E-Mobilität

Neulich konnte man sich bei der ENTEGA im Rahmen einer Studie/Marktforschung um ein Elektro-Auto bewerben, das man dann drei bis vier Tage ausgiebig testen durfte. Wir schrieben dorthin, bekamen ein paar Termine zur Auswahl und entschieden uns für das verlängerte Wochenende im September. Damit es sich auch lohnte, nahmen wir uns für die Zeit frei.

Am Donnerstag konnte der Lebensabschnittsgefährte das Auto abholen. Die Batterie war voll und wir machten uns auf den Weg zu IKEA. Wir hatten für unser 4. Zimmer, das relativ klein ist und nur als Abstellraum für alles Mögliche und quasi begehbarer Kleiderschrank genutzt wird, einen neuen Schrank geplant. Das Zimmer ist etwas über zwei Meter breit und vielleicht fünf Meter lang, also eher ein Schlauch. Hinter der Eingangstür gibt es eine Nische, die sich perfekt für einen Einbauschrank eignet. Das Material dafür wollten wir holen, dazu noch ein paar Regale fürs Wohnzimmer für unsere Bücher und Blu-rays, die über die ganze Wohnung vertreut und teilweise auch auf der Couch lagerten.

Der Lebensabschnittsgefährte kam mit dem Auto zurück und wir fuhren sofort weiter zu IKEA.

Wir bummelten und kauften, wir aßen HotDogs und fragten uns, ob wir wirklich alles ins Auto bekämen. Aber man mag es kaum glauben, das kleine Autochen ist ein regelrechtes Platzwunder. ;)

Ich musste hinter dem Fahrer Platz und die Ladungssicherung übernehmen.

Unser Plan sah vor, das Auto an der Schnellladesäule des nahegelegenen Aldis aufzuladen und in der Zeit gemütlich bei Aldi einzukaufen. Theoretisch sollte das Schnellladen in 45 Minuten erledigt sein.

Leider meldete die Ladesäule aber trotz mehrmaliger Versuche eine Kommunikationsstörung mit dem Auto. Das Auto weigerte sich, den Aldi-Strom aufzunehmen. Die Akkuladung hätte wahrscheinlich nicht bis nach Hause gereicht, zumal wir nicht wussten, wie sich die Zuladung auf den Verbrauch auswirken würde, daher war guter Rat nicht nur teuer, sondern auch von Nöten. Wir konnte ja schlecht mit dem vollbeladenen Auto in Darmstadt bei der ENTEGA anrufen und fragen, ob sie uns von der Autobahn abholen und nach Hause schleppen - aber möglichst mit den Möbeln. Bekanntlich wohnen ja meine Schwiegereltern quasi neben IKEA, und so luden wir uns zu ihnen zum Abendessen ein. In der Garage bei denen ist eine Steckdose, an der wir unser Auto aufladen konnten. Nun geht das ja mit Hausstrom nicht ganz so schnell wie am Schnelllader, aber nach etwa zwei Stunden war der Akku voll genug, dass wir uns ohne Sorge auf den Heimweg machen konnten.

Man muss an dieser Stelle vielleicht erwähnen, dass der i-MiEV schon etwas älter war und grundsätzlich nicht so eine große Reichweite hat. Die Angaben, die wir im Vorfeld dazu gefunden hatten und auch von der ENTEGA so beziffert wurden, lagen bei etwa 90 km. Das war uns natürlich bewusst, als wir unsere Fahrten planten.

Am nächsten Morgen begannen wir, unseren Schrank zu montieren. Dabei stellten wir fest, dass wir ein paar Teile umtauschen und auch dazu kaufen mussten. Also nochmal zu IKEA. Problem war aber der nahezu leere Akku. Uns kam die Idee, Station im Loop5 zu machen. Das Einkaufszentrum liegt auf dem Weg zum IKEA. Wenn wir dort das Auto ganz voll laden würden, würden wir es hin und zurück schaffen, ohne uns mit der Aldi-Ladesäule rumzustreiten oder wieder bei den Schwiegereltern einladen zu müssen.

Gesagt, getan, wir fuhren ins Loop5 und hängten das Auto an den Strom, was dringend nötig war! Als wir dort ankamen, hatten wir noch 9 km Reichweite.

Etwas über zwei Stunden ließen wir unser Auto am Kabel lutschen. Dann hatten wir zu Mittag gegessen und waren gefühlte 20 Runden durch das Einkaufszentrum geschlendert. Allerdings war das Auto dann immer noch nicht voll, da die Ladesäulen im Loop5 nicht besonders leistungsstark sind. Wir beschlossen, in die Innenstadt zurück zu fahren und dort an den Schnellladesäulen den Akku ganz voll zu machen.

In der Darmstädter Innenstadt gibt es zwei Parkplätze an einer Ladesäule, die ausschließlich für Elektroautos zum Zweck des Aufladens reserviert sind. An diesen beiden Ladesäulen sieht man nie Elektroautos stehen. Und seit diesem Tag wissen wir auch, warum. Diese Ladesäulen werden IMMER von ignoranten Autofahrern als gewöhnliche Parkplätze oder von Gewerbetreibenden aller Art als Halte- und Entladebucht missbraucht. Während ich für letztere noch ein wenig Verständnis aufbringen kann, zumindest sie wirklich nur Be- oder Entladen und sich nicht weiter vom Auto entfernen und vor allem wegfahren, wenn ein E-Auto kommt, fehlt mir für die erste Gruppe jedes Verständnis. Man parkt eine Tankstelle nicht zu!

Heute war von jeder Gruppe einer da. Der erste Platz wurde von einem Dauerparker belegt, der zweite von einem Pkw, der gerade entladen wurde. Dieser fuhr auch sofort weg und wir konnten unser Auto vollladen. Dank unserer eher sparsamen Fahrweise war unser Auto der Meinung, dass wir nun eine Reichweite von 111 km hätten. Damit fuhren wir erneut zu IKEA.

Unterwegs hatte ich ein wenig Zeit, die Vor- und Nachteil des elektrisch betriebenen Fahrens im Allgemeinen und dieses Wagens im Besonderen zu notieren. Bei 130 km/h auf der Autobahn wird einem im i-MiEV Angst und Bange. Man spürt jeden Lufthauch von der Seite und wähnt sich schon an der Leitplanke kleben. Aber er fährt sie immerhin. 100 km/h sind mit dem Wagen eine angenehme Reisegeschwindigkeit. Das klingt jetzt natürlich nicht so spektakulär, aber dieses Auto ist ja auch eher für die Stadt konzipiert. Dort ist er auch echt angenehm zu fahren. Mit einem Elektro-Antrieb kommt man auch immer sehr schnell von der Stelle. So mancher Audi-, BMW- oder Golffahrer guckt erstmal dumm, wenn er von der kleinen Kiste an der Ampel stehen gelassen wird. Aber auch unabhängig davon, macht das Fahren mit Elektro-Autos Spaß. Und auch die Ruhe ist wirklich angenehm. Wenn wir alle, die beruflich in den Städten unterwegs sein müssen, wie Paketdienste, städtische Fahrzeuge, Taxis, Pizzalieferanten, Pflegedienst und was-weiß-ich, wer noch alles gewerbsmäßig mittlerweile unsere Innenstädte vollstopft, volldröhnt und luftverpestet, wenn wir die alle auf Strom umstellen würden, hätten wir eine ganze Menge Probleme auf einmal gelöst. Aber genug utopiert, wir waren bei IKEA, tauschten und ergänzten unser Schrankzeugs und fuhren wieder zurück. Wir fuhren noch einen winzigen Umweg zum Supermarkt und dann nach Hause. Die Restreichweite betrug jetzt noch 21 km.

Der Tag klang mit Wein und Schokoküssen vor dem Fernseher aus.

Am nächsten Morgen musste uns der kleine Mitsubishi zu Fressnapf und zum Baumarkt fahren, wir brauchten Katzenstreu und Kleinteile für den Schrankbau. Den ganzen Tag verbrachten wir mit Bauen und Basteln und stellten unseren Schrank fertig. Nachmittags waren wir so weit, es fehlten nur noch die Schwebetüren, die wir erst später besorgen wollen.

Abends fuhren wir erneut in die Stadt, wir hatten zwei Karten fürs Kabarett. Da dies ebenso wie die Schnellladesäulen in der Nähe der Fußgängerzone gelegen war, kombinierten wir das Angenehme mit dem Nützlichen und luden das Auto währenddessen voll. Diesmal war auf Anhieb einer der beiden Plätze frei. Wir liefen zum Theater und genossen den Abend.

Als wir zurück kamen, war die Batterie vollständig aufgeladen. Wir fuhren nach Hause und ließen am nächsten Tag das Auto stehen. Es gab nichts zu erledigen und kein Ziel in der Nähe für Freizeitgestaltung, das uns reizte. Außerdem gab es in der Wohnung noch genug zu tun: Den Schrank und die neuen Regale einräumen und überhaupt Chaosbeseitigung.

Am nächsten Morgen mussten wir unser E-Mobil auch schon wieder zurückgeben. Wir füllten den Fragebogen aus, der ja einer der Hauptgründe für diese Aktion war, überprüften noch einmal das Fahrtenbuch, das wir während der Zeit führen sollten, dann gaben wir das Gefährt wieder ab.

über das Fazit sind wir uns einig: Elektromobilität ist eine tolle Sache und macht Spaß. Beide Elektro-Fahrzeuge, die wir bisher gefahren sind, fahren sich sehr angenehm und es fehlt absolut nichts in Sachen Fahrspaß. Gerade der Kleinwagen ist gegenüber Kleinwagen mit Verbrennungsmotoren im Vorteil, da die Elektromotoren leistungsstärker sind. Allerdings müssen die Voraussetzungen dafür stimmen. Wenn man zuhause nicht die Möglichkeit hat, das Auto aufzuladen, ist man mit einem reinen Elektrofahrzeug schnell verloren. Die Ladesäuleninfrastruktur ist alles andere als ausgereift, auch gibt es zuviele unterschiedliche Systeme sowohl bei den Anschlüssen der Fahrzeuge als auch bei der Ladegeschwindigkeit.

Anschließend gingen wir zu Fuß in die Stadt zurück und gönnten uns noch ein zweites Frühstück, bevor wir uns wieder dem schnöden Alltag widmeten. ;)