Hanstholm - Grenen - Råbjerg Mile
Wir haben zwei wirklich schöne Tage im Norden Dänemarks verbracht, tolle alte Boote gesehen, wir waren wo Nord- und Ostsee prallen aufeinander, wir durften bei einer Vogelberingung zusehen und wir sind auf einer riesigen Wanderdüne rumgelaufen.
Tag 7: Über Slettestrand nach Grenen
Dienstag, 22. Oktober 2024
Trotz - oder vielleicht wegen lauter Nordsee, rauschendem Wind und lärmendem Windrad haben wir hervorragend geschlafen.
Die Sonne ist endlich über den Horizont geklettert und wir krabbeln aus dem Camper, die See besuchen.
Der Strand ist hier am Beginn des Skagerraks steinig und der Wellengang ganz spannend. Wir knipsen etliche Photos von der Brandung und der hochspritzenden Gischt. Dann gehen wir ein Stück am Wasser entlang spazieren. Am Strand liegt ein Teerklumpen. Da ist wohl mal Öl ins Wasser “geraten”.
Wir fahren durchs alpine Norddänemark mit Bergen von über 50 Metern Höhe und es gibt sogar einen mit 72 m Höhe.
Dann sind wir in Slettestrand. Und eigentlich haben wir uns verfahren, weil wir vergessen haben abzubiegen. Allerdings bin ich dann ziemlich froh darüber, denn wir haben einen wirklich tollen Strand gefunden.
Das Smartphone des Herrn Lebensabschnittsgefährten meldet sich, etwas Berufliches und der Mann ruft zurück. In der Zwischenzeit gehe ich an diesem tollen Strand spazieren.
Es sind kaum Menschen am Strand, der Himmel ist blau, es ist einfach toll.
An einem der Boote steht eine Leiter und ich klettere mal hinauf, um kurz an Bord zu gucken.
Am Ende meines Spaziergangs, der Mann telephoniert anscheinend immer noch, komme ich bei der Werft und einem weiteren Gebäude vorbei. Am Gebäude ist ein Zettel angebracht, dass diese Art des Schiffsbaus zum Immateriellen Kulturerbe von der UNESCO ernannt wurde.
Der Herr Lebensabschnittsgefährte ist endlich fertig mit seinem Telephonat, wir können weiterfahren. Auf einen Strandspaziergang hat er jetzt keine Lust mehr.
Durch hübsche Herbstfarben fahren wir bis zu einem Parkplatz, den wir für unser Mittagessen ausgesucht haben. Als ich die Heckklappe öffne, um beim Kochen zu lüften, erklingen Maschinengewehrsalven aus der Ferne. Der Parkplatz liegt an einem Naturschutzgebiet, hinter dem ein Militärgelände ist. Da finden wohl gerade Übungen statt. Ich muss an die Kriege in der Ukraine und im nahen Osten denken.
Später kommt ein riesiger Lkw und will auf dem Parkplatz Sand abladen. Wir stellen schnell alles in Sicherheit auf den Boden, ich bleibe hinten sitzen, der Herr Lebensabschnittsgefährte fährt das Auto an den Rand, wo wir den Lkw nicht stören. Nach diesem insgesamt etwas unruhigen Mittagessen fahren wir weiter Richtung Norden.
Wir sind an einem Etappenziel bzw. Wendepunkt angekommen: auf dem Parkplatz nördlich von Skagen, von wo aus man nach Grenen laufen kann. Hier ist der nördlichste Punkt Dänemarks und weiter nördlich von hier gibt es nur noch Meer. Ab jetzt fahren wir also wieder südwärts. Leider.
Aber erst einmal fahren wir gar nicht, erst einmal bleiben wir über Nacht hier. Dafür ist ein Teil des Parkplatzes für Wohnmobile freigegeben. Autark sollte man allerdings sein. Da wir uns aber zwischen den Wohnmobilen immer etwas verloren vorkommen und jetzt außerhalb der Saison nicht so viel los ist, stellen wir uns auf den hintersten Teil des Parkplatzes.
Und dann gehen wir spazieren. Unser Weg führt uns zur Ostsee, die haben wir ja schon seit einer Woche nicht mehr gesehen. Unglaublich viele Frachtschiffe liegen vor der Küste. Oder fahren die alle? Das ist schwer zu erkennen, jedenfalls sind es viele.
Wenn man nach Norden guckt, kann man schon sehen, wo die Nordsee und die Ostsee, also das Skagerrak und das Kattegat aufeinander treffen. Dort brechen ziemlich viele Wellen.
Ganz bis zur Nordspitze gehen wir nicht mehr. Da sind ziemlich viele Leute, so dass wir beschließen, dort lieber morgen früh hinzugehen.
Bei unserem Spaziergang am Strand entlang, habe ich einen neuen Ein-Stein entdeckt. Dieser Ein-Stein ist wunderschön und wandert direkt in meine Hosentasche. Er sieht aus wie ein Herz und fühlt sich gut an.
Die Sonne verschwindet langsam hinter den Büschen. Wir trinken Tee und spielen Karten. Hier auf dem hinteren Teil des Parkplatzes ist nichts los. Außer uns steht noch ein dänisches Wohnmobil hier, ansonsten verirrt sich keiner hier her.
198 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren, der Kartenausschnitt ist am Ende des Beitrages.
Tag 8: Nord- und Ostsee, Vogelberingung und Wanderdüne
Mittwoch, 23. Oktober 2024
Nach einer wirklich angenehmen Nacht wachen wir relativ früh auf und machen uns bereit für den Tag. Um kurz vor halb Neun klettern wir aus dem Camper, die Sonne klettert gerade über die Dünen.
Wir gehen zu Fuß den langen Weg an der Ostsee entlang bis zur Nordpsitze. Es sind schon erstaunlich viele Leute unterwegs um diese Uhrzeit.
Und als wir an der Nordspitze ankommen, ist auch schon der erste Sandormen da. In diesen von Treckern gezogenen Anhängern werden im 10-Minuten-Takt lauffaule Touristen bis zu der Stelle gekarrt, wo die beiden Meere sich treffen. So auch heute Morgen.
Nach ihrer Ankunft knubbeln sich die Leute alle auf derselben Stelle. Ich lasse sie erstmal knipsen und so und laufe ein Stück an der Nordsee entlang. Als sich die Meute beruhigt hat, gehe ich zurück zur Nordspitze.
Es sieht - vor allem bei diesem Wellengang - wirklich sehr beeindruckend aus! Und es ist ein tolles Gefühl, jetzt hier zu stehen. Es ist übrigens mein Geburtstag und ich finde, das ist genau der richtige Ort dafür. Und dann kommt zu unserer Überraschung auch noch einer aus der See gerobbt, um mir zu gratulieren!
Ich mach mir nicht viel aus meinem Geburtstag, aber das ist doch ganz nett. Der Mann knipst dann sogar noch einen Basstölpel.
Den Weg zurück gehen wir quer durch die Dünen. Teilweise ist es etwas laut, weil die Trecker auch diesen Weg nutzen.
In der Mitte etwa gibt es einen Vogelbeobachtungspunkt. Zwar versprechen wir uns nicht allzu viel davon, so viele Vögel gibt es hier derzeit nicht zu beobachten, aber da wir nun schon einmal hier sind, gehen wir da auch hin.
Am Vogelbeobachtungspunkt sind irgendwelche Leute, weswegen wir am Rand stehenbleiben und gerade wieder überlegen, zu gehen, als uns einer der drei anspricht und fragt, ob wir hier seien, um Vögel zu beobachten. Wir bestätigen dies und er erklärt uns, dass sie Ornithologen sind und hier Vögel beringen würden und wenn wir etwas Zeit hätten, dann könnten wir gerne zuschauen, wenn wir Lust dazu hätten.
Und ob wir Lust dazu haben! Zwei der drei machen sich auf den Weg, die Fangnetze zu kontrollieren, und kommen nach etwa 10 Minuten zurück mit ins gesamt vier Vögeln.
Die Vögel werden beringt, begutachtet, Geschlecht bestimmt, Fettmenge bestimmt, Gesamtzustand usw. Dann werden sie noch gemessen und gewogen, bevor sie wieder in die Freiheit entlassen werden.
Zuerst wird ein Wintergoldhähnchen beringt. Das lässt alles mit stoischer Ruhe über sich ergehen.
Als nächstes ist eine junge männliche Amsel dran. Beringt ist der kleine Kerl schon, die Prozedur scheint ihm nicht geheuer.
Auch der junge Kohlmeiserich ist bereits beringt.
Zuletzt wird ein Buchfink aus dem Beutel gezogen. Das ist ein ganz schön angriffslustiges Kerlchen, der selbst beim Freilassen noch den Schnabel aufreißt und um sich beißen will.
Wir sind ziemlich begeistert, dass wir das miterleben dürfen. Und ich finde das ein ziemlich feines Geburtstagsgeschenk.
Zurück am Auto gibt’s nochmal ein zweites Frühstück und dann geht’s weiter zur Råbjerg Mile, einer Wanderdüne, die quer durch Dänemark von der Nord- zur Ostsee wandert.
Wenigstens erklärt hier in Dänemark mal jemand den Autofahrern, wie diese Fahrradstreifen funktionieren. In Deutschland scheinen viele das nicht zu wissen. Und bei einigen habe ich sogar den Eindruck, dass die aus Fleiß besonders weit rechts fahren, wenn da so ein Streifen ist.
Vom Parkplatz aus geht es durch typische Dünen auf Sandwegen bergauf. Es gibt weiter vorne auch einen Hauptweg, aber auf den hatten wir keine Lust.
Oh WOW, so viel Sand! Und ziemlich viel Wind ging. Der Wind malt tolle Strukturen in den Sand, der Herr Lebensabschnittsgefährte hat einige davon geknipst, hier mal zwei Bilder.
Wir laufen eine ganze Weile auf dem Sand herum, bis uns der Wind zu kalt wird. Das ist schon ein besonderer Ort, dieser riesige Sandspielplatz mitten in der Landschaft zwischen zwei Meeren. Und so ganz anders als die beiden Wanderdünen, auf denen wir bisher waren (Stixer Wanderdüne und die Wanderdünen auf der Kurischen Nehrung).
Auf dem Rückweg zum Auto versuche ich mich wieder mal an der Makro-Knipserei. Ich glaube, das sind Flechten, was ich da knipse.
Zurück am Auto muss ich den Sand aus meinen Schuhen und Socken leeren. Da kam einiges zusammen, was das Laufen nicht angenehmer macht.
Wir fahren weiter bis kurz vor Fredrikshavn. Dort auf einem Parkplatz gibt es erst einmal Mittagessen.
Anschließend gehen wir noch etwas spazieren. Zwischen Schilf und Wiesen führt ein Weg entlang. Hier sieht es ähnlich aus wie bei uns zuhause. Ostsee halt.
Nach diesem Verdauungsspaziergang fahren wir weiter Richtung Süden, ein Stück auf einer Autobahn, ein Stück durch herbstliche Bäume und dann mit einer Fähre.
Als wir auf die Fähre warten bzw. darauf, dass die Schranken hochgehen und wir losfahren können, fährt das Fahrzeug vor uns plötzlich los. Die Schranke ist aber noch zu - und jetzt verbogen bzw. verdreht. Der Fahrer bespricht irgendetwas mit einem der Leute von der Fähre und dreht die Schranke wieder in ihre Position zurück. Danach öffnet sie sich.
Direkt auf der anderen Seite des Langerak, wie das Gewässer heißt, das wir gerade überquert haben, ist ein Parkplatz, der in der App auch als Stellplatz für die Nacht empfohlen ist. Und den steuern wir an.
Die Fähre fährt praktisch die ganze Zeit hin und her. Aber allzu viel ist nicht los, wir haben durchaus unsere Ruhe auf dem Stellplatz und das Geräusch der Fähre stört kaum.
Direkt hinter unserem Auto ist das Wasser und hinter dem Wasser geht die Sonne unter. Wir sitzen im Sonnenuntergang, die Kamera macht ein Zeitraffer (im Video zu sehen) und spielen. Später im Dunkeln muss ich nochmal die Fähre knipsen. Dann ist es gut mit diesem Tag. Er war gar nicht so schlecht.
111 Kilometer sind wir heute gefahren, der Kartenausschnitt folgt im Anschluss.
Video
Wir haben auch hier wieder gefilmt, ich habe dazu was gesabbelt und der Herr Lebensabschnittsgefährte hat zusammengeschnitten. Das ist das Ergebnis:
Karte mit GPX-Track
Auf der Karte sieht unser Trip im Norden Dänemarks so aus: