Color Fantasy

Der Aufenthalt im Terminal der Reederei fühlt sich an wie am Flughafen. Man bekommt einen Boarding-Pass und muss in der Halle auf das Boarding warten.

Color Line Terminal in Kiel

Um kurz nach 13 Uhr war es soweit, wir durften endlich das Schiff betreten! Ich war total aufgeregt!

Promenade der Color Fantasy

Dabei hat man gar nicht das Gefühl, auf einem Schiff zu sein. Im Gegensatz zu den schwankenden alten Kähnen, mit denen ich bisher nach Helgoland, durchs ostfriesische Watt oder vor Rügen geschippert bin, läuft man hier auf richtig festem Boden.

Treppenhaus

Wir hatten eine schwimmende Kleinstadt betreten, die über 3000 Menschen und rund 750 Fahrzeuge aufnehmen kann, einen Supermarkt, eine Einkaufs- und Fressmeile, ein Schwimmbad und sogar einen Landeplatz für Hubschrauber beherbergte. Der absolute Wahnsinn!

Wir suchten unsere Kabine auf: Deck 11, Kabine 910. Das Schild von Deck 11 sieht aus wie ein Pausen-Symbol. Sehr passend für unsere kleine Auszeit.

Deck 11

Die Kabine ist klein und zweckmäßig, aber sehr sauber, sehr gemütlich und kuschelig. Ich fand sie toll!

Wir hatten eine Außenkabine genommen. Die sind zwar etwas teurer, aber jeden Euro wert. Und der Versuch zu sparen ist bei einer Reise nach Norwegen sowieso witzlos. Wir ruhten uns ein wenig aus bis das Schiff ablegte.

Bullauge

Ganz toll war übrigens auch der Fernseher in unserer Kabine. Weniger interessant war das TV-Programm, das brauchten wir nicht. Aber es gibt eine Anzeige mit Position, Kurs und Geschwindigkeit des Schiffes. Und außerdem, wie wir allerdings erst später entdeckten, eine Bug-Kamera. Sehr spannend!

Aktuelle Position

Dann erkundeten wir - trotz Regen - das Sonnen- und das Heli-Deck

Heli-Deck

und knipsten die grauverhangene Kieler Förde.

Rettungsring

Laut Beflaggung fuhren wir übrigens mit einem Postschiff. Offensichtlich wird die Fähre auch genutzt, um die Post von Norwegen nach Deutschland und umgekehrt zu transportieren.

Postflagge

Den Nachmittag und Abend verbrachten wir überwiegend mit Lesen und Spielen. WLAN auf dem Schiff verkniffen wir uns. Eine Stunde kostet 50 NOK (5,42 €), 24 Stunden 150 NOK (16,27 €), das war es uns nicht wert. Und so genossen wir die internetlose Ruhe, eingelullt vom monotonen Brummen der Schiffsmotoren. Nach einem kleinen Power-Nap machten wir am frühen Abend einen Spaziergang durchs Schiff.

Promenadendeck

Im Color-Shop kaufte ich ein Souvenir und eine Mütze für mich. Im Tax-Free-Shop holten wir ein Bier für den Lebensabschnittsgefährten, das wir im Kühlschrank unserer Kabine kühlten. Dann ließen wir uns auf dem Sonnendeck noch einmal ordentlich durchpusten vom Wind, der zwischenzeitlich recht stark war.

Schwimmbad

Die bunten Lichter gehören zur Beleuchtung des Schwimmbads. Leider hatten wir kein Badezeug dabei.

Storeb�ltsbroen

Nachdem wir unter der Storebæltsbroen durchgefahren waren, wollten wir in die Kabine zurück gehen.

Show

Unser Weg dorthin führte an der Show-Bühne vorbei, wo gerade ein Lied von Michael Jackson gesungen wurde. Das hörte ich mir noch an, dann kuschelten wir uns wieder in unser gemütliches Bettchen.

Gegen 21 Uhr wollten wir eigentlich schlafen, wir waren schließlich seit 03:24 Uhr wach. Ich schrieb gerade noch ein paar Zeilen meines Reiseberichts, als mir auffiel, dass sich das Geräusch der Schiffsmotoren geändert hatte.

Ein Blick auf den Monitor bestätigte mir, dass wir unsere Fahrt von 18 - 19 Knoten auf 5 Knoten verlangsamt hatte. Dann änderte sich der Kurs. Was war da los? "Schatz! Irgendwas stimmt hier nicht!" Wir blickten aus dem Kabinenfenster ins Schwarze. Mitten im Schwarz waren rote und grüne Lichter, blinkend.

Lichter in der Nacht

Ein Leuchtturm? Nein, das war kein Leuchtturm. Plötzlich gelangte ein Geräusch durch das Fenster ins innere der Kabine und legte sich zu dem Brummen der Motoren. Uns wurde gleichzeitig klar: ein Hubschrauber!

Helicopter

Hektisch zogen wir unsere Klamotten wieder an und kamen gerade noch rechtzeitig auf dem Sonnendeck an, um die Landung mitzuerleben.

Jetzt war auch alles klar und völlig logisch. Das Schiff hatte die Fahrt verlangsamt und sich zum Wind gedreht, damit der Hubschrauber sicher landen konnte. Am nächsten Tag erfuhren wir auf Nachfrage, dass ein Passagier aus gesundheitlichen Gründen von Bord geflogen werden musste.

Info-Screen

Um halb 11 war der Helikopter wieder weg und wir gingen ziemlich durchgefroren zurück in unsere Kabine. Das Schiff drehte sich wieder auf Kurs und nahm Fahrt auf. 20,4 Knoten war das Höchste, was ich auf dem Monitor noch sah. Dann schlief ich ein.

Noch vor sieben Uhr waren wir wach, sprangen in die Klamotten und liefen zum Sonnendeck, um den Mond anzuheulen.

Mond

Zurück in der Kabine bahnte sich die größte Katastrophe der ganzen Reise an: Ich hatte meinen Kaffee vergessen! Ich habe normalerweise immer einen Reisewasserkocher und Jacobs 2in1-Sticks dabei, um mir einen Kaffee machen zu können. Selbst in Hotels mit Frühstücksbuffett ist es angenehmer für mich und meine Mitmenschen, wenn ich vor dem Frühstück schon einen Kaffee trinken kann. Diesmal mussten wir einen neuen Wasserkocher kaufen, weil der letzte in Ostfriesland das zeitliche gesegnet hat. Und dann vergesse ich Depp den Kaffee. Das ist unglaublich!

Angesichts meiner vor sich hin krampfenden Gallenblase war das andererseits auch nur semi-tragisch, denn mehr als eine Tasse Kaffee pro Tag akzeptiert diese eh nicht. Also gab ich mich zunächst einmal mit einem Fencheltee zufrieden und schlürfte eher mäßig wach werdend vor mich hin, während der Lebensabschnittsgefährte im Bad war. Anschließend ging ich duschen und er holte auf Deck 7 einen Coffee to go für mich. Frühstück gab's in der Kabine. Das Geld für ein Frühstücksbuffett ist rausgeschmissen, wenn man nur auf Toast mit Marmelade rumknabbern kann. Nach dem Frühstück wollten wir eigentlich noch einmal aufs Sonnendeck, norwegische Landschaft bestaunen. Aber alles, was wir sahen, war das:

Nebel

Norwegen im Nebel. Das war jetzt nicht ganz so spannend wie erhofft, daher packten wir erst einmal in Ruhe unsere Taschen, bevor wir noch ein wenig auf dem Schiff herum spazierten und knipsten, was wir am Tag zuvor noch nicht geknipst hatten.

Oberservation Lounge

Dann setzten wir uns auf Deck 15 in die Oberservation Lounge. Und starrten nach vorne, in den Nebel. Dabei lauschten wir dem Tuten des Nebelhorns

Blick aus der Observation Lounge

Nach einer Weile wurde uns das zu blöd und wir wollten noch einmal aufs Sonnendeck, um den Nebel unverglast zu betrachten, wozu wir aber erst die Jacken aus der Kabine holen mussten.

Observation Library

Unser Weg führte uns durch die Bibliothek und am Frisör-Salon vorbei. Offensichtlich hat der berühmte katzenfressende Außerirdische, der die Erde in den 80ern unfreiwillig heimsuchte, hier einen Job gefunden.

Friseur Alf

Witzig war auch der Name des Pubs auf dem Promenadendeck.

Donkey Pub

Als wir auf Deck 13 wieder nach draußen traten, lichtete sich der Nebel ein wenig und unter ihm kam die norwegische Landschaft zum Vorschein.

Norwegen

Wir fuhren in den inneren Oslofjord. Die putzige Modellbahnlandschaft rechts und links war zum Greifen nahe wie auch die liebevoll gestalteten Häuschen und Türme zur Begrenzung der Fahrrinne. Irgendwo unter uns war auch noch der Oslofjordtunnel, eine krasse Vorstellung.

Wir liefen unablässig zwischen Steuer- und Backbord hin und her und guckten und knipsten und knipsten und guckten. Die Landschaft um uns herum wirkte wie aus einem Modelleisenbahnkatalog.

Einfahrt Osloer Hafen

Als Oslo quasi vor unserer (Schiffs-)Nase lag, setzten wir uns wieder in die Observation-Lounge, bis das Schiff endgültig angelegt hatte. Bei der Einfahrt in den Hafen, die relativ eng ist, steuerte ein kleines Schiff direkt auf uns zu.

Es war eine Fähre. Entlang der ausgefransten norwegischen Küste sind Fähren ganz normale Verkehrsmittel. Hier in Oslo gehören sie zu dem ÖPNV-Anbieter Ruter#, man kann sie mit den Tickets, die in der Tram und der U-Bahn gelten, auch benutzen.

Oslo

Das Wetter in Oslo sah nicht so berauschend aus. Aber das störte uns wenig, wir hatten geeignete Kleidung dabei, schließlich ist uns der norwegische Winter ja nicht ganz unbekannt. Und immer können wir auch nicht Glück haben mit dem Wetter. Vor uns lag der Anleger.

Color Line Terminal

Das Gefühl, so hoch oben über dem Hafen zu sitzen, ist schon eine Sache für sich. Ich fand's toll und wollte gar nicht weg. Aber wir mussten von Bord. In der Kabine machte ich die letzten Photos vom Monitor, als wir unsere Sachen holten.

Dann stellten uns in die lange Reihe der wartenden Trolley-Fraktion, die in ebenfalls Oslo von Bord wollte, und trippelten dem Ausgang entgegen. Doch bevor wir das Schiff verlassen, kommt hier noch die Galerie des Herrn Lebensabschnittsgefährten.

Author

dark*

Immer gerne auf Tour, am liebsten im Norden

25. November 2015
Kiel · Auf See · Oslo