Hamar

Am nächsten Morgen war ich schon um sechs Uhr wach. Kein Wunder, wir waren schon vor 22 Uhr eingeschlafen. Ich machte mir einen Kaffee und wurde langsam richtig wach. Im Übernachtungspreis war ein Frühstücksbuffet enthalten, daher ging ich recht bald duschen und räumte schon ein wenig unseren Kram zusammen, während der Herr Lebensabschnittsgefährte sich tageslichttauglich machte.

Frühstücksraum

Das Büffet war - entsprechend der Gästeanzahl - klein aber fein und völlig ausreichend. Eigentlich wollte ich nach dem Frühstück ja auch noch die von mir am Abend zuvor eingeschaltete Spülmaschine ausräumen, aber die Gästeküche war noch abgeschlossen. Dann musste das halt jemand anderes übernehmen. Wir packten unser Zeug zusammen und gegen 9 Uhr machten wir uns auf den Weg.

Zuerst gingen wir noch einmal auf den Aussichtsturm. Die aufgehende Sonne war einfach zu toll.

Selfie

Dann liefen wir zum Bahnhof, wo wir unsere Rucksäcke in ein Schließfach packten.

Schließfächer

Anschließend schlenderten wir in Richtung Eisenbahnmuseum. Das heißt, zunächst machten wir einen Abstecher in die Fußgängerzone. Zur Verbesserung unseres Norwegisch-Lernens wollten wir uns irgendein Buchstaben-/Wortspiel zulegen, daher suchten wir ein Spielwarengeschäft.

Allerdings fanden wir keins, dafür aber ein paar Stelzen auf dem Platz vor der Touristeninformation.

In der Touristeninformation schaute ich noch nach Souvenirs, fand aber nichts Brauchbares. Wir gingen an der Kirche vorbei, deren Wettertier übrigens eine Ente ist, und hörten dann plötzlich ein Glockenspiel. Angelockt von dem Geräusch gingen wir runter zum See, unter der Bahnlinie durch.

Wir kamen an den Anleger des Skibladner, einem Raddampfer aus dem 19. Jahrhundert, der im Sommer über den See cruised. Und da stand das Glockenspiel mitten im Wasser. Später fand ich heraus, dass dies ein Geschenk an die Stadt zum 150-jährigen Jubiläum war. Es hat einen echt schönen Klang.

Im Hafen lag auch ein altes Vikingerschiff, vermutlich ein Nachbau. An dem Boot fütterte gerade ein Alter Enten, während die Sonne auf dem Wasser glitzerte. Hardcore-Idylle pur an einem Mittwochmorgen in Norwegen ...

Unser Weg führte uns weiter am See entlang. Wir kamen am Strand von Hamar vorbei, wo auch ein Sprungturm steht. Auf den scheint die Stadt recht stolz zu sein, an mehreren Stellen hatte ich schon Werbung dafür wahrgenommen, auch gab es T-Shirts mit dem Aufdruck, man hätte den Sprung vom Stupetårn überlebt.

Der Strand, die Parkanlage und überhaupt alles da am See ist echt schön angelegt. Zwischen den Bäumen standen viele Skulpturen rum, Klettergelegenheiten für Kinder und lauter unterschiedlich gestaltete Sitzgelegenheiten. Sogar ein Pflanzenlabyrinth gab es hier. Gegenüber ist die alte Brauerei und auch an einem Militärgelände geht man vorbei. Der Weg ist Teil des Pilgerweges, den wir in Trondheim schon gelaufen waren. Wir pilgerten also erneut. Außerdem wurde es Zeit für ein Schattenselfie. bekanntlich geht im Winter im mittleren und südlichen Teil Norwegens ja den ganzen Tag gefühlt die Sonne unter.

Dann kamen wir zum Domkirkeodden. Das ist Teil des Freilichtsmuseums, das auf dem letzten der obigen Bilder zu sehen ist.

Da die Kirche bis heute nicht entweiht ist, ist sie immer noch ganz offiziell Kirche, in der Gottesdienste abgehalten und Hochzeiten gefeiert werden können. Das ganze Konstrukt ist ein spannender Anblick und vermutlich eine geniale Idee, um die alten Mauern noch möglichst lange zu erhalten und sie nicht der zerstörerischen Witterung auszusetzen. Wir liefen einmal um den Glaskasten herum.

Anschließend führte unser Weg durch das bereits erwähnte Freilichtmuseum. Hier standen alle möglichen Gebäude, wie sie früher typischerweise in Dörfern vorkamen. Da unser Ziel das Eisenbahnmuseum war, schlenderten wir nur zwischen den Gebäuden hindurch, ohne sie näher zu betrachten. Kurz danach waren wir auch schon auf dem Gelände des Eisenbahnmuseums. Offensichtlich gab es hier ganz viel Zeug, das man sich auch ansehen konnte, ohne dass man Eintritt zahlen musste. Vielleicht war das aber auch nur im Winter so, möglichweise war dieser Eingang im Sommer auch verschlossen.

Eingang Eisenbahnmuseum

Am Ende des Außengeländes des Museums befand sich das Hauptgebäude. Dort gingen wir hin. Wir bezahlten den Eintritt, dann gingen wir erst ins Café, gönnten uns einen Kaffee bzw. eine Heiße Schokolade und unseren Stadtmenschen-Füßen eine kleine Pause. Nach der Stärkung bestaunten wir die Ausstellung.

Wir ließen uns Zeit und schauten uns alles in Ruhe an und probierten aus, was man ausprobieren kann. Außer uns war zu diesem Zeitpunkt nur ein Mann mit drei Kindern im Museum, sonst keine weiteren Gäste. Die meisten Museen in Norwegen haben in den Wintermonaten eh geschlossen, das hier ist schon eher die Ausnahme. Und wie man sah, lohnt es sich auch nicht allzu sehr, das ganze Jahr zu öffnen. Noch dazu an Werktagen. In diesem Land herrscht nahezu Vollbeschäftigung und das heißt dort auch nicht, dass alle in irgendwelche prekären Mini-Jobs oder dubiosen Maßnahmen untergebracht sind, sondern die gehen richtig arbeiten und verdienen auch richtige Gehälter. Die haben keine Zeit, an einem Mittwochmittag im Oktober ins Museum zu gehen. Nun ja, Glück für uns, wir hatten Zeit und Ruhe und Platz und das Museum fast für uns alleine. Da kann man dann auch mal in Ruhe testen, wie ein Elektro-Motor funktioniert usw.

Nach dem Museum führte unser Weg in ein nahegelegenes Einkaufszentrum. Wir wollten ja immer noch in ein Spielwarengeschäft und in diesem Einkaufszentrum sollte es auf jeden Fall eines geben. Außerdem hatte der Herr Lebensabschnittsgefährte schon wieder Hunger, auch da mussten wir Abhilfe schaffen. Aber erst stand das Spielwarengeschäft auf dem Plan. Ein Reise-Scrabble wäre toll gewesen, gab es aber leider nicht. Das "richtige" Scrabble passte nicht in unsere Rucksäcke. Wir kauften uns ein Letra-Mix.

Spielwarengeschäft

Danach suchten wir uns eines der Selbstbedienungsrestaurants aus, die es hier gab. Der Durchschnittsnorweger isst zu Mittag ein Sandwich oder sowas. Warme Mahlzeiten gibt es in Norwegen in der Regel am Abend (tagsüber arbeiten die ja alle und haben keine Zeit zum Kochen), weswegen das Abendessen auch "middag" heißt, "middag" meint nämlich die (warme) Hauptmahlzeit. Wir machten es ganz norwegisch und aßen ebenfalls ein Sandwich.

Sandwiches

Anschließend holten wir im Supermarkt noch eine Tafel Schokolade, dann verließen wir das Einkaufszentrum und gingen weiter zum Bahnhof.

Reh mit Schal

Es war frisch in Hamar, auch für Frau Reh.

Unser Tagesplan sah vor, dass wir mit dem Bus nach Elverum fahren, wo wir für die nächsten zwei Nächte eine Unterkunft gebucht hatten.

Author

dark*

Immer gerne auf Tour, am liebsten im Norden

24. Oktober 2018