Tag 23 - Abgesoffen in Dønnesfjord

Als wir morgens wach wurden, wehte ein leichter Wind. Es gab kaum Insekten, die Lage schien mir ideal, um mal einen Versuch außerhalb des Campers zu starten, mit dem Flaschenaufsatz die Haare zu waschen. Nach dem Kaffee krabbelte ich also an die frische Luft. Kaum war ich draußen, war es plötzlich windstill und von allen Seiten kam Fluginsekten, die sich gierig auf mein Blut stürzen wollten. Ich gab auf, zupfte und wuschelte die Haare so gut es ging zurecht und lief ein wenig herum, um mir die Gegend anzusehen.

Der Herr Lebensabschnittsgefährte war ebenfalls unterwegs zum knipsen und Drohne fliegen.

Auf geht’s!

Nach dem Frühstück fuhren wir Richtung Norden. Natürlich gab es unterwegs viel zu knipsen. Das Wetter war chic und die Aussicht toll. Und Wasserfall geht bekanntlich immer!

Wir erreichten Sørvær.

Velkommen til Sørvær

Das verschlafene 200-Seelen-Nest am Ende der Staße ist total schön, ein Ort, an dem wir uns sogar vorstellen könnten, zu leben. Es gibt einen kleinen Hafen und einen Joker, der den Ort mit allen nötigen Lebensmitteln und ein paar anderen überlebenswichtigen Artikeln versorgt.

Joker

Wir lieben diese kleinen Läden in den Orten an den Rändern der nordischen Welt. Wir gehen da sehr gerne einkaufen, auch wenn alles etwas teurer ist als in den größeren Märkten.

Nach dem Einkaufen nahmen wir unser zweites Frühstück am Wasser ein. Danach fuhren wir wieder zurück. An einer Bucht machten wir Halt, eigentlich um einen Wasserfall und die Aussicht und Adler zu knipsen.

Und dann hat der Herr Lebensabschnittsgefährte Rudi, das Rentier mit der roten Nase entdeckt!

Leider ist das nicht wirklich lustig, das arme Tier hat einen Sonnenbrand auf der Nase. Es war zunächst unten am Wasser unterwegs, da sahen wir die Rentiere oft in diesen Tagen, wenn es so warm war. Als ich etwas näher ging, kam das Tier auf die Straße. Ich war etwas überrascht, denn normalerweise gehen die den Menschen eher aus dem Weg. Es kam ziemlich nah an mich heran, nahm mich in Augenschein und ging dann wieder.

Nach Dønnesfjord

Anschließend fuhren wir die Schotterstraße nach Dønnesfjord. Die Straße ist ziemlich krass, mit vielen tiefen Schlaglöchern. Dementsprechend niedrig war unsere Durchschnittsgeschwindigkeit.

Am Ende angekommen machten wir uns auf die Suche nach einem Stellplatz für die Nacht. Hier wohnt kaum jemand, im Winter ist die Straße zudem unpassierbar. Die meisten Häuser und Hütten hier sind Sommerresidenzen von Norwegern.

Beim zweiten Versuch fanden wir einen ebenen Stellplatz. Der erste wäre zwar schöner gewesen, aber so uneben, dass sitzen und schlafen recht unbequem geworden wären. Wir richteten uns gemütlich, es gab Mittagessen und zum Nachtisch Erdbeeren, die wir bei dem Joker gekauft haben.

Erdbeeren

Allerdings erwies sich der Platz als äußerst windanfällig. Auch hier fiel der berühmt-berüchtigte Satz: “Ob das unsere beste Idee war?” Allerdings bezog der sich noch auf den Wind, der unseren Bert durchrüttelte und für eine gewisse Lautstärke im Camper sorgte.

Irgendwann ließ der Wind nach und Regen tröpfelte aufs Dach. Der Herr Lebensabschnittsgefährte meinte neulich noch, dass er es mag, wenn wir im Camper sitzen und es regnet. Irgendwann ließ der Regen wieder nach und es war windstill. Mücken tanzten vor der Heckklappe herum. Ich freute mich und erklärte das schlechte Wetter für beendet. Ich überlegte sogar, ein wenig am Camper weiter zu basteln, unsere Toilettensituation war immer noch ein wenig unbequem.

Plötzlich kam wieder Wind auf, diesmal von der anderen (Beifahrer-)Seite. Wolken zogen auf. Die Bucht mit den Hütten war schon nicht mehr zu sehen, der Berg gegenüber auch nicht. Und dann öffnete der Himmel seine Schleusen.

Aus der Camperbastelei wurde nichts. Wir beschäftigten uns stattdessen ein wenig mit dem Blog. Ich tippte Texte, der Herr Lebensabschnittsgefährte stellte Bilder für seine Galerien zusammen. Da es an der Stelle kein Internet gab, kamen nur Offline-Tätigkeiten in Frage. Um Tee zu kochen, verließen wir irgendwann unsere komfortablen Sitzplätze und gaben den Blick frei auf das Elend: Unser Bettlaken war nass und das nicht gerade wenig!

Am Fenster auf der Beifahrerseite lief seit mindestens einer halben Stunde das Wasser nur so runter, als würde einer mit einem Schlauch oben auf dem Dach stehen und Bert wässern. Und an irgendeiner Stelle hatten diese Sturzfluten einen Weg ins Innere gefunden!

Hektisch räumten wir erstmal alles auf Seite und sahen im Stauraum unter der Sitzbank nach, um den Schaden zu begutachten. Eines der Bretter der Sitzbänke war ziemlich nass und an einer Stelle war ein wenig Wasser auf den Plunder darunter getröpfelt. Glücklicherweise kein allzu dramatischer Schaden, das darunterliegende Teil hatte einen Plastikdeckel, der die Tropfen aufgefangen hatte.

Dafür war der Kork ziemlich nass an der Stelle, wo das Hardtop und die Ladefläche zusammenkamen. Ich verfluchte den Fahrzeugbauer. Allerdings half das in der aktuellen Situation auch nicht weiter. Wir bewaffneten uns mit hochprofessionellem Werkzeug. Mit Multitool und Nagelschere entfernten wir die Korkverkleidung an der Stelle, wo wir den Haupteintrag von Wasser vermuteten.

An dieser Stelle war das Aluminium rausgeflext. Der Kork und damit indirekt unser Bettzeug hatte direkten Kontakt zum Schaumstoff, der zwischen Ladeflächenkante und Hardtop sitzt. Und an der Stelle hat das Wasser sich einen Weg gesucht und auch gefunden, freundlich aufgesogen vom Bettlaken.

Die Bettlaken waren zu nass, um darauf zu schlafen. Glücklicherweise haben unsere Schaumstoffmatratzen überhaupt kein Wasser aufgenommen. Wir bauten das Bett daher ein wenig um, die breite Matratze, die den Mittelgang abdeckte, legten wir ans Kopfende. Die beiden schmaleren Matratzen dann in die Mitte. So war noch etwas Platz zwischen Matratze und Außenwand. In die Lücke stellten wir die Deckel unserer Plastikboxen, um eine Barriere zwischen der feuchten Kante und unserem Bett zu haben. So konnten wir dann doch noch erstaunlich gut schlafen - auch wenn um uns herum Chaos herrschte.

Zum Schluss wie immer die Statistik: 45 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren - Dank der guten Straßenverhältnisse in 2 Stunden und 13 Minuten.

45 km