50 Jahre U-Bahn Frankfurt
Die U-Bahn in Frankfurt hat in diesem Monat ihr 50-jähriges Betriebsjubiläum gefeiert. Zu den vielen Aktionen der Feierlichkeiten gehört auch eine Ausstellung sämtlicher Generationen von Fahrzeugen im Betriebshof Heddernheim. Die haben wir uns als Ziel für unsere Radtour ausgesucht.
Nach dem Frühstück radelten wir los. Die Strecke zum Frankfurter Südbahnhof beträgt etwa 30 Kilometer. Das sollte reichen für uns zwei untrainierte Couchkartoffeln. Durch Frankfurt radeln macht eh keinen Spaß daher hatten wir geplant, die letzten 10 Kilometer vom Südbahnhof nach Heddernheim mit der U-Bahn zu fahren.
Zunächst einmal mussten wir quer durch Darmstadt fahren. Wir wohnen etwas südlich vom Stadtkern und Frankfurt liegt bekanntlich nördlich von Darmstadt. Die Strecke war insgesamt eher unspannend, ging es doch die ganze Zeit geradeaus. Dafür war der Weg angenehm und schnell zu befahren. Zweimal hatte ich den Lebensabschnittsgefährten versehentlich an einer Ampel abgehängt und musste auf ihn warten. Eine kurze Pause machten wir bei Merck, deren hässliche Traglufthallen ich knipsen wollte.
Wir radelten an der Bundesstraße entlang ...
... und durch Felder und Wälder.
Nach etwas mehr als zwei Stunden und 30 Kilometern waren wir endlich da am Frankfurter Südbahnhof.
Am U-Bahnhof Heddernheim standen nagelneue Fahrradständer, vermutlich eigens für die Veranstaltung heute aufgebaut. Die Teile sind ja ganz praktisch und am Darmstädter Bahnhof könnte man so etwas auch gut gebrauchen, da ist Platz für Fahrräder nämlich auch immer sehr knapp. Allerdings habe ich Bedenken hinsichtlich der Haltbarkeit. Bewegliche Teile unkontrolliert auf die Ich-bezogene Menschheit loszulassen ist vielleicht nicht die beste Idee.
Wir waren da - und die Honoratioren der Stadt ebenfalls.
Der kleine Kerl im Anzug ist der Oberbürgermeister von Frankfurt. Seinetwegen ist ein Typ aus der Veranstalter-Crew über mich drüber geflogen, als ich gerade in der Hocke war, um meine Schuhe zu binden, und er in verschiedene Richtungen redete, lief und schaute. Natürlich entschuldigte er sich, das tat er allerdings mit der unangenehmen Angewohnheit, mir an die Schultern zu fassen. Ich hasse es, wenn Menschen mich ungefragt anfassen. Und so war das dann auch meine einzige Erwiderung auf seine Bitte um Entschuldigung: "Fassen Sie mich nicht an!" Glücklicherweise verdarb mir das die Laune nicht allzusehr. Der viel größere Gute-Laune-Killer war da schon der Hunger. Frau dark* mit knurrendem Magen geht gar nicht.
Die Retter in der Not standen schon bereit und warteten nur darauf, von uns leergefressen zu werden. Der Lebensabschnittsgefährte entschied sich für einen Burger und ich wollte Currywurst. Seit in Darmstadt der einzige mir bekannte und zudem sehr gute Currywurst-Stand in der Innentstadt geschlossen hat, bin ich diesbezüglich ziemlich unterversorgt. Ein Rheinländer ohne Currywurst, das Schicksal kann so grausam sein. Aber hier war es mir gnädig gestimmt. Die Currywurst war gut, auch wenn es ewig dauerte, bis ich endlich an der Reihe war. Der Chef de Currywurst schaffte es nicht, mehr als einen Kunden gleichzeitig zu bedienen. Und aus völlig unerfindlichen Gründen wollten die meisten Leute eine Currywurst aus einer roten Wurst. Hallo?! Diese Hessen sind kulinarische Banausen. Die einzig wahre Currywurst wird aus Bratwurst gemacht. Alles andere ist bäh.
Wir waren so hungrig, dass ich vergessen habe, ein Photo von unserem Essen zu machen. Deswegen gibt's eins von den U-Bahnen, weswegen wir ja eigentlicht dort waren. Wobei das mit der Frankfurter U-Bahn auch so eine Sache ist. Eigentlich ist das nur eine Tram, die teilweise unterirdisch fährt. Ein beliebter Dauer"streit" zwischen dem Lebensabschnittsgefährten und mir. Er verteidigt die Frankfurter Tram natürlich, ich rücke keinen Millimeter von meinem Standpunkt ab. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen gibt mir übrigens Recht, wie man in der Wikipedia nachlesen kann.
Das ist unstreitig ein Bus. Der gehört - wie viele andere Exponate, die an diesem Tag im Betriebshof rumstanden auch - dem Verkehrsmuseum Frankfurt. Darin war auch eine kleine Ausstellung zu sehen und darin war es ziemlich warm. Wir schauten uns das kurz an, nahmen einen Flyer vom Verkehrsmuseum mit und gingen wieder. Die Trams warteten.
Leider waren die Werkstattführungen für diesen Tag restlos ausgebucht. So mussten wir uns auf das wenige Technikgedöns beschränken, das draußen herum stand.
Das ist, wenn ich mich recht entsinne, die erste U-Bahn-Generation. In diesen Wagen konnte man sogar hinein. Allerdings war es auch da drin warm, stickig und voll. Und voller schlecht erzogener Kinder, deren Eltern vom Personal immer wieder daran erinnert werden mussten, dass die Kinder nicht mit den Schuhen auf den alten Sitzen rumturnen sollen.
Wir widmeten uns den alten Trams.
In der hinteren Ecke des Betriebshofes bot sich die Möglichkeit, ein Selfie zu machen und Prellböcke zu knipsen.
Bevor wir uns auf den Heimweg machten, nahmen wir die älteste Tram, die herumstand, noch genauer in Augenschein. Das war schon echt ein hübsches Gefährt, das muss man sagen. Aus welcher Zeit die ist, habe ich aber vergessen. Rein konnte man da nicht, aber das ist vielleicht auch besser so.
Dabei kann es schonmal passieren, dass man ungewollt komische Bilder macht:
Erst zuhause fiel mir auf, dass der Rolli-Fahrer just dann ins Bild kam, als ich das Schild auf der Sitzbank knipste. Besonders gemütlich waren die Sitze früher übrigens weder für Behinderte noch für Nicht-Behinderte. Dafür reisten die Koffer komfortabler als heute.
Langsam schlenderten wir zurück zum Ausgang. Wir hatten alles gesehen und auch genug.
Wir hatten überlegt, nicht direkt nach Hause zu fahren, sondern zunächst in die Innenstadt zu radeln. Dort sollten auch noch eine Ausstellung und ein U-Bahnsimulator sein. Auf unserer Fahrt in die Innenstadt kamen wir an einer Straße mit witzigem Straßennamen vorbei: Im Trutz Frankfurt. Die Straße wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts so genannt und erinnert an die Belagerung im 16. Jahrhundert (siehe Wikipedia-Artikel).
Als wir in der Innenstadt ankamen, bereute ich die Entscheidung auch schon fast wieder. Die Frankfurter Zeil ist furchtbar, hoffnungslos überlaufen und extrem laut. Vor der Nikolai-Kirche war das Zelt mit der Ausstellung.
Nun ist ein Zelt in der prallen Sonne ja auch nicht gerade das pure Vergnügen. Daher hielt ich mich nur kurz darin auf, ging einmal quer durch die Ausstellung, ohne mir das alles genauer anzuschauen, und war froh, wieder draußen zu sein. Die Schlange am U-Bahnsimulator war auch zu lang, da hatten wir auch keine Lust zu warten.
Wir überlegten, wie wir am besten nach Hause kommen würden. Die ganze Strecke zurückzuradeln, noch dazu da es zwar sehr leicht aber dafür stetig bergauf geht, war mir zu anstrengend. So entschieden wir uns, zum Südbahnhof zurück zu fahren und dort in die S-Bahn zu steigen. Dafür mussten wir unsere Fahrräder noch ein Stück durch die Fußgängerzone schieben.
Obwohl es in dieser Nebenstraße nicht so überlaufen ist wie auf der Zeil selbst, gingen mir die Menschenmassen furchtbar auf die Nerven. Richtig schlimm wurde es allerdings erst am Eisernen Steg und ich verfluchte unsere Idee, dass wir ausgerechnet über diese Brücke den Main queren wollten. Die Aufzüge am Eisernen Steg sind (mal wieder oder immer noch) kaputt. Das Fahrrad muss man hinauf tragen, was aber kaum möglich ist, weil so viele Menschen auf der Treppe sind und keiner Platz macht. Zwar gibt es auch eine Rampe, die mit einem Geländer vom Rest der Treppe abgetrennt ist, aber eine Reisegruppe italienischer Touristen fand es eine ganz tolle Idee, da im Gänsemarsch runterzulaufen, weil das ja schneller ging als sich im Tempo den anderen auf der Treppe anpassen zu müssen. Dreist glotzten die mich und mein Fahrrad, die wir unten warteten, noch an und gingen die Rampe runter. Ich stellte mich mit meinem Rad so in Position, dass sie unten bremsen musste, um an uns vorbei zu kommen. Der Wink wurde aber nicht verstanden, immer mehr kamen die Rampe runter. Ich stellte mich mitten in den Weg. Und dann kapierten sie es endlich. Die Rampe selbst ist übrigens viel zu schmal, es war kaum möglich, neben dem Fahrrad zu laufen. Meine Laune war längst im Main ersoffen, da halfen auch nicht die schönen Bilder, die man auf der Brücke machen kann. Und die Leute irgendeiner christlichen Sekte, die das Brückengeländer mit ihren Bannern vollgehängt hatten und laut plärrend Musik machten, trugen auch nicht unbedingt zur Aufheiterung bei.
Danach wurde es wieder ruhiger. Als wir kurz vor dem Südbahnhof waren, überlegte ich noch kurz, doch weiter zu radeln, aber dann fiel mir wieder ein, dass das letzte Stück der Strecke über einen ziemlich weiten Teil ziemlich steil bergab ging. Und da wollte ich ganz bestimmt nicht wieder rauf strampeln. Nachdem wir den Südbahnhof einmal großzügig umrundet hatten und dann doch mal in die Karten-App schauten, waren wir auch endlich da.
Wir hatten Glück und mussten nicht lange warten, bis die S-Bahn kam. Ich holte uns noch ein Schoko-Croissant als Wegzehrung, dann fuhren wir mit dem Aufzug zum Bahnsteig. Wenige Minuten später fuhr die S-Bahn ein.
Vom Bahnhof in Darmstadt zu uns nach Hause ist es nicht allzu weit. Zuhause hatte ich dann aber auch die Nase voll. Urlaubsbedingt sind wir dieses Jahr kaum zum Fahrradfahren gekommen und ich bin gänzlich untrainiert. Da ich im Home-Office arbeite, ist mein anstrengendster Weg der zur Mülltonne und zurück. Und meist nimmt der Lebensabschnittsgefährte den Müll auch noch mit runter, wenn er zur Arbeit geht. An meinem Bewegungsprofil muss ich dringend arbeiten ... nächstes Jahr ... wenn der Winter vorbei ist ... und der Sommer nicht so mörderisch wird wie in diesem Jahr. ;)