Hafenrundfahrt

Meine Schwiegereltern waren zum Antrittsbesuch in Rostock. Das nahmen wir zum Anlass, von Warnemünde aus eine Hafenrundfahrt mit dem Schiff zu machen. Besonderes Highlight: Zwei Schiffe waren am Tag zuvor kollidiert, eine Fähre und ein Frachtschiff. Beide Schiffe lagen noch zur Überprüfung bzw. Reparatur im Hafen von Rostock.

Aber von Anfang an. Eigentlich hatten wir einen Tag vorher geplant, vom Stadthafen aus mit dem Schiff nach Warnemünde zu fahren, nachdem wir die Marienkirche besichtigt hatten. Blöderweise haben wir aber nicht bedacht, dass jetzt keine Saison mehr ist und der Winterfahrplan stark eingeschränkt ist. Das ist ja auch sinnvoll, im Winter ist hier kaum jemand, der einen Ausflug mit dem Schiff machen will. Ärgerlich nur, dass uns das letzte Schiff des Tages vor der Nase davon fuhr. So fuhren wir denn unverrichteter Dinge mit der Tram zurück nach Hause und beschlossen, am nächsten Tag erstmal die Touristeninformation anzurufen. Dort ging allerdings keiner ans Telephon.

Da wir sowieso in Warnemünde beim Tschechen essen gehen wollten, fuhren wir erst einmal dorthin. Das ist zurzeit etwas umständlicher als sonst, da der Bahnhof umgebaut wird und man deswegen von der S-Bahn in den Bus umsteigen muss. Wir nahmen gleich den Bus, das spart wenigstens das Umsteigen.

In Warnemünde regnete es, weswegen relativ wenig los war. Wir hielten uns auch nicht allzu lange mit Sightseeing auf, sondern gingen direkt zum Restaurant.

Böhmische Küche geht immer. Das Essen war viel, frisch zubereitet und deftig und die Aufmachung des Ladens ganz witzig. Die Preise sind natürlich weniger böhmisch, sondern ziemlich touristisch und deutsch, aber ich kann das Lokal nur empfehlen.

Anschließend schlenderten wir Richtung Alter Strom. Dort lag gerade abfahrbereit ein Schiff für eine Hafenrundfahrt. Da die Schwiegereltern nicht mehr ganz so flott zu Fuß sind, lief ich vor, damit sie uns nicht wieder vor der Nase davon fuhren.

“Moin! Wo fahrt ihr denn hin?”, fragte ich die beiden Mitarbeiter, die die Fahrt beworben und Tickets verkauften. “Ins Paradies”, bekam ich zur Antwort und den Hinweis, dass es gleich losginge. “Klingt gut. Meine Schwiegereltern sind zu Besuch und würden gerne eine Schifffahrt machen. Wie lange ist man unterwegs?” Die beiden grinsten. “Dauert etwa eine Stunde. Sollen wir die Schwiegereltern auch wieder mitbringen?” Ich überlegte einen Moment. “Ja, doch. Da vorne kommen sie. Wir wollen dann mit vier Personen mit.” Als wir mit dem Geplänkel fertig waren, war der Rest der Familie dann auch am Schiff angekommen. Wir bezahlten und gingen an Bord, setzten uns unter Deck, bestellten einen Kaffee und dann legte das Schiff auch schon ab.

Die Fahrt war total spannend. Zunächst ging es am Westufer der Warnow entlang. Wir sahen ganz viele Dinge vom Wasser aus, die wir bisher nur von der Landseite aus kannten. Und wir entdeckten noch ein paar Stellen, wo wir mal versuchen wollten, ob wir da auch ans Wasser kommen. Photographiert haben wir leider nicht, da wir zu sehr damit beschäftigt waren, den Schwiegereltern zu zeigen und erklären, wo wir uns immer rumtreiben.

Kronprins Fredrik

Dann ging es hinüber zum Überseehafen. Gerade fuhr eine Ersatz-Fähre der Scandlines ab, die alte Kronprins Fredrik. Der Grund für den Ersatz war, dass die beiden regulären Fähren ausgefallen waren. Die eine ist zum geplanten Umbau in Polen in der Werft, die andere hatte am Tag zuvor den anfangs erwähnten Unfall.

An den beiden Schiffen kamen wir auch als nächstes vorbei. Es hat sich wohl so zugetragen, dass das einlaufende Frachtschiff vom Kurs abgekommen und gegen die auslaufende Fähre gefahren ist. Dabei wurde der Stahl der Fähre über eine Länge von ca. 3 Metern aufgeschlitzt und das Frachtschiff zerbeult. Nun wurde die Fähre repariert und das Frachtschiff hinsichtlich der Seetauglichkeit überprüft, außerdem liefen noch Ermittlungen zur Unfallursache. Die Fähre war gut besetzt mit Pkw und Lkw, die alle rückwärts wieder ausgeladen werden mussten. An diesem Abend um 19:15 Uhr, also knapp 27 Stunden nach der Kollision, konnte die Fähre wieder auslaufen. Eine tolle Leistung des Reparaturteams, finde ich. Das Frachtschiff konnte sich auch wieder auf den Weg machen, die Beschädigung war wohl nur kosmetischer Natur.

Danica Violet

Anschließend ging es an den weiteren Kais des doch eher überschaubaren Rostocker Überseehafens sowie am Marinestützpunkt und der Insel Pagenwerder, die als Naturschutzgebiet für Brutvögel ausgewiesen ist, vorbei.

Wir kehrten in den Hafen zurück. Bevor wir von Bord gingen, versuchte ich noch ein Selfie mit einer Möwe zu machen, aber das Tier war unkooperativ.

Möwe und ich

Dann gingen wir noch einmal auf die Westmole, bevor wir mit dem Bus zurück nach Hause fuhren. Am Teepott hatte ich mir noch ein Eis geholt, das ich gegen die Möwen verteidigen musste. Die sind schon ziemlich dreist hier, finden aber auch immer wieder leichtsinnige Opfer in den unachtsamen Touristen.

Die Sonne verabschiedete sich und wir ebenfalls. Und bevor ich mich jetzt hier aus dem Blog-Beitrag verabschiede, gibt es noch eine Photo-Auswahl aus der Knipse des Lebensabschnittsgefährten.