Von Erkelenz nach Travemünde
Ich mag es sehr gerne, auf Schiffen zu übernachten. Und generell bin ich mittlerweile ein großer Fan von Schiffsreisen geworden. Ich finde diese Art des Fortkommens sehr entspannend. Und diesmal haben wir wieder eine andere Reederei gewählt mit anderen Abfahrts- und Ankunftshäfen. Bald haben wir alle Möglichkeiten durch, von Deutschland nach Skandinavien zu gelangen. Diesmal ging es mit der deutschen Reederei TT-Line von Travemünde nach Trelleborg.
Dafür mussten wir allerdings erstmal nach Travemünde kommen, das liegt ja nun nicht gerade um die Ecke. Um ein Zeitpolster zu haben und nicht in Stress zu geraten, fuhren wir nach dem Mittagessen beim darkinchen los. Zunächst steuerten wir die nächste Tankstelle an, dann ging es auf die Autobahn. Leider war diesmal keine Zeit für Tagebau-Sightseeing. Der Blick aus dem Autofenster musste reichen.
Wir hörten erst MP3 von unserem USB-Stick. Irgendwann hatten wir darauf aber keine Lust mehr und schalteten das Radio ein. Das hätten wir uns sparen können, die Musik war die gleiche.
Da wir eher spritsparend unterwegs waren, fuhren wir nicht sonderlich schnell. Das war auch gut so, denn insgesamt wurde der Verkehr siebenmal stark abgebremst - teilweise tatsächlich bis zum Stillstand - wegen Staus, zähfließendem Verkehr und anderen Widrigkeiten. Ich hatte Langeweile als Beifahrer und habe das mal notiert: Ein Stau bei Hilden wegen eines Unfalls und einer bei Haan wegen einer Baustelle. Kurz danach wurde der Verkehr erst auf 70, dann auf 50 Stundenkilometer abgebremst - in Kombination mit einer Ampel. Auf der Autobahn.
Nun waren wir auf der A1 und sollten dort auch bis Lübeck bleiben. Viel besser war es dort aber auch nicht. Eine mobile Baustelle bei Ausfahrt Nr. 90 meldete Fahrbahnschäden. Da waren tiefe Schlaglöcher im Asphalt. Und bei Ausfahrt 89 war schon die nächste Baustelle. Bei Schwerte stockte es erneut wegen einer Baustelle. Und auch bei der Ausfahrt der Raststätte Lichtendorf Süd, wo wir die Plätze tauschten, geriet der Verkehr ins Stocken.
Dann waren wir raus aus NRW und hatten freie Fahrt durch Niedersachsen. Bei Aldrup-Antrup mussten wir allerdings lachen. Mit mords Alarm und Beschilderung wurde eine Steigung angekündigt. Abstand halten, Geschwindigkeit reduzieren usw., das volle Programm. Wir waren gespannt, was uns erwartete. Und dann kam die Steigung mit satten 4 % - in Worten: vier Prozent! Die sind echt lustig, die Niedersachsen. Und wir waren so perplex, dass wir ganz vergessen haben, die Kamera zu zücken oder die GoPro einzuschalten.
In Emstrek bei McDonald's unterbrachen wir unsere Fahrt erneut. Fahrertausch stand an und ich hatte ein dringendes Bedürfnis:
Im Radio wurde ein Falschfahrer weiter nördlich auf der A1 gemeldet. Glücklicherweise war der aber weg, bevor wir an der Stelle angekommen waren. An der Raststätte Buddikate legten wir dann unseren letzten Stop ein.
Gegen 20 Uhr waren wir am Skandinavienkai in Travemünde.
Allzu lange mussten wir nicht warten bis wir auf das Schiff fahren konnten. Es war auch noch nicht viel los, wir gehörten zu den ersten, die eincheckten, und auch zu den ersten Pkw, die aufs Schiff fahren konnten. Mir war das ganz Recht, ich hatte genug vom Autofahren und wollte die Füße hochlegen.
Unser Navi gibt in besonderen Situationen gerne besonders nützliche Hinweise.
Hier noch ein Video der eher unspektakulären Fahrt auf die Fähre.
Als wir auf dem Schiff waren, suchten wir unsere Kabine. Ich fand überhaupt keine Beschriftungen, die anzeigten, in welchem Gang welche Kabinen-Nummern zu finden sind. Der Lebensabschnittsgefährte entdeckte sie irgendwann, die waren an der Decke angebracht. Sehr sinnvoll.
Kennste ein Schiff, kennste alle. Irgendwie sehen die alle gleich aus, höchstens die Farben und der Abnutzungsgrad von Teppichen und Wänden unterscheiden sich. Wir fanden unsere Kabine, Nr. 8018.
Nur öffnen ließ sie sich bedauerlicherweise nicht. Wir probierten es gefühlte 17 Mal aus, ohne dass die Tür irgendeinen Mucks von sich gegeben hätte oder eine der LEDs sich herabgelassen hätte, aufzuleuchten. Dann testete ich die Karte spaßeshalber mal an der Nebentür. Dort blinkte die rote LED lautstark: "Du kommst hier nicht rein!" An meiner Karte lag es also nicht. "Das Türschloss ist wohl kaputt", stellte ich gerade fest, als eine Klugscheißer-Tussi an uns vorbeiging. "Ihr müsst das nochmal probieren, manchmal gehen die nicht beim ersten Mal." So etwas liebe ich ja, verkniff mir aber einen Kommentar. Wir machten uns auf die Suche nach der Rezeption und meldeten unser Problem. Der Stewart fackelte nicht lange, er wies uns eine andere Kabine zu und händigte uns die Zutrittskarten aus. Bei der Gelegenheit bekamen wir nicht nur ein kleines Upgrade, sondern auch einen neuen Namen: Schneider Türschloss defekt.
Wir bedankten uns artig und machten uns auf die Suche nach der Kabine. Ich hatte in der Zwischenzeit schon wieder vergessen, wo ich die Beschilderung finden konnte und irrte hilflos und genervt im Gang rum. Der Lebensabschnittsgefährte aber hatte den Durchblick behalten und lotste uns zur Kabine.
Endlich! Dank Upgrade musste ich auch nicht ins obere Etagenbett klettern. Das macht mir zwar nichts aus, aber böse bin ich auch nicht, wenn ich auf Augenhöhe mit meinem Lebensabschnittsgefährten schlafen kann. Rucksäcke ablegen, Schuhe ausziehen, Füße hoch - Das wäre jetzt mein nächster Plan gewesen. Allerdings stellte ich dann fest, dass ein Handtuch fehlte. Der Lebensabschnittsgefährte trabte nochmal zur Rezeption, um eines zu holen. Als er mit Handtuch (und der Information, dass sich noch ein Handtuch im hochgeklappten oberen Etagenbett befindet) zurückkam, hatte ich entschieden, dass ich jetzt erst eine Runde durchs Schiff drehen und dann direkt ins Bett will.
Unser Schiff trägt den sympathischen Namen Robin Hood. Die Schiffe der TT-Line haben alle so schöne Namen, die anderen heißt Tom Sawyer, Huckleberry Finn, Peter Pan, Nils Holgerson und Nils Drake.
Wir gingen in die Kabine und ins Bett. Mein rechter großer Zeh tat höllisch weh. Das Leder des Schuhs war defekt und es hatte sich eine Druckstelle gebildet. Sehr ungünstig, denn ich hatte nur dieses eine Paar dabei. Unser Abendbrot hatten wir bereits im Auto gegessen, als wir darauf warteten, auf die Fähre fahren zu dürfen. Daher brauchten wir das jetzt auch nicht mehr. Als die Fähre ablegte, waren mir bereits die Augen zugefallen und ich ließ mich in Morpheus Arme schaukeln.