Von Mandø nach Hanstholm

Bei Ebbe fahren wir durchs Watt auf die Insel Mandø, wir besuchen die Kammerschleuse und das Vogelreservat Tipperne, bauen einen neuen Lüfter ein und fahren bis nach Hanstholm.

Tag 5: Mandø, Kammerslusen und Lüftereinbau

Sonntag, 20. Oktober 2024

Gestern Abend kamen hier Fahrzeuge an und parkten ziemlich lange. Die sind wohl rüber gefahren, als heute Nacht Ebbe war. Wir wollten lieber warten, bis es hell ist und wir auch sehen, wohin wir fahren.

Heute Morgen kommen zwei Autos ziemlich früh angefahren, ein Pickup und ein Pkw. Der Pickup ist verschwunden, der Pkw steht dort, wo gestern Nachmittag das Wasser stand, und macht da irgendetwas, vielleicht filmen oder photographieren, wir können das im diffusen Licht und durch die dreckigen Scheiben nicht so gut erkennen.

Ansonsten checken wir regelmäßig die Webseite der dänischen Meteorologen, um den Wasserstand zu beobachten. Laut Webseite der Insel Mandø ist es ab 50 cm Wasserstand sicher zu fahren. Vermutlich können wir mit unserer Wattiefe auch viel früher fahren, aber wir wollen nichts riskieren.

Wir können los. Der Herr Lebensabschnittsgefährte fährt, ich knipse und filme. Ich sehe und knipse - soweit es mir gelingt - Möwen, Eiderenten, Große Brachvögel, kleinere Watvögel, Silberreiher und Austernfischer natürlich. Ich habe kein Teleobjektiv drauf, daher sind meine Photos nicht sehr toll.

Der Weg besteht größtenteils aus Kies, was es ziemlich laut macht, dort zu fahren. Es war auf jeden Fall spannend und damit wir bessere Photos haben, beschließen wir, dass ich auf der Rückfahrt fahre und der Herr Lebensabschnittsgefährte knipst. Aber jetzt sind wir erstmal auf der Insel. Die Straße geht noch ein Stück geradeaus und dann über den Deich.

Direkt hinter dem Deich ist ein Parkplatz, da stellen wir unser Auto ab. Dann gehen wir am Deich entlang spazieren.

Auf dem Weg ist ein Austernfischer unterwegs, der sich ein wenig von uns gestört fühlt und wegfliegt. Auf den Wiesen tummeln sich Graugänse und Kühe.

Es geht lausig kalter Wind, wir kehren daher nach einer Weile um. Eigentlich hatten wir vor bis zur Schleuse laufen, aber wegen des kalten Windes entscheiden wir jetzt, mit dem Auto dorthin zu fahren.

Mich treibt ja die Sorge um, dass die Flut kommt, weswegen wir überlegen und diskutieren, was wir auf der Insel machen wollen und sollen. Eine Idee ist, hier zu übernachten. Das finden wir eigentlich beide recht reizvoll, aber nach einem Blick auf die Karte habe ich Bedenken, ob wir es dann überhaupt ganz bis in den Norden schaffen, wenn wir uns noch mehr ansehen wollen. Also kürzen wir die Sache etwas ab, wollen einmal um die Insel herum fahren und dann wieder zurück aufs Festland.

Ein Stopp an der Schleuse ist aber natürlich noch drin. Dort werden wir von ein paar Kühen begrüßt.

Die Store Rende darf hier den Deich passieren. Im Watt sind zwei Leute mit ihrem Hund unterwegs und pflegen die Lahnung, der helle Hund hat Spaß im Watt und vermutlich ein tolles Hundeleben.

Bei unserer Inselumrundung fahren wir die Südhälfte am Deich entlang und dann mitten durch zurück. Gefühlt wohnen auf der Insel mehr Kühe als Menschen. Der Eindruck kann aber auch dem Wetter geschuldet sein, das Menschen eher in die Häuser treibt.

Zurück über den Låningsvej fahre ich, damit der Mann knipsen kann. Wir lassen uns viel Zeit. Der Herr Lebensabschnittsgefährte muss schließlich seine neue Kamera auf Herz und Nieren überprüfen. Das Knipsen macht ihm damit noch viel mehr Spaß als mit dem Vorgängermodell.

Beim Bestimmen der Vögel bin ich teils sehr unsicher. Aber ich denke, das meiste kommt hin.

Wenn man selbst nicht mit dem Auto da ist oder nicht durchs Watt fahren möchte, kommt man auch mit dem Mandø Traktorbus auf die Insel. Zumindest während der Hauptsaison werden damit Touristen durchs Watt gekarrt.

Unsere nächstes Ziel ist die Kammerschleuse, auf Dänisch Kammersluse an der Mündung der Ribe Å.

Um zur Schleuse zu gelangen, müssen wir einen Umweg fahren, da die Brücke über den Fluss nur bis zwei Tonnen Gewicht zugelassen ist. Unser Fahrzeug wiegt mit uns, unserem Gepäck und Zeug 2,6 t. Daher fahren wir direkt von der Nordseite an die Schleuse heran.

Die Schleuse wurde 1912 gebaut und schließt bei Flut, öffnet bei Ebbe, was automatisch funktioniert.

Und die Schleuse ist ein krasses Training für Leute mit Höhenangst - wie mich. Beim Gang über’s Schleusentor war mir schon ein wenig mulmig. Anschließend die Treppe hinunter bin ich nicht gegangen, ich habe lieber die Rampe genommen. Und über die Brücke mit dem Gitterboden musste ich dann ja auch noch. Puh.

Die schmale Treppe mit dem Geländer nur auf einer Seite habe ich nicht geknipst, das war der Herr Lebensabschnittsgefährte.

Nachdem ich dieses Abenteuer nun überlebt habe, haben wir Hunger. Wir fahren noch ein Stück am Deich entlang, bis wir einen kleinen Parkplatz finden, wo wir uns hinstellen können.

Nach dem Essen und dem kurzen Spaziergang auf den Deich (da oben kamen wir nicht weiter), bauen wir noch eben den Lüfter ein. Der Superleise Edellüfter passt natürlich nicht in die Bohrungen, aber wir haben ja zwei bestellt, einen wie den vorherigen. Den bauen wir jetzt ein - zusammen mit Gitter, damit ich ihn nicht mehr zerstören kann.

Noch ein Funktionstest, alles fein, dann geht’s weiter.

Wir fahren um Esbjerg herum, auf Stadtverkehr haben wir keine Lust. Dabei verchecken wir völlig, dass hinter Esbjerg der westliches Punkt Dänemarks ist. Da wir ganz gerne mal geographische Extrempunkte auf unseren Reisen aufsuchen, ärgert mich das im Nachhinein ein bisschen. Aber was soll’s, dann müssen wir halt nochmal dort hin.

Wir fahren bis Nymindegab und stellen uns dort auf einen Parkplatz in den Dünen. Es ist ziemlich windig und regnerisch und wir sind müde. Den Spaziergang zum Strand verschieben wir daher auf morgen.

133 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren, der Kartenausschnitt ist am Ende des Beitrags.

Tag 6: Nymindegab, Tipperne und Hanstholm

Montag, 21. Oktober 2024

Nachts kam einer langsam auf den Parkplatz gefahren, stellte sein Auto nahe unserem ab. Gruselig. Irgendwann steigt er aus, öffnet auch die hintere Tür. Dann höre ich jemanden weggehen. Kommt nach 5 oder 10 Minuten wieder. Setzt sich ins Auto und startet den Motor und steht da noch etliche Minuten mit laufendem Motor. Dann haut er wieder ab. Locals machen creepy Sachen, das haben wir schon öfter festgestellt.

Der Morgen ist okay. Das Wetter könnte besser sein, aber wir hatten auch schon schlechteres. Wir gehen erst einmal an den Strand.

Der Sand durch die Dünen ist mit Heu belegt. Das macht das Laufen deutlich einfacher. Sobald wir oben ankommen, frischt der Wind erwartungsgemäß nochmal ordentlich auf.

Am Strand pustet der Wind ganz ordentlich, allzu lange halten wir uns hier nicht auf. Aber die Wellen sind schon ganz chic.

Ordentlich durchgelüftet klettern wir über die Dünen zurück Richtung Parkplatz.

Zwischen dem Parkplatz und der Straße stehen etliche Baustellenfahrzeuge, die gestern Nachmittag schon da waren. Während wir im Camper unser zweites Frühstück zu uns nehmen, schalten die alle ihr Blinklicht ein, kurz vor uns setzen sie sich in Bewegung. Links von der Parkplatzeinfahrt richten sie eine Baustelle ein. Wir müssen rechts herum. Glück gehabt.

Wir fahren auf die Halbinsel Tipperne, in ein Vogelschutzgebiet nicht allzu weit von unserem Schlafplatz entfernt. Die Halbinsel liegt im Ringkøbing Fjord. Wobei so ein dänsicher Fjord optisch so gar keine Ähnlichkeit mit norwegischen Fjorden hat.

Nach einigen Minuten Fahrt sind wir an der Zufahrt zum Naturreservat. Dieses ist von von März bis July nur an bestimmten Tagen und von August bis Oktober die ganze Woche geöffnet aber von Anfang November bis Ende Februar wie auch nachts komplett gesperrt. Man darf nicht zu Fuß hinlaufen und nicht mit dem Fahrrad hinfahren. Am Weg darf man nicht aus dem Auto aussteigen. Hunde sind auf Tipperne verboten und die Drohne zu fliegen natürlich auch.

Außer uns ist niemand im Vogelschutzgebiet, wir sind ganz alleine. Allzu viele Besucher scheinen sich ohnehin nicht hierher zu verirren, der Parkplatz ist eher klein.

Der Herr Lebensabschnittsgefährte geht auf den Beobachtungsturm hinauf, ich begnüge mich damit, das Haus und den Turm zu knipsen und mir anschließend seine Photos anzuschauen.

Es gibt einen Rundweg, auf dem man durch das Gebiet laufen darf. Den gehen wir entlang. der Weg mündet in einen Trampelpfad.

An einer Stelle wird es zu nass, wir kommen nicht weiter. Die Gummistiefel liegen natürlich trocken im Auto. Wir kehren um und gehen wieder zurück. Vögel sind eh kaum da und die Landschaft verändert sich nicht, daher reicht der Spaziergang auch so aus.

Der Herr Lebensabschnittsgefährte geht noch zur Vogelbeobachtungshütte. In der kann man sich mit guter Kameraausrüstung verstecken, um die Vögel zu knipsen - so denn welche da sind.

Dies ist sicherlich ein lohnendes Ziel, um im Frühjahr noch einmal wiederzukommen.

Wir fahren zurück und dann weiter an der Küste entlang Richtung Norden.

Fast alle Autos, die uns entgegenkommen, haben deutsche Kennzeichen. Natürlich sind wir die nicht einzigen Urlauber, aber hier sind ja nur Deutsche. Ich habe noch nie verstanden, warum die sich im Urlaub immer zusammenrotten müssen. Da kann ich auch bei uns an der Ostsee bleiben. Es ist doch viel spannender, unterwegs auch mal Einheimische kennenzulernen.

Wir suchen uns einen Platz fürs Mittagessen, den wir zufällig und ein wenig versteckt neben der Straße entdecken.

Nach dem Essen klettern wir den Hügel hinauf, neben dem wir stehen, und ich knipse die Landschaft um uns herum.

Damit wir es auf der Tour auch noch bis ganz in den Norden schaffen, müssen wir noch ein bisschen Strecke machen.

In Hvide Sande gehen wir einkaufen, Brot und Kuchen werden knapp. Im Supermarkt sind auch nur Deutsche. Und erstaunlicherweise glotzt keiner blöd, weil wir Masken tragen.

Über den Thyborøn Kanal setzen wir mit der Fähre über. Vorher verfahren wir uns allerdings im Hafen noch etwas.

Unser Ziel ist Hanstholm. Das ist an dem Punkt Dänemarks, wo die Westküste nach Osten wegknickt. Da habe ich einen Parkplatz im Hafen ausgemacht, auf dem wir übernachten wollen.

Eigentlich stehe ich nicht so gerne in der Nähe von Windrädern, die sind nämlich ganz schön laut. Aber jetzt laufen der Lüfter, der Kühlschrank und die Heizung, außerdem pfeift der Wind ums Auto und das Rauschen der Nordsee hören wir ebenfalls. Das Windrad, das unweit unseres Autos steht, fällt da überhaupt nicht auf. Der Platz ist an einem Surfspot und es ist ein toller Platz.

196 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren, der Kartenausschnitt ist am Ende des Beitrags.

Video

Unterwegs haben wir gefilmt, ich habe dazu was gesabbelt und der Herr Lebensabschnittsgefährte hat zusammengeschnitten. Das ist das Ergebnis:

Karte mit GPX-Track

Auf der Karte sieht die Strecke von Mandø nach Hanstholm so aus: