Beluga-Dreieck und Eisenbahnbrücke Dömitz

Dies ist der zweite Teil unseres Wochenendtrips an die Elbe. Der erste Teil ist hier niedergeschrieben: Auf zur Elbe.

Da wir die Fähre nicht nehmen können, fahren wir über Land bis Wittenberge, wo die nächste Brücke über die Elbe führt. Bevorzugt fahren wir kleinere Straßen, beispielsweise die Kreisstraße von Lenzen nach Lanz und dann weiter bis zur Bundesstraße. Das letzte Stück führt die Straße unbefestigt durch den Wald.

Anschließend geht es weiter auf der B 195, die zur B 189 führt und dann über die Elbe geht. Mit Überqueren des Flusses verlassen wir Brandenburg und befinden uns in Niedersachsen.

Auch hier bleiben wir auf den kleineren Straßen, möglichst nah an der Elbe entlang. “Nah” ist dabei aber relativ. Ich glaube, das ist auch alles Überschwemmungsgebiet und außerdem Teil des Grünen Bandes, das sich entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze quer durch die Republik schlängelt - und ein wirklich schönes Naherholungsgebiet ist. Insbesondere auch für Fahrradtouren sehr zu empfehlen.

Gorleben

Unser nächstes Ziel ist Gorleben. Gorleben ist ein kleines Kaff im Wendland, hat heute gerade mal etwas über 600 Einwohner und ist dennoch bundesweit und sogar international bekannt - zumindest den etwas älteren unter uns.

In den 1970er Jahren kam man auf die grandiose Idee, hier im Salzstock ein Atommüll-Endlager zu errichten und baute in den 1980er Jahren zu diesem Zweck das Erkundungsbergwerk Gorleben. Dieses wurde 2021 endgültig stillgelegt. Geblieben ist ein Zwischenlager für hochradioaktiven Atommüll und ein Erinnerungsort an die Proteste gegen das Endlager Gorleben.

Zwischenlager für hochradioaktiven Atommüll

1979 begannen die Proteste gegen das Endlager und eben die haben uns heute hierher geführt. Der Erinnerungsort heißt Beluga-Dreieck, benannt nach dem Schiff Beluga, das hier als Mahnmal mitten im Wald steht.

Beluga-Dreieck

Die Proteste waren erfolgreich, das Endlager wird es hier nicht geben. Der Platz hier im Wald vor dem ehemaligen Erkundungs-Bergwerk und neben dem Zwischenlager bleibt als Mahnmal und Gedenkort erhalten.

Es gibt viele Schautafeln und Erklärungen dazu, was hier früher passiert ist. Die gelben Kreuze sieht man überall in der Umgebung, an vielen Häusern und Zäunen usw. Schon bei früheren Fahrten über die B 191 sind sie uns aufgefallen.

Im Wald gibt es neben einem Totem auch eine Gebetsstätte. Seit 1989 finden hier jeden Sonntag ökumenische Gebete statt. Laut eigenen Bekundungen ist das Gebet bisher nicht einen einzigen Sonntag ausgefallen.

Als wir aus dem Wald zurückkommen, geht der Herr Lebensabschnittsgefährte auf den Hochsitz, um sich das Gelände von oben anzusehen und Photos zu machen. Anschließend umrunden wir die Beluga. Im ersten Leben war die Beluga ein Feuerlöschboot, 1985 wurde sie von Greenpeace übernommen.

Auf der anderen Seite des Schiffes sind Infotafeln zur Geschichte der Beluga. Greenpeace hat mit diesem Schiff vor den Wiederaufbereitungsanlagen in Sellafield und La Hague dabei geholfen nachzuweisen, wie viel Radioaktivität ins Meer und damit in die Umwelt gelangt.

Auf dem Zeitstrahl hinter dem Schiff ist die Geschichte der Antiatomkraftbewegung dargestellt. Sehr interessant!

Wir sitzen noch im Camper, neben uns hält das erste Fahrzeug, auf dem hinteren Fenster ein “Atomkraft - Nein Danke”-Aufkleber. Ein älterer Mann steigt aus mit einer Fahne in der Hand und stellt sich an der Hinweistafel auf. Es folgen noch zwei oder drei weitere Fahrzeuge. Die kleine Gruppe geht um 14 Uhr los Richtung Erkundungsbergwerk.

Als die Herrschaften - allesamt geschätzt älter als wir - sich sammelten, dachten wir zunächst, das sei die Gebetsgruppe. Im Nachhinein denke ich, wenn ich vorher geschnallt hätte, wär die sind, würde ich jetzt vielleicht sogar mit ihnen laufen - vielleicht nur aus Neugier, vielleicht sogar auch mittlerweile aus Überzeugung. Ich weiß gar nicht so recht, wie ich zur Atomkraft stehen soll, aber ohne eine Lösung für den strahlenden Müll und die Klärung der Frage, ob es eine solche Lösung überhaupt geben kann, sollten wir gar nicht erst darüber nachdenken, diese Technologie voranzutreiben.

Im Wald steht eine Info-Hütte. An den Wänden hängt viel Informationsmaterial und auf einer Tonne liegt ein Ordner voller Zeitungsausschnitte aus der Geschichte des Endlagers Gorleben und der Proteste dagegen. Ich habe längst nicht alles gelesen, es ist viel zu kalt und wir wollen weiter, aber das, was ich mir angeguckt habe, war interessant.

Damals wie heute brandaktuell: Trecker-Demo. Damals für eine gute Sache, ohne Galgen dafür mit gelben Kreuzen.

Wir sind durchgefroren und unsere Aufnahmekapazitäten sind vorerst erschöpft. Wir setzen uns ins Auto und fahren weiter Richtung Eisenbahnbrücke Dömitz.

Vorher allerdings entdecken wir rechts der Straße einen kleinen Parkplatz mit einem Aussichtsturm. Dort halten wir kurz an.

Ich bin natürlich wieder unten geblieben. Bis zur ersten Plattform schaffe ich es noch, dann mache ich kehrt. Der Mann ist mit meiner Kamera oben und knipst.

Wir fahren weiter zur Eisenbahnbrücke Dömitz. Hier waren wir vor zwei Jahren auf unserer Grenztour schon einmal, allerdings nicht auf dem Brückenkopf oben, denn dort saß zu diesem Zeitpunkt eine feucht-fröhliche Gesellschaft, auf die ich keine Lust hatte.

Heute ist aber nichts los. Dafür ist es lausig kalt, es weht ein ziemlich starker Wind auf der Brücke. Aber wir sind tapfer und gehen den letztes Jahr erst eingeweihten Skywalk bis zum Ende.

Laut Wikipedia ist dort noch mehr Touristisches geplant, Aussichtsplattformen und sowas. Wir werden sicherlich noch einmal wiederkommen.

Straßenbrücke Dömitz

Über die Straßenbrücke Dömitz kreuzen wir wieder die Elbe. Im Fluss verlief die ehemalige deutsch-deutsche Grenze. Heute verläuft im Fluss die Grenze zwischen Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern, zumindest auf neun Kilometern. Flussabwärts gibt es noch ein weiteres Stück von zehn Kilometern.

Auf dem Parkplatz Pröbbower See legen wir nochmal eine kurze Rast ein, damit ich ein weiteres Photo für meine Parkplatzsammlung habe. Ansonsten verläuft die Fahrt nach Hause ruhig und ereignislos. Wie immer ist auf den Autobahnen in Mecklenburg-Vorpommern nichts los, entspanntes Fahren.

Zum Schluss noch die Statistik, die Karte und ein kurzes Fazit zum Auto und ein Video von dieser Tour.

255 Kilometer sind wir heute gefahren.

255 km

Auf der Karte sieht der zweite Teil so aus:

Insgesamt sind wir 419 Kilometer gefahren. Seit wir Bert aus der Werkstatt geholt haben, sind es etwa 800 Kilometer. Wir glauben, dass wir langsam optimistisch sein können, dass Bert uns sicher und störungsfrei im März durch Schottland kutschieren wird.

419 km insgesamt