Hardtop-Reparatur und ein kleineres Traveloffice

Von unserem letzten Stellplatz in Schönebeck waren es rund 75 Kilometer Fahrt bis zum Fahrzeugbauer, der uns 2021 das Hardtop nach unseren Wünschen angefertigt hat.

Bereits in den vergangenen Monaten sind immer wieder mal einzelne Schrauben von jenen, die die Fenster im Hardtop befestigen, abgebrochen. Normalerweise könnten wir so etwas ja selbst reparieren, aber da wir immer nur abgebrochene Schrauben gefunden haben, hatten wir keine Ahnung, wie lang die Schrauben überhaupt sein müssen und welche genau wir dafür benötigten. Daher entschieden wir uns, nochmal beim Fahrzeugbauer vorbeizuschauen. Notfalls könnte er uns ja ein paar Schrauben in die Hand drücken und wir machen es selbst.

Sülzegrund

Nach 11 Kilometern legten wir eine Pause ein. Zum einen musste - wie ich im vorherigen Beitrag ja schon schrieb - der Kaffee raus. Zum anderen hörten wir auf der Autobahn etwas hinten im Camper poltern. “Wer klopft?”, fragte der Herr Lebensabschnittsgefährte. Ich dachte zunächst, der Wind hätte sich zwischen Hardtop und Fahrerkabine verfangen, aber nein, wir hatten vergessen, das Frontfenster richtig zu schließen, und das war durch den Fahrtwind aufgedrückt worden.

Als ich auf dem Parkplatz die Heckklappe öffnete, hatte ich plötzlich den Griff in der Hand. Meine Güte! Bloß gut, dass wir gerade eh zum Fahrzeugbauer wollten, das Hardtop drohte nun völlig auseinander zu fallen.

Der Herr Lebensabschnittsgefährte schraubte den Griff wieder fest, ich ging zur Toilette und wir entsorgten auch noch schnell unseren Müll, dann konnte die Fahrt wieder weitergehen.

Die A14 ist in dieser Gegend ein kompliziertes Terrain, weil sie noch nicht ganz fertig ist und ständig irgendwo gebaut und die Streckenführung geändert wird. So sollten wir eigentlich auf die A2 wechseln, nahmen aber die falsche Abfahrt und kurvten wieder einmal auf Landstraßen und in Dörfern herum.

Als wir dann endlich beim Fahrzeugbauer ankamen, war nur noch die Mitarbeiterin im Büro da. Sie hörte sich unser Problem an, befand es für sehr ernst und wir vereinbarten, dass wir am nächsten Morgen um 8 Uhr noch einmal wiederkämen.

So kam es, dass wir noch eine weitere Nacht im Camper schliefen und der Mann noch einen weiteren Tag im Traveloffice arbeiten musste. In der Nähe gab es zwar einen kostenlosen Wohnmobilstellplatz, aber der hatte noch weniger Charme als ein Autobahnrastplatz. Zur Not und auf der Durchreise wäre das zwar eine Option, aber es war erst 16 Uhr und in der Nähe des Stellplatzes war nichts. Oder wie die Mitarbeiterin des Fahrzeugbauers sagte: “Tangerhütte ist doch öde.”

Kulturhaus Tangerhütte

Der Zustand vom Kulturhaus
sagt viel über die Kultur aus.

Kulturhaus Tangerhütte

Nun denn, wir suchten und fanden den Parkplatz des Wildparks Weißewarte. Der Park sollte bald schließen und wir wären am nächsten Morgen weg, bevor er wieder öffnete. Leider war die Öffnungszeit nur noch so kurz, dass sich ein Besuch für uns nicht lohnte, sonst hätte ich glatt noch ein zweites Mal einen Tierpark besucht an diesem Tag. So notierten wir den Park auf unserer Spätermal-Liste und beschränkten uns auf einen Spaziergang.

Viel Spannendes gab es nicht zu sehen, aber uns ging es in erster Linie ja auch um ein wenig Bewegung.

Und dann gab es doch noch etwas Spannendes zu sehen, nähmlich das (ich glaube verlassene) Gespinst von Eichenprozessionsspinnern. So etwas war mir bisher auch noch nicht unterkommen, das kannte ich nur aus den Medien.

Natürlich hat der Herr Lebensabschnittsgefährte auch geknipst, hier ist seine Galerie:

Die Ziegen, die der Herr Lebensabschnittsgefährte da geknipst hat, waren übrigens unsere unmittelbaren Nachbarn. Direkt hinter unserem Parkplatz befand sich ein Ziegengehege und ein Stück weiter lebten Hühner.

Ziegen als Nachbarn

Mittlerweile waren wir alleine auf dem Parkplatz. Der Herr Lebensabschnittsgefährte nahm das zum Anlass, die Drohne auszupacken und ein wenig zu fliegen.

Abends schauten wir im Camper noch einen Film und schliefen recht früh ein. Das Leben im Camper ist anstrengend, vor allem das Arbeitsleben.

Die Statistik darf nicht fehlen, 91 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren.

91 km

Nach einer ruhigen Nacht wurden wir ziemlich früh wach. Das Thermometer zeigte um 06:25 Uhr eine Außentemperatur von 10,6 °C an. Brr. Hühner und Ziegen waren auch schon wach.

10,6 °C

Nachdem wir uns tageslichttauglich gemacht und gefüttert hatten, fuhren wir los. Zunächst einmal suchten wir ein öffentliches WC auf, da unser Urinkanister ziemlich voll war. Laut Google-Maps war am Bahnhof von Tangerhütte ein WC. Dort fuhren wir hin.

Tangerhütte ist eine “Stadt”, die aus 19 Ortschaften besteht und es damit auf insgesamt etwas über 10.500 Einwohner bringt. Tangerhütte ist ein Dorf. Und jeder, der schon einmal in einem Dorf am Bahnhof war, kann sich vorstellen, wie es dort an einem Mittwochmorgen um 7 Uhr zugeht, nämlich gar nicht.

Vor dem WC-Häuschen stand das Fahrzeug eines Grünflächenmitarbeiters. Der dazugehörige Mitarbeiter kniete an der Bordsteinkante zum Bahnhof und kratzte Unkraut aus den Fugen. Das war das einzige Geräusch, das man neben Vogelgezwitscher hörte.

Und in diese Szene fuhren wir mit unserem “unauffälligen” Bert, hielten hinter dem Grünflächenfahrzeug und stiegen aus. Der Herr Lebensabschnittsgefährte ging zur Heckklappe, ich - wegen Bad-Hair-Day wieder mit meinem roten Hut auf dem Kopf, ansonsten schwarz gekleidet - wanderte neben dem Auto hin und her. Wären wir mit einem Ufo dort gelandet, hätte der Grünflächenmitarbeiter auch nicht weniger gestarrt. Und er kam aus dem Starren gar nicht mehr raus, als der Herr Lebensabschnittsgefährte mit einem Kanister hinter dem Wagen hervorkam und im Toilettenhäuschen verschwand.

Anschließend fuhren wir zum Fahrzeugbauer. Der Mitarbeiter hörte und schaute sich das Problem an. Insgesamt elf Schrauben hatten die Fenster mittlerweile verloren, drei davon allein am vergangenen Wochenende. Je mehr Schrauben fehlten, umso schneller brachen die nächsten Schrauben.

Statisch recht logisch erklärbar, liegt das an unseren abwegigen Strecken, die wir bisweilen fahren, und den Verwindungen, die Bert dabei leisten muss. Die meisten Kunden des Fahrzeugbauers benutzen ihre Fahrzeuge auf asphaltierten Straßen. Für unsere Verwendung musste da schon ein wenig mehr Stabilität rein. Der Mitarbeiter plante, nicht nur die nun fehlen Schrauben zu ersetzen, sondern auch noch zusätzliche einzusetzen. Bedenken, dass es uns nicht gefallen könnte, fegten wir weg. Form follows function.

Für das zweite Problem, die Undichtigkeit am Frontfenster, hatte er nicht wirklich eine Lösung. Um dies hier auf dem Platz zu machen, müsste er das Hardtop abnehmen. Dafür müssten wir aber unseren ganzen Ausbau rausnehmen und auch einen Teil der Dämmung abmachen. Das hatte ich mir schon gedacht und mir deswegen Sikaflex besorgt. Damit sollte es gehen.

Ich ging ins Büro, um den Schlüssel von dem Auto der Mitarbeiterin zu holen. Den Wagen lieh man uns für die Dauer der Reparatur. Eine Kartusche Sikaflex hätte sie mir zwar auch mitgegeben, hatte aber nur dunkelbraunes da. Ich lehnte ab. Wir quatschten uns über die Ostsee fest, während der Herr Lebensabschnittsgefährte draußen mit dem Fahrzeugbauer über Island laberte. Dann fiel uns allen ein, dass wir ja noch ein wenig zu tun hatten. Wir nahmen den Laptop und alles, was wir zum Arbeiten bzw. Zeitvertreib benötigten aus dem Camper. Als ich den Frosch wegräumen wollte, meinte der Mitarbeiter, ich solle Kermit ruhig dort sitzen lassen, mit Kermit würde er sich gut verstehen und dann hätte er jemanden, mit dem er die einzelnen Arbeitsschritte besprechen könne. Ich musste schmunzeln, denn diese Art der Unterhaltung ist dem Frosch sehr vertraut.

Wir fuhren auf den Parkplatz vom Friedhof, der uns am Abend zuvor bereits aufgefallen war. Dort war Schatten und Ruhe.

Nach zwei Stunden klingelte mein Smartphone und mir wurde Vollzug gemeldet. Wir fuhren zurück zur Werkstatt.

Frosch verzweifelt

“Der Frosch schlägt die Hände überm Kopf zusammen, weil mir was Blödes passiert ist!” Mit diesen Worten wurde ich begrüßt. Oje! Der Mitarbeiter hat mit seinen schweren Arbeitsschuhen versehentlich eine unserer Schiebetüren kaputt gemacht.

Tür kaputt

Das war ihm extrem unangenehm. Er wollte den Schaden bezahlen. Aber das Brett für die Türe stammt eh aus einer Restkiste im Baumarkt und ich würde versuchen, das noch einmal mit Leim in Ordnung zu bringen. Ich sagte ihm, er brauche nichts zu bezahlen, er könne mir aber stattdessen einen kleinen Gefallen tun und mir noch ein paar von den Schrauben mitgeben, damit wir mal etwas an den Aluprofilen festschrauben könnten. Mit dieser Lösung waren alle zufrieden und auch die Fenster sahen mit dreimal so vielen Schrauben nun wirklich fest und stabil aus.

Fenster festgeschraubt

Wir versprachen, uns nach unserer geplanten Herbstreise mal zu melden und zu berichten, ob die Schrauben nun halten würden. Dann fuhren wir zum Friedhofsparkplatz zurück, damit der Lebensabschnittsgefährte weiter arbeiten konnte.

Bert auf dem Friedhofsparkplatz

Nach dem Mittagessen drehten wir eine durchs Dorf und über den Friedhof.

Burgstall

An der freiwilligen Feuerwehr kamen wir ebenfalls vorbei.

Freiwillige Feuerwehr Burgstall

Um 16 Uhr war Feierabend und wir machten uns auf den Weg. Unser Abwasserkanister war auch fast voll, es wurde langsam Zeit, nach Hause zu fahren.

Auf bald

Zunächst führte unser Weg nach Lüderitz, wo wir noch einmal tankten und uns ein Eis holten. 1,79 Euro kostete der Liter Diesel dort. So “günstig” haben wir schon lange nicht mehr getankt. Lang genug jedenfalls, dass einem dieser Preis günstig erscheint.

Elbe

Gegen 17:30 Uhr überquerten wir die Elbe, die ganz schön wenig Wasser führte.

A14

Bald darauf befanden wir uns auf der Autobahn und in Mecklenburg-Vorpommern, wo wir das vertraute Verkehrsgeschehen auf den Autobahnen dieses Bundeslandes vorfanden.

Rostock

Gegen 19:30 Uhr waren wir wieder in Rostock und bald darauf auch zuhause.

Blöderweise haben wir mal wieder die Statistik vergessen und unseren Tacho nicht geknipst. Von Burstall zu uns nach Hause sind es etwa 260 Kilometer. Dafür habe ich eine andere Statistik: 750 Gramm Tomaten konnte ich an diesem Abend auf meinem Balkon ernten. Das ist doch auch nicht schlecht. ;)

Tomaten