Hoch hinaus

It's Friday again, Zeit für Trip Nr. 19! Deutlich merke ich das daran, dass ich morgens den Wunsch versprüre, abends spätestens um 20 Uhr ins Bett zu gehen und zu schlafen. Außerdem regnet es. Es muss also Freitag sein!

Kaffee

Mit einem Coffee to go mache ich mich trotzdem gut gelaunt auf den Weg von Krefeld nach Köln. Dort erreicht mich eine E-Mail der Bahn, dass mein Zug Verspätung hat. Trotzdem fahre ich seit langem mal wieder mit dem IC 2025 weiter, der ja auch auf meiner Fahrkarte angegeben ist, denn ich habe keine Lust auf Diskussionen mit dem Service-Personal vor Ort. Die heutige Verspätung lag in Köln noch bei fünf Minuten, was ja an sich kein Problem ist bei der Erreichung meines Anschlusszuges. Erfahrungsgemäßg erhöht sich die Verspätung allerdings auf der Strecke. Und warum sollte das heute anders sein?

Da man Verspätung nicht aufholt, indem man auf freier Strecke rumsteht, waren es in Bonn dann auch schon knapp 15 Minuten. Der kurz zuvor befragte Zugbegleiter schätzte die Chancen, diese noch einzuholen, als minimal ein. Anschlusszug ade! Und während wir unsere Reise in Schleichfahrt fortsetzen, darf ich mir von zwei Reihen hinter mir Erklärungen anhören, warum Hamburg, Bremen usw. Hansestädte sind und was Hanse überhaupt heißt. Interessanterweise kommt in der Erklärung zu keinem Zeitpunkt etwas von Städtebund, Handel oder sowas vor. Stattdessen geht es nur um Piraten. Pisa ist überall. Da fällt es fast schwer, die Landschaft entlang des Rheins zu genießen.

Mit etwa 12 Minuten Verspätung kamen wir in Mainz an. Natürlich ging ich davon aus, dass mein Anschlusszug, der 11 Minuten nach Eintreffen des IC 2025 abfährt, schon weg war. Umso überraschter war ich, als auf dem Bahnsteig die Durchsage ertönte, dass dieser auf Gleis 8 abfahrbereit stehe. Ich war wohl nicht die einzige, denn sofort liefen einige Leute los, rannten die Treppen rauf und bogen oben angekommen nach rechts ab. Als Herdentier blieb mir nichts anderes übrig als mitzurennen. Im Trab ging es die Treppe zu Gleis 8 hinunter, wo der Zug wie angekündigt stand. Tür auf, Jogger rein, Tür zu. Die Hektik war unbegründet, der Zug stand noch weitere fünf Minuten regungslos auf Gleis 8, bevor er endlich fuhr. Aber immerhin war ich durch diese glückliche Fügung lediglich 15 Minuten zu spät und nicht - wie ursprünglich befürchtet - eine halbe Stunde. Das hob die Laune und ließ den ärger über die Verspätung wieder vergessen.

Am Samstagvormittag haben wir mal wieder einen Kuchen gebacken. Ursprünglich war ja ein Besuch im Schwimmbad geplant, aber bei dem Mistwetter hatte ich darauf gar keine Lust. So verbrachten wir fast den ganzen Tag daheim, gingen zwischendurch nur eben einkaufen und abends arbeitete ich auch noch - der Preis dafür, dass ich freitags so oft früher Feierabend mache. Ein neues Plakat für unsere Veranstaltungen musste entworfen werden und das habe ich jetzt erledigt. Theoretisch mache ich sowas ja gerne, praktisch sieht es allerdings so aus, dass ich Photoshop hasse, weil ich mich damit kaum auskenne. Da bin ich immer froh, wenn ich jemanden an meiner Seite habe, der mir im Notfall - und der tritt ständig ein - weiterhilft. Als mein Kunstwerk endlich fertig ist, ist es auch schon Zeit fürs Bett.

Wieviel schöner war da der Sonntag!

Eigentlich hatten wir ja vor, den Dampftag im Eisenbahnmuseum Kranichstein zu besuchen. Dort gab es auch die Möglichkeit, ein kurzes Stück auf einer Dampflok mitzufahren. Der Haken an der Sache, den wir natürlich erst vor Ort erfuhren: Man muss die komplette Führung mitmachen. Da wir an dieser Führung erst vor wenigen Monaten teilgenommen hatten, hatten wir darauf keine Lust. Außerdem war zwar strahlend blauer Himmel, aber die Temperaturen waren eher winterlich frisch. Keine guten Voraussetzungen für eine einstündige Freiluft-Führung! So fuhren wir unbedampft wieder in die Innenstadt zurück, wo heute verkaufsoffener Sonntag war. Bei der Gelegenheit war auch die Besteigung des Ludwigmonumentes, ein ca. 27 Meter hoher Turm auf dem Darmstädter Luisenplatz, möglich. Genau das Richtige bei diesem Wetter!

Mittlerweile war es Mittagszeit und die Stadt war schon recht voll. Das galt natürlich auch für den Turm. Wir aßen zunächst eine Currywurst und beobachteten die Schlange vor dem Langen Ludwig, die sich aber nur unwesentlich veränderte. So stellten wir uns nach dem Essen ebenfalls dort an.

Ich war nervös. Immerhin bin ich nicht schwindelfrei und haben fürchterliche Höhenangst. Für den Klettergarten im vergangenen Jahr habe ich eigens geübt. Außerdem war ich nur auf zwei leichten und einem mittleren Parcours mit einer maximalen Höhe von sechs Metern. Jetzt sollten da noch einmal 20 Meter dazu kommen. Mit wurde übel und ich hatte während des Wartens noch reichlich Zeit, mich in meine Panik hineinzusteigern. Vor den Angstschweiß hat der Erbauer des Turms aber erst einmal 172 Stufen gesetzt, die Schweiß und Atemnot anderer Art verursachten. Immer im Kreis herum - Türme sind naturgemäß über Wendeltreppen zu besteigen - Stufe um Stufe, unter unzähligen Spinnenweben hindurch ging es keuchend nach oben. Den letzten Atem nimmt einem dann der tolle Ausblick bei diesem wahnsinnig blauen Himmel!

Die ersten Minuten konnte ich mich daran noch erfreuen. Dann stieg unaufhörlich die Panik hoch. Im Gegensatz zur Kirchturmbesteigung letztes Jahr war das hier richtig schlimm! Oben auf dem Turm ist es eng. Nur in den Ecken kann man aneinander vorbei gehen, dazwischen steht man quasi direkt am Abgrund. Noch dazu ist der Boden leicht abfallend, was einem permanent das Gefühl verleiht, nach vorne und somit in die Tiefe zu fallen. Im Boden waren Risse und gesichert ist man durch ein wenig vertrauenserweckendes Eisengitter. Meiner Panik reichte all das, um sich immer weiter in den Vordergrund zu drängeln. Tief durchatmen! Es half nichts, ich musste noch komplett herum. Die Richtung für den Rundgang war vorgegeben, zurück war wegen der Enge nicht möglich. Tapfer versuchte ich mich in den Ecken ein wenig zu erholen, verweilte dort länger und bemühte mich, die engen Stellen möglichst zügig - ans Gitter oder an meinen Freund geklammert, ich weiß es gar nicht mehr so genau - zu passieren, was mir dann auch endlich gelang. Zwischendurch schoss ich sogar noch ein paar Photos, in der Hoffnung, mich damit abzulenken, was anfangs auch gelang. Als ich endlich herum war, stellte ich mich auf die oberste Stufe der Wendeltreppe im Inneren des Turmes, wähnte mich somit in Sicherheit und wartete, bis auch mein Freund genug von der wirklich tollen Aussicht hatte und wir uns dem Abstieg widmeten.

Auf gar keinen Fall nach oben schauen, da sind die Spinnweben! Und bloß nicht stehenbleiben, sonst kommt noch ein Achtbein auf die blödsinnige Idee, sich abzuseilen, um sich die blöden Touristen mal genauer anzusehen. Endlich unten angekommen schwankten wir das gerade Stück zum Ausgang. Eine Wendeltreppe von dieser Höhe ersetzt in dieser Hinsicht ungefähr eine halbe Flasche Vodka. Ich war jedenfalls heilfroh, wieder ebenen Boden unter und Tageslicht über mir zu haben.

Immerhin hat mich diese Aktion vom sonst vorherrschenden Ich-muss-fahren-Feeling abgelenkt. Wieder daheim angekommen, haben wir noch die Bilder durchgesehen, Kuchen gegessen und dann sind wir zum Bahnhof gefahren. Zwar hatte der ICE ab Mainz fast 15 Minuten Verspätung, aber da ein Aufenthalt von fast 30 Minuten in Köln Messe/Deutz vorgesehen war, ist das nicht weiter tragisch gewesen. Immerhin hatte ich trotz allem noch ein wenig Zeit, in Köln Bilder vom Dom zu machen.

In Krefeld hat das darkinchen mich am Bahnhof abgeholt, damit ich keine Fahrkarte für die Straßenbahn kaufen muss. Die Bahnen aus beiden Richtungen treffen sich am Bahnhof, wenn sie fahrplanmäßig fahren. Die Straßenbahn mit dem darkinchen ist ein wenig zu spät, aber "mein" Fahrer wartet freundlicherweise. Ich bin pünktlich daheim. Und in vier Tagen geht es schon wieder los ...