Alljährliches Adventsschuppenshoppen

Das darkinchen und ihr Freund waren nicht grundlos an diesem Wochenende mit nach Darmstadt gekommen. Am ersten Wochenende im Dezember findet die Fisch & Reptil in Sindelfingen statt. Und auch wenn das Thema Aquaristik nicht mehr an vorderster Front bei uns steht, so haben wir ja immer noch vier Aquarien und nutzen zudem jede Gelegenheit, zumindest einen Teil der AQ-Lymp-Truppe zu treffen. So auch an diesem Wochenende.

Die Styroporboxen standen schon bereit, um unsere Errungenschaften halbwegs artgerecht temperiert zu transportieren. Ich packte die Kisten jeweils in einen Rucksack, damit wir die nicht den ganzen Tag unter den Arm klemmen mussten. Erst später erfuhr ich, dass es in Sindelfingen auch einen Raum gibt, wo man die leeren Boxen und später auch das gekaufte Zeugs und Getier deponieren kann. Sei's drum, wir machten uns auf den Weg.

Da ich die einzige im Quartett bin, der Eis kratzen nichts ausmacht, betraute ich mich mit dieser Aufgabe, während die anderen frierend im Wagen warteten. Als die Scheiben frei waren, fuhren wir los.

Unser Weg führte uns zuerst nach Alzey, wo wir die Schwäbin einsammelten. Auto fahren in Alzey ist ein bisschen wie Kart fahren: Kurve rechts, Kurve links, bergauf, bergab, Schild umfahren oder umfahren ... Nun ja. Die Gäste quetschten sich zu dritt auf die SUV-Rückbank und wir düsten gen Süden. Wie verabredet waren wir gegen 12 Uhr da, mit leerem Tank und pünktlich zum Mittagessen. Und der Badener war auch schon da.

Leider waren die Schweizer diesmal verhindert, so dass wir "nur" zu sechst waren. Unser Weg führte uns zunächst nach oben auf die Galerie, wo traditionell die Börse untergebracht war. Und von hier oben hat man auch gleich einen guten Blick auf das Messegeschehen insgesamt.

In die Kategorie "Wir kaufen nix" fielen dieses Jahr eine Dreiergruppe Zwergkrallenfrösche für das darkinchen, Ungeziefer und Grünzeug für die Schwäbin und Guppys für uns und den Badener, bei letzterem zusammen mit Grünzeug. Die Guppys gab es nur Mindestmenge fünf Stück. So viele wollte ich aber nicht und so hat der Badener die anderen drei genommen. Wobei ich jetzt nicht sicher bin, ob ich das hier öffentlich machen darf, denn wenn sich herumspricht, dass der Guppys gekauft hat, ist der Ruf ruiniert. ;)

Auf der Suche nach dem richtigen Guppy schob sich mir ein Typ vor die Linse. Ich beugte mich nach links, um an dem Typen vorbei gucken zu können, da machte der einen Schritt nach links. Und gerade, als ich mich genervt abwenden wollte, dachte ich: "Moment, die Frisur kennst du doch!" Unerwarteterweise hatte ich einen Arbeitskollegen des Lebensabschnittsgefährten in der Menschenmenge aufgestöbert. Der hat übrigens nichts mit Fischen zu tun, aber wohl eine Freundin aus der Aquaristik-Szene. Und das ist Grund genug, sich die Schuppen mal in Ruhe anzugucken.

Während des Small-talks gesellt das darkinchen sich dazu und berichtet, dass sie überlegt, sich die Frösche anzuschaffen. Aber sie hat wahrscheinlich nicht mehr genug Bargeld dafür. Blöderweise habe ich zuvor ebenfalls vergessen, Bargeld zu organisieren. Auch beim Lebensabschnittsgefährten gehen die Reserven zur Neige. Der nächste Cashgroup-Bankautomat ist ein gutes Stück von den Messehallen weg. Da trifft es sich gut, dass der Arbeitskollege die Taschen voll davon hat und uns einen zinsfreien Kredit bis zum Wochenanfang gewährt. Peinlich, peinlich ...

Wir gaben das Geld mit vollen Händen aus, kauften Fische und Frösche, Pflanzen und Ungeziefer, Eis und Kaffee. Und zu guter Letzt noch Lebenfutter für unsere schuppigen Freunde, denn dies ist hier in Darmstadt Mangelware.

Während unseres Streifzugs durch die Messehalle begutachteten wir auch die Unmengen von Spinnen- und Käfertieren, die an einem Stand in kleinen quadratischen Plastikboxen feilgeboten wurden. So lange das Getier verpackt ist, macht mir das nichts aus. Und der übergang zwischen "Wie faszinierend, ich muss da hingucken!" und "Igitt, wie eklig, ich kann gar nicht weggucken!" ist fließend. Während ich also über die ganzen Boxen gebeugt immer weiter nach links driftete, packte mich plötzlich irgendjemand am ärmel und zog mich weg, während alle auf mich einredeten. Ich wollte gerade protestieren, da sah ich den Grund für die allgemeine Aufregung:

Oh. Mein. Gott.

Um ein Haar wäre ich gegen dieses Monster gelaufen! Minuten später war meine Gäsehaut aka Erpelpanzer immer noch nicht glatt gebügelt! Das Vieh lief da einfach so frei rum! Also eigentlich lief der nicht, eigentlich saß der da die ganze Zeit fast regungslos und hat gefressen. Und so lange er dies tut, haut er nach Auskunft der Besitzer auch nicht von dort ab. Ich hoffte, der Käfer weiß das auch ...

Ich hatte vor lauter Gefühlsachterbahn auch völlig vergessen, das Tier zu knipsen. Die zwei Bilder da oben hat mir der Badener freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Wir beendeten langsam aber sicher unseren Rundgang und tranken noch alle zusammen einen Kaffee (oder was-auch-immer Nicht-Kaffeetrinker als Alternative nehmen), dann machten wir uns auf den Rückweg.

Getankt hatten wir glücklicherweise noch auf der Hinfahrt, bevor wir auf den Parkplatz gefahren sind. Jetzt hatte ich dazu nämlich wenig Lust und es war auch mehr los auf der Straße, was uns das Wendemanöver erschwert hätte. So konnten wir schnellstmöglich Richtung Autobahn und da Richtung Alzey düsen. Kurz nach Abfahrt knackten wir mit unserem Qashqai, den wir ja in diesem Jahr erst gebraucht erworben haben, die 40.000-Kilometer-Marke.

Wir setzten die Schwäbin in Alzey ab und fuhren weiter nach Hause, wo wir kurz vor 20 Uhr auf die verschlafene, meckernde Katze stießen, die prinzipiell ab 17 Uhr schon dem Hungertod nahe ist - sofern jemand zuhause ist. Katze füttern, Tiere versorgen, Couch. Mit diesem Tag waren wir weitgehendst fertig, für eine Runde Pinball am PC reichte es aber dennoch.

Die Guppys - Tigerendler - sind sehr hübsch, aber noch ein wenig schüchtern, weswegen sie sich nicht knipsen lassen. Daher gibt es hier nur ein Bild ihres neuen Zuhause und eins vom Frosch. Der geneigte Betrachter wird feststellen, dass es nicht ganz einfach ist, in diesem Unterwasserdickicht einen kleinen Fisch zu finden.