Teil 4: Durch klirrende Kälte der Sonne entgegen

Umgeben von Elchen, eingefroren im Camper, durch wildes Schneetreiben und tolle Himmelsfarben - Unsere Fahrt zurück in den Süden und mit der Fähre über die Ostsee.

Saltstraumen und Elche

Mittwoch, 1. Januar 2025

Wir sind gegen 22:30 Uhr eingeschlafen und haben den Beginn des neuen Jahres verschlafen. Um zwei Uhr wurde ich mal kurz wach. Es prasselte laut auf das Dach des Campers. Ich dachte, es würde regnen, aber heute Morgen stellt sich heraus, dass das Schnee war, der vom Wind gegen das Aluminium geweht wurde.

Die Webseite mit der Aurora-Vorhersage sagt, es gäbe auch jetzt am Morgen noch eine 67 prozentige Chance auf Nordlichter. Es ist ja noch dunkel. Der Herr Lebensabschnittsgefährte schmeißt sich in die Klamotten und geht mit der Kamera raus.

Der Herr Lebensabschnittsgefährte ist morgens oft unterwegs zum Knipsen. Seit er die neue Kamera hat, macht er das viel häufiger. Ich finde das ziemlich toll.

Allerdings ist das künstliche Licht draußen viel zu hell und bewölkt ist es auch. Also gibt es wieder keine Nordlichter. Dafür hat er eine Feuerwehr für meine Galerie geknipst und einen Elch gesehen, der nicht allzu weit von ihm enfernt herumlief.

Unser Elch-Counter ist jetzt bei 8.

Der Mann kommt zum Camper zurück und ich bin auch endlich fertig mit der Morgentoilette. Wir frühstücken erst einmal.

Später wollen wir auf die Brücke rauf und uns den Saltstraumen von oben angucken. Als wir aus dem Camper kommen, ist der Elch noch da. Und er ist nicht alleine.

Wow! Bisher haben wir Elche immer nur neben oder auf der Straße gesehen, wenn wir mit dem Auto daran vorbeigefahren sind. Noch nie haben wir sie so entspannt im Schnee rumliegen sehen. Wir blieben eine ganze Weile, um sie anzuschauen.

Unser Elch-Counter ist jetzt bei 9.

Wir reißen uns von dem tollen Anblick los und machen uns auf den Weg auf die Brücke. Dafür sind wir ja eigentlich hier.

Der Saltstraumen ist der stärkste Gezeitenstrom der Welt. Hier im Sund kann der Strom Geschwindigkeiten bis zu 40 km/h erreichen. Die Strudel am Rand des Stroms können bis zu 10 m Durchmesser erreichen und bis zu 4 m tief werden. Man sollte an dieser Stelle besser nicht ins Wasser fallen.

Auf dem Weg auf die Brücke haben wir auch einen Adler gesehen aber leider nicht geknipst, aber im Video wird er zu sehen sein. Die sieht man hier eigentlich ziemlich zuverlässig, auch als wir 2019 hier waren, kreiste einer über dem Wasser.

Als wir wieder zurück Richtung Stellplatz laufen, liegt einer der Elche immer noch im Schnee. Auf dem Photo mit dem Stellplatz sieht man ihn auf der rechten Seite. Weit weg vom Auto ist er nicht.

Und dann entdecken wir auf der anderen Straßenseite auch noch zwei, von denen der eine im Schnee liegt und der andere an den Sträuchern am Hang herumknabbert.

Unser Elch-Counter ist jetzt bei 11.

Leider haben wir keine Zeit, die Tiere noch Stunden zu beobachten. Wenn die knapp 1800 Kilometer nach Trelleborg nicht allzu stressig werden sollen, müssen wir uns ein wenig ranhalten.

Den ersten Streckenabschnitt bin ich gefahren, dann haben wir getauscht.

Auch hier gibt es hübsche Bushaltestellen für meine Galerie. Manche davon sind gleichzeitig das Häuschen für die Briefkästen der Anwohner.

In Misvær machen wir eine kurze Pause. Und auch da ist wieder eine Feuerwehr für meine Galerie.

Entlang der Fv. 812 ist noch einmal schönstes Winterwonderland und die Straße schlängelt sich in vielen Kurven bergauf und bergab durch die tolle Landschaft. Ich könnte ewig so weiter cruisen.

Aber alles Schöne ist bekanntlich viel zu schnell vorbei und wir sind auf der E6. Wobei auch die hier oben im Norden noch total schön ist.

Je weiter südlich wir kommen, umso stimmungsvoller wird das Licht am Himmel. Ich habe wieder so viele Bilder geknipst, dass die Auswahl schwierig ist. Der Weg über das Saltfjellet ist wunderschön.

Am Polarkreis halten wir noch einmal kurz an und machen ein paar Bilder.

Kurz darauf begegnen wir einer Gruppe Rentiere, die die Straße überqueren.

Wir sehen noch einen weiteren Elch neben der Straße, den ich natürlich wieder nicht geknipst habe.

Unser Elch-Counter ist jetzt bei 12.

Die wenigen Häuser, die am Straßenrand stehen, sind oft so hübsch geschmückt. Allein dafür lohnt es sich, in der Weihnachtszeit nach Norwegen zu fahren. Geknipst habe ich die allerdings nicht, ich bin viel zu sehr mit Gucken beschäftigt. Und das geht mir schon die ganze Reise über so. Jetzt beim Blogschreiben ärgere ich mich ein klein wenig darüber.

Unseren Stellplatz finden wir in Bjerka am Bahnhof. Dort gibt es einen Parkplatz, auf dem Bahnreisende bis zu zwei Wochen stehen dürfen. Momentan sind gerade zwei Parkplätze belegt, so dass wir uns ohne schlechtes Gewissen ganz an den Rand stellen und unser Nachtlager einrichten.

250 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren. Der Kartenausschnitt ist ein Screenshot, der GPX-Track ist am Ende des Beitrags.

Wir verlassen Nordnorwegen

Donnerstag, 2. Januar 2025

Wir haben sehr gut geschlafen, es fahren ja nur wenig Züge hier, die haben überhaupt nicht gestört. Jetzt kurvt der Schneeräumer auf dem Parkplatz und auch um unser Auto herum. Aber da wir eh Frühaufsteher sind, stört uns das nicht weiter.

Wir haben bekanntlich nicht mehr unbegrenzt Zeit, weswegen wir uns morgens schneller fertig machen als sonst. Um acht Uhr sind wir so weit und wollen los. Aber oh Schreck, unsere Heckklappe ist festgefroren, wir kommen hier nicht heraus!

Dicke Eiszapfen hängen an der Heckklappe von oben herunter. Die Drehgriffe, mit denen man die Klappe öffnet, lassen sich nicht bewegen. Und die Gummidichtung ist am unteren Teil der Heckklappe festgefroren. Was für eine aberwitzige Situation.

Nach 10 Minuten erfolglosen Versuchens und Herumrüttelns an den Griffen und der Klappe geben wir auf und ändern unsere Strategie. Vorhang weg, Heizung auf höchste Stufe und freitauen.

Als wir endlich das Auto verlassen können, müssen wir noch die dicke Schneeschicht von der Fahrerkabine schaufeln, bevor wir endlich in dichtem Schneetreiben losfahren können. Es ist jetzt fast halb Zehn.

Ein entgegenkommendes Fahrzeug blinkt auf, während wir gerade an einer Bushaltestelle rechts ranfahren, um einen Lkw durchzulassen. Der Lkw hält unmittelbar vor uns an und muss warten, bis der Elch ganz gemächlich die Straße überquert und die Leitplanke überklettert hat. Ich ärgere mich ein wenig, dass wir ihn vorbeigelassen haben, der Elch wäre sonst direkt vor unserem Auto über die Straße gegangen.

Unser Elch-Counter ist jetzt bei 13.

Hier werden wohl elektronische Verkehrsschilder getestet. Das ist nicht die schlechteste Idee, denn die Metallschilder sind nach dichtem Schneetreiben oft nicht mehr zu erkennen, weil der Schnee daran haftet.

Und es schneit auch heute wieder wie blöd. In Böen wird der pulvrige Schnee in großen Wolken über die Fahrbahn geweht. Einmal mussten wir auf 30 km/h abbremsen, denn wenn man in so eine Wolke fährt, sieht man nichts, das ist wie eine Wand.

Zwei weitere Elche tummeln sich neben der Straße.

Unser Elch-Counter ist jetzt bei 15.

Heute soll es weiter Richtung Trondheim gehen. Ich würde ja gerne mal in der Stadt mit dem Camper übernachten, aber so weit kommen wir heute wohl nicht. In der ersten Stunde haben wir gerade mal 50 Kilometer geschafft und bis Trondheim sind es noch rund 500 Kilometer.

In Mosjøen wollen wir an einer Tankstelle unseren Müll entleeren. Aber was wir für Müllcontainer halten, entpuppt sich als Behälter für Streugut. Wie gut, dass wir nochmal reingeguckt und nicht einfach die Müllbeutel reingeworfen haben. Pro-Tipp für alle Norwegen-Urlauber im Winter: Lieber genauer hingucken!

Eigentlich stand Gewichtsverlust nicht auf meiner 2025-Agenda, aber Bert war da wohl anderer Meinung und hat Ballast abgeworfen. Auf einem Parkplatz hat er ein Bleigewicht des rechten Vorderreifens verloren. Wir hoffen erst einmal, dass sich die Unwucht nicht allzu sehr bemerkbar macht.

Weitere zwei (natürlich ungeknipste) Elche am Straßenrand. Vielleicht waren es sogar drei, aber beim Dritten sind wir nicht sicher. Daher kommen nur zwei auf den Zähler.

Unser Elch-Counter ist jetzt bei 17.

Hui, das war knapp! Wir sind durch eine Kurve gerutscht und hatten Glück, dass am Straßenrand eine Schneekante und keine Leitplanke oder gar ein Abhang war. So ist das Hinterrad am Schnee entlang gerutscht und das Auto hat sich wieder gefangen.

Hier heißt es jetzt Abschied nehmen von Nordnorwegen. Schnüff. Allerdings heißt das nicht, dass das Wetter jetzt durchgehend für bessere Fahrbedingungen sorgt. Auch Trøndelag kann Schnee.

Gegen Mittag wird es dann aber langsam besser. An einer Tankstelle wollen wir Burger essen. Aber die Butikk bei der Circle K, an der wir halten, ist keine Butikk der Tankstellen-Kette. Und bei denen gibt es heute nichts anderes als Würstchen, keine Burger, keine Pommes, keine Pizza, nur Würstchen.

Wir gehen wieder und beschließen, uns selbst etwas zu essen zu machen, wofür wir den nächsten Parkplatz ansteuern. Unser Fenster zum Lüften ist ebenfalls festgefroren. Also erstmal Heizung voll auf und Lüfter an, damit das frei wird. Wir haben ja jetzt Erfahrung.

Es bleibt jetzt etwas länger hell. Das macht das Fahren etwas einfacher, auch wenn es immer wieder wildes Schneegestöber gibt. Ich würde ja zu gerne wieder umkehren und Richtung Norden fahren und mir all die Schneemassen anschauen. Aber leider geht das nicht.

Kurz hinter Harran sehen wir noch einmal zwei Elche am Straßenrad.

Unser Elch-Counter ist jetzt bei 19.

Kurz vor Steinkjer schlagen wir auf einem Rastplatz unser Nachtlager auf. Der Router ist mal wieder abgekackt und verweigert den Dienst. Der Akku der Schrankbeleuchtung ist leer. Hier funktioniert schon wieder nichts wie es soll.

Das Gewicht am Reifen fehlt immer noch. In der Nähe gibt es Werkstätten. Eigentlich wollen wir so nicht Autobahn fahren, eigentlich wollen wir aber auch nicht die Zeit in der Werkstatt verplempern. Wir sind unentschlossen und bleiben es vorerst.

316 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren. Der Kartenausschnitt ist ein Screenshot, der GPX-Track ist am Ende des Beitrags.

Trondheimfjord und Dovrefjell

Freitag, 3. Januar 2025

Wir sind wieder eingefroren, aber wir haben ja dazugelernt und kümmern uns frühzeitig, weswegen das Freiwerden deutlich schneller geht. Vorhang weg, Heizung voll aufdrehen und dann nehmen wir zwei Tücher, die wir immer abwechselnd vor die Heizung legen und dann warm von innen im Bereich der Schlösser gegen die Heckklappe drücken. Diese Vorgehensweise fühlt sich ziemlich schlau an.

Anschließend müssen wir das Auto wieder freischaufeln. Es sind -12 °C.

Der Himmel ist klar heute und leuchtet in tollen Farben.

An einer Tankstelle halten wir an. Wir müssen tanken und ich gehe zur Toilette. Draußen ist das unten stehende Schild angebracht.

Locked?? Then it’s occupied, you have to wait in line!! The toilet ist unlocked when the store is open. :)

Über dem Trondheimfjord steht die Sonne. Sehr viel höher wird sie an dieser Stelle heute nicht mehr kommen. Bei -16 °C fahren wir durch schöne Landschaften bei tollem Licht. Ich lasse den Mann fahren, ich gucke lieber.

Die Strecke zwischen Værnes und Trondheim ist gespickt mit Erinnerungen an unseren ersten Norwegen-Trip vor fast genau 10 Jahren, das ist die erste Strecke in Norwegen, die wir auf norwegischen Straßen gefahren sind, auf dem Hinweg mit dem Bus, zurück mit einem Leihwagen.

Ich stelle außerdem fest, dass ich im Winter hier viel mehr Stellen wiedererkenne. Als wir 2021 das erste und bisher einzige Mal im Sommer hier waren, sah für mich alles gleich aus. Im Schnee erkenne ich die Unterschiede.

Bei einer norwegischen Tankstellenkette gibt es seit Jahren schon das Angebot, Anfang des Jahres einen Becher zu einem festen Preis zu kaufen, mit dem man eine Kaffee-Flatrate für das Kalenderjahr hat. Wenn man viel unterwegs und außerdem Kaffeetrinker ist, lohnt sich das durchaus.

Hinter Trondheim geht’s dann Richtung Dovrefjell. Die Landschaft ist traumhaft. Wir waren hier schon mehrfach mit dem Auto und sind hier auch bereits mit dem Zug durchgefahren. Das ist wunderwunderschön!

Der Wischer ist kaputt, der Fahrer sieht nichts. Wir fahren Richtung Süden, der Sonne entgegen, teilweise im Blindflug. Da ist so ein kaputter Wischer nochmal doppelt schlimm. Wir fahren mal wieder bei nächster Gelegenheit rechts raus und wechseln den Wischer. Die Straße ist zu schmal zum Wenden, also fahren wir bis “zur nächsten Gelegenheit” und landen mitten in einer Siedlung, in der gerade die halbe Bewohnerschaft zu Fuß auf der Straße unterwegs ist. Irgendwann finden wir aber endlich wieder raus und zurück zur E6. Wären doch alle Probleme so leicht zu lösen.

Wir fahren an einem zugeschneiten Verkehrsschild vorbei, das vermutlich die erlaubte Geschwindigkeit anzeigt. Der Mann fragt, ob ich etwas erkennen konnte, was ich verneine. “War dann wohl ein Mystery-Schild”, meint er. Na, vielen Dank, jetzt habe ich einen Ohrwurm. In meinem Kopf läuft Mysteryland von Die Ärzte mit folgendem, etwas holprigem Text:

Mystery-Schild
Du warst voll Schnee gewesen,
Ich konnte dich nicht lesen
Mystery-Schild
Bin ich zu schnell gewesen,
bekommen wir bald Post von vegvesen

Tatsächlich kommt die Post natürlich nicht von vegvesen, die sind ja eher für den Straßenzustand zuständig, aber das reimt sich halt. Wir wissen gar nicht, woher die Post kommt, wir wurden bisher noch nicht geblitzt.

Der Mond steht am Himmel und über ihm ein heller Stern. Das lässt sich sogar mit dem Smartphone ganz gut knipsen.

Wir stehen auf einem Parkplatz auf dem Dovrefjell. Es ist etwas frisch hier, laut Auto -22 Grad, dafür liegt weniger Schnee.

Wusstet ihr eigentlich, wie viele Sterne am Himmel sind? Der Mann hat mal ein paar davon geknipst. Wenn es nicht so scheiße kalt wäre, würde ich draußen stehen und meine Halswirbelsäule malträtieren, um mir das stundenlang anzugucken und sie zu zählen.

Das habe ich bei Mastodon gepostet und prompt von einem User die Information bekommen, dass man abhängig von Licht- und/oder Luftverschmutzung bis zu 6000 Sterne am Himmel mit bloßem Auge sehen kann. Das ist eine beeindruckende Anzahl und ich glaube, hier ist es sogar möglich, an diese Zahl heranzukommen.

313 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren. Der Kartenausschnitt ist ein Screenshot, der GPX-Track ist am Ende des Beitrags.

Vom Dovrefjell bis zur schwedischen Grenze

Samstag, 4. Januar

Als wir morgens aufwachen, herrschen nur noch -10 °C. Angesichts der Hitze geht der Mann mal auf Phototour. Auf dem Parkplatz ist ein Aussichtsturm, da geht er rauf. Auf dem Weg dahin versinkt er bis zu den Oberschenkeln im Schnee. Im Video wird das zu sehen sein.

Außerdem hat er mit seiner Kamera ein Panorama erstellt.

Bevor wir losfahren, kontrollieren wir den Ölstand und füllen nach, was dringend notwendig war. Der Ranger hat einen eher hohen Ölverbrauch gerade wenn er bergauf und bergab fahren soll. Und seit der Reparatur in Schweden könnte dieser noch höher sein.

Den ersten Streckenabschnitt fahre ich und der Mann knipst.

Die aufgehende Sonne färbt den Himmel vor uns gelb und orange und die Wolken hinter uns rosa. Wie gut, dass auf den Straßen hier so wenig los ist, so hat man wenigstens Gelegenheit, sich das alles anzugucken.

Zwischen der Fahrerkabine und dem Hardtop sammelt sich immer wieder Eis, das dann während der Fahrt ans Fenster klopft. Anfangs hat uns das Geräusch irritiert, mittlerweile hören wir es kaum noch.

Wir tauschen, der Mann fährt und ich staune und knipse. Mittlerweile sind wir im Gudbrandsdal. Die Temperatur ist leicht gestiegen auf -19 Grad. Aber viel genießen können wir von dem Tal nicht. Wir fahren rasch durch über die 66, wir wollen heute noch bis zur schwedischen Grenze.

In Ringebu tauschen wir erneut die Plätze. Das Licht sieht bereits aus wie später Nachmittag, aber es ist erst kurz nach 11 Uhr. Es ist so kalt, dass überall über den Gewässern Wasserdampf aufsteigt. Das hat etwas Mystisches.

Es folgt ein weiterer Streckenabschnitt, der voller Erinnerungen an frühere Norwegenreisen ist. In Lillehammer haben wir ein paar echt schöne Tage verbracht und auch in Hamar und Elverum sowie in Kongsvinger waren wir schon zweimal.

Auf dem Rastplatz der Mittagspause ist einer mit dem Auto die Rampe bis vor das Toilettenhäuschen hinauf gefahren. Es sieht aber nicht so aus, als wäre diese Rampe dafür gedacht. Das bringt mich auf einen Gedanken, der mir in diesem Zusammenhang schon öfter kam.

Die Norweger zeichnet eine eigentümliche Mischung aus fußfaul und lauffreudig aus. Nach meinen Beobachtungen fahren die im Alltag überall mit dem Auto hin, wirklich überall. Und in der Freizeit fahren die dann raus aus dem Ort in die Berge und rennen stundenlang mit Kindern und Babys und Hund natürlich in ihrer unübersichtlichen Landschaft rum, in der es nicht einmal Wanderwege gibt. Wir haben bis heute nicht rausgefunden, wie die sich da orientieren. Wir sind bei diversen Versuchen daran gescheitert und plötzlich mitten im Nichts gelandet und konnten nicht erkennen, wo es weitergeht.

Wir tauschen wieder und ich habe die Ehre, durch Oslo zu fahren. Auch in Oslo waren wir schon öfter und ich würde gerne mal wieder dorthin.

Danach fahren wir noch bis zur Grenze. Ich bin müde und knipse gar nicht mehr. Gegen 17 Uhr kommen wir an der Grenze an. Dabei stehen wir nicht direkt an der E6, sondern an der alten Svinesundbrua. Morgen früh sind wir dann wieder zurück in der EU.

462 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren. Der Kartenausschnitt ist ein Screenshot, der GPX-Track ist am Ende des Beitrags.

Frühmorgens durch Schweden

Sonntag, 5. Januar 2025

Der Platz an der Grenze ist schön und ruhig. Zu ruhig, es geht nämlich auch kein Wind. Abends war es noch leicht windig, aber schon als wir ins Bett gegangen sind, ließ der Wind stark nach und die Abgase der Standheizung drangen in den Camper ein.

Also haben wir die Heizung ausgeschaltet und ohne Heizung geschlafen. Wir haben eine breite Decke, unter die wir zu zweit passen und uns gegenseitig wärmen können. Das ging zunächst auch gut.

Um 03:30 Uhr werden wir frierend wach. Es ist lausig kalt, -0,5 Grad im Camper, am Wasserhahn hängt ein Eiszapfen. Wir machen kurz die Heizung an, wollen die Bude mal eben aufheizen und dann wieder ausschalten. Das wird ja wohl gehen, dachten wir.

Unser CO-Warner sieht das allerdings völlig anders und piept los. 30 ppm zeigt er an. Das ist der Wert, bei dem Rettungsdienste normalerweise evakuieren. Ohne Heizung ist es zu kalt, mit Heizung ist die Atemluft giftig. Also beschließen wir, uns zu evakuieren.

Wir sind total schlaftrunken und verpeilt. Es gibt keinen Kaffee, kein Frühstück, nichts. Ein Schluck Wasser muss reichen. Hektik bricht aus, wir vor lauter Müdigkeit und Stress damit überfordert, unsere Klamotten zusammenzusuchen. Die Stimmung ist eher so mittelmäßig, wir zicken uns für einen kurzen Moment an.

So langsam werden die Köpfe klar. Die Klamotten sind lausig kalt. Ich bin durchgefroren bis auf die Knochen. Wir müssen das Bett machen - um Platz zu haben und um an unsere Klamotten zu kommen.

Außerdem schalten wir die Motorstandheizung ein, damit wenigstens das Fahrzeug vorne halbwegs warm ist. Der CO-Warner hört überhaupt nicht mehr auf zu piepen. Aber wir haben es geschafft, wir sind angezogen und können raus aus dem Camper. Hinter unserem Fahrzeug ist ein Schneehaufen, was die Abgase noch zusätzlich unter dem Auto hält.

Um 04:15 Uhr sind wir unterwegs. An der ersten Tankstelle holen wir einen Kaffee für mich. Der schmeckt zwar scheußlich, macht aber wenigstens wach.

Während der Fahrt überlegen wir, wie es nun weitergeht. Laut Wetter-App ist es entlang der gesamten Küste ziemlich windstill. Ich habe Sorge, dass es uns beim nächsten Parkplatz nicht viel besser geht und wir wieder ohne Heizung schlafen müssen. Da das Thermometer zweistellige Minusgrade anzeigt, finde ich den Gedanken nicht sehr angenehm. Und da wir beide nun eh wach sind, beschließen wir vorerst zu fahren. Sollte uns die Müdigkeit überkommen, können wir immer noch einen Rastplatz ansteuern.

Nach zwei Stunden ist Fahrerwechsel. Ich habe nun auch die Ehre, durch Göteborg zu fahren. Wieso muss eigentlich immer ich durch die Großstädte fahren? Egal. Es fängt an zu schneien. Göteborg ist immer sehr unübersichtlich, aber so früh am Sonntagmorgen ist nichts los. Es geht diesmal ganz entspannt.

Auf einem Rastplatz hinter Göteborg halten wir an. Pinkelpause und etwas die Beine vertreten. Die Temperaturen sind nur noch ganz knapp unter Null.

Ich bekomme endlich einen wohlschmeckenden Kaffee. Der Mann fährt jetzt weiter. Bis Malmö sind es noch etwa 200 Kilometer. Vermutlich schaffen wir die ganz locker.

Kurz vor Helsingborg wird es wieder trüb und nebelig und die Sonne muss gegen Dunst und Wolken kämpfen. Macht aber nichts, die letzten Meter schaffen wir auch noch.

Um 10:50 Uhr sind wir auf dem Parkplatz kurz vor Trelleborg, auf dem wir die letzte Nacht unseres Urlaubs verbringen wollen. Die Fähre geht morgen früh um 07:15 Uhr. Von hier aus zum Hafen sind es nur drei Kilometer oder so.

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Die Wetter-App zeigt amtliche Warnung vor leichtem Schneefall in Rostock. Hui, da kann Norwegen aber einpacken! Ich komme aus dem Lachen kaum heraus.

Den Rest des Tages ruhen wir uns aus. Wir gucken Filme, hören Podcasts, wir packen den Rucksack für die Fähre, wir spielen ein wenig und wir gehen abends früh zu Bett. Wir haben unser Tagessoll erfüllt.

482 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren. Der Kartenausschnitt ist ein Screenshot, der GPX-Track ist am Ende des Beitrags.

Mit der Fähre nach Rostock

Montag, 6. Januar 2025

Gut ausgeschlafen und wohlig warm beginnt der nächste Morgen mit dem Klingeln des Weckers um fünf Uhr. Es regnet.

Wir sind schnell angezogen und fertig gemacht, ich nehme noch einen Kaffee sowie ein Frühstück mit nach vorne in die Fahrerkabine, dann geht es los.

Hier läuft es im Hafen flott und reibungslos. Um 10 nach Sechs sind wir im Hafen angekommen, um 10 vor Sieben sind wir bereits in unserer Kabine.

Neben uns liegt die Tinker Bell, geschmückt mit einem Tannenbaum. Ob wir auch so einen haben? Ich weiß es nicht. Vielleicht schaue ich später mal nach, wenn ich an Deck gehe.

Wir frühstücken erst einmal in der Kabine. Dann gehen wir duschen - endlich mal wieder.

Die Überfahrt ist recht entspannt. Das Wetter ist trüb, aber die See ruhig. Und außer den beiden sich begegnenden Scandlines-Fähren gibt es nichts Spannendes zu sehen.

Um 13:15 Uhr passieren wir die Molenfeuer in Warnemünde. Wir sind zuhause! Ob wir einen Tannenbaum auf dem Schiff haben, weiß ich immer noch nicht, ich habe vergessen nachzusehen.

Wir stehen ganz vorne auf dem Autodeck, vor uns nur ein BMW. Daher waren wir schnell vom Schiff runter und zuhause.

Unsere Wohnung ist saukalt. Wir haben vor dem Urlaub alle Heizungen komplett ausgeschaltet, was ein großer Fehler war. Nach zwei Stunden Heizung auf Stufe 4 herrschen im Wohnzimmer immer noch schlappe 16 Grad. Es dauert noch den nächsten Tag, bis es wieder halbwegs warm ist. Beim nächsten Winterurlaub wissen wir das hoffentlich noch und machen es besser.

14 Kilometer sind wir an diesem Tag selbst gefahren. Der Kartenausschnitt ist ein Screenshot, der GPX-Track ist am Ende des Beitrags.

Video

GPX-Track

Elch-Counter

19 Elche haben wir auf der Tour gesehen.