Die Ärzte - Konzert im Progresja
Zum Club fuhren wir mit der Tram. In der Bahn war ein Pärchen, das ebenfalls zum Konzert fuhr. Da wir Ärzte-Shirts trugen, waren wir schon von weitem erkennbar. Uniformiertheit hat schon was. Man quatschte ein wenig, tauschte Erfahrungen über besuchte Konzerte und über Warschau bisher aus und dann waren wir auch schon da. Vor dem Club war eine lange Schlange von Wartenden, aber der Einlass ging trotz Taschen- und Körperkontrolle recht flott.
Von unseren Tram-Begleitern erfuhren wir auch, dass die ersten schon um 13 Uhr hier vor der Tür campierten, um auf jeden Fall Plätze ganz weit vorne zu bekommen. Und auf dem Parkplatz vor dem Club standen auch zwei oder drei Wohnmobile aus Deutschland.
Unsere Jacken gaben wir an der Garderobe ab. Dann kauften wir uns ein Tour-Shirt. Das ist absolutes Muss, das machten wir auf jedem Konzert.
Innen erwartete uns ein Saal mit knapp 2000 Verrückten, alle deutsch.
Wir besorgten uns noch etwas zu trinken und dann ging es auch schon langsam los.
Die 2000 Mann starke Band im Progresja begann das Konzert, auf der Bühne 3 Musiker, im Saal 1997 Sänger. Geil!
Die Stimmung in der Halle war super. Extrem praktisch auch, dass eine Bar direkt in der Halle war, denn es war warm. Bei anderen Konzerten warte ich immer, bis Rod eines der Lieder singt, die ich nicht sonderlich mag, um etwas zu trinken zu holen. War hier nicht nötig, an der Bar wurde weitergerockt. Und auch hier waren wir absolut fasziniert von den Preisen. Ein 0,3-Liter-Becher Wasser kostete 1,50 Euro. In einem Club. Das darkinchen kriegte sich gar nicht mehr ein. Vermutlich hätte die ihre gesamte Ausbildungszeit in Clubs verbracht, wenn das bei uns so günstig wäre …
Wir kauften uns natürlich auch ein Tourshirt zum geilsten Konzert der Welt.
Nach dem Konzert goss es in Strömen. Vor der Tür wartete der Tour-Lkw fürs Equipement der Band. Schon am nächsten Tag war ein Konzert in Prag. Und vermutlich reisten nicht wenige der Feiernden ebenfalls dorthin. Wir hatten für diesen Tag genug. Die Füße und der Rücken taten weh, der Hals kratzte und die Ohren schmerzten. Langsam werde ich zu alt für so’n Scheiß. Wir liefen durch den strömenden Regen und sprangen in die erste Trambahn, die kam. Unterwegs stellten wir fest, dass es die falsche war und wir noch einmal umsteigen mussten. Aber das war nicht weiter tragisch. Außer uns waren noch vier weitere Fans in der Bahn. Die kamen vom Alkohol umnebelt kaum darauf klar, dass das darkinchen und ich nicht Freundinnen oder Schwestern (was die meisten von uns denken), sondern Mutter und Tochter waren. Das fanden die extrem cool und meinten beim Umsteigen dann auch noch dass “Mutti” ja sicher den Durchblick hätte und die Truppe irgendwie Richtung Hotel lotsen konnte. Ich enttäuschte die nur ungern, ließ aber verlauten: “Mutti hat einen Orientierungssinn wie’n Bleistift und überhaupt keinen Durchblick mehr.” Die sollten sich besser nicht auf mich verlassen, wenn sie ihr Hotel an diesem Abend noch finden wollten.
Wir schafften es aber, die richtige Tram zu bekommen. Da wir in der Nähe des Hauptbahnhofes wohnten, war das nicht allzu schwierig. Müde und fertig kamen wir im Hostel an, Zähne putzen, abschminken, Bett.