Heiraten im Weingut

Zum zweiten Mal in diesem Jahr waren der Lebensabschnittsgefährte und ich zu einer Hochzeit eingeladen. Zum zweiten Mal musste ich mich also in einen feinen Fummel werfen, mich halbwegs ordentlich zurecht machen und mich einen ganzen Tag lang gut benehmen. Wie üblich gehörte auch diesmal ein schicker Wagen aus dem Fuhrpark einer ortsansässigen Autovermietung dazu.

Ford_Focus

Als erstes fiel mir natürlich das Kennzeichen auf. Und nicht nur mir, auf Facebook wurde ich gefragt, ob die Karosse mit einem Nunchuck oder einem GamePad gesteuert wird. Hier der Beweis, es ist ein Pad:

Pad-Steuerung

Dass da gerade die Musik von Super Mario läuft, ist purer Zufall und alles andere als gewollt. Ich hatte mein Smartphone per USB zum Aufladen angeschlossen, während der Lebensabschnittsgefährte das Navi mit Informationen fütterte. Plötzlich dudelte die Musik von Angry Birds (mein Klingelton für Anrufe) im Auto, was mich doch sehr wunderte und ich raffte erst nicht, dass das Gedudel von meinem Handy ausgelöst wurde. Ich wollte das Display photographieren, wozu ich mein Smartphone vom USB-Kabel trennen musste und das Gedudel hörte auf. Ich schloss das USB-Kabel wieder an und das nächste Lied dudelte los: Super Mario (mein Klingelton für den Wecker).

Aber dies trug sich erst auf dem zweiten Abschnitt unserer kurzen Reise zu. Die vor ein paar Monaten angekündigte Hochzeit kam jetzt doch etwas überraschend und wir mussten morgens noch eine Karte besorgen und uns außerdem überlegen, wie wir das Geld-Geschenk ein wenig originell verpacken können. Das Brautpaar ist vollkommen eingerichtet und ausgestattet und wünschte sich daher von den Gästen Taschengeld für die Hochzeitsreise. Daher steuerten wir zuerst ein Einkaufszentrum in Viernheim an. Dort sollte sich auch noch eine Kleinigkeit zu Mittag auftreiben lassen. Die Trauung war für 14 Uhr geplant, bis es dort etwas Essbares gab, konnte sich hinziehen.

Das erste Problem des Tages ließ sich recht einfach lösen. Ich hatte wenig Lust, im feinen Zwirn durchs Einkaufszentrum zu laufen und außerdem waren die "Schuhe für schön" auch nicht kompatibel genug mit meinen Füßen, um stundenlang darin zu wandern. Also improvisierte ich ein wenig: über mein enganliegendes Kleid warf ich einen Wollpullover, den ich mit einem breiten Gürtel ausstaffierte. Und meine Füße durften sich in meinen schwarzen Turnschuhen, kaschiert mit Stulpen, wohlfühlen. Somit hatte ich ein alltagstaugliches Outfit, das nach Rock und Pullover mit legerem Schuhwerk aussah. Der Lebensabschnittsgefährte trug zur Anzughose einen Pullover und seine normalen Straßenschuhe. Wir wirkten etwas spießig, aber nicht völlig overdressed.

Zur witzigen Geldgeschenkverpackung entschieden wir uns für eine kleine Holztruhe, in die wir den "Schatz" in Form einer dicken Geldrolle aus 5-Euro-Scheinen steckten. Das Ganze verzierten wir mit einer 3D-Karte mit Herzchen und so. Das sah ganz niedlich aus. Noch ein netter Spruch auf die Rückseite, unterschreiben und fertig. Wir gönnten uns eine Pizza zu Mittag, anschließend gab's Kaffee und Kuchen. Den Weg dorthin wies uns die Center-Bahn.

Center-Bahn

Wir machten uns auf den Weg nach Bad Dürkheim und hatten auch das Weingut recht schnell gefunden. Um kurz vor zwei Uhr waren wir da, warfen uns noch schnell in den Hochzeits-Schick und betraten pünktlich um 14 Uhr den Ort des Geschehens. Allerdings wirkte die Gesellschaft noch recht unvollständig und vom Brautpaar war auch nichts zu sehen. Wir standen ein wenig verloren herum, bis immerhin zwei Leute aufkreuzten, die der Lebensabschnittsgefährte kennt. Ich kannte hier niemanden. Den Bräutigam hatte ich einmal gesehen, als er uns vor einem halben Jahr beim Umzug half. Die Braut war mir völlig unbekannt.

Hochzeit_KuA

Es war nicht gerade warm und die Aussicht, dass die Trauung im Freien stattfinden sollte, verursachte mir zusätzliche Gänsehaut. Wir gingen noch einmal zum Auto, um meine Jacke zu holen. Ich kann es mir grundsätzlich und momentan überhaupt nicht leisten, krank zu werden. Kurz darauf war es soweit, wir nahmen unter der Zeltplane Platz und bald darauf erschien die Braut und es ging los.

Der Hochzeitsredner machte eine Zeitreise mit uns, an deren Ende ich wusste, wie lange das Brautpaar sich schon kenn, wie und wann sie zusammengekommen sind ("Mach 'nen Ring an die Frau", war wohl die Initialzündung.) und wie sie übereinander reden, denken und fühlen. Alles in allem war es ausführlich aber nicht zu lang und zusammen mit dem Ja-Wort recht nett gestaltet.

Nun gab es erst einmal Sekt und Gratulationen. Beides zog sich ein wenig in die Länge. Dann wechselten wir den Standort vor das Gebäude, wo es Häppchen gab. Auch hier zog es sich ein wenig in die Länge.

Bratwurst

Bratwurst ist so ziemlich das Ausgefallendste, was mir bisher auf einer Hochzeitsfeier kredenzt wurde. Diese hier war allerdings sehr lecker!

Als ich ziemlich durchgefroren war, erfuhren wir, dass es noch eine Führung über das Weingut und durch den Weinkeller geben sollte, bevor die Feier im Saal weiter ging und es endlich richtiges Essen gab. Ich verkündete meiner besseren Hälfte, dass ich das auf keinen Fall ohne wärmere Kleidung überleben würde und wir liefen erneut zum Auto. Ich warf den Rollkragenpullover wieder übers Kleid und Band den Gürtel noch drum. Außerdem lechzten meine Füße nach bequemeren und auch wärmeren Schuhen. Also wieder die sportlichen Schuhe mit den Stulpen. Als ich zurück kam bemerkte ich, dass ich nicht die einzige war, die ihr Schuhwerk gegen wärmeres getauscht hatte, auch noch andere Frauen hatten mittlerweile etwas rustikaleres Schuhwerk am unteren Ende des Körpers.

Wir befanden uns im Weingut Fitz-Ritter und die Führung wurde von einem Mitglied der Familie Fitz höchstpersönlich durchgeführt und war sehr interessant. Wir haben nicht nur über das Weingut und auch Weine viel erfahren, sondern auch über die damit verbundene Landwirtschaft. Da der Lebensabschnittsgefährte ja fahren musste und deswegen an diesem Abend nichts trinken durfte, haben wir eine Flasche Weine sowie einen Secco für Zuhause mitgenommen.

Die Speisekarte hat mich nicht so angemacht. Ich mochte nicht alles von dem, was uns geboten wurde. Insbesondere die thailändische Suppe war fürchterlich, schmeckte nur nach Ingwer.

Die Feier fand übrigens im ehemaligen Kuhstall statt. Der Ausbau war recht gelungen, wie ich fand. überhaupt haben mir das ganze Weingut und die Atmosphäre dort sehr gut gefallen.

Als alle vollgefressen waren, gab es Hochzeitstorte. Anschließend rollten die meisten auf der Tanzfläche herum. Wir unterhielten uns noch ein wenig und trugen uns ins Gästebuch ein. Gegen 23 Uhr machten wir uns auf den Weg nach Hause, wo wir nach Mitternacht erst ankamen und recht vorwurfsvoll von unserem halbverhungerten Tigerkatzitatzi begrüßt wurden.