Über die Ostsee durch Schweden nach Norwegen

Der Herr Lebensabschnittsgefährte hatte ein paar Überstunden auszugleichen und deswegen den Freitag frei. Ich arbeite seit diesem Jahr nur noch vier Tage pro Woche und habe jeden Freitag frei. Wir hatten im Vorfeld mehrmals überlegt, was wir mit dem verlängerten Wochenende anstellen könnten, kamen aber zu keinem sinnvollen Ergebnis und hatten zuletzt beschlossen, zuhause zu bleiben, auszuspannen und ein paar virtuelle Baustellen aufzuräumen. Von Mittwoch auf Donnerstag war der Lebensabschnittsgefährte auf Dienstreise in Darmstadt. Und als er im Zug nach Hause saß, setzten die Meteorologen aus Norwegen einen folgenschweren Tweet ab.

Kong Vinter kommer på besøk

König Winter kommt am Samstag zu Besuch in den Süden des Landes! Ich schickte diese Nachricht per Chat an den Lebensabschnittsgefährten. Seine Antwort: “Wann geht die Fähre?”. Tja, ab da nahm das Schicksal seinen Lauf. Ich hätte auch sofort gebucht, ich hatte bereits eine Überfahrt ausgewählt und war gerade dabei, die persönlichen Daten einzugeben, als der Lebensabschnittsgefährte meldete, dass sein Zug aktuell 20 Minuten Verspätung habe. Da beschlossen wir, mit der Buchung noch zu warten, bis sicher war, dass er pünktlich in Rostock ankommen würde, was dann auch eintraf.

Nachdem er in Hamburg in den Regionalzug umgestiegen war, buchte ich die Fähre, schrieb meinen Blogbeitrag, an dem ich gerade arbeitete, zuende, dann packte ich die paar Sachen, die wir für das Wochenende benötigen würden. Um 21:20 Uhr traf der Lebensabschnittsgefährte zuhause ein, Schmutzwäsche aus dem Rucksack, saubere Wäsche rein, benötigten Kram nochmal durchgehen - mehr Zeit war nicht. Eine halbe Stunde später saßen wir schon wieder im Auto auf dem Weg zum Überseehafen.

Nochmal frische Luft schnappen

Die Fähre legte um 23:00 Uhr ab, da lagen wir aber bereits in den Betten. Im Hafen waren wir kurz an Deck gegangen, ein paar Minuten frische Luft schnappen, ein paar Photos machen, dann gingen wir zu Bett.

Kabine

Ich war ziemlich überdreht und konnte nicht einschlafen. Außerdem lag ich im oberen Bett, die Betten waren sehr schmal, und ich hatte die ganze Zeit Sorge, dass ich Schlaf rausfallen würde. Um halb Sechs klingelte der Wecker und ich war ziemlich fertig. Ich schleppte meine Gebeine unter die Dusche. Anschließend ging ich mir in der Caféteria einen Kaffee holen, außerdem wollte ich raus, frische Luft schnappen.

Kaffee!

Das ganze Schiff war voller Osteuropäer, Tschechen, Bulgaren und Rumänen, Polen, Litauer usw. Und überall im Schiff stank es nach Rauch. Als ich mit meinem Kaffee zurück zum Treppenhaus ging, zündete sich auch einer mitten im Café eine Zigarette an. Ich brauchte dringend frische Luft!

Als wir im Hafen waren, durften wir ins Auto. Wir konnten am Abend zuvor unser Auto vom Deck aus sehen und knipsten natürlich nach unten. Als ich nun im Wagen saß, machte ich noch ein Photo nach oben.

In Trelleborg machten wir uns sofort auf den Weg nach Norden über die E6. Wir hatten ja gehofft, in Strömstad um 12 Uhr die Fähre zu bekommen, um nach Sandefjord in Norwegen übersetzen zu können. Aber da wir erst um 07:30 Uhr vom Schiff runter waren, war das illusorisch.

Aufgrund des Schlafmangels nutzte ich nahezu jede Gelegenheit, mir Kaffee inzuflößen. Entsprechend häufig muss ich auch Kaffee wegbringen - und neuen holen. Kong Vinter war auch in Schweden zu Besuch. Das zarte Frühlingsgrün der Äcker rechts und links der Autobahn war von einer leichten Puderzuckerschicht bedeckt, die stellenweise sogar geschlossene Schneedecke war. Und irgendwann kam sogar die Sonne raus. Zeit für einen Burger.

Auch diesmal wurden wir an der norwegischen Grenze rausgewunken. Unsere Ausweise wurden kontrolliert und wir wurden befragt, wohin wir reisen wollen, wie lange wir im Land bleiben wollten, ob wir eine Unterkunft gebucht hätten, ob wir Verwandte oder Freunde im Land haben und was wir überhaupt in Norwegen wollten. Die norwegischen Grenzbeamten sind sehr neugierig und Deutsche ohne Wohnmobil per se verdächtig. Er warf noch einen Blick in den Kofferraum und kontrollierte unsere Reisetasche. Norwegen hat ein großes Problem mit Alkohol- und Zigarettenschmuggel. Ich glaube, der Typ fand uns immer noch sehr seltsam. Was wir denn arbeiten würden, dass wir an einem Freitag nach Norwegen fahren könnten. Ich erklärte ihm, dass wir diesen Freitag frei aber leider keinen Winter zuhause haben und deswegen in die Telemark fahren wollen. Und dass wir etwa zwei- bis dreimal im Jahr in Norwegen sind, weil wir es dort so schön finden. Dass wir aber noch nicht einmal Skilaufen, gab ihm vermutlich den Rest. Dennoch er ließ uns weiterfahren, wir hatten ja nichts verbrochen. Später regte ich dem Herrn Lebensabschnittsgefährten gegenüber an, dass wir uns eine Fake-Skiausrüstung aufs Dach schnallen sollten, damit wir unverdächtiger sind.

Wir fuhren bis Moss, wo wir mit der Fähre nach Horten üersetzten. Das Wetter war super, aber der Wind war eisig. Wir tranken Kaffee bzw. heiße Schokolade

Eis!

Irgendwann fanden wir in dieser frühlingshaft anmutenden Landschaft dann doch noch ein zugefrorenes Gewässer, das uns darinter erinnerte, warum wir überhaupt hier waren.

Schnee!

Aber ich beschwerte mich nicht, schließlich war der Besuch von König Winter für Samstag angesagt und es war ja erst Freitag. Als Domizil für die Nacht hatten wir eine Hütte in Notodden gebucht. Bevor wir dort waren, mussten wir aber erstmal tanken. Das taten wir gegenüber von einer Siedlung, die Tyskland (Deutschland) heißt.

Tanken

Gegen halb Sechs waren wir in der Unterkunft. Blöderweise funktionierte das EC-Gerät am Campingplatz nicht, weder mit meinen beiden Karten noch mit denen des Lebensabschnittsgefährten. Glücklicherweise haben wir immer genügend norwegisches Bargeld dabei, um notfalls auch bar bezahlen zu können.

Um zur Unterkunft zu gelangen, mussten wir den Runway des Flughafens Notodden queren. Das schauten wir uns zu Fuß noch einmal an.

Okay, ein A380 wird in Notodden eher nicht landen. Das ist halt nur ein lokaler Flugplatz für Inlandsflüge mit kleinen Passagiermaschinen, die vielleicht 15 Passagiere fassen, sowie Sportflugzeuge.

Sonnenuntergang

Die Sonne verschwand langsam aber sicher hinter den Bergen. Wir waren ziemlich müde und fertig. Schließlich hatten wir im Schiff nicht viel geschlafen. Daher gingen wir in die Hütte zurück, bereiteten uns ein Abendessen und gingen eher früh zu Bett.

Hütte

Hier die Lebensabschnittsgefährtengalerie des 1. Tages:

Unsere Route am ersten Tag durch Schweden und Norwegen: