Parkplatz-Treffen

Es gibt so ein paar goldene Regeln, wenn man mit Fremden im Internet zu tun hat. Eine davon lautet: Triff dich nicht mit fremden Männern auf Autobahnparkplätzen. Aber ich wäre ja nicht ich, wenn ich mich immer an alle Regeln halten würde.

Als Bert das Aluminium-Hardtop bekam, mussten wir zuvor den Ladebügel entfernen, der wäre sonst bei der Montage im Weg gewesen. Wir stellten das Ding in den Keller und nach unserem 80-Tage-Norwegen-Trip irgendwann bei ebay ein. Zum Wegwerfen fand ich ihn zu schade, vielleicht würde sich ja irgendwann irgendjemand melden, der noch Verwendung dafür hat.

Und tatsächlich, nach nur zwei Jahren meldete sich jemand und zeigte Interesse an dem Bügel. Die Person kam aus der Nähe von Magdeburg, hatte also eine weite Anreise und - wie er mir mitteilte - wenig Zeit. Daher fragte er an, ob wir ihm vielleicht ein wenig entgegen kommen könnten. Zwar haben wir dafür so kurz vor unserem Urlaub eigentlich auch keine Zeit, aber wenn es hilft, diesen Bügel endlich mal aus dem Keller loszuwerden, schaufelten wir uns die Zeit dafür eben frei. Als Treffpunkt suchte ich einen Autobahnrastplatz südlich von Rostock aus, der Käufer war begeistert über so viel Freundlichkeit und Entgegenkommen. Ich bin eben doch zu gut für diese Welt.

Heute Morgen fuhren wir also los. Ich konnte es kaum glauben, dass ich so etwas eigentlich unfassbar Dummes gemacht und mich mit einem wildfremden Typen aus dem Internet auf einem Autobahnrastplatz verabredet hatte. Aber ich hatte ja meinen persönlich Helden dabei. Zu zweit würde uns schon nichts passieren.

Rastplatz Bansower Forst

Rastplätze in Mecklenburg-Vorpommern an einem Sonntag im Februar sind quasi tot. Da ist nichts los. Die sind auch in anderen Monaten nicht viel stärker frequentiert. Eigentlich ideal für Menschen, die Übles im Schilde führen. Aber immerhin habe ich ein neues Schild für meine Rastplatz-Galerie.

Der Typ war schon da, als wir auf dem Rastplatz ankamen. Er entpuppte sich als ziemlich nett und ziemlich harmlos. Er hat ein Anwesen, auf dem er auch Tiere betreut und hat sich einen Ford Ranger gekauft, um Heu auf die Weiden zu fahren. Und diesem Ranger fehlt der Bügel. Nun hat er einen nagelneuen Bügel in knallrot.

Wir quatschten noch ein bisschen über Camping und die Touren, die wir mit unserem Ranger, dessen Ausbau ihm richtig gut gefallen hat, gemacht haben. Dann verabschiedeten wir uns und jeder ging wieder seiner Wege.


Dies alles wäre vielleicht gar nicht so sehr bemerkens- und bloggenswert, gäbe es da nicht auch noch diesen Nachtrag am 27. März 2024:

Heute erreichte mich eine Nachricht von einer mir unbekannten Nummer via WhatsApp. Zunächst dachte ich an Spam, aber dann stellte sich heraus, dass es der Käufer des Ladebügels war. Er hat mir Photos von seinem Ranger geschickt. Und das finde ich dann doch ziemlich witzig und auch echt nett. Ich glaube, es hat sich noch nie jemand bei mir gemeldet, um zu berichten, was aus den Dingen geworden ist, die ich abgegeben habe.

Und ich muss ehrlich zugeben, dass ich ein wenig neidisch bin. Sein Ranger ist postgelb! Wir hätten Bert gerne in gelb gehabt, aber gab es leider nicht zur Auswahl. Auf diesem gelben Ranger prangt nun unser knallroter Ladebügel. Dekoriert ist die Ladefläche mit Aufklebern im Brush-Design in schwarz, grau und rot. Und das sieht richtig gut aus!