Heiligabend in der Zuckerrübensteppe

Wir wollten morgens zeitig los. Ich hatte Kaninchenkeulen gekauft und die mussten noch zubereitet werden. Außerdem wollte ich beim darkinchen in der Küche eine Mousse au Chocolat als Nachtisch machen.

Aber wir hatten auch keine Lust, den Wecker zu stellen. Die Katze würde uns schon wecken. Das tat sie zwar auch, aber erst um 7 Uhr. Wir gingen einer nach dem anderen duschen, dann frühstückten wir noch in Ruhe bei Mondschein.

Mondschein

So war es dann, als wir endlich den restlichen Kram eingepackt und ins Auto geräumt hatten, auch neun Uhr.

Safety first

Eigentlich hatten wir vor, in Köln bei IKEA anzuhalten, da das darkinchen nicht genug Dessertschalen für alle hat. Dort in der Nähe wollten wir auch die letzten Einkäufe noch schnell erledigen, die erledigt werden mussten. Zuvor stand allerdings noch ein Besuch bei der Tankstelle auf dem Plan. Ich bin etwas empfindlich, was die Pflege der Reifen angeht, und bestehe bei längeren Autobahntouren darauf, vorher die Luft zu kontrollieren. Während der Lebensabschnittsgefährte damit beschäftigt war, fütterte ich das Navigationsgerät mit der Adresse des ausgewählten IKEAs. Geplante Ankunftszeit sollte 11:19 Uhr sein. Das war etwas spät. Ich rief das darkinchen an und wir vereinbarten, dass die Gäste den Schokopudding gefälligst vom vorhandenen Sammelsurium aus Tellerchen und Schüsselchen löffeln sollten. Wir tätigten die letzten Panikkäufe, die mein kurzer Einkaufszettel uns auftrug.

Einkaufszettel

Bevor wir die Tankstelle anfuhren, überlegten wir noch, ob wir Station A oder B nehmen sollten. Wir entschieden uns für Station B, weil die mehr auf dem Weg zur Autobahn liegt, vielleicht 150 Meter weniger Weg. Der REWE lag neben Station A, wo wir nun hinfuhren. Glücklicherweise war es nicht allzu voll bzw. wurden die Leute relativ schnell abgefertigt. Endlich ging es los!

Das Wetter war mal gut, mal schlecht und mal so mittel. Den ersten Teil der Strecke fuhr ich, damit der Lebensabschnittsgefährte sein neues Spielzeug in Ruhe einrichten und testen konnte: ein DAB-Empfänger für unser Autoradio.

DAB-Radio

Da in Norwegen die UKW-Frequenzen abgeschaltet sind und Radio nur noch über DAB zu empfangen ist, hatten wir nach einer kostengünstigen Möglichkeit gesucht. Ein kompletter Tausch unseres eingebauten Systems wäre unverhältnismäßig teuer. Und für ein paar Urlaubsreisen im Jahr kann man auch mal Kabelsalat in Kauf nehmen. Das kleine Teil funktioniert ganz gut.

Selfie

Nach einer kurzen Pause, die traditionell in Nentershausen stattfand, fuhr der Lebensabschnittsgefährte weiter. Angesichts des strahlend blauen Himmels war es zwar etwas schwierig mit der Weihnachtsstimmung, aber wir bemühten uns dennoch. Zur Mittagszeit waren wir dann endlich da.

Grisu

Der plüschige Hausherr empfing uns von der Höhe seines Kratzbaumes aus, von wo aus er einen prima Überblick über das gesamte Geschehen hat.

Ich begann sofort mit der Zubereitung des Essens. Das darkinchen und der Lebensabschnittsgefährte hatten noch ein wenig mit den Vorbereitungen zu tun. Die Tische für eine so große Gesellschaft - wir sollten nachher 12 Personen und das Baby sein - mussten noch aufgestellt und bestuhlt werden. Anschließend wurden Tischdecken darauf gelegt und ein wenig dekoriert. Dann mussten das darkinchen und der Lebensabschnittsgefährte noch zu den Schwiegereltern des darkinchens fahren, um dort das Geschenk für den Freund des darkinchens abzuholen, welches anschließend im Wintergarten versteckt wurde.

Gedeckter Tisch

Alles dauerte natürlich viel länger als geplant und so kam es, dass ich noch dabei war, hektisch im Mousse au Chocolat rumzurühren, als die ersten Gäste eintrafen. Ich kannte die Familie vom Freund des darkinchens bisher noch nicht, was sich jetzt schlagartig änderte. Sechs wildfremde Personen standen vor mir und sahen mir zu, wie ich Schokoladenpudding zubereitete. Immerhin war ich dadurch so beschäftigt, dass für gesellschaftliche Konventionen kein Raum blieb. Ich hasse solche Situationen ja abgrundtief. Dieses ganze soziale Zeug ist nicht mein Ding. Ich schaltete den Mixer ein. Der war so laut, dass ich mich vorerst auch nicht unterhalten musste, sondern die Truppe erstmal in Augenschein nehmen konnte. Danach konnte ich mich nicht mehr drücken und musste mich der Meute stellen.

Den Anfang machte Oma. Die wollte erstmal wissen, wie alt ich überhaupt bin, nachdem sie festgestellt hatte, dass man die Ähnlichkeit zwischen mir und dem darkinchen so gut erkennen könne, ich aber ziemlich jung aussähe. Den Rest des Abends nannte sie mich jedesmal, wenn sie dem darkinchen etwas über mich sagte, "deine Schwester". Oma ist übrigens schon 96 und hat einen mindestens ebenso hohen Coolnessfaktor. Der Rest der Familie bestand aus Mutter und Vater, wortkargem Bruder und der Schwester und ihrem Freund. Kurz darauf gesellte sich mein Ex-Freund mit seiner aktuellen Perle dazu.

Yippieh!

Nach dem Essen, das gut und reichlich war, gab es Geschenke. Der Star dieses Programmpunktes war natürlich der kleine Löwe, der ganz hingerissen von seinem neuen Schaukeldinosaurier war. Zwar kann der junge Mann noch nicht ohne fremde Hilfe sitzen, aber vom Reiten bekam er nicht genug.

Jetzt hatte mein Schokoladenpudding seinen großen Auftritt. Und er kam gut an. Als Soße dazu hatten wir am Wochenende bereits einen Spekulatius-Likör gemacht. Das schmeckte ganz hervorragend zusammen. Nach dem Dessert waren dann endgültig alle pappsatt. Und da Oma in ihrem hohen Alter nicht mehr das Durchhaltevermögen hat, verabschiedete sich der erste Teil der Familie an dieser Stelle. Nach einer Weile gingen auch die anderen zum zu guter Letzt mein Ex, dem ich zuvor noch von Island vorgeschwärmt hatte. Als Mensch, der nur noch draußen und mit Tieren arbeitet, wäre er von diesem Trip vermutlich niemals zurückgekehrt.

Yeah!

Als alle weg waren, räumten das darkinchen und ich noch ein wenig auf. Dann fielen wir alle todmüde in die Betten.

Am nächsten Morgen musste der Freund des darkinchens wieder arbeiten, weswegen er um fünf Uhr aufstand. Danach bin zwar noch einmal eingeschlafen, aber allzu lange dauerte es nicht mehr, bis ich endgültig wach war, das Bett verließ, mir einen Kaffee machte und im Wohnzimmer weiter aufräumte. Ich glaube, es war 7 Uhr. Und wir hatten ja noch einen langen Weg vor uns, denn an diesem Tag sollte es nach Skandinavien gehen, zunächst nach Schweden.

Das darkinchen gesellte sich alsbald zu uns. Gemeinsam mit dem Lebensabschnittsgefährten räumte sie Tische und Stühle wieder in den Wintergarten, während ich Geschirr spülte und Aufbackbrötchen im Ofen zubereitete. Nach unserem gemeinsamen Frühstück gingen wir duschen, dann stand noch eine Runde Munchkin auf dem Plan. Wir hatten eigens eine ausgesuchte Variante aus Grundspiel und Erweiterungen mitgebracht, um morgens mit dem darkinchen zu spielen. Seit die in festen Händen ist, kommen wir ja auch nicht mehr so richtig dazu

Mittags machten wir uns noch etwas von dem Essen vom Vortag warm. Dann packten wir unsere Sachen und machten uns auf den Weg, die nächste Etappe stand bevor.

Author

dark*

Immer gerne auf Tour, am liebsten im Norden

24. Dezember 2018