Durchs Sturm- und Vandalismus-Chaos ins Büro
Das Thema Datenschutz ist mittlerweile für viele zum Reizthema geworden. Wer auch immer beruflich damit zu tun hat, könnte im Kreis kotzen, sobald das Thema aufkommt. Selbst Qualitätsmanagement nimmt sich dagegen wie ein Waisenknabe aus. Für kleinere Unternehmen und Vereine ist da ein kostenintensives Bürokratiemonster entstanden, das seinesgleichen sucht. Da ich jede Verantwortung dazu ablehne und dies dem Chef in der Vergangenheit mehrfach mitteilte, war heute eine Besprechung mit einem Datenschutzbeauftragten, der uns unterstützen möchte.
Das frühe Aufstehen bin ich ja gewohnt. Schon die letzten Tage konnte ich nie länger schlafen als bis fünf Uhr, so dass es mir nicht allzu schwer fiel, beim Klingeln des Weckers aus dem Bett zu rollen. Draußen schien der Mond.
Ich machte mir wie üblich meinen Kaffee. Und auch mein Tigerkatzitatzi kennt das morgendliche Büro-Ritual genaustens. Der weiß, dass er vor dem Duschen kein Futter erwarten darf. Daher schlich er nur leise vor der Küche herum und wartete ungeduldig darauf, dass ich endlich unter die Dusche ging. Anschließend erwartete er mich vor der Badezimmertüre sitzend. Business as usual. Nachdem das Tier sein Frühstück hatte, bereitete ich noch meines zu und schaute vorsichtshalber nach, ob mein Zug auch wie erwartet fahren würde. Da gestern ein schwerer Sturm über Süddeutschland hinweg fegte, ist es nicht von der Hand zu weisen, dass die Bahn heute Morgen noch Probleme haben könnte.
Die hatte sie auch. Bloß gut, dass ich nicht über Mainz fahren musste, das hätte schwierig werden können, denn die Züge nach Mainz waren alle gecancelt.
Mein ICE Richtung Köln fuhr allerdings pünktlich ab. Es handelte sich um einen Zug mit dem neuesten Design der Inneneinrichtung. Ein bisschen ungünstig ist jetzt die Anzeige der Platznummern und der Reservierungen an den Sitzen. Wofür das gut sein soll, erschließt sich mir nicht, denn da unten ist das schwerer zu erkennen, wenn man durch einen Waggon geht und seinen oder einen freien Sitzplatz sucht. Und wenn ein Zug richtig voll ist, kann man gar nichts mehr lesen.
Als wir abfuhren war es noch dunkel. Ich packte mein Frühstück und mein Tablet aus, begann zu frühstücken und zu bloggen und nebenbei den Sonnenaufgang zu beobachten.
Bis Köln verlief alles einigermaßen nach Plan. Bei der Einfahrt in den Bahnhof Köln Messe/Deutz kamen wir auf freier Strecke für ein paar Minuten zum Stehen. Es erfolgte eine Durchsage, dass aufgrund von Vandalismus-Schäden der Zug umgeleitet werden würde und an diesem Morgen nicht zwischen Düsseldorf und Dortmund halten würde. Hektik machte sich im Zug breit und fast alle Leute schickten sich an, in Köln auszusteigen.
Wie schon so oft fuhr ich von Messe/Deutz mit dem erstbesten Zug zum Hauptbahnhof, um dort auf meinen verspäteten Anschlusszug zu warten. Eigentlich hatte ich gedacht, mir einen Kaffee zu holen, aber da mir Kälte Bauchschmerzen verursacht und es lausig kalt war, verkniff ich mir das. Ich war ja am Morgen schon froh gewesen, dass ich mir ein Halstuch und die Fahrradhandschuhe mitgenommen hatte, als ich zum Bahnhof radelte. Denn das Thermometer zeigte gerade mal 7°C an, als ich das Haus verließ.
Die Fahrt von Köln nach Krefeld ist meist entspannt, so auch heute. Mit knapp 10 Minuten Verspätung kamen wir dort an und ich lief zum Büro. Dort hatten wir erst eine Besprechung zum Thema Datenschutz, dann ein paar Abstimmungen für ein Projekt mit Chef, dann kam die Kollegin und hat mir einen Computer vorbeigebracht und dann schleppte ich mich und den Computer zum Bahnhof, um uns nach Hause zu bringen. Ich holte mir ein Fischbrötchen und checkte währenddessen meine Verbindung.
Meine App war der Meinung, dass die Abfahrt der Züge in Duisburg gecancelt sei. Ich ging zu einem Mitarbeiter im Reisezentrum und fragte, was ich tun solle. Die reagierte einigermaßen verständnislos, tippte in ihrem Compter rum und meinte, es sei alles in Ordnung, ich solle nach Duisburg fahren. Grmpf. Ich wäre lieber nach Köln gefahren, um dem Chaos zu entgehen. Aber mein Ticket hatte ja Zugbindung, also fuhr ich nach Duisburg. Und ab Duisburg fuhr nichts mehr.
Ganz toll. Gleiches Ziel, anderer Bahnhof: Ich machte mich erneut auf den Weg zum Reisezentrum. Dort hob man meine Zugbindung auf und schickte mich zu Gleis 5, von wo aus ich mit der S-Bahn nach Düsseldorf fahren sollte. Die S-Bahn hatte ein paar Minuten Verspätung, kam aber immerhin und fuhr auch wieder ab. Zumindest bis Duisburg-Großenbaum, da blieb sie dann eine Weile stehen.
Etwa 15 bis 20 Minuten standen wir dort herum. Mittlerweile war ich seit fast 1,5 Stunden unterwegs und keine 20 km von meinem Büro entfernt. Aber wenigstens fuhr die S-Bahn irgendwann weiter. Und eine gute halbe Stunde später kamen wir auch endlich in Düsseldorf an. Mittlerweile hatte ich fürchterlichen Durst, schon wieder Hunger und das dringende Bedürfnis eine Toilette aufzusuchen. Leider war dafür aber auch in Düsseldorf keine Zeit. Die DB-App sagte mir, dass der ICE 723 Verspätung hatte und so ziemlich das Einzige war, was um diese Zeit von Düsseldorf aus Richtung Süden fuhr, der nächste Zug ging erst über eine Stunde später. Also trabte ich zu Gleis 16, schleppte den schweren Computer die Treppe hoch und kam gerade noch rechtzeitig oben an, um die Durchsage zu hören, dass der ICE heute aus Gleis 4 fuhr. In Windeseile ging es nun die Treppe hinunter, quer durch den Düsseldorfer Hauptbahnhof, in dem immer ein ziemliches Durcheinander von Menschen, die in alle möglichen Richtungen laufen, herrscht, und noch einmal den Computer die Treppe rauf schleppen. In dem Moment kam auch schon der ICE.
Als erstes brauchte ich einen Kaffee und etwas zu essen. Ich wollte etwas Süßes und versuchte schon, mich zwischen Snickers, Twix und M&Ms zu entscheiden, als eine Mitarbeiterin des BoardBistros von hinten rief, dass sie auch Kuchen hätten. Ich ließ mir die Auswahl aufzählen und entschied mich selbstverständlich für Schokolade. Schokolade geht immer und der Schokokuchen musste es jetzt sein. Nachdem ich mich derart gestärkt hatte, suchte ich mir einen Sitzplatz im nächsten Wagen. Leider blieben wir noch eine Weile vor dem Bahnhof Köln Messe/Deutz stehen, so dass die Verspätung des ICEs noch größer. wurde. Ohne diesen Umstand würde ich nämlich halbwegs pünktlich in Darmstadt ankommen, da die ICE-Strecke über Frankfurt viel schneller ist als die IC-Strecke am Rhein entlang So aber war mein Anschluss in Frankfurt Hbf nicht mehr zu erreichen. Auf den nächsten Zug hätte ich mindestens eine halbe Stunde warten müssen. Zum einen waren auch in Frankfurt die Auswirkungen des Düsseldorf-Chaos zu spüren, zum anderen hatte Darmstadt immer noch selbst Probleme wegen der Sturmschäden des vergangenen Tages. Kurz entschlossen sprang ich am Flughafen aus dem Zug und setzte meine Fahrt mit dem AirLiner fort.
Wir fuhren auf die Autobahn, an der Start- und Landebahn vorbei. Wenn man oben im Doppeldeckerbus sitzt, hat man einen tollen Ausblick. Aber wenn man schon einmal einen solchen Ausblick hat, kommt natürlich kein Flugzeug.
Der Verkehr war mäßig, ein paar Lkw überholten sich gegenseitig, ansonsten kamen wir problemlos durch und in Darmstadt an.
Am Bahnhof in Darmstadt stieg ich aus und fuhr mit dem Fahrrad nach Hause. Dazu hatte ich am Morgen eigens den Fahrradkorb hinten festgemacht, um den Computer darin abzustellen. Um kurz nach Sechs war ich endlich daheim nach 12 Stunden. Die Bürotage sind immer recht lang.