Das Wochenende in Tschechien
Am 3. Tag wachten wir früh auf. Die Nacht war sehr ruhig und erholsam gewesen. Wir frühstückten, machten uns reisetauglich und fuhren gegen 8 Uhr los.
Weit kamen wir allerdings nicht, denn nach drei Minuten stand schon das erste Knipsobjekt am Wegesrand: Kelchstein.
Die sahen wirklich skurril aus und sie sahen vor allem aus, als wären sie aus Pappmaché gemacht, was aber nicht der Fall ist.
- Rastplatz am Kelchstein
- Kelchstein
- Kelchstein
- Kelchstein
- Kelchstein
Wir knipsten, die ersten drei Bilder sind von mir, die letzten beiden vom Herrn Lebensabschnittsgefährten, dann wendeten wir und setzten unseren Weg fort.
Kurz darauf passierten wir die tschechische Grenze. Wir wollten keine Vignette kaufen und lieber über mautfreie Straßen fahren, was wir auch so ins Navigationsgerät eingaben. Das führte dazu, dass wir überwiegend kleine Straßen durch gemütliche Dörfer fuhren. Dabei musste der Lebensabschnittsgefährte sich erst einmal im tschechischen Dorf-Verkehr zurecht finden. Das fing schon damit an, dass wir die Ortseingangsschilder anfangs kaum wahrnahmen. Die sind nämlich in schlichtem Weiß mit schwarzer Schrift und wirken etwas unscheinbar. In Ortschaften gehen sie im Schilderwald gerne mal unter.
In einem Waldstück dachte ich für einen Moment, unser letztes Stündlein hätte geschlagen. Die Straße war ziemlich eng, kurvig und nass. Hinter uns war ein Lkw, der ziemlich dicht auffuhr. Und dann setzte der tatsächlich zum Überholen an! Nun wäre das vielleicht nicht weiter erwähnenswert gewesen, wenn er nicht exakt eine Minute nach dieser Aktion links abgebogen wäre …
- Im Rückspiegel
- Überholvorgang
- Einscheren
- Abbiegen
In Mladá Boleslav kämpften wir uns durch den Stadtverkehr, der von unzähligen Kreisverkehren geprägt war. Am Ende der Kreisverkehrserie erwartete uns eine Baustelle, die uns vor neue Herausforderungen stellte. Nach der Baustelle folgte die Autobahnauffahrt.
Wir waren auf der D10. Das alleine war noch nicht so schlimm, unser Problem war eher, dass wir in die falsche Richtung fuhren, Norden statt Süden. Und das viel größere Problem: Dieser Teil ist mautpflichtig, der Abschnitt im Süden nicht. Eine kurze Internet-Recherche ergab: Ein Verstoß gegen die Vignettenpflicht kostet bis zu 200 Euro. Wir steuern den erstbesten Parkplatz an, um eine Vignette zu kaufen.
Und wir waren gefühlt mitten auf einem Zirkusvorplatz gelandet - wie auch das Flugzeug. Meine Güte! Der Parkplatz war voll. Es gab zwar noch eine Stellfläche, aber die sollte 10 CZK kosten, wir hatten aber überhaupt keine tschechischen Kronen dabei und außerdem keine Lust zu bezahlen. Also parkten wir etwas unorthodox quer neben den ganzen Längsparkern, so dass die Ausfahrt noch frei war.
Die Durchfahrt dieses Autobahnparkplatzes war außerdem noch durch dieses etwas überdimensionierte Gefährt beengt. Und auf dem Platz war die Hölle los. Das hielt uns allerdings nicht davon ab, noch ein zweites Frühstück einzunehmen, nachdem wir die Vignette gekauft hatten. Anschließend wiesen wir das Navi an, uns auf der schnellsten Route zum Ferienhaus zu lotsen. An der nächsten Ausfahrt verließen wir die Autobahn wieder und fuhren über eine - ebenfalls mautpflichtige - Landstraße zum Ferienhaus.
Die Mobilfunkmasten, die wir entlang des Weges sahen, hatten alle so eine Kugel. Leider konnte ich nicht herausfinden, wozu die gut sind.(*)
Kurz bevor wir dort ankamen, sahen wir schon die fette Regenwolke am Horizont. Und auf den letzten Metern goss es in Strömen.
Als wir da waren, kam direkt die Sonne wieder raus. Nach so langer Zeit gab es erstmal ein großes Hallo. Und natürlich mussten wir das Haus und den Garten besichtigen. Und etwas zu essen gab es auch noch. Und viel zu erzählen.
Außerdem hatten wir die Drohne dabei. Der Herr Lebensabschnittsgefährte machte ein Panoramabild vom Dorf.
Bei unserer Ankunft war unseren Gastgebern aufgefallen, dass das Abblendlicht auf der Fahrerseite nicht funktionierte. Das erklärte auch, warum wir so oft mit Lichthupe angeblinkt wurden. Der Sohn meiner Freundin und der Herr Lebensabschnittsgefährte machten sich daran, die Glühlampe auszuwechseln.
Leider war das Unterfangen nicht von Erfolg gekrönt. Der Platz zwischen Scheinwerfer und Batterie ist ziemlich eng, man kommt kaum mit der Hand hinein. So bekamen sie die kaputte Glühbirne nicht heraus.
Nachmittags fuhren wir zur Burgruine Lichnice.
Es gab erstmal Eis und der Krabbler dort oben begrüßte uns am Eingang. Natürlich habe ich den nicht geknipst, das Vieh war riesig! Der Herr Lebensabschnittsgefährte war so wagemutig und ging ganz nah ran, was Rodney - wie ich ihn in Gedenken an die Alf-Folge mit der Riesenkakerlake nennen möchte - dazu veranlasste, auch noch auf der Kamera rumzukrabbeln. Ich glaube, Rodney ist ein Moschusbock und er war wirklich, wirklich groß.
- Geschichte der Burg
- Aussicht
- Turm
So wirklich kamen wir nicht dazu, uns umzusehen. Der Herr Lebensabschnittsgefährte flog wieder die Drohne und machte ein paar tolle Aufnahmen.
- Burg
- von
- oben
Aber bevor das Panoramabild fertig war und wir alles gesehen hatten, zog ziemlich plötzlich ziemlich heftiger Wind auf. Er landete die Drohne und wir suchten das Weite, bevor es wieder anfing zu regnen. Immerhin hatte er vorher noch ein paar Photos mit der Kamera gemacht.
- Ticketverkauf
- Burgruine
- Burgruine
- Turmfalke
Zum Abendessen grillten wir Würstchen. Sehr lecker!
Später kam noch ein Nachbar vorbei und unterhielt sich mit der Mutter, während wir bis spät abends am Lagerfeuer saßen. Anschließend krochen wir in unseren Camper und schliefen bald ein.
Immerhin hatten wir diesmal an die Statistik gedacht. 178 Kilometer waren wir an diesem Tag gefahren.
Als ich am nächsten Morgen wach wurde und aus dem Frontfenster blickte, war ich einigermaßen verwirrt.
Es dauerte einen Moment, bis ich verstanden hatte, dass das wirklich keine Eisschicht sein konnte. Der Sohn der Freundin hatte die Scheibe am Tag zuvor mit so einem Abperlzeugs behandelt und hat dabei wohl ein paar Stellen vergessen.
Da wir früher wach waren als die Hausbewohner, beschäftigten wir uns noch einmal mit unserer Glühlampe. Und mit viel Geduld und Gefummel gelang es mir endlich, die alte Lampe herauszubekommen. Und dem Herrn Lebensabschnittsgefährten gelang dann, wofür mir die Geduld fehlte: Die neue Lampe wieder einzubauen, was fast genauso fummelig war. Endlich ging unser Licht wieder!
Wir frühstückten alle zusammen, danach machten wir uns fertig und fuhren zu einem nahegelegenen Stausee. Leider kamen wir nicht zur Staumauer, da sämtliche Straßen gesperrt waren. Aber kein Problem, dann flogen wir halt mit der Drohne dorthin.
Wir fuhren an eine andere Stelle an den See, was sich als ziemlich schwierig herausstellte. Aufgrund diverser Straßensperrungen mussten wir ziemlich viel hin und her über holprige Feldwege fahren, was das tiefergelegte Auto des Sohnes, mit dem wir unterwegs waren, an seine Grenzen brachte. Aber wir schafften auch das und nachdem wir einen Parkplatz gefunden hatten, gingen wir eine Weile am Strand spazieren.
- Strand
- Boot
- Strand
Es war herrlich, mit den Füßen im Wasser zu laufen, und wir bedauerten es sehr, unsere Boote nicht dabei zu haben. Aber wir hatten die Drohne dabei und der Herr Lebensabschnittsgefährte flog wieder ein wenig.
- Stausee
- und Strand
- aus der Luft
Und hier noch die Photos des Herrn Lebensabschnittsgefährten:
- Strand
- Tretboote
- getretenes Boot
- Strand
Nachdem wir zum Haus zurück waren, gab es Mittagessen - zur Abwechslung mal wieder Würstchen. Und danach mussten wir uns leider schon wieder auf den Weg machen, denn der Herr Lebensabschnittsgefährte musste am Montag wieder arbeiten. Und leider hat der Arbeitgeber zwischenzeitlich die Richtlinien für die Auslandsarbeit festgelegt. Tschechien gehört leider nicht zu den Ländern, von denen aus gearbeitet werden darf. Daher mussten wir zumindest wieder bis zur deutschen Grenze fahren.
Da wir ja nun die Vignette hatten, nahmen wir nun die schnellste Route, die zunächst auch über gemütliche Landstraßen führte.
Später kamen wir aber auf eine besser ausgebaute Straße.
Tanken mussten wir auch noch. Kurze Irritation an der Tankstelle, welches Zeug wir am besten in unser Auto kippen sollten und entschieden uns für “Nafta”. Als der Tank voll war, kam ich auch schon auf die Idee, via Internet zu überprüfen, ob es sich dabei auch wirklich um Diesel handelt. Der kostete umgerechnet übrigens 1,89 Euro. Soviel zu “überall so viel billiger als in Deutschland” …
Gegen 18:30 Uhr waren wir zurück in Deutschland.
Eigentlich wollten wir zum selben Parkplatz fahren, auf dem wir auch schon auf der Hinfahrt übernachtet hatten. Also machten wir uns auf in die Berge.
Und ganz unverhofft tat sich am Straßenrand schon wieder eine kleine Sehenswürdigkeit auf, die wir auf der Hinreise gar nicht bemerkt hatten: der Sudetenblick.
Die Aussicht war wirklich toll!
- Blick nach links
- Blick nach rechts
Und auch Bert machte sich vor dieser Kulisse ganz nett.
Als wir an dem Parkplatz ankamen, standen dort ein Wohnmobil und ein Polizeiwagen. Wir parkten erst einmal und beobachteten die Szenerie. So weit wir das der Unterhaltung, die für uns teilweise sehr gut zu verstehen war, entnehmen konnten, war wohl in das Wohnmobil eingebrochen oder zumindest der Versuch unternommen worden. Die Polizistin nahm anscheinend die Anzeige auf.
Wir fanden es unangemessen, uns einfach daneben zu stellen und unser Lager aufzuschlagen. So suchten wir nach einem Stellplatz in der Nähe und fanden diesen bei einem Schwimmbad, das Reisenden anbietet, auf ihrem Parkplatz gegen eine geringe Gebühr zu übernachten.
Das Schwimmbad liegt außerhalb der Ortschaft und der Parkplatz war von Bäumen umgeben. Hier würden wir für den nächsten Tag auch einen Schattenplatz zum Arbeiten haben. Und unseren Urinkanister konnten wir auch noch leeren, was will man mehr.
(*) Nachtrag: Eine Leserin hat mit Hilfe von Google-Lens herausgefunden, dass es sich um Wassertürme handelt. Der Herr Lebensabschnittsgefährte hatte die Idee unterwegs auch. Da ich nur gemauerte Wassertürme kenne, fand ich die Idee abwegig, aber offenbar sind es doch welche.