörre kaum aus, um meine Laune auf ein sozialverträgliches Level zu bringen. Ich war genervt und morgenmuffelig und ungeduldig. Um kurz nach Sieben Uhr hatten wir unseren Kram zusammengepackt und uns tageslichttauglich gemacht und konnten langsam los.

Am Bahnhof angekommen mussten wir nur noch Tickets für unsere Fahrräder lösen. Wir hatten schon die Karten für den Zoo und diese waren gleichzeitig Tickets für das erweiterte VRS-Gebiet. In Köln wollten wir unser Zelt und die Fahrradtaschen in einem Schließfach verstauen. Allerdings haben sie dort nur noch Schließfachautomaten und keine richtigen Fächer mehr. Wir stopften also all unser Gepäck in den Automaten, warfen Geld ein und drückten die Knöpfe, wie es auf der Anzeige erläutert wurde. Die Tür zu unserem Gepack ging zu. Die Tür zu unserem Gepäck ging wieder auf und der Automat meldete einen Fehler. Der Lebensabschnittsgefährte begann, das Gepäck aus dem Automaten zu entnehmen. Ungefähr nach der Hälfte ging die Tür wieder zu und der Automat blieb stumm. Na super!

Schon während dieser Aktion und auch in der Folgezeit wurden wir ungefähr im Minutentakt von irgendwelchen Bettlern angesprochen, die einen Euro verlangten. Das trug nicht gerade dazu bei, meine ohnehin schon genervte Stimmung aufzuhellen. Wutentbrannt ging ich zuerst ins Reisezentrum und fiel der erstbesten Mitarbeiterin dort ins Wort. Ich wollte sofort jemanden, der mir mein Gepäck zurückgibt. Sie verwies mit an den Gepäckservice, den ich aber nicht fand. Also schnaubte ich an der Information erneut rum, dass ich endlich mein Gepäck zurück bekommen möchte. Dort zeigte man mir, wo dieser Gepäckservice ist, wo ich dann mein Anliegen zum dritten Mal vortragen musste, als sich endlich jemand dazu herabließ, sich meiner anzunehmen. Offenbar hat man für Reisende in Köln nicht allzu viel übrig.

Eine Mitarbeiterin ging mit mir zum Automaten und dem Lebensabschnittsgefährten zurück. Sie öffnete das Gerät und tat irgendetwas, was das Teil davon überzeugte, uns unser restliches Gepäck zurück zu geben. Dann versuchten wir es an einer andern Tür des Automaten, wo es dann auch reibungslos klappte. In der Zwischenzeit hatten sich noch mehr Reisende eingefunden, die versuchten, mit der Technik klarzukommen, während sie im Minutentakt um einen Euro angeschnorrt wurden. Der Kölner Hauptbahnhof ist schon länger kein Ort mehr, an dem ich mich gerne aufhalte.

Unser erstes Ziel war die Hohenzollernbrücke, wo wir unser Schloss besuchen wollten. Das ging natürlich nicht ohne das obligatorische Dom-Photo. Von 2013 bis Ende 2016 wurde die östliche Domumgebung neugestaltet. Wir konnten daher recht zügig nach dem Erklimmen der Freitreppe nach links Richtung Hohenzollerbrücke abbiegen. Ich war entsetzt, wie der helle Boden hier bereits aussah. Obwohl gerade mal ein halbes Jahr fertig, ist der Marmor schon total versifft, über und über mit Kaugummis und anderem Dreck beschmutzt, Kotze und Pisse und Keine-Ahnung-was-noch-alles an den Rändern, rund um die Mülleimer ist der Boden schwarz statt hellgrau vor lauter Dreck. Widerlich.

Als wir auf der Brücke ankamen und uns auf die Suche machten, fing es an zu tröpfeln. Bis wir unser Herz gefunden hatten, regnete es in Strömen. Ich hatte die Nase ziemlich voll von diesem Ausflug.

Wir fuhren durch den strömenden Regen um den Dom herum. Unser Weg führte uns zum Café Reichard, wo wir unser traditionelles Jahrestagsfrühstück im Hardcore-Spießer-Ambiente zu uns nahmen.

Endlich Kaffee! Wir blieben sitzen, bis wir halbwegs trocken waren. In der Zeit entschieden wir auch, dass das Wetter für Zoo vielleicht nicht ganz optimal ist. Da wir dort mit dem darkinchen verabredet waren, informierten wir sie, dass Plan B, den wir im Vorfeld bereits gefasst hatten, nun in Kraft treten würde: Schokoladenmuseum!

Als das darkinchen in Köln eingetroffen war, machten wir uns auf den Weg dorthin. Das ist ja nicht weit entfernt vom Dom. Mittlerweile wurde das Wetter zwar besser, aber es war immer noch recht kühl und mein Bedarf an Frischluftaktivitäten war für diesen Tag gedeckt.

Im Schokoladenmuseum war im Eingangsbereich zunächst ein Gewächshaus, in dem man Kakao- und andere Pflanzen bestaunen konnte. Danach ging es in eine Halle, in der die Schokoladenproduktion gezeigt wurde. In dieser Halle roch es unverschämt gut!

Die Einblicke in die Herstellung und Formgebung von Schokolade waren sehr interessant. Natürlich probierten wir auch sowohl am Schokoladenbrunnen als auch in der Endkontrolle. Lecker ist die Schokolade ja auch.

Es gab viel zu entdecken.

Zu guter Letzt gab es in den oberen Stockwerken noch einen Rückblick auf die Schokoladengeschichte.

Bevor sich unsere Wege trennten, wollten wir gemeinsam Essen gehen. Wir liefen Richtung Heumarkt. Auf dem Weg dorthin kamen wir am Kölner Senfmuseum vorbei. Da unsere Senfvorräte nahezu aufgebraucht waren, deckte ich mich hier noch ein.

Auf dem Heumarkt suchten wir uns eine Pizzaria aus. Die Inneneinrichtung war zwar nicht gerade die beste, aber das Essen war sehr gut!

Als wir fertig waren, marschierte draußen ein Spielmannsszug auf. Ich war überrascht ob der Größe des Zuges und der Disziplin, mit der die Teilnehmer im Gleichschritt marschierten und musizierten. Dann kamen Menschen mit Transparenten hinzu und uns wurde klar, dass dies kein karnevalistischer Aufzug war. Wir waren in Köln am Heumarkt, da denkt man selbstverständlich erstmal an Karneval, auch im Sommer! Dann wurde uns klar, dass "Alaaf!"-Rufe und Schunkelei zu Irritationen führen würden, denn dies war eine Demonstration gegen die Verletzung von Menschenrechten in China. Diese Gruppe wirft der chinesischen Regierung Organhandel in großem Stil vor. Ich habe keine Ahnung, ob da was dran ist, oder ob das ein Aluhut-Fall ist.

Wir gingen zurück zu des darkinchens Auto, in dessen Nähe wir auch unsere Räder abgestellt hatten. Wie schon auf dem Hinweg sind wir an der Tram-Haltestelle Heumarkt vorbei gegangen, die von mehreren Straßen umgeben ist. Wir mussten gefühlte 15 Ampeln queren, um von A nach B zu gelangen. Es folgte eine kurze und knappe Abschiedsszene, dann fuhren wir zurück zum Bahnhof und das darkinchen zurück in die niederrheinische Zuckerrübensteppe.

Die Rückgabe unseres Gepäcks aus dem Schließfach funktionierte einwandfrei. Am Gleis angekommen, war es dann vorbei mit einwandfrei, unser Zug hatte Verspätung.

Wir fuhren die Strecke am Rhein entlang nach Mainz. Man sollte ja meinen, wir hätten langsam genug von diesem Fluss. Aber es war ganz witzig, noch einmal die Orte zu sehen, an denen wir am Tag zuvor noch mit dem Fahrrad unterwegs waren. Ich hatte auch versucht, die Stelle zu photographieren, an der wir am Wasser gefrühstückt hatten, aber ich war wohl ein klein wenig zu spät mit der Knipse.

Mit etwa 30 Minuten Verspätung kamen wir in Mainz an. Da sonntags die Regionalzüge zwischen Mainz und Darmstadt nicht so häufig fahren wie an Werktagen, kamen wir mit insgesamt einer Stunde Verspätung in Darmstadt an. Fest entschlossen, noch weitere Teilstrecken des Rheinradweges zu absolvieren.