Tag 9 - Von Magerøya nach Nordkinnhalvøya

Morgens räumten wir den Camper auf, kramten die Laptops raus und machten uns mal an die Arbeit mit dem Blog.

Frühstück

Neu bei dieser Reise ist, dass wir beide bloggen. Von mir kommen die Textbeiträge des Reisetagebuchs, garniert mit Photos aus meinem Smartphone, der Herr Lebensabschnittsgefährte postet seine Galerien selbst und nicht mehr als Teil meiner Beiträge.

Wellen auf dem See

Am Morgen ist es immer noch etwas stürmisch. Hier auf der Insel haben wir so ziemlich alles gesehen, was wir sehen wollten.

Auf dem Weg nach Honningsvåg hat Bert dann auch die 5.000 Kilometermarke geknackt.

5.000 km

Einen kurzen Ausflug durch Honningsvåg müssen wir noch machen, den machen wir jedes Mal, wenn wir dort sind. Einmal die Straße rauf, um das Hurtigrutenschiff von der anderen Seite zu sehen und dann die Straße wieder runter. Nicht sonderlich aufregend, ich weiß, aber es gehört für uns einfach dazu. Normalerweise gehen wir auch gerne mal in die Geschäfte, aber auch das verkneifen wir uns bei dieser Reise aus den bekannten Gründen.

Im Hafen auf dem Parkplatz gibt’s auch schon wieder Mittagessen im Camper. Wir haben noch ein wenig Zeit, bis wir aufs Schiff müssen. Hier in Honningsvåg machen die immer die Notfall-Übung, während die Touristen zum Nordkapp und anderen Touristenbespaßungen gekarrt werden. Daher beschlossen wir, noch etwas zu warten und die Seeleute in Ruhe ihre Arbeit machen zu lassen.

Ich weiß gar nicht, ob ich die tragische Geschichte unser Camping-Toilette erwähnt habe. Es handelt sich um eine Trockentrenntoilette. Das erkläre ich jetzt nicht genauer, die Erklärung findet man mit der Suchmaschine seiner Wahl - oder irgendwann im Bert-Ausbau-Blog, der in Planung ist. Das Provisorium jedenfalls zu dieser Toilette besteht aus einem Eimer und einem Urinal. Um es etwas bequemer zu haben, haben wir aus einem der alten Pressspanbretter einen Sitz für den Eimer gesägt und mit Mossgummi beklebt. Leider ist dieser Sitz zwei Tage zuvor unter dem Herrn Lebensabschnittsgefährten zusammengebrochen. Gestern hatten wir ihn versucht zu leimen, aber auch das hat nicht gehalten. So haben wir dann den Rest der Tour das Provisorium im Einsatz. Bekanntlich hält ja nichts so lange wie ein solches …

Wir fahren zum Schiff, der MS Polarlys. Schon in der Nacht kam mir in den Sinn, dass die Mitarbeiterin am Telephon bei der Buchung gar nicht gefragt hat, wie groß unser Auto ist. Und ich beschäftigte mich den Rest der Nacht mit der Hoffnung, dass Berts Außenabmessungen noch im Rahmen liegen würden. Schließlich waren wir hier mit unserem Pickuptruck in bester Gesellschaft.

Was allerdings nicht ins Bild und auch nicht ins Schiff passte, war das überhohe Hardtop. Dies hat eine Höhe von - aufgerundet - 2,25 Metern. Die Durchfahrt zum Parkdeck hat exakt eine Höhe von 2,25 Metern. Uff. Es musste jemand von der Brücke kommen und entscheiden, ob unser Fahrzeug im Vorraum, wo sich auch die Crew aufhält, stehen bleiben darf. Wir hatten Glück, Bert durfte mit.

Wir gingen an Bord und ließen uns kräftig durchpusten. Und der Wind war in der Tat kräftig, er bließ die Gischt auf dem Fjord weit über die Wasseroberfläche. Der Aufenthalt auf diesem Schiff ist kein Vergleich zur TT-Line. Hier wurde das Hygienekonzept eingehalten und von allen Anwesenden ernst genommen. Außerdem waren nicht sonderlich viele Passagiere an Bord. Ich glaube, die Hurtigruten fahren immer noch mit eingeschränkter Kapazität. Ob dies freiwillig oder eher unfreiwillig, weil immer noch nur vollständig geimpfte EU-Europäer einreisen dürfen, weiß ich natürlich nicht.

Wir gingen zu Kaffee und Kuchen über. Es gab Schokoladenkuchen und hoffnungslos überteuertes Wasser. Die Kuchenauswahl entsprach auch nicht ganz dem, was wir von Hurtigrutenschiffen gewohnt waren. Wir gingen davon aus, dass dies auf die wenigen Gäste zurückzuführen sei.

Desinfektionsmittel auf Finnisch: Käsihuuhde

Die finnische Sprache sorgt immer wieder für Heiterkeit. Vielleicht, wenn ich mit Norwegisch klarkomme, lerne ich sie ja irgendwann mal - was eine echte Herausforderung sein soll.

Im Bistro

Später gingen wir eine Runde durchs Schiff. Im Shop kaufte ich mir eine Regenmütze und auf einem der oberen Decks im Café fanden wir zum einen die ganzen Passagiere, zum anderen eine größere Auswahl an Kuchen. Voll war es allerdings auch hier nicht, eher gut besucht. Wir gingen aufs Sonnendeck, wo auch einige Passagiere in der Sonne saßen.

Die Überfahrt dauert etwa zwei Stunden und wir konnten Kjøllefjord bereits sehen. Es war traumhaft schönes Wetter und die See war recht ruhig.

Bert war mittlerweile gewendet worden, die Passagiere parken an Bord nicht selbst ein, und seine Reifen waren mit Bremskeilen gesichert. Er machte sich ganz gut da auf seinem Präsentierteller. Zudem waren wir die ersten, die von Bord fuhren. Dazu muss man übrigens erstmal eine Höhendifferenz mit dem Aufzug überwinden. Unser Auto wäre dann also auch mal Aufzug gefahren. Bert hat schon viel erlebt in seinem jungen Leben.

In Kjøllefjord machten wir nochmal Halt zum Knipsen. Die MS Polarlys fuhr weiter ihres Weges, wir fuhren unseres Weges, zunächst Richtung Süden, nach Dyfjord. Etwas ungewohnt war der Anblick der vielen Bäume und Büsche. Ich stellte fest, dass ich mich an die Abwesenheit selbiger problemloser gewöhnt hatte.

Draußen herrschten 15 °C, Wanderer liefen in kurzen Hosen und mit nacktem Oberkörper herum. Die Bewohner der Finnmark sind schon recht speziell. Übrigens sind die auch grundsätzlich nicht sehr kontaktfreudig Fremden gegenüber, wirken stets etwas mürrisch und eigenbrödlerisch. Ich mag die.

In Dyfjord fanden wir keinen passenden Stellplatz, also fuhren wir zurück Richtung Norden und dann auf die Hauptverkehrsstraße der Halbinsel, die nach Westen führt. Unser nächstes Ziel war Mehamn. Auf dem Weg dorthin, am Ende des Oksfjord fanden wir einen Parkplatz, auf dem wir uns für die Nacht einrichteten.

Rastplatz

Der Herr Lebensabschnittsgefährte hatte einen Migräneanfall und musste sich hinlegen. Ich trank einen Kaffee und schaute aus dem Fenster auf den Fjord. Damit fühlte ich mich ausreichend beschäftigt.

Später gab es nur noch ein schnelles Abendessen, wir bauten das Bett und gingen schlafen. Die Tage hier kommen uns so unglaublich lang und anstrengend vor. So viele tolle Eindrücke, die es zu verarbeiten gibt!

Zum Schluss wie immer die Statistik: 61 Kilometer sind wir an diesem Tag mit dem Auto gefahren.

61 km