Ist.Das.Kalt.

Der monatliche Büro-Termin stand an. Neuerdings wollen die Kollegen immer montags konferieren, das steht ja schon per se unter keinem guten Stern. Dementsprechend war der Start in den Tag etwas ungünstig, um es mal ganz vorsichtig zu formulieren.

In den letzten beiden Wochen haben die Busfahrer in Südhessen gestreikt. Nicht nur das, hier in Darmstadt haben sie außerdem die Depot-Ausfahrten blockiert, so dass weder Busse noch Bahnen ausrücken und den öPNV sicherstellen konnten. Nichts ging mehr. Heute war der erste Tag, an dem wieder Busse und Bahnen fuhren. Die Ansage war allerdings, dass es aufgrund erhöhten Krankenstandes noch zu Unregelmäßigkeiten kommen könne. Vorsichtshalber richtete ich mich daher darauf ein, eine Bahn früher zum Bahnhof zu nehmen. Und das war nicht die schlechteste Idee, denn für die folgende Tram war um kurz vor Sechs Uhr bereits eine Verspätung von sechs Minuten angekündigt. Also nahm ich die Beine in die Hand, um mit der Tram um 06:04 Uhr zum Bahnhof zu fahren.

Es war bitterkalt draußen. Die Tram hatte ebenfalls zwei Minuten Verspätung und bei -12 °C, wie die App mir später anzeigte, können zwei Minuten verdammt lang werden. Aber ich überlebte auch das und kam wohlbehalten und viel zu früh am Bahnhof an. Ich nutzte die Zeit, das Frühstück nachzuholen.

Unschöner Aspekt: Die Verkäuferin hatte mir ausgerecht die Brezn eingepackt, die Körperkontakt zu den benachbarten Artgenossen mit Schnittlauch hatte und zwei oder drei der Schnittlauchröllchen konnten sich nicht losreißen, als die Brezn eingepackt wurden. Mir lief ein Schauer über den Rücken, Schnittlauch ist einfach ungenießbar. Als es Zeit wurde für mich, machte ich mich auf den Weg zum Bahnsteig, wo mich die Anzeige erwartete, dass der Zug etwa 15 Minuten Verspätung haben sollte.

Erwähnte ich bereits, dass es sehr kalt war? Mein Outfit war prinzipiell ja eher auf Büro denn auf Polarexpedition ausgelegt. Zwar wärmte meine Mütze meine Ohren und die Wolljacke unter dem Anorak war auch ganz ok, aber meine beturnschuhten Füße drohten mit der Zeit von meinen nur mit Jeans bekleideten Eisbeinen abzufrieren. Zwischenzeitlich hatte sich die Verspätung auf 30 Minuten erhöht.

Ich lief zur Reiseinformation der DB und erkundigte mich nach einer alternativen Verbindung. Alles, was es gab, sollte später abfahren als mein verspäteter ICE, der eine technische Störung am Zug hatte. Der Reiseinformationsmitarbeiter (Für solche Wörter liebe ich die deutsche Sprache!) druckte sie mir trotzdem aus, was mich ein wenig verwirrte. Lediglich ein Regionalzug nach Frankfurt fuhr früher ab, aber den ließ ich ohne mich abfahren, in der Hoffnung, mit meinem verspäteten ICE doch noch früher anzukommen.

Das Gleis für meinen ICE änderte sich: selber Bahnsteig gegenüber. Dann fuhr der Zug tatsächlich ein. Allgemeines Aufatmen am Bahnsteig, mittlerweile waren alle schon halb eingefroren. Im Zug, der in Darmstadt erst bereitgestellt wurde und deswegen noch ganz leer war, suchte sich jeder einen Platz und richtete sich ein. Dann erfolgte die Durchsage: "Aufgrund eines technischen Defekts wird sich unsere Abfahrt noch um einige Minuten verzögern." So ein Mist! Ich zog mich wieder an, packte meine Sache und verließ den ICE wieder. Auf dem Gleis gegenüber fuhr kurz darauf meine alternative Verbindung ein, mit der ich zunächst bis Frankfurt und von dort aus weiter mit dem ICE nach Duisburg fahren sollte. Die Anzeige für meinen ICE zeigte mittlerweile 60 Minuten.

Der Zug der öBB nach Frankfurt war etwas voll, aber er fuhr wenigstens. In Frankfurt selbst war es ziemlich diesig bzw. dunstig. Die Spitzen der Bankentürme hat man nicht gesehen, überhaupt sah die Skyline wetterbedingt etwas unvollständig aus. Allerdings wirkte das eher wie Smog als wie Nebel. Sehr unschön. Dafür hat das Umsteigen nahezu reibungslos geklappt. Zwei oder drei Minütchen später als geplant fuhren wir los. Die Freude währte allerdings eher kurz, denn zwischen Niedernhausen und Idstein kam wir auf freier Strecke für eine Weile zum Stehen.

Gut 10 Minuten vor der Einfahrt in den Bahnhof Köln Messe/Deutz erfolgte dann die Durchsage, dass wir ca. 12 Minuten Verspätung aufgrund eines verspäteten vorausfahrenden Zuges hätten. Das war ein wenig knapp für meinen geplanten Anschluss in Duisburg. Daher entschied ich mich um und stieg in Köln Messe/Deutz bereits aus, um von dort aus mit dem RE 7 nach Krefeld zu fahren. Als ich dann in Deutz auf dem Bahnsteig stand und auf den RE 7 wartete, fuhr der RE 8 ein. Dieser hält ebenso wie mein Zug in Köln Hauptbahnhof. Kurz entschlossen sprang ich rein und fuhr die eine Haltestelle mit, um mir in Köln noch schnell einen Kaffee kaufen zu können. Die Fahrt dauert nicht lange, Messe/Deutz ist auf der einen, Hauptbahnhof auf der anderen Seite der Hohenzollernbrücke. Aber die Fahrt hatte sich gelohnt, denn der Zugbegleiter brachte den ganzen Wagen zum Lachen, als er ankündigte:

Der nächste Bahnhof ist der mit der größten Bahnhofskapelle der Welt: Köln Hauptbahnhof!

(Für Ortsunkundige: Der Hauptbahnhof ist direkt neben dem Kölner Dom.)

Das Beste am Kölner Hauptbahnhof und was ich bisher auf keinem anderen Bahnhof in Deutschland in der Form vorgefunden: Auf jedem Bahnsteig gibt es einen Kiosk, an dem man Kaffee, Currywurst und ein paar Schokoriegel kaufen kann. Den Kaffee gibt es für sagenhafte 1,00 Euro, es ist Tchibo-Kaffee aus einem Vollautomaten, also durchaus trinkbar. Und auch die Currywurst ist echt ok. Ich wundere mich gerade, dass ich noch nie so einen Kiosk photographiert habe, das muss ich bei einer meiner nächsten Reisen mal nachholen.

Mit knapp fünf Minuten Verspätung fuhr der RE 7 nach Krefeld ab und kam auch ebenso verspätet in der Niederrhein-Bronx an. Insgesamt hatte ich also eine Stunde und fünf Minuten Verspätung. Das war insofern ungünstig, als dass für die heutige Besprechung ein sehr knapper Zeitrahmen festgelegt war und sehr viele Themen auf der Agenda standen. Im Eiltempo hechelten wir die meisten durch. Um 14:42 Uhr fuhr ja schon wieder der Zug Richtung Heimat, weswegen ich mich um 14:15 Uhr auf den Weg zum Bahnhof machte. Dort holte ich mir noch eine Laugenbrezn mit Käse überbacken und begab mich anschließend zum Gleis.

Ich fuhr mit einem Regionalzug des Unternehmens abellio nach Duisburg. Züge mit dieser Lackierung hatte ich hier zuvor noch nicht gesehen. Das Unternehmen ist seit Dezember 2016 auf der Linie RB 35 unterwegs.. Lackierung und Innenausstattung sind farblich aufeinander abgestimmt. Pünktlich angekommen sind wir außerdem.

In Duisburg holte ich mir noch einen weiteren Kaffee und während der Fahrt mit dem ICE nach Frankfurt verfasste ich diesen Blog-Beitrag, während draußen die verschneite Landschaft an uns vorbei raste.

Als ich in meinem Rucksack auf der Suche nach meinem Labello rumwühlte, fand ich eine kleine Tafel Schokolade, die es für alle Gäste auf einer Hochzeit gab, zu der wir im vergangenen Jahr eingeladen war. Und auch wenn dieses Täfelchen nicht meinen Namen trug, versüßte es mir dennoch diesen Tag, der so lausig kalt angefangen hatte.

In Frankfurt Hbf musste ich umsteigen. Als ich den Bahnsteig entlang lief, wurde ich doch tatsächlich an diesem sonst eher trüben Tag noch von der untergehenden Sonne geblendet. Es ergaben sich tolle Lichtstimmungen, für die ich aber weder Zeit noch die richtige Kamera dabei hatte.

Wir überquerten auch den Main. über den hatte ich im Laufe des Tages auf der Seite vom hessischen Rundfunk schon gelesen, dass Eisschollen auf ihm treiben sollen, was eher selten vorkommt. Aber ich konnte mich höchstpersönlich davon überzeugen und sogar noch ein Photo knipsen.

Zug im Zug gab es auf der letzten Etappe mit der Regionalbahn nach Darmstadt. Zwar war die Heizung ordentlich aufgedreht, aber an meinem Platz war es so zugig, dass ich beinahe ebenso erfroren in Darmstadt ankam wie ich es heute Morgen verlassen hatte. Einziger Lichtblick: Da die Regionalbahn ein paar Minuten Verspätung hatte, musste ich nicht so lange in der Kälte stehen und auf die Tram warten. Ich hatte heute wahrlich genug gefroren am bisher kältesten Tag in diesem Winter.