Teil 2 - Endlich in Norwegen und am Nordkap

Tag 6 - Durch Finnland nach Norwegen

Montag, 28. Juni 2021

Wir hatten endlich mal wieder gut geschlafen! Ausgeruht und erholt wachten wir am nächsten Morgen auf, Zeit für einen Kaffee, ein ausgiebiges Frühstück und eine Planänderung.

Kaffee

Eigentlich wollten wir nach Kiruna und uns den vom Bergbau geprägten Ort anschauen. Menschen werden dort umgesiedelt, weil die alten Häuser aufgrund des Bergbaus absacken. Das alte Kiruna ist praktisch unterhöhlt. Aber wir hatten genug von Schweden, der Hitze und vor allem den Mücken. Außerdem hatten wir seit diesem Tag vollen Impfschutz und wollten so schnell wie möglich nach Norwegen.

Zunächst fuhren wir nach Vittangi rein, um dort eine SIM-Karte mit entsprechendem Datenvolumen zu kaufen, das wir auch in Norwegen verwenden konnten. Leider gab es in Norwegen kein Angebot, bei dem das Datenvolumen für uns passte, weswegen wir das schwedische nutzen wollten. An der Tankstelle gab es nur die SIM-Karte, im Supermarkt holten wir dann noch zwei Guthabenkarten zum Aufladen.

Außerhalb des Ortes hielten wir an einem Feldweg, der direkt ins Wasser führte, um die SIM-Karte mit meinem Smartphone zu aktivieren, so lange wir noch im schwedischen Netz waren. Da das Teil zum Öffnen des SIM-Karten-Slots irgendwo in den Untiefen und dem Chaos des Campers vergraben war, musste die Spiralbindung vom Straßenatlas dafür herhalten.

Wir passierten die finnische Grenze. Die Kontrolle an der Grenze war sehr freundlich aber auch sehr gründlich. Sowohl unsere Ausweise als auch die digitalen Impfzertifikate wurden geprüft. Der Grenzer fragte außerdem, wohin wir denn fahren wollten. Er war nicht sicher, ob uns die Norweger passieren lassen würden und gab uns Tipps, was wir anschauen könnten, wenn wir doch in Finnland bleiben würden.

Wir sind bisher erst einmal durch Finnland gefahren, allerdings auf einer anderen Strecke als dieses Mal. Aber genau so haben wir die finnischen Straßen in Erinnerung: Schnurgerade durch die Landschaft gefräst.

Mittags machten wir Rast am Muotkajärvi, um eine Kleinigkeit zu essen. Und in Enontekiö füllten wir noch einmal Berts Tank auf. Kurz darauf fiel dem Auto ein, dass es bei 4595 Kilometern melden könnte, dass Adblue langsam zur Neige ginge. Darauf musste Bert nun noch ein wenig warten.

Wir hatten endlich die norwegische Grenze passiert! Auch hier war die Kontrolle gründlich. Anscheinend nutzte der Grenzer zum ersten Mal die App für ein europäisches Impfzertifikat, denn er startete sie mit den Worten: “Dann wollen wir mal sehen, ob das funktioniert.” (Von mir aus dem Englischen übersetzt.) App funktionierte, Impfzertifikate sind gültig, Ausweise wurden überprüft, wir durften fahren. Erste Amtshandlung: Stehen bleiben und Norwegen knipsen.

Wir sind die E45 bis Alta gefahren, durch eine typisch norwegische Schlucht und mit Stopp am Pikefossen.

In Alta endete die Straße und wir mussten uns für rechts oder links entscheiden. Selbstbewusst bedeutete ich den Lebensabschnittsgefährten nach rechts abzubiegen. Wir fuhren durch ein typisch norwegisches Wohngebiet. Die Straßen waren eng und ich konnte die Blicke der Anwohner auf dem merkwürdigen Gefährt, das sich an ihren Häusern auf engen Straßen vorbei quetscht, regelrecht spüren. Wir folgtem den Straßenverlauf und kamen wieder an die Stelle, wo wir rechts abgebogen waren. “Wir hätten links abbiegen müssen”, folgerte ich messerscharf.

Wir fuhren auf der E6 über die Hochebene Sennalandet, die zwischen Alta und Porsanger liegt. Nun mögen knapp 400 Meter nicht allzu hoch erscheinen, aber 400 Meter hier oben im Norden ist schon eine Hausnummer. Da oben pfeift eisiger Wind, im Winter ist die Passstraße oft gesperrt. Das war sie auch bei unserer Wintertour 2019/2020, als wir schon befürchtet hatten, unsere Reise würde in Alta enden.

Die knapp 400 Meter reichen locker aus, um Ende Juni noch leicht mit Schnee bedeckt zu sein. Die Temperatur lag in den Bergen im mittleren einstelligen Bereich. Um den sommerlichen Temperaturen im Tal und den Mücken zu entgehen, hatten wir beschlossen, oben in den Bergen zu übernachten. Wir legten erst einmal Füße hoch und genossen die Tatsache, endlich in Norwegen zu sein!

Außerdem stellte ich fest, dass unsere Paprika die erste Frucht trug. Unser Camper-Garten hatte ja nun schon einiges mitgemacht, da freute es mich besonders, dass er trotzdem gedieh.

Zum Schluss noch die Statistik: 487 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren. Die Route als Screenshot, der GPX-Track des zweiten Reiseabschnitts ist am Ende dieses Beitrags.

Tag 7 - Alleine am Nordkapp

Dienstag, 29. Juni 2021

In den norwegischen Bergen schläft man immer gut. Frisch ausgeruht gibt es Frühstück und Kaffee.

Frühstück

Der Weg bis zum Nordkapp, der noch vor uns lag, war nicht mehr weit. Wir kannten die Strecke zwar schon von unserem Wintertrip, aber im Sommer sieht alles ganz anders aus, weswegen das auch jetzt wieder total spannend war. Und während es im Winter nicht richtig hell wurde, wurde es jetzt nicht dunkel. Die Gegensätze könnten kaum krasser sein.

In Skaidi haben wir an einer Tankstelle gehalten. Bei jedem Motorstart monierte Bert “AdBlue bald leer, noch x km”, von 2.400 herunterzählend. AdBlue gab es nur in Kanistern, mit 5 Litern musste Bert sich erstmal zufrieden geben. Da unser Urinal immer recht schnell gefüllt war, hat der leere AdBlue-Kanister gleich noch einen neuen Zweck bekommen. Harn im Harnstoffkanister fanden wir ganz passend.

Auf einem Rastplatz kurz vor Olderfjord hielten wir für einen Kaffeestopp an. Ein Vogel zwitscherte die ganze Zeit seine Melodie und wir gingen auf die Suche nach ihm. Wir wurden fündig, es handelte sich um eine Rotdrossel, die der Herr Lebensabschnittsgefährte geknipst hat.

In Olderfjord ist der Abzweig zur E69, der Straße, die zum Nordkap führt. Nun ging es am Porsangerfjord entlang Richtung Norden. Unsere nächste Rast machten wir am Fjord.

Wir halten beim Sjøsamisk Tun, das zeigt, wie die Küstensamen um 1900 lebten. Die meisten Touristen-Attraktionen sind mangels Touristen noch geschlossen. Aber unser Interesse daran ist ohnehin eher gering, da wir immer noch sehr darauf achten, möglichst wenig Kontakte zu haben. Daher ist eher ein Anschauen von außen. Ein Hinweisweisschild zeigt außerdem zu einem Trampelpfad zum Strand.

Auf unserem Weg Richtung Norden trafen wir wieder Rentiere auf der Straße. Außerdem mussten wir ständig stoppen, um Photos zu machen. Und Kurz vor Honningsvåg hielten wir dann an, um zu Mittag zu essen.

Hinter Honningsvåg hielten wir an einem Campingplatz, um dort die Dusche zu nutzen. An der Rezeption war niemand. Daher schauten wir uns um und stellten fest, dass es sich um Münzduschen handelte. Wir beschlossen daher, die Dusche aufzusuchen. Da die Duschzeit nach Münzeinwurf begrenzt ist, zogen wir uns erst aus und machten uns duschbereit, bevor ich Geld einwarf. Der Automat fraß meine Münzen, die Dusche gab aber trotzdem nur kaltes Wasser raus. Daran änderte sich auch nach mehreren Versuchen nichts. Ein paar Kronen ärmer und etwas frustrierter als zuvor gaben wir das Unterfangen auf, zogen uns wieder an, füllten noch den Trinkwasserkanister mit kaltem Wasser auf und fuhren weiter zum Nordkapp.

Wir kamen an die Stelle, wo wir im Winter auf die Kolonne warten mussten. Während der Wintermonate ist es nur selten erlaubt, alleine zum Nordkapp raufzufahren. Von hier führte eine geschwungene Straße über die letzten Berge, die noch zwischen uns und dem Nordkapp lagen. Und da war es endich, wir hatten es geschafft!

Der nördlichste Punkt ist eigentlich die steinige Landzunge, die aber kaum erreichbar ist (8 km Wanderung oder so). Irgendwann hat irgendjemand das Plateau als Nordkap deklariert, weil sich dies besser touristisch ausnutzen lässt. Soll mir recht sein, auf 8 Kilometer Wanderung hätte ich auch keine Lust gehabt. Bert war nun auch am Nordkap! Unser Auto wurde - wie alle Pickups von Ford (und auch Toyota?) - in Südafrika gebaut und per Schiff nach Deutschland transportiert. Damit hat Bert es geschafft, einmal komplett die Süd-Nord-Strecke auf unserer Seite der Erde zu bewältigen. Wir machten es uns erstmal im Camper gemütlich mit einem heißen Tee. Erstmal ankommen und aufwärmen, denn es war doch ein wenig frisch und windig da oben. Während wir drin saßen, latschte ein Rabe ganz gemächlich einmal um den Camper herum. Leider musste er feststellen, dass es bei uns nichts zu holen gab.

Nach dem Tee machten wir uns auf den Weg zum Globus. Natürlich musste der Frosch mit. Damit ihn keiner tragen muss, wurde er am Photorucksack des Lebensabschnittsgefährten befestigt. Und natürlich nahmen wir auch Lundi mit, der aber die meiste Zeit im Rucksack transportiert wurde, damit er nicht verloren geht.

Zunächst gingen wir in die Nordkaphalle, um Souvenirs zu kaufen. Danach war dann niemand mehr am Globus, wir hatten die Stelle ganz für uns alleine, was im Juni wirklich eine Seltenheit ist. Ohne die Pandemie wäre das völlig ausgeschlossen gewesen. Normalerweise ist hier der ganze Parkplatz voll mit Wohnmobilen. Jetzt kamen ab und zu mal ein Wohnmobil oder ein Pkw vorbei, die Insassen gingen eine Runde um den Globus und fuhren dann wieder weg. Und das waren überwiegend Norweger.

Wir knipsten ein paar Photos und kämpften mit dem Wind. Bevor uns die Finger abfroren, gingen wir zurück zum Camper. Es war extrem windig und ziemlich kalt. 6 °C und 40 - 60 km/h Wind waren nicht gerade Oppholdsvær, wie der Norweger sagt.

Den Rest des Tages machten wir es uns im Camper bequem und gingen früh zu Bett, während der Wind an Bert rüttelte und um uns herum pfiff.

Zum Schluss noch die Statistik: 170 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren. Die Route als Screenshot, der GPX-Track des zweiten Reiseabschnitts ist am Ende dieses Beitrags.

Tag 8 - Auf Magerøya

Mittwoch, 30. Juni 2021

Wir wurden in der Nacht gut durchgeschüttelt und gelüftet. Hier geht immer Wind und der pfiff durch die vielen Ritzen am Camper, von denen wir einige bis zum Winter noch abdichten müssen.

Nach dem Früstück gingen wir noch einmal zum Globus, um ein paar Photos zu machen. Dort war wieder nichts los. Das war auch nicht weiter verwunderlich, denn außer uns war ja kaum einer so weit oben im Norden. Anschließend guckten wir uns den Kram an, der sonst noch herumstand. König Oscar II., schwedischer König und damit auch König von Norwegen, als Norwegen unter schwedischer Herrschaft war, war 1873 auch mal am Nordkapp, weswegen es hier einen Gedenkstein für ihn gibt.

Wir machten uns bald auf den Weg wieder etwas weiter Richtung Süden, in bewohntere Gegenden. Zunächst machten wir kurz Stopp in Starsvåg, um ein paar Rentiere zu knipsen, die um ein Haus herum weideten. Leider lassen sie einen nicht allzu nah heran. Dort gibt es einen hübschen kleinen Campingplatz und wir beschlossen, später wiederzukommen, um hier die Nacht zu verbringen.

Unser Weg führte uns dann nach Gjesvær, einem kleinen Ort auf der Westseite der Nordkapp-Insel Magerøya. Am Abzweig lag noch etwas Schnee neben der Straße und wir setzten den müttlichen Rat, den gequetschten Daumen zu kühlen, in die Tat um und schickten ihr ein Beweisphoto.

Auf dem Weg hielten wir noch öfter an und machten viele Photos. Die Landschaft sah teilweise aus, als wären wir auf einem anderen Planeten gelandet - oder in einem überdimensionalen Steinbruch.

Es gab sehr viele Rentiere und auch Raben in diesem Nichts. Da ich gefahren bin, konnte ich aber nicht knipsen.

In Gjesvær gingen wir einkaufen, ein paar Lebensmittel wurden knapp. Zum ersten Mal seit über einem Jahr betraten wir ein Geschäft ohne Maske. Komisches Gefühl. Aber hier am Ende der Welt war außer uns und der Verkäuferin tatsächlich gar niemand mehr im Laden.

Anschließend fuhren wir zu einer Stelle, die mir auf der Hinfahrt schon aufgefallen war. Etwas unterhalb der Straße liegt eine Ruine, zu dem eine holprige Schotterpiste führt. Genau da sollte es Mittagessen für uns geben.

Anschließend fuhren wir zurück nach Skarsvåg und checkten auf dem Campingplatz ein. Es war noch recht früh, die Gäste der Nacht zuvor waren schon weg und von den neuen waren wir wohl die ersten. Diesen Umstand nutzten wir, um auch hier wieder die Duschen ganz für uns alleine zu haben.

Am Nachmittag modifizierten wir mal wieder ein wenig an unserem Camper herum. Da wir vor Abfahrt keine Zeit mehr hatten, die Matratze zu schneiden (das haben wir unterwegs gemacht) und Bezüge für die Polster zu nähen, haben wir das Bettlaken passend zu den drei Matratzenteilen zerschnitten. Allerdings eher nach Augenmaß, welches sich als nicht sonderlich zuverlässig herausgestellt hat. Während für zwei der drei Teile das Laken etwas zu groß ist, blitzt beim dritten der Schaumstoff hervor. Nun denn, es geht auch so. Wenn wir irgendwann wieder zuhause sind, wollen wir eh passende Bezüge für die Matratzen nähen.

Die erste Reparatur war auch schon fällig. Das Holzbrett, das unsere Klobrille darstellte, war gebrochen und musste geleimt werden.

Eigentlich ist im Küchenteil auch ein Spülbecken geplant, das momentan aber nichts weiter ist als eine eingelassene Schüssel, in der jede Menge Kram und Zeug gelagert wird. In dieser Schüssel haben wir endlich mal den Abfluss eingeklebt. Und dann haben wir noch die nervigen Leisten, die lose rumlagen und immer störten, wenn man das Toilettendeckelbrett wieder richtig hinlegen wollte, unter der Decke befestigt. Zu guter Letzt haben wir für meine Bettseite eine Verdunklung aus dem Schuhkarton mit meinen neuen Outdoor-Schuhen gebastelt. Vorhänge hatten wir schließlich auch noch nicht, die hatten wir im Vorfeld schlichtweg vergessen. Damit sind einige Kleinigkeiten, die ziemlich genervt haben, endlich mal erledigt.

Genug gearbeitet, wir widmeten uns wieder den schönen Dingen. Für den nächsten Tag buchten wir eine Überfahrt mit dem Hurtigrutenschiff nach Kjøllefjord. Wir hatten Lust auf die Schiffsreise und das spart eine Menge Zeit und Kilometer. Letzteres war allerdings nicht unsere Intention, denn Zeit hatten wir genug und auf die paar Kilometer kam es bei diesem Trip nicht an.

Nach dem Abendessen legten wir uns ins Bett. Der Wind pfiff wieder um den Camper. Der Campingplatzbesitzer hatte uns eigentlich empfohlen, bei den Häusern zu parken, weil so starker Wind aufkommen sollte. Wir meinten schon, dass wir die Nacht zuvor am Nordkapp standen und uns das daher nicht schrecken würde. Er gab uns den Tipp, wie wir Bert ausrichten sollten, damit wir den Wind nicht so sehr abbekommen würden.

Als wir im Bett lagen, krächzte ein Rabe und ein Trupp Rentiere galoppierte am Camper vorbei. Deren Hufe machen lustige Geräusche auf Asphalt und auch auf Schotter. Wenn man so einschläft, kann man nur gut schlafen.

Zum Schluss noch die Statistik: 43 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren. Die Route als Screenshot, der GPX-Track des zweiten Reiseabschnitts ist am Ende dieses Beitrags.

Tag 9 - Wir fahren mit Hurtigruten zur Nordkinnhalvøya

Donnerstag, 1. Juli 2021

Morgens räumten wir den Camper auf, kramten die Laptops raus und machten uns mal an die Arbeit mit dem Blog. Am Morgen war es immer noch etwas stürmisch, was am See neben uns zu erkennen war. Zum Frühstück weihten wir die neu erworbenen Norwegen-Tassen ein, die wir in der Nordkaphalle für den Camper gekauft haben.

Auf Magerøya haben wir so ziemlich alles gesehen, was wir sehen wollten. Und wir sind so ziemlich alle Straßen gefahren, die es dort zu fahren gibt. Auf dem Weg nach Honningsvåg hat Bert dann auch die 5.000 Kilometermarke geknackt.

Einen kurzen Ausflug durch Honningsvåg mussten wir machen, den machen wir jedes Mal, wenn wir dort sind. Einmal die Straße rauf, um das Hurtigrutenschiff von der anderen Seite zu sehen, und dann die Straße wieder runter. Nicht sonderlich aufregend, aber es gehört für uns einfach dazu.

Im Hafen auf dem Parkplatz gab’s auch schon wieder Mittagessen im Camper. Wir hatten noch ein wenig Zeit, bis wir aufs Schiff mussten. In Honningsvåg macht die Crew immer die Notfall-Übung, während die Touristen zum Nordkapp und anderen Touristenbespaßungen gekarrt werden. Daher beschlossen wir, noch etwas zu warten und die Seeleute in Ruhe ihre Arbeit machen zu lassen.

Die Reparatur unserer Toilette hat nicht lange gehalten. Es handelt sich um eine Trockentrenntoilette. Das Provisorium zu dieser Toilette besteht aus einem Eimer und einem Urinal. Um es etwas bequemer zu haben, hatten wir aus einem der alten Pressspanbretter einen Sitz für den Eimer gesägt und mit Mossgummi beklebt, damit er etwas bequemer ist. Leider ist dieser Sitz zwei Tage zuvor unter dem Herrn Lebensabschnittsgefährten zusammengebrochen. Gestern hatten wir ihn versucht zu leimen, aber auch das hat nicht gehalten. Jetzt behalten wir einfach den Rest der Tour das Provisorium im Einsatz. Bekanntlich halten Provisorien schließlich am längsten.

Wir fuhren zum Schiff, der MS Polarlys. Schon in der Nacht kam mir in den Sinn, dass die Mitarbeiterin am Telephon bei der Buchung gar nicht gefragt hatte, wie groß unser Auto ist. Und ich beschäftigte mich den Rest der Nacht mit der Hoffnung, dass Berts Außenabmessungen noch im Rahmen liegen würden. Schließlich waren wir hier mit unserem Pickuptruck in bester Gesellschaft.

Was allerdings nicht ins Bild und auch nicht ins Schiff passte, war das überhohe Hardtop. Dies hat eine Höhe von etwa 2,25 Metern. Die Durchfahrt zum Parkdeck hat exakt eine Höhe von 2,25 Metern. Uff. Es musste jemand von der Brücke kommen und entscheiden, ob unser Fahrzeug im Vorraum, wo sich auch die Crew aufhält, stehen bleiben darf. Wir hatten Glück, Bert durfte mit.

Wir gingen an Bord und ließen uns kräftig durchpusten. Und der Wind war in der Tat kräftig, er blies die Gischt auf dem Fjord weit über die Wasseroberfläche. Der Aufenthalt auf diesem Schiff war kein Vergleich zur TT-Line. Auf dem Hurtigrutenschiff wurde das Hygienekonzept eingehalten und von allen Anwesenden ernst genommen. Außerdem waren nicht sonderlich viele Passagiere an Bord. Ich glaube, die Hurtigruten fuhren immer noch mit eingeschränkter Kapazität. Ob dies freiwillig oder eher unfreiwillig, weil nur vollständig geimpfte Schengen- und EU-Europäer einreisen durften, weiß ich natürlich nicht.

Wir gingen zu Kaffee und Kuchen über. Es gab Schokoladenkuchen und hoffnungslos überteuertes Wasser. Die Kuchenauswahl entsprach auch nicht ganz dem, was wir von Hurtigrutenschiffen gewohnt waren. Wir gingen davon aus, dass dies auf die wenigen Gäste zurückzuführen sei.

Später gingen wir eine Runde durchs Schiff. Die finnische Sprache sorgt immer wieder für Heiterkeit. Vielleicht, wenn ich irgendwann mit Norwegisch einigermaßen klarkomme, lerne ich sie ja mal - was eine echte Herausforderung sein wird.

Im Shop kaufte ich mir eine Regenmütze und auf einem der oberen Decks im Café fanden wir zum einen die ganzen Passagiere, zum anderen eine größere Auswahl an Kuchen. Voll war es allerdings auch hier nicht, eher gut besucht. Wir gingen aufs Sonnendeck, wo auch einige Passagiere in der Sonne saßen.

Der Herr Lebensabschnittsgefährte hat ein paar tolle Bilder geknipst, hier eine Auswahl:

Die Überfahrt dauerte etwa zwei Stunden und wir konnten Kjøllefjord bereits sehen. Es war traumhaft schönes Wetter und die See war recht ruhig. Leider endete unsere Fahrt in Kjøllefjord schon wieder. Wir gingen zum Autodeck.

Bert war mittlerweile gewendet worden. Die Passagiere parkten an Bord nicht selbst ein, die Crew hatte ja den Schlüssel, um dies zu tun. Und seine Reifen waren mit Bremskeilen gesichert. Er machte sich ganz gut da auf seinem Präsentierteller. Zudem waren wir die ersten, die von Bord fuhren. Dazu musste man übrigens erstmal eine Höhendifferenz mit einem Aufzug überwinden. Unser Auto wäre dann also auch mal Aufzug gefahren. Bert hat schon viel erlebt in seinem jungen Leben.

In Kjøllefjord machten wir nochmal Halt zum Knipsen. Die MS Polarlys fuhr weiter ihres Weges, wir fuhren unseres Weges, zunächst Richtung Süden, nach Dyfjord. Etwas ungewohnt war der Anblick der vielen Bäume und Büsche. Ich stellte fest, dass ich mich an die Abwesenheit selbiger problemloser gewöhnt hatte.

Draußen herrschten 15 °C, Wanderer liefen in kurzen Hosen und mit nacktem Oberkörper herum. Die Bewohner der Finnmark sind schon recht speziell. Übrigens sind die auch grundsätzlich nicht sehr kontaktfreudig Fremden gegenüber, wirken stets etwas mürrisch und eigenbrödlerisch. Ich mag die.

In Dyfjord fanden wir keinen passenden Stellplatz, also fuhren wir zurück Richtung Norden und dann auf die Hauptverkehrsstraße der Halbinsel, die nach Westen führt. Unser nächstes Ziel war Mehamn. Auf dem Weg dorthin, am Ende des Oksfjord fanden wir einen Parkplatz, auf dem wir uns für die Nacht einrichteten.

Rastplatz

Der Herr Lebensabschnittsgefährte hatte Kopfschmerzen und musste sich hinlegen. Ich trank einen Kaffee und schaute aus dem Fenster auf den Fjord. Damit fühlte ich mich ausreichend beschäftigt für den Rest des Tages. Später gab es nur noch ein schnelles Abendessen, wir bauten das Bett und gingen schlafen. Die Tage dort kamen uns so unglaublich lang und anstrengend vor. So viele tolle Eindrücke, die es zu verarbeiten gab!

Und zum Schluss wie immer die Statistik: 61 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren. Die Route als Screenshot, der GPS-Track folgt direkt darunter.

GPS-Track