Karnin

Nach unserer Radtour waren wir der Meinung, uns ein Eis verdient zu haben, was wir uns am Imbiss beim Hafenmeister holten. Der Lebensabschnittsgefährte nahm sich außerdem noch ein Radler mit. Anschließend legten wir die Füße hoch, denn wie das so ist, wenn man das Fitnesslevel einer Couchkartoffel hat, fühlt man sich wie ein Hochleistungssportler, wenn man mal 20 Kilometer geradelt ist.

Nach einer Pause gingen wir noch eine kleine Runde, um die Hubbrücke Karnin zu knipsen. Die Brücke ist ein Überbleibsel einer Eisenbahnbrücke, die kurz vor Ende des zweiten Weltkriegs von der Wehrmacht gesprengt wurde, um die Rote Armee aufzuhalten. Anfang der 90er Jahre wollte man diesen “Schandfleck” abreißen, aber glücklicherweise kam es nicht dazu und er ist dann doch als Denkmal erhalten geblieben.

Der kleine Ort Karnin verfügt übrigens über ein Zollamt, was der Lage zwischen Peenestrom und Stettiner Haff geschuldet ist.

Wir gehen bis ans Ende der Mole des Yachthafens. Ich liebe es, wenn das Wasser so ruhig ist und sich der Himmel darin spiegelt. Das strahlt immer so viel Ruhe und Frieden aus, das mag ich sehr.

Segelboot auf dem Wasser

Dabei war die Szene gar nicht so friedlich. Die Möwen kloppten sich um irgendetwas, das im Wasser trieb und auf dem Segelboot waren Menschen mit irgendetwas beschäftigt. Aber trotzdem wirkte die Szene so ruhig und beruhigend auf mich, ich könnte stundenlang da stehen und gucken.

Der Hafenrundgang Karnin war an der Stelle auch schon wieder fast zuende, wir schlenderten zurück zum Stellplatz.

Beton-Terrasse

Aus dem Grün ragte eine Beton-Terrasse hervor, die mir auf dem Hinweg gar nicht aufgefallen war. Ich habe keine Ahnung, ob das einst zur Brücke gehörte oder später erst dorthin gebaut wurde, jedenfalls gingen wir hinauf, warfen noch einmal einen Blick rundherum und knipsten den kleinen Hafen von oben.

Hafen Karnin

Von dort fährt die Elektrofähre nach Kamp rüber. Vielleicht nutzen wir sie auf einer unserer nächsten Touren.

Elektrofähre Antonia von Kamp

Als wir die Tour planten, war eine der Überlegungen, eine Runde über Kamp zu radeln, quasi auf der Straße im Bogen dorthin und dann mit der Fähre zurück. Da die letzte Fähre um 17 Uhr geht, hätten wir vermutlich etwas dumm da gestanden und nach den etwa 30 Kilometern Hinweg auch noch 30 Kilometer zurück radeln müssen.

Oben bei der Beton-Terrasse liegen sogar noch die alten Gleise.

Gleise in Karnin

Seit Mitte der 90er Jahre gibt es Bestrebungen, diese Bahnstrecke zu reaktivieren und eine neue Brücke zu bauen. Die Diskussionen darüber und Planungen dazu halten bis heute an.

Auf dem Stellplatz bezogen gerade neue Nachbarn neben Bert Quartier: Ein Unimog Expeditions-Mobil parkte gerade laut tuckernd und ziemlich stinkend neben uns ein. Als wir mittags ankamen, standen wir auf dem kleinen Wohnmobilstellplatz ganz alleine. Kurz darauf gesellte sich ein Wohnmobil zu uns. Mittags hörten wir die Stimmen der Kinder auf dem nebenan gelegenen Spielplatz, die - was nicht selten vorkam - sich darüber ausließen, wie cool das große rote Auto da doch ist. Jetzt mit dem neuen Nachbarn war Bert bei der Spielplatzfraktion abgeschrieben, der Unimog stahl ihm definitiv die Show - und uns das Tageslicht, was aber nicht weiter tragisch war, da wir ohnehin den Vorhang zum Schutz vor der Sonne heruntergelassen hatten.

Aus dem anderen Fenster war die Aussicht ohnehin besser, sogar auf das Wasser konnten wir gucken.

Aussicht aus dem Fenster

Wir bauten früh das Bett, legten die Füße hoch. Der Lebenabschnittsgefährte guckte irgendeine Serie, ich hörte einen Podcast. Beim Imbiss spielte ein Alleinunterhalter Schlager und anderes dorffesttaugliches Zeug, was uns allerdings nicht sonderlich störte. Und allzu lange ging das auch nicht, als wir unsere Geräte zur Seite legten, war längst Ruhe. Bald schliefen wir ein.

Author

dark*

Immer gerne auf Tour, am liebsten im Norden

4. Juni 2022