Teil 1: Gestrandet in Schweden

Nach fast zwei Jahren sind wir endlich mal wieder auf dem Weg nach Norwegen. Letzten Winter stand unser Fahrzeug monatelang in der Werkstatt, wir mussten zwei Reisen abbrechen bzw. canceln: Schottland und Norwegen. Aber diesen Winter sollte es endlich wieder klappen, auf in den Schnee!

Mit der Fähre von Rostock nach Trelleborg

Freitag, 20. Dezember 2024

Der Herr Lebensabschnittsgefährte hat sich den Freitag bereits freigenommen, damit wir noch eine nicht so volle (und teure) Fähre nehmen können. Die geht schon um 07:15 Uhr, weswegen unser Wecker um 05:00 Uhr klingelt. Ich war schon um zwanzig Minuten nach Vier wachgeworden und einigermaßen fit - abgesehen von meinem Rücken. Am Abend zuvor beim Packen machte ich eine falsche Bewegung und erlitt einen Hexenschuss. Das kommt ab und zu mal vor und natürlich besonders gerne zu den umöglichsten Zeitpunkten. Nach einer Tasse Kaffee und einer Paracetamol, einem Gang durchs Bad und des Zusammenraffens des letzten Kleinkrams geht’s dann pünktlich um sechs Uhr los.

Bis zum Tunnel, der unser Viertel mit dem Hafen verbindet, also grob geschätzt fünf Minuten lang, geht alles glatt. Dann der erste Schreck, da steht “Tunnel gesperrt”! Der Umweg über eine Strecke ohne Tunnel würde viel zu lange dauern, wir würden die Fähre verpassen. Erst beim Näherkommen sehen wir, dass wir in die Gegenröhre umgeleitet werden. Aufatmen.

Auf der Hafenseite muss man die Tunneldurchfahrt bezahlen. Das ist hier nicht so modern wie beispielsweise in Norwegen, wo die Kennzeichen gelesen werden und dann kommt die Zahlungsaufforderung per Post. So einfach ist das in Deutschland nicht. Da steht am Ende des Tunnels ein Bezahlautomat, in den man kiloweise Kleingeld werfen oder mit Karte bezahlen kann.

Leider funktioniert die Kartenzahlung nicht. Das Gerät rödelt und rödelt und rödelt und nichts passiert. Glücklicherweise steht gerade eine Mitarbeiterin zwei Schranken weiter zum Rauchen draußen und ich rufe ihr zu, dass wir hier ein Problem haben. Sie sagt, wir müssen auf den Hilfeknopf drücken, dann wird der Vorgang abgebrochen.

Einen zweiten Versuch wagen wir nicht, wir bezahlen lieber bar. Der Tunnel kostet für uns 5 Euro, wir werfen 5 Euro in den Schacht, der Betrag wird runtergezählt, die Schranke geht auf und dann steht da irgendwas von 2 Euro Rückgeld. So ein Blödsinn, wir fahren endlich.

Man sollte meinen, dass wir den Weg durch den Hafen mittlerweile kennen. Aber wir biegen dann doch zu früh ab und benötigen die Navigation. Der Herr Lebensabschnittsgefährte meinte gestern noch, wir bräuchten ja nur fünf Minuten bis zum Check-in-Schalter. Tatsächlich haben wir etwa 20 Minuten gebraucht.

Am Check-in-Schalter ist eine Schlange von 6 oder 7 Fahrzeugen, als wir 3 Minuten vor der Deadline da ankommen. Der Herr Lebensabschnittsgefährte hat Sorge, dass wir nicht mehr aufs Schiff kommen. Ich hoffe, dass sie nicht so dreist sein werden, den einzigen geöffneten Schalter vor unserer Nase zu schließen. Für das erste Fahrzeug, dessen Abfertigung wir mitbekommen, werden drei Minuten benötigt. Das nächste scheint auch irgendein spezieller Fall zu sein, das dauert auch ewig. Wenn es so weitergeht, fährt die Fähre doch noch ohne uns.

Die Kabinen sind noch nicht fertig, auf dem Gang sitzen und stehen Menschen und warten darauf, dass die Kabinen fertig werden. Darauf haben wir keine Lust, daher gehen wir an Deck, wir wollen das Museumsschiff von der anderen Seite knipsen.

Danach ist unsere Kabine fertig und wir können endlich rein und frühstücken. Leider haben wir ein scharfes Messer vergessen, mit dem wir das Brot schneiden können. Daher gibt es ein Nutellamassaker, was aber dem Geschmack keinen Abbruch tut.

Wir fahren pünktlich ab. Draußen ist es noch dunkel, aber durchs Kabinenfenster knipsen geht trotzdem ganz gut.

Der Herr Lebensabschnittsgefährte geht nochmal an Deck und knipst da. Ich habe keine Lust, mir ist zu kalt und der Rücken tut weh, ich lege mich erstmal hin.

Die Zeit an Bord verplempern wir mit auf See starren, Chaos in der Kabine verbreiten, Film gucken, Podcast hören usw. Anfangs ist der Wellengang noch ziemlich stark, beruhigt sich aber auf hoher See. Später gibt es sogar blauen Himmel.

Um 13:15 Uhr sind wir pünktlich in Trelleborg.

Zunächst fahren wir ein Stück die E 6 bis Malmö, dann biegen wir auf die E 4 ab. Schwiegermutter wünscht sich eine Postkarte, da kam mir auf dem Schiff die Idee, dass wir ja über Schweden und dann durch Rovaniemi fahren könnten, damit sie eine Postkarte aus dem Weihnachtsdorf nördlich von Rovaniemi bekommt. Eigentlich eine ganz nette Idee. So kam es, dass wir durch Schweden fuhren.

Unseren Stellplatz haben wir auf einem Rastplatz direkt am Lagan gefunden. Auf dem oberen Teil des Rastplatzes ist deutlich mehr los, aber unten am Wasser ist es ruhig.

198 Kilometer sind wir an diesem Tag selbst gefahren. Der Kartenausschnitt ist ein Screenshot, der GPX-Track ist am Ende des Beitrags.

Fahren, fahren, fahren

Samstag, 21. Dezember 2024

Wir haben gut geschlafen direkt am Fluss. Allerdings war es die ganze Nacht und ist auch am Morgen noch lausig kalt direkt am Wasser.

Tiergatter kenne ich zu genüge. Meist sind sie da, um Schafe an Ort und Stelle zu halten. Das hier auf dem Rastplatz ist eine Nummer größer, das dient wohl dazu, Elche von der Straße fern zu halten.

Wir fahren und fahren und fahren, zwischendurch futtern wir auch etwas, dann fahren und fahren und fahren wir wieder. Dabei hören wir mal Musik, mal Podcast. Instgesamt aber passiert nicht viel.

Den Platz für die Nacht finden wir heute auf einem Rastplatz an einem kleinen See. Der Tannenbaum auf dem Armaturenbrett leuchtet noch etwa 20 Minuten, dann schaltet das Fahrzeug den Strom ab und wir lassen die Vorhänge herunter. Für heute reicht’s.

454 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren. Der Kartenausschnitt ist ein Screenshot, der GPX-Track ist am Ende des Beitrags.

Und weiter fahren gen Norden

Sonntag, 22. Dezember 2024

Für die morgendliche Bewegung laufen wir wie üblich etwas auf dem Rastplatz herum. Außerdem leeren wir unsere Abwasserkanister. Wir sehen auch einige Vögel in den Ästen der Bäume rumhüpfen und von Baum zu Baum fliegen, vermutlich Kleiber, knipsen lassen wollen sie sich aber nicht.

Die Motorstandheizung funktioniert mal wieder nicht, wie sie soll. Sie reagiert weder auf SMS noch auf die Fernbedienung. Mir geht der ständige Ärger mit der Technik fürchterlich auf die Nerven.

Auch heute steht wieder fahren, fahren, fahren auf dem Plan. Die Idee, durch Schweden zu fahren, war ziemlich blöde. Ich will nach Norwegen und habe das Gefühl, dort nie anzukommen.

Immerhin finden wir auf dem Rastplatz in Västra Myra ein nettes Plätzchen für unsere Mittagspause, natürlich wieder am Wasser, diesmal eine Bucht der Ostsee. Nach dem Mittagessen laufen wir ein wenig im Wald herum.

Wir wechseln uns ab beim Fahren. Mein Rücken hat sich wieder einigermaßen beruhigt, zumindest genug, dass ich die Pedale bedienen kann.

Auto fahren in Schweden ist extrem entspannend. Sicht und Wetter sind zwar Mist und die Straßen vereist, trotzdem ist das Fahren super entspannt und rücksichtsvoll, kaum einer will die erlaubte Geschwindigkeit fahren, außer vielleicht in den Städten.

Unser Stellplatz für die Nacht ist auch diesmal wieder - wie sollte es anders sein - am Wasser, genauer gesagt am Storfjärden. Zunächst müssen wir den über die Högakustenbron überqueren.

Als wir einen Platz für das Auto gefunden haben, geht der Herr Lebensabschnittsgefährte noch einmal ein Stück Richtung Brücke, um ein Photo zu machen.

Die Abende lassen wir stets ruhig ausklingen. Wir spielen etwas, gucken Filme und sowas. Meistens gehen wir früh ins Bett.

421 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren. Der Kartenausschnitt ist ein Screenshot, der GPX-Track ist am Ende des Beitrags.

Schweden und kein Ende

Montag, 23. Dezember 2024

Bevor wir morgens losfahren, laufen wir wie üblich ein paar Schritte. Wir gehen die Brücke nochmal knipsen, Skandinavien hat viele knipsenswerte Brücken. Danach machen wir uns auf den Weg.

Unsere Stellplätze sind Rastplätze entlang der Autobahn, kann man nicht mit deutschen Rastplätzen vergleichen. Es ist wenig los, total ruhig und die sind viel schöner angelegt. Nur einmal stand ein Lkw neben uns, ein Tiertransporter, ließ eine halbe Stunde den Motor laufen und fuhr mitten in der Nacht wieder los. Ansonsten haben wir bisher immer ruhig geschlafen.

Der Himmel ist heute ganz schön mit tollen skandinavischen Winterfarben und so. Jetzt hoffe ich nur noch, dass wir es bald aus Schweden raus schaffen, obwohl wir ja bisher nicht so gut vorankommen, denn Heiligabend in Schweden will ich ja nicht, so weit reicht die Liebe dann doch nicht.

Um 11:55 Uhr gibt es die erste Elchsichtung! Zwei Stück tummeln sich am Straßenrand, ein großer und ein etwas kleinerer.

Die Abwechslung bei der Fahrt durch Schweden ist überschaubar. Immerhin wechseln im Winter das Licht und die Schneemenge, im Sommer ist es noch eintöniger.

Um 14:42 Uhr sehe ich noch einmal zwei Elche und bin begeistert!

Das Auto macht ein schepperndes Geräusch beim Bergauf-Fahren und ich bin noch unschlüssig, ob mich das besorgt macht oder nicht.

Ein paar technische Probleme hatten wir ja schon, allerdings nicht mit dem Auto selbst.

Das Internet funktionierte anfangs nicht zuverlässig, bis wir die zweite SIM-Karte herausgenommen haben. Allerdings war der zweite SIM-Karten-Slot eines der Auswahlkriterien für den Router.

Auch die Fernbedienung für die Motorstandheizung ist ziemlich eigenwillig, mal funktioniert sie mal nicht. Heute ja, gestern erst nein. Gestern hat der Herr Lebensabschnittsgefährte einmal alle Knöpfe gedrückt und irgendwann funktionierte sie. Heute Morgen hat er nur drei Knöpfe gedrückt - von den zweien, die auf der Fernbedienung sind. Also er hat erst Start gedrückt, nix passierte. Dann hat er erst Stop und anschließend Start gedrückt und die Heizung sprang an.

Unser Stellplatz für heute ist direkt an der Ostsee bzw. an der Flussmündung in Jävre, auf dem Rastplatz steht auch ein Leuchtturm. Wie so oft sind wir hier ganz alleine.

384 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren. Der Elch-Counter steht bei 4. Der Kartenausschnitt ist ein Screenshot, der GPX-Track ist am Ende des Beitrags.

Panne zwischen Piteå und Luleå

Dienstag, 24. Dezember 2024

Es ist ziemlich frisch morgens, das Thermometer zeigt eine Außentemperatur von -17 °C. Im Camper ist uns das nicht aufgefallen, die Heizung leistet ja gute Dienste, aber die Fenster sind ziemlich vereist, rausgucken geht nicht.

Etwas Bewegung benötigen wir natürlich trotzdem und so laufen wir - wie jeden Morgen - auf dem Rastplatz herum und knipsen ein wenig. Mit dem Smartphone mache ich bei der Kälte nicht viele Photos, mir frieren die Finger ab.

Unser Tagesziel ist zunächst das Weihnachtsmanndorf in Rovaniemi. Von dort wollen wir eine Karte verschicken, uns dort ein wenig umschauen und dann sehen, wie weit wir heute noch kommen. Bevor wir losfahren, gehe ich aber noch einmal zur Toilette. Selbst dort wird einem frohe Weihnachten gewünscht.

Wir sind kaum auf der E 4, da macht sich das scheppernde Geräusch aus dem Motorraum wieder bemerkbar. Heute kommt es allerdings mit einem deutlich spürbaren Leistungsverlust daher. Der Herr Lebensabschnittsgefährte gibt Vollgas, aber Bert wird nicht schneller. Wir nehmen die erste Ausfahrt, die sich uns bietet und nehmen dort dann die erste Gelegenheit, rechts ran zu fahren, wahr. Witzigerweise ist es der Parkplatz einer Autowerkstatt in Rosvik, in der am heutigen Heiligabend aber natürlich niemand ist.

Wir gucken unter die Motorhaube, ob wir irgendetwas Ungewöhnliches feststellen können. Und tatsächlich, als der Herr Lebensabschnittsgefährte Gas gibt, zieht sich einer der Luftschläuche deutlich zusammen. So wirklich Ahnung haben wir ja nicht, aber das ist sicherlich nicht gut. Wir beschließen, den ADAC anzurufen und einen Pannendienst kommen zu lassen. Wie üblich wird darauf hingewiesen, dass es bis zu zwei Stunden dauern kann, bis Hilfe kommt.

Wir setzen uns erst einmal hinten rein, machen uns etwas Warmes zu trinken und mampfen Plätzchen. Immerhin ist es da hinten warm. Zwischendurch ruft nochmal jemand vom ADAC an und hat weitere Fragen. Außerdem können wir mit der Person besprechen, wie das mit Leihwagen und Hotel usw. funktioniert. Denn dass das Auto heute noch repariert wird, ist ausgeschlossen.

Nach etwa 1,5 Stunden kommt der Abschleppwagen. Der Typ, der den Wagen fährt, ist total freundlich, stellt sich erstmal mit Namen und Händedruck vor. Dann wird Bert hinten drauf gefahren und festgezurrt.

Frohe Weihnachten!

Frohe Weihnachten

41 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren. Der Kartenausschnitt ist ein Screenshot, der GPX-Track folgt im Anschluss.

Video

Unsere Abenteuer bis hierhin sind natürlich auch in einem Video festgehalten. Viel Spaß beim Gucken!

GPX-Track

Und wie immer gibt es den Track als GPX.

Elch-Counter

4 Elche haben wir bisher gesehen.