Tag 12 - Über Schotterpisten und Umwege zur Varangerhalvøya
Wir waren wieder früh wach, frühstückten, machten uns tageslichttauglich, räumten den Camper auf und zogen los.
- Besuch beim Nachbarn
- Blick auf den Fjord
- Klares Wasser
Zunächst gingen wir noch eine kleine Runde. Wir schauten beim Nachbarn vorbei, der am Tag zuvor mit seinem Aufsitzmäher bei uns vorbeigefahren kam. Augenscheinlich hatte er den mittigen Grünstreifen seiner Grundstückszufahrt gemäht. Die Zufahrten zu den Häusern bestehen hier oftmals lediglich aus einer Fahrspur, die mehr nach landwirtschaftlichem Weg als nach Garangeneinfahrt aussieht. In der gehobeneren Variante handelt es sich um Schotterwege. Ich finde diese Zufahrten schön. Und besser für die Umwelt sind sie allemal.
Als wir zum Auto zurückkamen, lief gerade ein Trupp Rentiere vor unserem Auto vorbei. Scheu, wie sie sind, hauten sie ab, als wir einstiegen.
- Baustelle am Berg
- Bagger mit Spinnenbeinen
- Skjånes
Wir fuhren nach Skjånes, dem Ort am Ende des Hopsfjord - und der Straße. Selbige endet in einer Schotterstraße, die geradewegs auf ein Haus zuführt. Das haben wir natürlich erst bemerkt, als wir um die letzte Ecke bogen und mit unserem Pickup quasi im Vorgarten der Leute standen. Glücklicherweise war genug Platz zum Wenden.
An der Hopskirke stoppten wir kurz und orientierten uns mit Hilfe der Navigationsapps, bevor wir noch einmal Leute belästigten.
Wir drehten noch eine Runde durch den Ort, fanden aber keinen Parkplatz, wo wir Bert für einen Spaziergang abstellen konnten, und fuhren wieder zurück.
- Trockenfisch
- Wasserfall
Wir stoppten zwar noch am Wasserfall in der Bucht vor Skjånes, aber leider kam man nicht zum Wasser herunter. Also fuhren wir die ganze Strecke wieder zurück bis Hopseidet.
- Berge am Hopsfjord
- Rentier auf der Straße
- Am Fjord entlang
Wir stoppten am Ende des Hopsford, wo er fast mit dem Eisfjord zusammenstößt, lediglich getrennt durch den Damm auf dem die 888 entlang führt und die es noch gar nicht so lange gibt. Erst seit 1989 ist die Nordkinnhalvøya ans norwegische Straßennetz angeschlossen. Zuvor waren die Orte im Norden lediglich per Boot oder zu Fuß zu erreichen.
Am Hopseidet gibt es noch eine liebevoll gepflegte Gedenkstätte. Hier haben die Nazis am 6. Mai 1945, zwei Tage vor der Kapitulation Deutschlands, sechs norwegische Zivilisten grundlos erschossen. Die sechs Norweger zwischen 16 und 47 Jahren waren die letzten norwegischen Gefallenen im zweiten Weltkrieg.
Wir gingen noch ein Stück am Strand spazieren. Hier lag einiges an Plastikmüll herum, wovon ich einiges einsammelte. An der Kreuzung zur 888 war ein Parkplatz mit Müllcontainer, wo wir unseren Müll sowieso entsorgen wollten.
- Strandspaziergang
- Müll sammeln
- Altes Boot
Von der 888 führt eine Schotterstraße über das Slettfjellet nach Nervei. Der folgten wir. Und das hatte sich gelohnt, die Landschaft ist atemberaubend!
- Nordkynsvegen
- Slettfjellet
- Gebirgssee
Ich lief einen der Berge am Rand hinauf und machte ein paar Photos von dort oben. Sogar Schmetterlinge gibt es hier oben in dieser Gegend noch, stellte ich dabei mit Erstaunen fest.
- Bert am Berg
- Schmetterling
- Mitten im Nichts
Fun fact: Dort oben hat man Handyempfang. Für jemanden, der in Mecklenburg-Vorpommern wohnt, ist das ziemlich wahnwitzig. Wir dürfen die Stadt nicht verlassen, wenn wir online bleiben wollen.
Zwischendurch versuchten wir, die Drohne zu fliegen, aber der Wind war viel zu stark. Die Videos sind verwackelt, weil die Drohne es kaum geschafft hat, den Wind auszugleichen. So entstand auch dieses Bild, auf dem die Piste viel steiler aussieht, als sie tatsächlich war.
Nachdem wir etwas bergab gefahren waren, änderte sich das Landschaftsbild schlagartig.
Am Ende der Schotterpiste liegt der kleine Ort Nervei. Wir parkten unseren Bert mitten im Ort und liefen ein wenig zu Fuß herum. Die Stille war grandios. Das einzige, was zu hören war, waren die Warnrufe der Austernfischer und Möwen. In Nervei braucht man keinen Wachhund, die Vögel erledigen das. Egal, wo wir entlang gingen, Möwen auf dem Posten und Austernfischer, stets um ihre Jungvögel besorgt, meldeten lauthals unseren Standort. Ansonsten wirkte der Ort total verschlafen und eigentlich so, als wollten wir hier nie wieder weg.
- Viele
- schöne
- Bilder
- aus
- Nervei
Immer wieder faszinierend hier in Norwegen: Das glasklare Wasser in Fjorden, Flüssen und Seen.
Wir fuhren zurück. Wie so viele Nebenstrecken ist auch diese Schotterpiste eine Stichstraße. Zwar beträgt der Weg nur 14 km Luftlinie und etwa das Doppelte an Schotterpiste, aber dennoch braucht man für die Strecke locker eine Stunde. Und wenn man ständig anhält, um Photos zu machen oder einfach nur die Landschaft zu genießen, dauert es unter Umständen auch noch länger.
Zurück auf der 888 fuhren wir Richtung Ifjord und machten eine kurze Rast an einem Aussichtspunkt.
- Ausblick
- am Aussichtspunkt
Und natürlich mussten wir entlang der Strecke noch einige Photostopps einlegen. Die Landschaft ist einfach zu grandios.
- Ausblick
- auf den Fjord
Auf der 98 Richtung Osten machten wir oben auf dem Fjell eine Pause. Dort war viel Wind und dementsprechend wenig Viehzeug, das uns das Blut aus dem Körper saugen will.
Nach der Pause folgten wir der Straße 98 weiter nach Tanabru. Dort überquerten wir die Tanaelva. Im Süden markiert der Fluss die Grenze zwischen Norwegen und Finnland, im Norden mündet die Tana mit der nördlichsten Flussmündung Europas ins Eismeer. Die Tana bru, die Brücke über die Tana, die dem Ort seinen Namen gab, ist die einzige Brücke über den Fluss in Norwegen. Eine zweite Brücke über den insgesamt knapp 350 km langen Fluss gibt es in Finnland. Und blöderweise habe ich es versäumt, von diesem tollen Bauwerk ein Photo zu machen.
- Baustelle
- Straße
- Straße
- Aussicht
Auf der anderen Seite des Flusses nahmen wir die Straße nach Norden. An der Mündung der Tana, am Tanafjord, haben wir einen Stellplatz ausgemacht, den wir aufsuchen wollten.
Auf norwegischen Straßen muss man mit allem rechnen, nicht nur Rentieren und Schafen.
Unser Stellplatz war toll! Weit und breit war quasi nichts, außer jede Menge Strand, der Teil des Naturreservates Tanamunningen ist. Wir beschlossen sofort, dort auch zu bleiben und machten einen kleinen Spaziergang zum Strand.
- Bilder
- vom Strand,
- noch mehr Strand
- und Stellplatz
Später gab es Hotdogs mit Kartoffelbrei zu Abend. Unser Camper-Essen ist meist eher schlicht.
Ein Typ kam zu dem Platz, stellte sein Auto ab und setzte sich mit einem Stuhl auf die schier endlose Sandfläche, um dort mit seiner Drohne zu fliegen. Und noch später, als wir schon im Bett lagen, hörten wir plötzlich Kuhglockengebimmel nicht allzu weit vom Camper entfernt.
Schafe im Gäsemarsch mit Glocken um den Hals trabten in respektvollem Abstand an uns vorbei. Mit diesem Bild schliefen wir dann ein.
Die tägliche Statistik fällt für diesen Tag aus, weil wir vergessen haben, den Tageskilometerzähler zu photographieren und zurückzusetzen. Am nächsten Tag gibt es dann eine Zwei-Tages-Statistik.