Zoobesuch und Schiffshebewerk in NRW
Ich habe ihn schon seit Ewigkeiten nicht mehr angetreten, den langen Weg ins Büro. Dieses Mal war er besonders lang, weil wir für das Wochenende noch zwei Sightseeing-Stationen im Nordosten von NRW eingeplant hatten.
Tag 1 - Von Rostock durch die Brandenburgische Elbtalaue nach Klötze
Freitag, 30. August 2024
Wir fahren am Freitagnachmittag nach der Arbeit bereits los. Wir teilen uns längere Autobahnabschnitte gerne in mehrere Teile ein, wenn die Zeit dazu ist. Das macht es weniger stressig.
Den ersten Stopp legen wir auf dem Rastplatz Meyenbach West ein, der nun auch in meiner Rastplätze-Galerie zu finden ist. Wir haben vergessen, den Trip-Counter zurückzusetzen und müssen am Ende des Tages und am Ende der Tour 107 Kilometer hinzurechnen, die wir bis hierher gefahren sind.
Nach der Pause hätten wir eigentlich die erste Abfahrt von der Autobahn nehmen müssen, die gleichzeitig die letzte Abfahrt vor dem Ende der Autobahn ist. Das haben wir aber vercheckt. Leider hätte es dort auch die nächste Möglichkeit gegeben, die Elbe zu überqueren. Jetzt fahren wir über kleine und kleinste Straßen und Wald und zwischen Feldern herum. Normalerweise fahren wir solche Strecken gerne, aber wenn man etwa 500 Kilometer vor sich hat, ist das vielleicht doch nicht das Richtige.
Das Navigationssystem lotst uns zu einer Fähre. Als wir dort ankommen, sagt ein Schild: “Zurzeit kein Fährbetrieb”, also fahren wir wieder zurück über die ruckeligen Straßen. OSMand ignoriert meinen Hinweis, dass die Straße nicht befahrbar ist. Ich bin völlig lost. Die Anzeige der Reststrecke in der App verlängert sich ständig. Ich (der orientierungslose Navigator) habe überhaupt keine Ahnung mehr, wo wir gerade sind, versuche aber irgendwie, trockenen Fußes über den Fluss zu kommen.
Wir cruisen eine gefühlte Ewigkeit durch die Brandenburgische Elbtalaue, bis wir endlich bei Wittenberge die Elbe auf einer Brücke überqueren können.
Nach diesem Abenteuer steuern wir den Ort Klötze an, in dem ich einen Wohnmobilstellplatz ausfindig gemacht habe. Gegen 19:30 Uhr sind wir endlich da. Wir haben etwa 3,5 Stunden für knapp 230 Kilometer benötigt. Die Odyssee ist für heute beendet.
Exakt 225 Kilometer sind wir am ersten Tag gefahren. Wie eingangs erwähnt, hatten wir vergessen, den Counter zurückzusetzen. Das Auto zeigt daher nur 118 Kilometer an. Die Kartenansicht ist am Ende des Beitrags.
Tag 2 - Zoobesuch in Bielefeld
Samstag, 31. August 2024
Eigentlich ist es ganz hübsch hier, neben dem Parkplatz ist das Waldbad Klötze und gegenüber ein kleiner Tierpark. Aber leider haben wir keine Zeit und vor allem auch kein Badezeug dabei. Der Platz war toll, es wurde sehr ruhig abends, man konnte hervorragend schlafen. Unsere Neuerwerbung, der Kühlschrank, macht allerdings ziemlich viel Krach nachts. Vielleicht hätte ich ihn abends ausschalten sollen, vielleicht gewöhne ich mich aber auch noch daran.
Die Spinnweben nehmen wir übrigens schon seit Rostock mit auf Tour. Gestern sah das Netz etwas mitgenommen aus, hielt im Großen und Ganzen aber auch der hohen Geschwindigkeit auf der Autobahn stand. Über Nacht hat die Spinne alles wieder fein gemacht.
Würde ich einen Baumarkt in Klötze errichten, würde ich ihn Bau-Klötze nennen. Und ich wundere mich, dass das noch keiner getan hat.
Wir fahren die L 22 durch Landschaftsschutzgebiete entlang. Neben der Straße ist viel Grün, Weiden wechseln sich mit Büschen, Bäumen, Blühstreifen usw. ab. Derart belassene Landschaft kann auch als Kulturlandschaft wirklich schön sein.
Bei Helmstedt fahren wir auf die A 2 und dann Richtung Westen. Auf dem Rastplatz Essehof machen wir einen kurzen Stopp, verstoffwechselten Kaffee entsorgen. Und natürlich ein Photo für die Galerie mitnehmen.
Während ich hinten im Camper auf der Toilette sitze, kommt ein Lkw angefahren und will gegenüber von uns zwischen zwei anderen Lkw einparken. Plötzlich ein lautes Geräusch. Der Lkw ist mit seinem Auflieger gegen den Nachbar-Lkw gefahren - und das natürlich genau hinter uns, so dass wir zunächst nicht wegkommen, weil zunächst der Schaden begutachtet und diskutiert werden musste. Ob die überhaupt eine gemeinsame Sprache haben? Die wenigstens Lkw-Fahrer auf unseren Straßen kommen aus Deutschland und viele der ausländischen Fahrer sprechen kein Deutsch. Irgendwie schaffen sie es aber, die Sache klärt sich nach ein paar Minuten, der gelbe Lkw parkt korrekt ein und die Straße wird frei.
Am Bückethaler Knick gibt es noch einmal eine kurze - und dieses Mal ereignislose - Pause.
Wir fahren zum Heimat-Tierpark Ossendorf. Der Tierpark ist kostenlos. Daher und weil das Wetter so schön ist, ist dort viel los. Teilweise ist es schwierig, den Leuten aus dem Weg zu gehen. Aber ich halte tapfer durch und knipse Viehzeug mit dem Herrn Lebensabschnittsgefährten um die Wette.
Der Tierpark beherbergt hauptsächlich einheimische Tierarten und an vielen Stellen finden sich Tafeln, auf denen die Namen der Spender von Tieren, Gehegeeinrichtung oder auch Parkmöbel wie Bänke etc. eingraviert sind.
Allerlei Federvieh gibt es zu bestaunen. Und selbst ein paar Zuchttauben haben es in den Tierpark geschafft. Zur Abwechselung gibt’s auch ein bisschen Fell, bevor es mit den nächsten Vögeln weitergeht.
Die Bären waren Publikumsmagnet. Zumindest in Zoos sind sie recht beliebt. Wenn sie in freier Wildbahn rumlaufen, sieht die Sache schon wieder anders aus …
Leider habe ich dieses Mal zu wenig Schilder geknipst, daher weiß ich bei manchen Tieren nicht mehr, was für welche sie sind. Und mit dem Unterscheiden verschiedener Raubvögel tue ich mich generell sehr schwer.
Auf mich wirken die Tiere dort alle recht entspannt, auch wenn das Besucheraufkommen eher hoch ist. Wer da in der gemütlich eingerichteten Nagerburg wohnt, weiß ich auch nicht mehr.
Wir gehen zurück zum Auto und setzen uns erst einmal hinten rein, was trinken und ein paar Kekse futtern. Wieder einmal bin ich total happy wegen unseres neuen Kühlschranks, es ist ziemlich warm.
Wir fahren nach Harsewinkel, dort gibt es einen Stellplatz. Harsewinkel ist eine kleine Stadt, die auf den Ortseingangsschildern den Zusatz “Die Mähdrescherstadt” trägt. Das Internet sagt, hier sei 1930 der erste Mähdrescher entwickelt worden. Viel wichtiger aber ist: Es gibt Eis!
Wir laufen vom Stellplatz zur Eisdiele, was nicht weit weg ist. Dann setzen wir uns mit dem Eis beim Heimathaus auf eine Mauer und verzehren erstmal genüsslich.
Der Camper steht im Schatten, was sehr angenehm ist. Der Platz ist ein Parkplatz, man steht auf Wiese. Es ist angenehm ruhig, wir lümmeln mit offener Heckklappe im Camper herum und erholen uns vom anstrengenden, meiner Meinung nach viel zu warmen Tag.
276 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren. Die Kartenansicht ist am Ende des Beitrags.
Tag 3 - Schleusenpark Waltrop
Sonntag, 1. September 2024
Wir haben auf unserem Platz ganz gut geschlafen. Einige Meter vor uns kam gestern Abend noch ein weißer Transporter an, begleitet von einem Pkw. Es wurde sich eine ganze Weile unterhalten, dann fuhr der Pkw weg. In der Nacht kam noch ein- oder zweimal ein Pkw, jemand machte irgendetwas am bzw. im Transporter und der Pkw fuhr wieder weg. In meiner Phantasie spielten sich wilde Kriminalfälle ab. Irgendwann heute Morgen, während wir uns fertig machten, fuhr der Transporter weg.
Leider haben wir vergessen, den Stellplatz zu knipsen. Dafür habe ich das frisch fertiggestellte Spinnennetz geknipst und sogar die Baumeisterin, die auf ihrem morgendlichen Fensterplatz sitzt und die Welt um sich herum beobachtet.
Wir fahren über Land nach Waltrop. Unterwegs halten wir in einem Industriegebiet zur Kaffee-Ver- und -entsorgung. Dann geht es weiter über Land nach Waltrop. Am Wegesrand stehen bisweilen kuriose Dinge. Was ist ein Mettwurstmarkt? Warum steht Herbie auf dem Dach? Und dass die Schweine dankbar dafür sind, geerntet zu werden, wage ich zu bezweifeln.
Gegen 11:30 Uhr sind wir am Schleusenpark und finden glücklicherweise sogar einen Schattenparkplatz.
Vier technische Anlagen, die der Überwindung der Kanalstufe dienen, befinden sich hier im Park. Drei davon sind längst stillgelegt, die vierte ist in Betrieb.
Das erste, was wir sehen, sind allerdings Möwen. Die Photos sind nicht so toll geworden, aber ich finde, dass sie trotzdem in den Blog gehören. Dann beobachten wir ein Blässhuhn und sein Nachwuchs, die sich im heute stehenden Oberwasser der stillgelegten alten Schachtschleuse tummeln.
Aber dafür sind wir nicht hier. Wir drehen uns um und bewundern die alte Schachtschleuse. Ein beeindruckendes Bauwerk und die Schleusenkammer, in der früher Wasser war und durch die die Schiffe geschleust wurden, ist heute Fuß- und Radweg. Außerdem sind im Ober- und Unterwasser Bootsstege, so dass man Kanus etc. umtragen kann.
Wir laufen am Yachthafen vorbei und einmal um die künstliche Halbinsel herum zum alten Schiffshebewerk. Das ist älter als die Schachtschleuse, die zusätzlich zum Hebewerk gebaut wurde.
Wir befinden uns nun am Eingang vom Schleusenpark, denn natürlich ist der Besuch kostenpflichtig. Als erstes steuere ich die Toilette an, dann hätte ich gerne etwas zu trinken und ein Eis, es ist nämlich furchtbar warm. Aber statt Abkühlung bekomme ich Frust, der Biergarten ist geschlossen. Wie kann man so ein Lokal an einem Wochenende mit solchen Temperaturen geschlossen lassen? Ich bin schlecht drauf, durstig und leicht überhitzt. Wir setzen uns eine Weile in den Schatten, bevor wir uns das Schiffshebewerk anschauen.
Zunächst gehen wir in die Stahl-Wanne, die früher mit Wasser gefüllt war und die Schiffe aufnahm, die die Kanalstufe überwinden wollten. Allerdings ist es in der Wanne ziemlich unerträglich, weil zeitgleich mit uns eine Familie die Wanne betritt und eines der Kinder nichts besseres zu tun hat, als ständig rumzuschreien und betont laut auf den Stahlplatten zu springen - unterhalb des Schildes, auf dem darum gebeten wird, unnötigen Lärm zu vermeiden.
Der Mann geht dann noch nach unten unter die Wanne, ich komme aber nicht mit.
Anschließend gehen wir die Stufen im Turm hinauf zum Oberwasser. Man kann noch ein Stück weiter raufgehen, aber da passe ich. Durch die Medikamente, die ich gestern Abend wieder genommen habe, vertrag ich die Hitze noch viel weniger als sonst. Daher gehen der Herr Lebensabschnittsgefährte und ich an dieser Stelle getrennte Wege.
Während der Mann ganz oben Unmengen von Stahl knipst, schaue ich mir unten das alte, etwas rostige Frachtschiff an.
Bevor wir uns mit einem Blick zurück vom Schiffshebewerk verabschieden, macht der Mann noch etwas Fitness auf einem Gerät, das dort am Kai herumsteht.
Am Kanal entlang stehen Schautafeln mit Erklärungen vom Bau und vom Leben am Kanal in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Auf der anderen Kanalseite ist eine Ausstellung von diversen Schiffen und Kränen.
Am Wasser stehen “Knöpfe” für Metallfische, die unter Wasser sind. Die Knöpfe muss man mit den Füßen betätigen, dann steigen die Fische mit Geblubber auf. Das Motorgüterschiff Franz-Christian liegt hier für Restaurationsarbeiten auf der Werft, normalerweise liegt es im Unterwasser und kann dort zumindest teilweise besichtigt werden.
Zuletzt schauen wir uns die historischen Schiffe an, die auf dem Trockenen liegen und dringend restaurationsbedürftig sind.
An der aktuellen Schleuse, die als einzige heute noch betrieben wird, gehen wir vorbei, um uns noch kurz das neue Hebewerk anzusehen. Das Neue Schiffshebewerk wurde in den 50er und 60er Jahren gebaut und in Betrieb genommen und 2005 stillgelegt.
Im Camper gibt es erst einmal etwas kaltes zu trinken und eine Pause, um die Füße hochzulegen. Dann fahren wir weiter nach Krefeld.
Zunächst geht es über die A 2, auf der A42 überqueren wir dann den Rhein. Als Niederrheiner bin ich natürlich froh, endlich die Schälsick hinter mir zu lassen. Auf der A 57 suchen wir ein letztes Mal einen Rastplatz auf, der den Namen Dong trägt. Leider ist das Schild kaum zu erkennen, kommt aber dennoch erstmal in die Galerie - bis ich ein besseres habe.
Gegen 17 Uhr sind wir in Krefeld und steuern den einzigen Wohnmobilstellplatz an, den die Stadt zu bieten hat. Der befindet sich in Linn. Mit Linn habe ich nie viel zu tun gehabt, ich war auch noch nie auf der Linner Burg. Da es im Auto eh zu warm ist, beschließen wir, noch ein wenig zu laufen und die nächste Eisdiele aufzusuchen.
Für den Frankfurter (Main) an meiner Seite muss ich natürlich die Hessenstraße knipsen. Das Eis haben wir nicht geknipst, das wäre sonst weggeschmolzen, bevor wir es gegessen hätten.
Auf dem Rückweg kommen wir bei der Burg Linn vorbei und gehen auch kurz in den Burgpark. Allerdings liegen die Wege dort alle in der Sonne und ich habe keine Lust und vor allem keine Kraft mehr, nochmal in der Sonne herumzulaufen. Also gehen wir zurück zum Auto.
Um 22 Uhr herrschen draußen immer noch 26,7, innen 29,4 Grad. Lüfter läuft, Ventilator läuft, Kühlschrank läuft, es ist irre laut Dafür hört man den Straßenlärm nicht mehr. An Schlaf ist jedoch kaum zu denken.
169 Kilometer sind wir am ersten Tag gefahren. Die Kartenansicht ist im Anschluss eingebunden.
Karte
Auf der Karte sieht der Trip nach und durch NRW so aus: