Tag 5 - Rentiere und Polarkreis

Die Mücken vom Abend zuvor saßen morgens immer noch auf dem Auto und warteten nur darauf, dass wir herauskamen. Wir hielten uns daher gar nicht lange auf und zogen uns im Camper an. Ich verzichtete auf anständigen Kaffee und machte mir meinen Zaubertrank (so ein 2in1-Pulverzeug) mit kaltem Wasser. Da löst der zwar nicht so gut auf und schmeckt auch nicht so prall, aber egal, Hauptsache Koffein!

Im Auto frühstückten wir dann während der Fahrt. Am Buresjön war es endlich so weit, die ersten Rentiere vor unserem Auto!

Ansonsten ist Schweden die Hölle, zumindest entlang der E45. Es gibt so gut wie keine Rastplätze und die wenigen Parkbuchten sind besetzt von Mücken, Bremsen und sämtlichen Insekten, die scharf auf Blut sind. So langsam kamen wir auch zu der Erkenntnis, dass knallroter Lack vielleicht nicht die beste Idee war. Kaum hielten wir irgendwo an, schwirrten etliche Viecher um den armen Bert herum und setzten sich auf die rotleuchtende Karosserie, das Alu-Hardtop rüsselrümpfend verschmähend.

Pite Älv

Am Rastplatz Ljusselfoss konnten wir unsere Camping-Toilette leeren, Kaffee kochen und Katzenwäsche machen. Es gab warmes Wasser in der Toilettenkabine.

Weiße Folie

In Kåbalis war ich ein wenig verwundert: So viel Schnee da oben auf den Bergen? So hoch waren die nicht und es war ziemlich warm draußen. Wir fuhren kurz von der E45 ab, um uns das näher anzusehen. Dabei stellten wir fest, dass da irgendetwas unter weißer Folie verborgen war. Was das war, konnten wir aber nicht herausfinden.

Daumen

Der Daumen des Herrn Lebensabschnittsgefährten nahm langsam Farbe an. Der war zwar auch noch empfindlich, aber nicht mehr so schmerzhaft wie am Tag zuvor.

Zum Mittagessen waren wir am Polarkreis. Hier begegnete uns auch das erste deutsche Wohnmobil und das kam auch noch aus dem Landkreis Rostock. Die Welt ist klein. Ansonsten waren eigentlich nur Schweden unterwegs. Auch bei denen scheint der Wohnmobil-Hype ausgebrochen zu sein.

In Jokkmokk gingen wir einkaufen. Im Supermarkt waren auch recht viele Ausländer, auch einige Deutsche, die hier Urlaub von Corona-Maßnahmen machten. Mal wieder waren wir die einzigen mit Maske.

Immer geradeaus

Auf Schwedens Straßen begegneten uns bisher sehr viele Radfahrer. Schwer bepackt mit Taschen rechts und links schnaufen die die Berge rauf und runter.

Fenster geöffnet

Auch an diesem Tag fuhren wir wieder mit geöffneten Seitenfenstern, um im Camper zu lüften.

Stellplatz

Wir suchten uns recht früh einen Platz für die Nacht und fanden diesen am Rastplatz Vittangi, unweit der finnischen Grenze. Die wollten wir am nächsten Tag passieren, denn ab dem 28. Juni gelten wir als vollständig geimpft und haben ein gültiges Zertifikat.

Bachstelze

Auf dem Rastplatz waren wir alleine - bis auf eine Bachstelze, die sich fürchterlich über jeden Passanten und auch unseren Camper aufregte. Anscheinend hatte sie irgendwo ihr Nest und wir kamen dem zu nahe. Als wir im Camper verschwunden waren, gab sie Ruhe und ging wieder ihren Tagesgeschäften nach.

Wir räumten nochmal ein wenig um, bauten Schiebetüren im Küchenschrank ein, schraubten die Verkleidung der Camping-Toilette an und schnitten unsere Matratze in drei Teile, damit sie handlicher war. Naja, das meiste davon habe ich halt alleine gemacht, da der Herr Lebensabschnittsgefährte ja teilzeitbehindert ist. Und da es mir jedes Mal schmerzte, wenn ich seinen Daumen im Einsatz sah, verzichtete ich auch gerne auf die Hilfe.

Abendbrot

Zum ersten Mal war es uns jetzt möglich, unseren kleinen Klapptisch fürs Abendbrot zu nutzen. Das schaffte gleich ein wenig mehr Gemütlichkeit. So langsam wird es wohnlich bei uns. Der Platz war außerdem nahezu mückenfrei und in den Toiletten gab es warmes Wasser zum Waschen. Luxus pur an diesem Abend!

Zum Schluss wie immer die Statistik: 413 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren.

413 km