Mit Rad und Boot ans Salzhaff - Teil I
Bekanntlich will der Lebensabschnittsgefährte irgendwann einmal die Strecke Rostock - Frankfurt mit dem Fahrrad zurücklegen. Und dafür müssen wir ihn fit machen. Während der Woche fährt er entweder morgens vor der Arbeit oder nachmittags nach Feierabend kleinere Runden von etwa 15 bis 20 Kilometern. Am Wochenende durfte es dann wieder etwas mehr sein.
An diesem Wochenende entschieden wir uns für einen Ausflug zum Salzhaff. Der Lebensabschnittsgefährte fuhr mit dem Fahrrad dorthin, ich mit dem Auto samt Fahrradträger. Außerdem packten wir die Paddelboote ein. Das Wetter war prima und wir wollten ein wenig auf dem Salzhaff herumpaddeln. Um vorbereitet zu sein, nahmen wir auch noch Zeug für die Nacht mit.
Nachdem alles verstaut war, machten wir uns auf den Weg. Ich war schon ewig nicht mehr aus Rostock raus gefahren. Normalerweise fährt der Lebensabschnittsgefährte immer zuerst, während ich als Beifahrer noch gemütlich einen Kaffee trinken. Und so kam es, dass ich mich schon beinahe verfahren hätte, bevor ich überhaupt aus dem Viertel raus war. In letzter Minute erkannte ich an der Kreuzung, dass ich rechts abbiegen musste, um zur Stadtautobahn zu gelangen. Der Herr Lebensabschnittsgefährte hatte so etwas schon geahnt und stand winkend und grinsend an eben jener Kreuzung.
Den Weg bis zum vereinbarten Treffpunkt schaffte ich ohne Probleme, ich musste ja nur noch von der Stadtautobahn auf die B105 und dort waren wir an einem Rastplatz verabredet.
Während ich wartete, räumte ich das Auto auf, verstaute den Paddelkram und Lebensmittel usw. Irgendwann klingelte mein Smartphone. An dieser Stelle war es für den Radler schier unmöglich, die B105 zu überqueren. Außerdem meinte er, er sei noch fit genug, er könne ohne Pause bis zum Haff durchfahren. Ich wollte ihn beim Davonradeln eigentlich noch knipsen, hatte allerdings meine Kamera nicht griffbereit und das Photo mit dem Smartphone ist eher mäßig geworden und fällt in die Kategorie “Suchbild”. Ich schwöre, er ist im Bild!
Ich räumte alles weg und machte mich wieder auf den Weg. Und dieser Weg führte geradewegs ins absoluten Chaos!
Im Vorfeld hatte sich der Lebensabschnittsgefährte mit Komoot eine Route für die Strecke erstellen lassen, diese als .gpx-Datei heruntergeladen und mir für die Navigation zur Verfügung gestellt. Mit Openstreetmap konnte ich mit diesem .gpx-File navigieren. Und das startete ich nun, bevor ich losfuhr. Kaum war ich auf der B105 fiel mir auch schon auf, dass ich vergessen hatte, die Kamera einzuschalten.
Das ärgerte mich insofern, als dass ich den Herrn Lebensabschnittsgefährten ja eigentlich beim Radeln filmen wollte. Die Aufnahme während der Fahrt zu starten, war ausgeschlossen, weil ich dafür auf dem Smartphone, das wir an Stelle der GoPro auf dieser Tour zum Filmen verwendeten, hätte herumtippen müssen (entsperren, App starten, Aufnahme starten). Da das Smartphone ziemlich weit vorne auf dem Armaturenbrett angebracht ist, ist das für den Fahrer nicht machbar, ohne sich selbst und alle anderen in große Gefahr zu bringen. Die Grundlaune war also schon etwas getrübt.
Sich auf der B105 an dieser Stelle zu verfahren ist selbst für Menschen bar jeglichen Orientierungssinnes wirklich schwierig. Ich folgte dem Straßenverlauf, während die Navigation mir ständig etwas von Abbiegen erzählte - an Stellen, an denen man gar nicht abbiegen kann, oder an Stellen, wo es einfach nur falsch war, wie zum Beispiel in Reddelich. Immerhin haben die ein hübsches Spritzenhaus der Freiwilligen Feuerwehr.
Leider gab es dort aber keine Möglichkeit, anzuhalten und auf das Smartphone zu schauen. So musste ich noch bis zur nächsten Ortschaft fahren, denn das ging mir doch gehörig auf die Nerven.
Die Position, die das Gerät ermittelt hatte, war vollkommen korrekt. Und oberflächlich betrachtet, befanden wir uns auch auf der korrekten Route. Ich änderte in der Einstellung noch das Fortbewegungsmittel von Fahrrad zu Auto und hoffte, damit das Problem gelöst zu haben. Dann startete ich die zuvor vergessene Kamera - den Herrn Lebensabschnittsgefährten hatte ich nämlich noch nicht überholt - und fuhr wieder los. Aber schon an der Ausfahrt vom Parkplatz ging das Gerät mir gehörig auf die Nerven mit seiner Ansage, ich solle doch links abbiegen. Hä?! Von dort kam ich und ich musste definitiv in die andere Richtung, also rechts vom Parkplatz runter.
An dieser Stelle muss ich vielleicht auch einmal erwähnen, dass ich keine brauchbare Auto-Halterung für mein Smartphone besitze und das Gerät mit Magnethalterung an den Lüftungsschlitzen befestigt habe. Das führt dazu, dass der Bildschirm komplett vom Lenkrad des Rangers verdeckt ist. Ich kann also keine Sichtkontrolle der Ansagen machen, sondern muss mich auf das verlassen, was ich höre. Und das, soviel kann ich schon vorweg nehmen, führte mich überall hin, nur nicht ans Salzhaff.
Kurz nach diesem Zwischenstopp fuhr ich übrigens am gerade pausierenden Lebensabschnittsgefährten vorbei. Allerdings stand der unter Bäumen hinter einem Gebüsch auf dem baulich von der Fahrbahn getrennten Radweg, sodass ich ihn wieder nicht im Bild hatte. Wenn man weiß, dass er da steht, kann man die Lenkertasche des Fahrrades erahnen. Die Einfahrt bemerkte ich zu spät, sonst hätte ich angehalten.
Bald darauf sollte ich an einer Ampelkreuzung links abbiegen. An der Kreuzung ist eine Tankstelle und an dieser Tankstelle stand ein Fahrzeug, das offenbar dieselbe Rückfahrkamera hat wie wir. Es ist uns schon öfter passiert, dass im Bildschirm unserer Rückfahrkamera, die wir nachträglich eingebaut haben, plötzlich irgendwelche Bilder von Lkw-Ladungen, Straßenbelag oder auch Pferden im Hänger auftauchen. Jetzt sah ich die Straße und auch sogar Bert an der Ampel stehen. Leider hatte ich keine Möglichkeit, das Bild zu knipsen.
Ich bog also links ab und sollte kurz darauf rechts abbiegen, was ich auch tat. Kaum war ich abgebogen, berechnete die Navigation die Route neu, wie sie laut verkündete. Da ich soeben in eine eher schmale Straße, die nach Anwohnerzufahrt aussieht, abgebogen war,, entschied ich mich zu wenden. Kurz hinter dieser Einmündung (vielleicht 5 - 10 Meter) war nämlich noch eine Straße. Und in die bog ich als nächstes ein, während das Navi die Route neu berechnete, um anschließend zu verkünden, ich solle nun rechts abbiegen. Blöderweise gab es an dieser Stelle kein rechts, sondern nur geradeaus weiterfahren oder links abbiegen, was auch der abknickenden Vorfahrt entsprach. Ich entschied mich für letzteres und das Navi motzte erneut herum.
Mir drohte der Kragen zu platzen. Ich kehrte wieder um. Leider kam die Ansage, ich solle doch links abbiegen, an der abknickenden Vorfahrt so spät, dass ich eine Vollbremsung hätte machen müssen. Da ich nicht alleine auf der Straße unterwegs war, muss ich also wieder an der eigentlichen Route vorbei fahren. Ich hatte genug von den Spielchen und fuhr zurück zu B105.
An der Ampel bei der Tankstelle musste ich erneut warten und versuchte, die Navigation zu beenden. Aber nirgendwo auf dem Bildschirm war ein Button, mit dem ich die Navigation hätte stoppen oder pausieren können. Da die Ampel auf Grün umsprang, hatte ich keine Zeit mehr, danach zu suchen. Ich schaltete kurzerhand das Autoradio ab und meinen Smartphonebildschirm aus. Endlich war Ruhe!
Ich fuhr die B105, wechselte auf die L122 und fuhr und fuhr und fuhr … viel zu weit! Ich war ja nicht zum ersten Mal am Salzhaff, ich kannte die Strecke eigentlich und stellte fest, dass ich mich nun auf eher unbekanntem Terrain befand. Ich weiß allerdings auch nicht mehr, ob ich vielleicht irgendwo falsch abgebogen war. Ich hatte völlig die Orientierung verloren. Da bot es sich an, in eine Dorfstraße abzubiegen, eine Gelegenheit zum Anhalten zu suchen und die Standardnavigation meines Smartphones zu starten.
Nach einer Weile sollte ich rechts abbiegen. Ich fuhr durch ein Wohngebiet mit engen Kopfsteinpflasterstraßen und rasenmähenden Eingeborenen, die mich bzw. Bert beäugten. Unauffällig funktioniert mit diesem Auto nicht. Navi sagte, ich solle rechts abbiegen. Ich wunderte mich und fuhr die nächste enge Wohngebietsstraße. Navi sagte, ich solle rechts abbiegen. Ich war im Kreis gefahren und wütend. An der Kopfsteinpflasterstraße sagte Navi erneut, ich solle rechts abbiegen. Aber das war mir zu blöd und um nichts in der Welt wollte ich noch einmal am rasenmähenden und glotzenden Einwohner vorbei. Also fuhr ich geradeaus und ließ die Strecke neu berechnen.
Von da an ging alles glatt und ich schaffte es tatsächlich, auf dem vereinbarten Parkplatz am Salzhaff anzukommen. Es hätte mich auch nicht weiter gewundert, wenn der Herr Lebensabschnittsgefährte vor mir vor Ort gewesen wäre. Für die Strecke vom ersten Treffpunkt (Parkplatz an der B105) bis zu diesem Parkplatz benötigt man normalerweise 28 Minuten laut Navigation. Ich benötigte unglaubliche 70 Minuten!
Ich zog einen Parkschein und machte es mir im Camper gemütlich. Es dauerte auch nicht lange, bis der Lebensabschnittsgefährte eintraf. Und dann machten wir uns erst einmal etwas zu essen, was der Mann sich redlich verdient hatte. 48,71 Kilometer war er geradelt.
Auf der Karte sehen unsere Strecken so aus, wobei die blaue Linie die Fahrradstrecke und die rote Linie meine Irrfahrt darstellen:
Der Herr Lebensabschnittsgefährte hatte die GoPro dabei, die jede Minute ein Photo gemacht hat. Daraus hat er eine Galerie zusammengestellt:
Wir hatten vor, am Nachmittag noch ein wenig auf dem Salzhaff zu paddeln, die erste Paddeltour des Jahres sollte das werden. Aber zwei Dinge zogen auf, die den Plan zu vereiteln drohten: Wind und Kopfschmerzen.
Unsere Kajaks sind bekanntlich Hybrid-Faltboote: Kielstange, Steven und Spanten sind aus Aluminium, die Bootshaut ist aus PVC, für Form und Auftrieb sorgen Luftschläuche beidseits. Diese Boote sind keine Rennboote und machen das Paddeln bei Wind und Wellen etwas anstregend, weswegen wir bevorzugt Schönwetterpaddler sind.
Der Lebensabschnittsgefährte begann damit eines der Boote aufzubauen und stellte fest, dass seine Kopfschmerzen dabei stärker wurden. Und auch der wurde Wind stärker. So brachen wir die Aktion wieder ab und packten alles ein. Auf die Suche nach einem Camping- bzw. Übernachtungsplatz hatten wir keine Lust, außerdem waren wir ziemlich fertig, weswegen wir kurzentschlossen zurück nach Hause fuhren und beschlossen, am nächsten Tag zum Paddeln wiederzukommen. Da war die Wettervorhersage auch besser.
Die Statistik von Bert darf natürlich nicht fehlen: