Durch den Schnee und über die Ostsee wieder zurück

Am nächsten Tag war die Welt weiß. Schönstes norwegisches Winterwetter erwartete uns draußen. Wir waren recht früh wach, machten uns Frühstück und überlegten, welche Route wir nehmen wollten.

Alles weiß!

Wir hatten ja am Abend zuvor kurz überlegt, nach Stavanger zu fahren und von dort die Fähre nach Hirtshals zu nehmen, haben uns aber aufgrund des angekündigten Wetters dagegen entschieden. Und das war wohl auch gut so - auch wenn ich nichts dagegen gehabt hätte, im schönsten Winterwunderland der Welt eingeschneit zu sein, aber der Job …

Runway

Der Runway sah am nächsten Morgen etwas anders aus, dort würde an diesem Tag kein Flugzeug landen.

Statt westwärts ging es also zunächst zurück Richtung Kongsberg. Dort herrschte totales Baustellen-Chaos und wir waren froh, als wir wieder raus waren. Dann fuhren wir die Straße Nr. 40 nordwärts Richtung Geilo. Auf unserem Weg dorthin wurde im Radio ständig gemeldet, dass die E134 über die Hardangervidda, die wir eigentlich Richtung Westen fahren wollten, wegen des Wetters gesperrt sei. Gute Entscheidung also.

Kurze Klo- und Knipsrast kurz hinter Flesberg. Die Klorollenhalterung auf der Parkplatztoilette ist echt stylish. Solche witzigen Details findet man immer wieder und überall in Norwegen, zumindest überall dort, wo es noch nicht ganz so touristisch überlaufen ist.

Es ging den Pass hinauf. Oben war alles skitouristisch erschlossen. Überall waren Hütten und Hotels in der Landschaft verteilt. Aber dennoch war es dort nicht annähernd so überrannt wie die Skigebiete in den Alpen.

Berab

Es ging wieder bergab, leider. Ich wäre gerne noch geblieben, hier am Rand der Hardangervidda, von der ich gerne mehr gesehen hätte. Wir werden auch ganz bestimmt nochmal wiederkommen und mehr Zeit mitbringen.

In Geilo gab’s erstmal was zu futtern. Und bevor jetzt hier postpubertäres Gekicher am Monitor ausbricht: Man spricht es Jeilo, das G wird im Norwegischen in der Regel wie ein J ausgesprochen. Aber natürlich gilt auch im Norwegischen: keine Regel ohne Ausnahme.

Store Elgfare - Groß Elchgefahr

Wir fuhren auf der Riksvei 7 Richtung Oslo. Im Verkehrsfunk meldeten sie die ganze Zeit, dass die 7 auf der Hardangervidda ebenfalls gesperrt war und auch die E134 war noch dicht. Wir wären hier in der Gegend ohnehin gestrandet.

Ab Hønefoss heißt die Reichsstraße 7 dann E16. Und ab Hønefoss wird’s da auch ziemlich … langweilig. Das fand ich schon, als wir mit der Bergenbahn dort entlang gefahren sind. Die Landschaft ist überwiegend durch Landwirtschaft geprägt. Bleibt ja auch nicht aus, wenn die Bewohner immer mehr werden, irgendwas müssen die ja alle essen.

Oslo

Wir waren viel zu früh in Oslo. Und da parken in Oslo exorbitant teuer ist, da kommen für 1,5 Stunden schnell 20 Euro zusammen, beschlossen wir, Zeit totzuschlagen, indem wir durch irgendwelche Wohnviertel gurkten. Nach 45 Minuen reichte es uns und wir machten uns auf den Weg zum Hafen. Dort standen wir nach dem Einchecken in wildem Schneegestöber und warteten auf die Fähre, die gerade ankam, noch wenden musste und entladen wurde. Wir hatten uns für die Strecke Oslo - Fredrikshavn mit der Stena Line entschieden. Auffallend viele Niederländer standen hier.

Nachdem wir endlich auf die Fähre fahren durften, suchten wir sofort unsere Kabine auf und schmissen uns erstmal auf die Betten, Füße hochlegen, dazu einen Tee. Viel würden wir an diesem Abend nicht mehr reißen.

Kabine

Unsere Ankunft in Fredrikshavn wurde am Abend zuvor für 07:30 Uhr angekündigt, 30 Minuten später als geplant. Geschuldet war dies der verspäteten Abfahrt und der Wetterbedingungen auf See. Als wir ablegten, erfolgte die Durchsage, die die Reisenden an Bord begrüßt und mitteilt, was es so mitzuteilen gibt. An diesem Abend war da unter anderem von “strong till hard wind with some rolling and pitching” zu hören. Das waren ja reizende Aussichten. Wir nahmen unser Abendbrot zu uns, wir hatten ja noch genug dabei. Anschließend gingen wir eine Runde an Deck, frische Luft schnappen, das Schiff erkunden und der norwegischen Küste Tschüss sagen.

Mittlerweile war es etwa 21:30 Uhr. Wir legten uns schlafen. Um 02:38 Uhr weckte mich mein Gleichgewichtssinn und meldete Störungen. Es ging auf und ab mit diesen winzigen Momenten der Schwerelosigkeit und es ging nach rechts und links - pitching and rolling. Irgendwann hatte ich auch das unbekannte Geräusch identifiziert, das durch die gegen das Schiff klatschenden Wellen entstand. Ich raffte mich auf und guckte kurz raus. Wellen und Gischt waren gut zu erkennen. Bestimmt wäre es toll gewesen, an Deck zu gehen. Aber die Aussicht, mich mitten in der Nacht in die Zwiebelpelle zu stopfen, nur um im Dunklen auf die unruhige See zu starren, und die Müdigkeit hielten mich davon ab. Ich dachte noch, dass ich ja zumindest ein Photo von der Gischt machen könnte, aber dann schlief ich wieder ein.

Bevor gleich die Rückfahrt durch Dänemark und Deutschland, mit Kaffee-Pause in Kiel, folgt, hier die Galerie des Lebensabschnittsgefährten für den 2. Tag:

Um 06:15 Uhr klingelte der Wecker. Der Lebensabschnittsgefährte machte Kaffee und ich riskierte einen Blick aus dem Fenster. “Wir sind im Hafen!” Das hatte denselben Effekt wie “Du hast verschlafen”. Operative Hektik ersetzte geistige Windstille. Da ich dringend Kaffee brauchte, schickte ich ihn zuerst ins Bad, zog mich an und machte Frühstück.

Die ganze Zeit wunderte ich mich, dass es keine Durchsage gegeben hatte, und fragte mich, ob ich diese vielleicht verschlafen hatte. Und während mir das noch durch den Kopf ging und ich jeden Moment damit rechnete, dass jemand an die Kabinentür klopfte und uns zum Verlassen aufforderte, erfolgte die Durchsage, dass sich die Passagiere in 45 Minuten zum Autodeck begeben sollten. Ich atmete auf, schmiss den Lebensabschnittsgefährten aus dem Bad und ging duschen.

Der Mann hatte unterdessen gefrühstückt, ich packte schnell unsere Sachen, machte die Kanne Tee für unterwegs, das Brot, das für mich zubereitet war, packten wir ein. Ich wollte im Auto frühstücken. Wir mussten noch Zähne putzen und das Badzeug einpacken, da erfolgte auch schon die nächste Durchsage, dass wir uns jetzt zum Autodeck begeben sollten.

In Dänemark war schaurigstes Wetter und heftiger Wind. Die Fahrerei war ziemlich anstregend und wir wechselten etwa alle 130 km.

Deutsche Grenze

Unterwegs kam uns spontan die Idee, dass wir Bekannte in Kiel besuchen könnten. Der Lebensabschnittsgefährte nahm Kontakt auf und regelte das. Um 12 Uhr gab’s Kaffee in Kiel. Danach ging’s nach Hause. Aber bloß nicht falsch abbiegen …

Bloß nicht falsch abbiegen

Unsere Route am zweiten Tag durch Norwegen: