Entlang der Ostküste zurück nach Deutschland

Wir fahren zum höchsten und zum östlichsten Punkt Dänemarks, besuchen noch ein paar tolle Ostseestrände und verbringen die letzte Nacht dieser Tour wieder am Nord-Ostsee-Kanal.

Tag 9: Der östlichste und der höchste Punkt des dänischen Festlandes

Donnerstag, 24. Oktober 2024

Wir haben nicht besonders gut geschlafen, viel wach gelegen. Daher sind wir etwas müde heute Morgen.

Eigentlich wäre heute ein Tag, an dem man nichts macht, an dem man irgendwo, wo es schön und ruhig ist, stehenbleibt, Eindrücke verarbeitet, Bilder sortiert, Blogbeiträge anfängt, solche Dinge. Aber bei nur einer Woche haben wir dafür nicht die Zeit. Würden wir das jetzt tun, würden wir den Rest der Strecke nur noch fahren, fahren, fahren.

Auf dem Gewässer hinter unserem Camper ist die Holle los. Etliche Enten paddeln dort herum, gerne größere Gruppen von Erpeln hinter ein oder zwei Weibchen her. Und dann sind auch Graureiher da. Drei Stück streiten sich um die besten Plätze, um aufs Wasser zu starren. Allerdings kann man nie mehr als zwei ablichten, weil einer ständig abhaut und irgendwann wiederkommt. Später gesellt sich noch ein Silberreiher dazu, hat aber nicht viel zu melden und fliegt wieder weg.

Als wir gerade loswollen, kommt ein Lkw angefahren. Zunächst dachte ich, der will hier vielleicht eine Frühstückspause machen, aber dann kommt ein Trecker mit Hänger und es werden Kälber vom Hänger auf den Lkw verladen. Ich befürchte, die haben heute ihren letzten Tag.

Am Wegesrand tun sich ein Parkplatz nebst einem Beobachtungsturm auf. Wir fahren raus und gehen am Strand spazieren.

Hier am Kattegat gibt es sogar Gezeiten, was sonst in der Ostsee ja nicht der Fall ist. Wobei ich bezweifle, dass der starke Rückgang des Wassers allein darauf zurückzuführen ist. Laut Karte stehen wir mitten in der See.

Es ist ziemlich spannend hier. Neben ein paar Watvögeln und den üblichen Möwen tummelt sich hier allerlei Leben im Sand. Ich könnte stundenlang mit der Nase Richtung Boden hier rumlaufen und alles ganz genau in Augenschein nehmen, was aus dem Sand guckt.

Normalerweise findet man nur die Schalen der Muscheln am Strand, totes Zeug halt. Aber hier lebt noch alles, das ist wirklich sehr spannend. Auch wenn ich nicht so recht weiß, wo ich hintreten soll, ich will ja niemanden töten.

Um zu dem Beobachtungsturm zu gelangen, müssen wir die Straße überqueren. Auf dem Parkplatz steht ein Branddasker. Das deutsche Wort dafür ist Feuerpatsche. Man schlägt damit übrigens nicht auf das Feuer, sondern man streicht oder drückt es aus.

Zur Über- bzw. Unterquerung der Straße gibt es für Fußgänger und Radfahrer einen Tunnel. Fußgängertunnel sind ja nicht so mein Ding, aber da muss ich jetzt durch.

Ein holzgezimmertes Türmchen, ein Raum komplett aus Holz mit vielen Fenstern, ein Fernglas und viel Aussicht - ein typischer Tierbeobachtungsturm.

Zurzeit ist es hier aber eher unspannend, kein einziger Vogel ist zu sehen, was wir eigentlich auch so erwartet haben. Auf dem Rückweg kreuzt ein Wintergoldhähnchen unseren Weg, viel zu schnell, um es zu knipsen.

Das war’s mit Federvieh. Wir gehen zurück zum Auto und fahren weiter.

Wir queren den Randers Fjord. Hier ist eine Kabelfähre in Betrieb, mit so einem Ding sind wir bisher auch noch nicht gefahren. Wir haben Hunger. Bevor die Fähre da ist, springe ich noch schnell hinten rein, schnappe mir Toast, Messer und Schoko-Aufstrich und mache uns vorne einen Snack, damit wir bei der kurzen Überfahrt nicht verhungern.

Natürlich muss ich mir das etwas genauer angucken mit dem Kabel und ein paar Photos knipsen. Sehr spannend.

Unser nächstes Zwischenziel ist der östlichste Punkt von Festland-Dänemark. Der östlichste Punkt des gesamten Landes ist eine Insel nordöstlich von Bornholm. Das liegt aktuell für uns unerreichbar, daher geben wir uns mit diesem östlichsten Punkt zufrieden. Aber erst müssen wir noch eine Stunde durch abwechslungsreiche Landschaften und an Schießplätzen vorbeifahren.

Die Zufahrt zu diesem östlichsten Punkt ist ziemlich hübsch, finde ich. Der Leuchtturm mit ein wenig Grün und weiteren Gebäuden drumherum am Ende der Straße wirkt echt nett. Insbesondere im Gegensatz zum östlichsten Punkt Schottlands in Peterhead.

Wir stellen uns erst einmal auf den Parkplatz und essen zu Mittag. Dann gehen wir raus, knipsen Bilder und drehen ein Video. Die StenaLine-Fähre fährt nach Halmstad, Schweden, rüber.

Danach geht es weiter gen Süden. Wir fahren an Aarhus vorbei und meiden dabei die Autobahn. Bevor wir zu einem Stellplatz für die Nacht fahren, müssen wir aber noch unsere Abwasserkanister entleeren.

Hinter Skanderborg gibt es eine Entsorgungsstation für Wohnmobile, die steuern wir an. Blöd ist allerdings, das die auf einem Autobahnrastplatz liegt. Auf diesen Rastplatz kann man zwar drauffahren, ohne die Autobahn nehmen zu müssen, aber der Weg herunter führt nur über die Autobahn Richtung Norden. Also fahren wir ein Stück Autobahn bis Skanderborg zurück und dann über Land zu unserem Ziel: Die höchste Anhöhe Dänemarks in luftiger Höhe von 172,5 Metern.

Das Wetter ist trüb und kalt, wir gehen schnell in den Camper. Den Sonnenuntergang können wir auch durchs Fenster beobachten.

Später kommt noch ein Paar angefahren. Der Mann baut Kamera nebst Stativ auf, die Frau bleibt im Auto sitzen. Irgendwann nach Sonnenuntergang fahren sie wieder. Wir gehen früh schlafen.

259 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren, der Kartenausschnitt ist am Ende des Beitrages.

Tag 10: Dänemarks höchste Punkte und ein paar Wasservögel

Freitag, 25. Oktober 2024

Letzte Nacht kamen - als es schon stockdunkel war - Locals mit ihrem Auto angefahren, steigen alle Vier aus, halten sich etwa 20 Minuten im stockdunklen auf und fuhren dann wieder. Gegen Mitternacht kam noch ein einzelner, stieg aus, lief eine Weile herum und fuhr dann wieder. Ohne Hund. Also keine Ahnung, was die da tun. Aber ähnliches Verhalten von Locals ist uns auch schon in anderen Ländern aufgefallen. Locals können sehr seltsam wirken.

Nach Kaffee und den anderen Morgenritualen quälen wir uns ins trübe Grau des Morgens und knipsen die Steine, die hier auf der Wiese herumliegen. Die Steine wurde im Jahr 2000 gespendet. Den Anlass habe ich vergessen.

Zwar ist dies die höchste Erhebung Dänemarks, aber da ein Teil davon künstlich aufgeschüttet ist, irgendwo im Wald neben uns ist ein Grabhügel aus der Bronzezeit, ist es nur die zweithöchste natürliche Erhebung Dänemarks. Zu dieser fahren wir jetzt.

Eine gewisse Selbstironie scheint den Dänen zu eigen sein, zumindest lässt das Schild oben darauf schließen. Der Weg führt zum Ejer Bavnehøj bzw. den dazugehörigen Parkplatz. Oben auf der Höhe steht ein Turm, der laut Wikipedia den Spitznamen “Schornstein von Jütland” trägt und ich glaube, das beschreibt ihn ganz gut.

Etwas Abseits steht ein weiterer Gedenkestein auf einem Platz umgeben von Hecken und Bänken. Und überall liegen bemalte und beschriebene Steine herum.

Der Herr Lebensabschnittsgefährte knipst noch ein paar Pilze, ich knipse einen Brunnen und dann gehen wir zum Auto zurück. Hier ganz in der Nähe ist eigentlich auch noch Møllehøj, die höchste natürliche Erhebung Dänemarks. Aber das ist uns irgendwie durchgegangen. Bei so viel hohen Bergen kann man schonmal durcheinander kommen. Dem Internet zufolge ist es dort aber eh nicht so spannend. Da steht ein Bauernhof und daneben ein Mühlstein, der den höchsten Punkt markiert. Und der ist immerhin 51 Zentimeter höher als Ejer Bavnehøj.

Einen großen Teil unserer Reise haben wir entlang der Margeritenroute zurückgelegt. Dies geschah allerdings eher unbewusst, nur die Schilder sind uns immer wieder an Kreuzungen aufgefallen. Und hier gegen Ende der Reise knipse ich dann auch mal so ein Schild und lese mich schlau, was es mit den “Gänseblümchen” auf sich hat.

Nach einer kurzen Pause am Wasser fahren wir auf die Insel Alrø. In meiner Eigenschaft als Supernavigator habe ich mir überlegt, dass wir von dieser Insel aus mit Fähren weiter Richtung Süden schippern können und dies ganz sicher schöner ist als über das Festland zu fahren. Und ja, die Insel ist total schön.

Der Anleger für die Fähre ist allerdings nicht ganz das, was ich erwartet hatte. Die Fähre, die hier fährt, ist nur für Fußgänger - vielleicht auch noch Fahrradfahrer, keinesfalls aber für Autos geeignet.

Wir fahren den ganzen Weg zurück und dann über Land bis Borre Knob. Dort auf dem Parkplatz gibt es erst einmal Mittagessen. Passend zum Weltnudeltag hatte ich für heute Nudeln und Erbsen in Käse-Sahne-Soße geplant und die lassen wir uns schmecken, bevor wir im Naturschutzgebiet spazieren gehen.

Nach dem Mittagessen sind wir im Naturschutzgebiet spazieren gegangen.

Der Herr Lebensabschnittsgefährte knipst wie immer allerlei Federvieh, das sich auf dem Wasser tummelt.

Wir sehen Pfeifenten und Kiebitze und wir hören Wasserrallen, die wir aber im Schilf nicht sehen können. Kiebitze hatten wir bisher noch nicht vor der Linse. Man freut sich ja immer, wenn man eine Vogelart hört, sieht und dann auch noch knipsen kann, die man bisher noch nicht auf der Liste hat.

Der Blick auf die Karte verrät uns, dass wir genau gegenüber von dem Anleger der Fahrradfähre sind. Allerdings checken wir das auch erst hinterher und nicht schon vor Ort. Daher gibt’s keine Photos von “der anderen Seite”.

Ich habe heute Vormittag diesen Fasan geknipst. Der Herr Lebensabschnittsgefährte würde auch gerne einen knipsen und hat sich die Kamera in der Fahrerkabine bereitgelegt, falls mal wieder einer über die Straße läuft.

Und jetzt ist es so weit, vor unserem Auto steht ein Fasan mitten auf der Straße. Der Mann bremst bis zum Stillstand. Der Fasan läuft in aller Ruhe vor uns über die Straße übers Grün bis zur Hecke. Der Mann greift hektisch nach der Kamera, die aber unter unseren Jacken und Mützen vergraben liegt. Der Fasan guckt sich in aller Seelenruhe um und lässt sich Zeit. Der Mann greift endlich die Kamera, macht den Objektivdeckel ab, reißt das Gerät hoch und … Der Fasan schlüft durch die Hecke und ist weg. Ungeknipst.

Wir suchen uns südlich von Kolding einen Platz. Als wir am Parkplatz ankommen, ist unser Kilometerstand bei 69999 Kilometern. Aber leider können wir da nicht stehen bleiben, es gibt ein Verbotsschild, und wir müssen noch etwas weiter fahren. Unser Auto hat jetzt die 70.000 Kilometer voll.

190 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren, der Kartenausschnitt ist am Ende des Beitrages.

Tag 11: Heijlsminde und zurück zum Nord-Ostsee-Kanal

Samstag, 26. Oktober 2024

Wald ist ja nicht so ganz mein Revier, ich habe lieber offene Weite und gucken “so weit das Auge reicht”. Aber der Mann mag Wald und so lange ich nicht im Dunkeln darin rumlaufen muss, sondern sicher in meinem Camper sitze, geht es einigermaßen. Geschlafen haben wir ganz gut und wir sind wohl nicht die einzigen, später am Abend stellte sich noch ein anderes Fahrzeug neben uns.

Der Wald hat versucht, unser Auto unter sich zu begraben. Immerhin sind keine Äste heruntergefallen. Das ist uns auch schon passiert und macht auf dem Alu-Hardtop Krach, dass ich jedes Mal fast einen Herzinfarkt bekommt. Lustig hingegen klingt es, wenn mal ein Vogel auf dem Dach rumhüpft.

Als wir um kurz nach Neun loswollen, herrscht noch Bodennebel. Den will ich eben knipsen und dann los, da findet der Herr Lebensabschnittsgefährte vor einem Baum ein bisschen Gestrüpp, in dem grob abgezählt rund 20 Spinnen in ihren Nestern sitzen. Und der Mann hockt sich davor und knipst ewig rum. Ich habe mir verbeten, dass er einen von seinen neuen Freunden mit ins Auto bringt. Und ich habe etwas harmlosere Waldbewohner geknipst, die sich wenigstens nicht vom Fleck bewegen.

Auf Photos sehen sie ja ganz cool aus. Wenn sie mit mir in einem Raum sind, ist’s vorbei mit Coolness.

Als wir losfahren, ist es immer noch ziemlich diesig. Allerdings kann man unter solchen Umständen schon hübsche Landschaftsbilder machen.

Als wir durch Heijlsminde fahren, halten wir spontan auf dem Parkplatz am Strand und laufen da noch etwas herum, um uns umzugucken. Ein wirklich schönes Plätzchen ist das dort.

Bevor wir an den Strand bzw. am Bootsanleger entlang gehen, kreuzen wir zunächst noch die Straße. Gegenüber wird an einem Steg gebaut und dahinter sind ganz viele Wasservögel.

Wir gehen zurück, an den Booten im Hafen vorbei bis ans Ende der Mole. Beim Anleger ist ein Holz-Ding aufgebaut, mit dem man anscheinend einen Krabbenwettlauf veranstalten kann.

Es ist wirklich sehr schön hier. Direkt am Strand ist auch ein Wohnmobilstellplatz. Wenn ich gestern schon gewusst hätte, dass es hier so schön ist, hätte ich vermutlich diesen Platz ausgewählt.

Es klart heute einfach nicht auf. Wir fahren durch die mal mehr mal weniger diesige Landschaft weiter.

Dänemark ist übrigens nicht ganz so menschenleer wie es bisweilen auf unseren Photos wirkt, wir geben uns nur Mühe, nicht ständig andere Leute oder Autos auf den Bildern zu haben. Wobei auf diesen Straßen tatsächlich sehr wenig Verkehr war. Auf der Autobahn sieht es schon anders aus, aber die haben wir ja bewusst gemieden.

So, das war’s, wir sind wieder in Deutschland. Aber wir wollen nicht direkt bis nach Hause fahren, wir wollen noch einmal eine Nacht am Nord-Ostsee-Kanal verbringen.

Kaum in Deutschland angekommen, ist direkt wieder die Hölle los. Der Rastplatz ist ziemlich voll, die Leute distanzlos und nervig, wie man es kennt. Wir müssen noch einkaufen und wollen direkt noch Kram für Zuhause mitnehmen. Eigentlich wollten wir das in Flensburg erledigen, aber da haben wir uns verfahren und dann hatten wir keine Lust mehr. Deswegen gehen wir jetzt in Rendsburg einkaufen.

Am Kanal angekommen, gibt’s erstmal Kaffee und Füße hochlegen, Schiffe durch die Heckklappe beobachten und lauter so faules Zeug.

Später möchte der Herr Lebensabschnittsgefährte gerne noch spazieren gehen, ich habe aber keine Lust. So läuft der Mann alleine los und bringt viele tolle Bilder mit.

Abends spielen wir ein paar Runden Asterix & Obelix Mission Zaubertrank!

Nach dem Abendessen legen wir uns ins Bett und lassen den Vorhang an der Heckklappe noch offen, um vorbeifahrende Schiffe sehen zu können, während wir einen Film gucken.

182 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren, der Kartenausschnitt ist am Ende des Beitrages.

Tag 12: Über die Autobahn nach Hause

Sonntag, 27. Oktober 2024

Als wir morgens wach werden, ist es wieder trüb und regnerisch obendrein. Auf einen ausgiebigen Spaziergang verzichten wir daher.

Wir fahren mit der Fähre rüber auf die andere Seite des Kanals.

Von da aus fahren wir bis Bad Segeberg über Land. Das ist hier ziemlich alternativlos, auch wenn wir jetzt ziemlich schnell nach Hause möchten. Der letzte Tag der Reise ist immer irgendwie doof.

Kurz hinter Bad Segeberg beginnt die A 20, die nach Rostock geht. Das Wetter ist nachhausefahrtrüb.

Mit den letzten beiden Autobahnrastplätzen auf dieser Tour schließe ich diesen Beitrag ab. Pünktlich zum Mittagessen sind wir wieder zuhause und räumen unser Auto aus.

Im Anschluss gibt es nun noch das Video zu diesem Reiseabschnitt und die Karte. Auf der nächsten Seite gibt’s unser kurzes Fazit, den Link zur Videoplayliste und natürlich die Statistik und Karte der kompletten Reise

238 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren, der Kartenausschnitt ist am Ende des Beitrages.

Video

Karte mit GPX-Track