Von Rostock nach Born a. Darß
Am Freitag entschieden wir uns zu einer spontanen Radtour auf den Darß. Der Wetterbericht kündigte noch einmal ein schönes und warmes Wochenende an, bevor es wieder herbstlich werden soll, das wollten wir nutzen. Die Küste entlang radeln, mal sehen, wie weit wir kommen würden. Zeug zum Übernachten in die Fahrradtaschen und los geht's.
Am Samstagmorgen ließen wir es locker angehen. Ausschlafen, in Ruhe frühstücken, Taschen packen und dann los. Wir hatten es nicht sonderlich eilig und keinen Grund, uns abzuhetzen. Unser Weg führte uns nach Warnemünde, wo wir die Fähre über die Warnow nahmen. Von der Fähre aus hat man einen prima Blick auf das Kreuzfahrtterminal, die MV-Werft, wo gerade an einem der Global-Class-Schiffe (Kapazität: 9.500 Passagiere) gebaut wird, und auf die Rainbow Warrior 3 von Greenpeace, die gerade in Warnemünde liegt.
Auf der anderen Seite der Warnow angekommen, radelten wir durch Hohe Düne, am Yachthafen und seiner Residenz, den teuren Hotels, den abgeschirmten und überwachten Villen und dem Marinestützpunkt vorbei.
Als erstes Ziel wollten wir zum Strandaufgang Nr. 4, dem Kamelstrand. Laut Zeitungsberichten sollte dort seit Donnerstagabend ein gestrandetes Kajütboot liegen. Der Führer des Boots wurde leicht unterkühlt und stark alkoholisiert aus seinem Boot gezogen und ins Krankenhaus gebracht. Unsere Fahrräder nahmen wir mit runter zum Strand und machten sie an der Düne bei einem Pfosten fest. Die Fahrradtaschen ließen wir drauf und nahmen nur Wertgegenstände mit. Und wir hatten Glück, das Boot hatte der Unglücksfahrer noch nicht weggeräumt. Zu diesem Zweck kam uns eine Truppe Männer mit schwerem Zeug beladen gerade entgegen, als wir damit fertig waren, uns das Boot anzusehen und zu knipsen und den Rückweg antraten.
Wir fuhren weiter, machten immer wieder Halt am Wasser und bei anderen Punkten, die uns interessant vorkamen. Wir fanden eine illustre Truppe aus Enten und Möwen am Strand, einen Gedenkstein im Wald und einen Aussichtspunkt auf "Moor & More"
Im Wald fanden wir außerdem jede Menge Pilze. Gegessen haben wir sie natürlich nicht. ;)
Langsam klarte es auf und am Himmel war Blau zwischen den Wolken zu sehen. Wir waren in Graal-Müritz angekommen und fuhren an dem Camping-Platz vorbei, auf dem wir bei unserer Wohnungssuche gewohnt hatten. Ein Wildschwein kreuzte unseren Weg, was uns auf den Gedanken brachte, dass Zeit zum Mittagessen war. Wir fanden einen netten kleinen Imbiss, wo es Erbsensuppe und Roulade gab. Sehr lecker! Und die passende Kaffeetasse gab's auch noch dazu ...
Frisch gestärkt machten wir uns wieder auf den Weg. Dieser führte uns in Dierhagen noch einmal kurz an das mittlerweile strahlend blaue Wasser unter einem strahlend blauen Himmel.
Danach ging es bis Wustrow oben auf dem Deich entlang, zwar etwas ... nun ja, langweilig, aber dafür angenehm zu fahren. Wir kamen recht flott voran. Unterwegs fragte ich mich (in meiner Eigenschaft als Nordsee-Fan) ja immer wieder, ob das überhaupt ein richtiger Deich sei, so ganz ohne Schafe. ;)
Nach Wustrow hatten wir eigentlich keine Lust mehr, weiterzuradeln, mussten aber noch eine geeignete Unterkunft suchen. In Ahrenshoop holten wir erstmal Bargeld am Automaten und schauten auf der Karte nach, wo der nächste Campinplatz ist. Zwar hatten wir das Zelt nicht dabei, aber die meisten Campingplätze haben auch Mietunterkünfte und eine solche wollten wir mieten. Kraniche sahen wir zwar noch nicht, aber immerhin einen originellen Weidenunterstand und ein paar Reiher.
Wir bogen ab Richtung Landesinnere. In Born auf dem Darß ist ein Campingplatz, den steuerten wir an. Leider muss man dort die Mietunterkünfte für mindestens drei Tagen mieten. So viel Zeit hatten wir aber nicht. Wir fuhren durchs Dorf. An einem Haus mit einem Schild "Zimmer frei" hielten wir kurz an und überlegten, ob wir klingeln sollten. Allerdings war die Lage etwas unübersichtlich und wir hatten keinen Plan, wo die Eingangstür samt Klingel zu finden sei. Zudem haben wir auch Hemmungen, einfach bei Wildfremden zu klingeln und zu fragen, ob man da übernachten darf, Schild hin oder her, sowas macht man nicht. Also fuhren wir weiter zur Touristeninfo und Zimmervermittlung, die aber leider schon geschlossen hatte. Vor der Tür war ein Kasten mit Katalogen, unter anderem auch dem Gastgeberverzeichnis vom Darß. Da fanden wir die Telephonnummer einer privaten Vermieterin, die riefen wir an. Wir hatten Glück, sie vermietet an Radler auch für eine Nacht. Aber leider war sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht zuhause, ob es denn okay wäre, wenn wir erst um 19 Uhr in die Unterkunft könnten. Kein Problem, dachte ich, gehen wir halt irgendwo einen Kaffee trinken. Wir sagten zu und fuhren zum Hafen von Born a. Darß.
Der Hafen bestand im Wesentlichen aus einem Anleger, ein paar Liegeplätzen für Sportboote und einem Imbiss. Hunger hatten wir zwar nicht, aber wir holten uns heiße Schokolade und Kaffee, setzten uns ans Wasser und aßen unsere Kekse, die wir noch in der Fahrradtasche hatten, die Ruhe und das Wasser genießend.
Gegen halb Sieben machten wir uns auf den Weg zur Unterkunft. Einen Teil des Weges schoben wir die Räder, da ich keine Lust mehr hatte zu sitzen. Die zweite Hälfte des Weges fuhren wir dann. Als wir an der angegebenen Adresse ankamen, mussten wir lachen. Unsere Unterkunft war eben jenes Haus, vor dem wir zwei Stunden zuvor schon standen und uns nicht dazu überwinden konnten, zu klingeln.
Die Vermieterin war super nett. Sie zeigte uns den Bungalow, wo wir unser eigenes Bad und eine winzige Küche hatten. Es hätte noch ein anderes Zimmer gegeben, aber ich hatte keine Lust mehr, mir das auch noch anzusehen. Wir nahmen den Bungalow. Unsere Fahrräder konnten wir in der Garage unterstellen. Sie bezog uns noch die Betten, fragte mehrmals, ob wir noch irgendetwas bräuchten, bot uns Tee an usw. Aber da wir alles dabei hatten und heißes Wasser in der Küche selbst zubereiten konnten, benötigten wir nichts mehr. Wir wollten nur noch raus aus den Radler-Klamotten und uns aufs Bett schmeißen und Ruhe haben.
Die Wohnung war mit allem ausgestattet, was es für eine Übernachtung benötigt. Es gab nun Abendessen, dann gingen wir zu Bett. Ich war schon früh eingeschlafen, immerhin waren wir 57 Kilometer geradelt. Eine stramme Leistung für jemanden, der sonst kaum Bewegung hat.