Die Rückreise mit Rad und Auto
Am nächsten Morgen war es so weit, der wahnwitzige Plan des Herrn Lebensabschnittsgefährten sollte in die Tat umgesetzt werden. Der erste Teil der Vorbereitungen bestand aus zwei Tagen Radfahren von Usedom nach Rostock zurück. Für einen Untrainierten wäre die Strecke an einem Tag zuviel, daher in zwei Etappen.
Nach dem kräftigen Frühstück packten wir unser Zeug zusammen und machten uns fertig zur Abreise. Während der Herr Lebensabschnittsgefährte mein Fahrrad auf dem Kupplungsträger verstaute und seines mit allem bestückte, was er unterwegs benötigen würde, ging ich noch einmal ans Wasser und knipste den kleinen Hafen.
- Hafenzufahrt
- Zollboot
Dann ging ich zurück zum Auto, wo der Herr Lebensabschnittsgefährte das letzte Finetuning an der Ausrüstung vornahm.
Sein Fahrradlenker war reichlich bestückt mit Tacho, Smartphone zur Navigation, GoPro (die pro Minute ein Bild aufnehmen sollte) und Lenkertasche für Kleinkram. Am Gepäckträger hing noch eine Tasche mit weiteren Wasserflaschen.
Ich überzeugte mich vom festen und korrekten Sitz des Fahrradträgers und meines Fahrrades und sprach mich mit dem Lebensabschnittsgefährten ab, welchen Weg er nehmen würde und wo wir uns zum ersten Mal treffen.
Ich fand die Idee, das Begleitfahrzeug zu fahren, ganz witzig. Und es erleichterte natürlich das Radfahren, weil außer einer zusätzlichen Flasche Wasser nicht viel mitgeschleppt werden musste. Ich fuhr also los.
Nun trafen zwei unglückliche Umstände zusammen: Ich habe einen Orientierungssinn wie ein Bleistift und unser Auto hat kein Navigationsgerät (weil es das für die Einzelkabine von Ford nicht gibt). Und so dauerte es auch nicht lange, bis ich vor einem Sackgassenschild wendete. Zu diesem Zeitpunkt war ich etwa 100 Meter weit gefahren, ich war nämlich an der Parkplatzausfahrt falsch abgebogen.
Nachdem ich den langen Ranger in der schmalen Straße gewendet hatte, fuhr ich endlich auf der richtigen Strecke los. Allerdings verfuhr ich mich erneut, als wir von der Insel runter waren. Wir hatten vor, nördlich der Peene zu fahren, aber ich habe den Abzweig von der B110 weg verpasst. Nun fällt es aber sogar mir auf, wenn ich versehentlich einen Fluss überquere. Ich wendete in Anklam, startete die Navigation auf dem Smartphone und fuhr zu unserem ersten Treffpunkt.
Dieser war an der Zufahrtstraße nach Klein Polzin. Auch auf dieser musste ich wenden, um an der Einmündung neben der Straße zu parken und auf den Herrn Lebensabschnittsgefährten zu warten. Die Straße war sehr schmal und Dank altem Kopfsteinpflasterbelag sehr holprig. Ein Bauer war gerade mit dem Trecker auf dem Feld unterwegs und hatte Besuch von einer Person in einem Pickup. Er hielt den Trecker an, stieg aus und die beiden sahen mir zu. So einen auffälligen Bert bekommen die da ja auch nicht alle Tage zu sehen.
Ich positionierte mich am Fahrbahnrand, kletterte hinten rein, öffnete die Fenster und warf den Ventilator an und legte die Füße hoch. Nach einer Weile kreuzte der Lebensabschnittsgefährte auf. Die erste Etappe hatte er problemlos gemeistert, war gut gelaunt und guter Dinge. Hier ein paar Eindrücke von der ersten Etappe:
Es gab Brot und Obst und Kekse.
Nach einer guten halben Stunde ging es wieder los. Ich fuhr voraus und unser Treffpunkt sollte auch wieder nach etwa einer Stunde sein. Mittlerweile wurde es ziemlich warm, die Sonne stand hoch am wolkenlosen Himmel. Auf dem Abschnitt, an dem ich eigentlich nach einem Rastplatz suchen wollte, gab es keinerlei Schatten, in dem ich hätte parken können. So fuhr ich noch bis in den nächsten Ort und stellte mich dort unter einen Baum.
Ich war mittlerweile ziemlich fertig von der Hitze und habe nicht einmal daran gedacht, ein Photo von Bert zu knipsen. Ich legte mich hinten rein und schaute bei jedem Fahrradgeklapper, das sich näherte, ob es der Herr Lebensabschnittsgefährte sei. Die Straße war nämlich auch hier wieder mit ziemlich holprigem Kopfsteinpflaster belegt, man konnte die Fahrräder schon von Weitem hören.
Nach einer Weile kam der Lebensabschnittsgefährte dann auch angeklappert. Hier ein paar Eindrücke seines Weges:
Es gab wieder etwas Obst und eine kurze Pause. Mittlerweile tat ihm sein Knie ein wenig weh. Daher fuhr ich nur ein kurzes Stück voraus und wartete auf einem LKW-Parkplatz, um mich nach dem Wohlbefinden zu erkundigen.
Er meinte, es ginge noch, so strebten wir unser nächstes Ziel an, den kleinen Ort Loitz, in dem wir letztes Jahr im Oktober zur Oldtimer-Ausstellung waren.
Vor der Brücke an der Ortseinfahrt ist ein unbefestigter Parkplatz, dort wollten wir uns treffen. Ich bin natürlich vorbeigefahren und querte schon wieder den Fluss. Da an der Stelle in Loitz nur Einbahnstraßen sind, musste ich einmal quer durch den Ort fahren, um wieder zu dem Parkplatz zurück zu gelangen. Leider war auch dort keinerlei Schatten. Aber mit offenen Fenstern, geöffneter Heckklappe und dem Ventilator war es einigermaßen auszuhalten, so lange ich mich nicht bewegte.
Es dauerte auch nicht so sehr lange, bis der Lebensabschnittsgefährte ankam. Hier die Bilder seiner dritten Etappe:
Ich empfahl ihm, gar nicht erst in den Camper zu klettern, wenn es nicht nötig wäre, da es darin recht warm war. Wir brauchten auch nicht lange, um festzustellen, dass wir gar keinen Stellplatz mehr für die Nacht suchen, sondern lieber nach Hause fahren wollten. Für den nächsten Tag war ohnehin Regen angesagt und das Knie freute sich auch über ein wenig Erholung.
So packten wir den Kram vom Fahrrad hinten rein, luden das Fahrrad auf und machten uns auf den Heimweg - übrigens nicht ohne uns erneut zu verfahren. Diesmal war es aber nicht meine Schuld, die Smartphon-Navigation war noch auf “Autobahnen meiden” eingestellt.
Auf der Autobahn war nicht viel los - zumindest was den Autoverkehr betrifft. Allerdings war der Flugverkehr heftig. Ich war gerade mit dem Smartphone beschäftigt, der Herr Lebensabschnittsgefährte fuhr den Wagen, als es total laut auf Motorhaube, Scheibe und Dach prasselte. Wir waren in einen Bienenscharm hineingeraten und haben wohl versehentlich ein paar Teilnehmer der gelb-schwarze Reisetruppe getötet. Als wir zuhause ankamen hingen noch welche im Draht meines Fahrradkorbes. Die Armen!
- Bienen am
- Fahrradkorb
Zuhause räumten wir den Camper aus und gingen erstmal unter die Dusche, dann gab es etwas zu essen und ein Resümee.
Der Herr Lebensabschnittsgefährte war ein wenig frustriert, vor allem wegen des Knies. Ich finde allerdings, dass dies kein Grund zur Aufgabe ist. In den zwei Jahren Pandemie ist der Lebensabschnittsgefährte nur sehr selten Fahrrad gefahren. Ich denke, mit etwas Training ist das Vorhaben umsetzbar. Und wenn es ein paar Tage länger dauert, weil die Etappe nicht so lang ausfallen können wie erhofft, ist das auch kein Drama. Und ich glaube, ich konnte ihn überzeugen. Es ist gut möglich, dass hier demnächst von der Fahrradtour Rostock - Frankfurt zu lesen ist.
Bis dahin gibt es aber erstmal noch ein wenig Statistik. Der Herr Lebensabschnittsgefährte ist 63 Kilometer gefahren.
Dies ist seine Strecke gewesen:
Bert ist an diesem Tag stattliche 191 Kilometer gefahren.
Auf der Tour sind wir insgesamt 358 Kilometer gefahren.