Tag 5 - Heimfahrt und Nachspiel

Morgens war es kalt und feucht. Die Idee, direkt an einem See zu übernachten, ist im Herbst vielleicht nicht so wahnsinnig schlau. Ich freute mich auf die kuschelige Heizungswärme und einen Kaffee. Aber auch an diesem Morgen wurde ich bitter enttäuscht, die Heizung wollte nicht. Der Lebensabschnittsgefährte unternahm mehrere Startversuche, aber leider alle ohne Erfolg. Die Heizung lief kurz an, aber bevor sie die Luft wärmte, ging sie in den Fehlerzustand: “Über-/Unterspannung bei der Stromversorgung”. Außerdem nahm der Mann einen Geruch wahr, der da nicht hingehörte. Die Ursache dafür war schnell gefunden:

Stecker verschmort

Oha! Die Stecker hatten wir ursprünglich für einen anderen Einsatzzweck gekauft und ohne weiter nachzudenken zusammen mit der Box beim Einbau der Heizung abgegeben und gesagt, dass wir die damit betreiben wollen. Offensichtlich sind die Stecker aber ungeeignet für diesen Einsatzzweck. Wir hatten nun ein ernstzunehmendes Problem, nämlich gar keine Heizung mehr, noch nicht einmal abends.

Beim Kaffee fiel daher die schwere Entscheidung, den Trip an dieser Stelle abzubrechen. Ich hatte keine Lust, eine Woche lang in der feuchtkalten Herbstluft jeden Morgen zu frieren. Und noch weniger Lust hatte ich, die Nachmittage und Abende zu frieren. Weiter im Norden, wir wollten ja eventuell noch bis Røros, waren Temperaturen um den Gefrierpunkt für die nächsten Tage gemeldet. Für den Süden entlang des Skagerrak waren die Temperaturen zwar gemäßigter, aber jeden Tag Regen. Das klang nicht gerade nach gemütlichen Stunden im Camper. Dann lieber nach Hause zurück und das Heizungsproblem in Ordnung bringen.

Los geht’s

Laut Navigation würden wir bis Trelleborg gut acht Stunden benötigen, die Nachtfähre fuhr um 23:45 Uhr ab. Gegen 10:30 Uhr fuhren wir los, das Zeitpolster war mehr als großzügig.

Einreiseregeln ausgedruckt

Die Einreiseregeln waren nahe der schwedischen Grenze auf ein DIN-A-3-Blatt gedruckt, laminiert und an den Holzbock getackert. Ganz pragmatisch und völlig ausreichend. Als wir die Grenze passierten, wurden wir ein wenig wehmütig.

Schwedische Straße

Auf den Straßen war nicht viel los, wir kamen gut voran. Um 13 Uhr gab es Mittagessen. ich erbarmte mich, ausnahmsweise mal bei Burger King zu essen. Normalerweise betrete ich diese Läden aus verschiedenen Gründen nicht mehr. Aber wir nutzten nur den Drive Thru und aßen im Auto.

King Fish

Es war essbar, was ich schon erstaunlich fand. Und es füllte den Magen. Kurz darauf fuhren wir übrigens an einem Mc Donald’s vorbei …

Die gute Laune ließen wir uns trotz der überstürzten Heimreise nicht verderben. Wir fuhren an einem Bagger vorbei, der auf seinen riesigen Reifen riesige Schneeketten montiert hatte. Es ergab sich folgender Dialog:

Ich (zugegeben leicht infantil): “Boah, hat der riesige Schneeketten!” Der Herr Lebensabschnittsgefährte doziert: “Für den Wald, wohl eher Schlammketten.” Ich: “Schlammketten. Nicht zu verwechseln mit Schlamm-Catchen. Oder doch? (Mit rheinländischer Sprachmelodie) Dat sin Schlammkettschen, wie der Rheinländer zu saachen pflescht. Bei uns is enne klene Kette nämlisch enn Kettschen. Also nit datt Schlammkettschen mit dem Schlamm-Catchen verwechseln!”

Ansonsten ging es mir ganz gut. Wir blödelten noch mehr herum, aber der Rest ist in Vergessenheit geraten. Überhaupt hatten wir seltsam gute Laune dafür, dass wir uns gerade auf dem Heimweg befanden.

Stau in Göteborg

In Göteborg war Feierabendverkehr und der war ziemlich übel. Vom Stadtleben hatten wir dementsprechend schnell wieder die Nase voll. Nachdem wir Göteborg passiert hatten, wurde es wieder ruhiger auf der E6.

In Schweden ist Diesel ziemlich teuer. Die Preise schwankten zwischen 1,88 und 1,95 Euro. Wir hatten morgens und auch im Laufe des Tages die von Bert errechnete Restreichweite mit den von Google errechneten restlichen Kilometern abgeglichen und kamen immer wieder zu dem Schluss, dass es reichen sollte. Das war einer der Gründe dafür, die maximal erlaubte Geschwindigkeit nicht permanent auszureizen. Ein weiter Grund war, dass wir sonst nur noch länger am Hafen hätten herumstehen und warten müssen.

Als wir in Trelleborg angekommen waren, hatten wir ohnehin noch genug Zeit. Wir sortierten uns auf der Lane ein, die auf der Bordkarte angegeben war, und setzten uns nach hinten in unseren unbeheizten Camper. Es gab Abendbrot und Tee, Wolldecken und etwas zu lesen. So vertrieben wir uns die Zeit, bis die Huckleberry Finn endlich da war.

Wir stellten unser Auto weisungsgemäß auf dem Parkdeck ab und huschten in unsere Kabine. Dort brauchten wir keine 10 Minuten, bis wir in der Koje lagen.

Als das Schiff ablegte, dachte ich erst, ich müsste nochmal aufstehen und mich über die Kabine beschweren. Wir hatten das Gefühl, direkt im Maschinenraum zu übernachten. Die Maschinen machten einen Höllenlärm, das ganze Schiff zitterte und irgendwo klapperten zwei Stahlteile dumpf aneinander. Wir parkten rückwärts aus, anschließend drehten wir uns im Hafenbecken. Als es dann vorwärts weiterging, war Ruhe. Irgendwann schlief ich endlich ein.

Zum Schluss wie immer die Statistik: 682 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren.

682 km

Unser Wecker klingelte um 05:15 Uhr. Kurz darauf passierten wir die Molenfeuer von Warnemünde. Ich musste mich sputen und mich anziehen, unseren Kram zusammensammeln und dann wurde auch schon an die Kabinentür geklopft.

Wir fuhren von Bord und steuerten als erstes die Tankstelle im Überseehafen an. Bert meldete dringenden Bedarf.

Anzeige: Restreichweite 14 Kilometer

Nach dem Volltanken fuhren wir ohne Umweg durch den Warnowtunnel nach Hause, wo wir uns erst noch einmal ins Bett legten.

Zum Schluss wie immer die Statistik, bevor ich vom Nachspiel berichte: 4 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren.

4 km

Als wir nachmittags das Auto ausräumten und ich meine Abschlussrunde um den Wagen drehte, fiel mir ein dunkler Fleck auf dem Boden auf. Ich prüfte mit Finger und Nase, um welche Art Flüssigkeit es sich handelt und musste leider herausfinden, dass hier Diesel aus unserem Auto auf den Boden tropfte! Der Herr Lebensabschnittsgefährte schwang sich aufs Fahrrad und besorgte im Baumarkt Absorber, den wir auf den Fleck schütteten.

Na super, da hatte ich ja Lust drauf! Wir überlegten, was wir nun tun sollten. Ob vielleicht beim Tanken etwas übergelaufen war? Aber irgendwie glaubten wir nicht so recht daran. Dafür war die Menge auch zu groß, das wäre sicher aufgefallen. Am nächsten Morgen sahen wir nochmal nach und mussten feststellen, dass es noch weiter getropft hatte. Da war eigentlich klar, dass das kein Tankunfall gewesen sein konnte.

Wir fuhren also als erstes zur Werkstatt, die die Heizung eingebaut hatte. Der Mitarbeiter kam mit Werkzeug bewaffnet nach draußen, schmiss sich sich unter unser Auto und zog die Schrauben noch einmal nach.

Mechaniker unter dem Auto

Wir hatten ohnehin noch vor, nach Wismar in die Metro zu fahren. Anschließend wollten wir Bert waschen, dann wieder volltanken und sehen, ob er wieder inkontinent sei. Sollte dies der Fall sein, müssten wir den Tank fast leer fahren, damit der nochmal abgenommen und neu abgedichtet werden konnte.

Übrigens hat sich Bert ein Souvenir mitgebracht. Am linken Hinterreifen lag in dem Loch von dem Stahlteil ein Stein.

Wir berichteten dem Mechaniker noch von unserer Erfahrung mit der Heizung. Die Firma verbaut die Heizungen von Autoterm noch nicht so lange, daher war er recht interessiert. Er erklärte uns auch noch, wo wir den Temperatursensor, den wir beim Einbauauftrag glatt vergessen hatten, anschließen können. Wir vereinbarten, dass wir uns melden, wie es mit der Leckage weitergeht. Dann fuhren wir zur Waschanlage.

Bert wurde gründlich gewaschen, auch von unten abgespritzt, und anschließend wieder vollgetankt. Dann fuhren wir nach Hause und stellten Bert genauso ab, wie er am Montag stand, zufällig war sogar noch derselbe Parkplatz frei. Den Absorber hatten wir morgens zusammengefegt und in einen Beutel getan. Nun taten wir noch einmal etwas auf den Fleck drauf, da noch nicht alles weg war.

Heute Vormittag haben wir kontrolliert, wie es unter dem Auto aussieht. Offensichtlich hat das Nachziehen der Schrauben ausgereicht und wir können uns nun wieder beruhigt anderen Dingen widmen, wie beispielsweise der Heizung, für die die bestellten Teile spätestens morgen eintreffen sollten.

Und dann geht es hoffentlich bald wieder auf Tour!