Vom Saltstraumen auf die Lofoten

Um kurz nach Sieben wurden wir wach. Ich hatte recht gut geschlafen, gemütlich und warm. Seit wir im Norden sind, waren die Betten nicht mehr so furchtbar weich. Ich hoffe, dass das auch weiterhin so bleibt.

Hütte von außen

Es gab Kaffee, Dusche, Frühstück und dann begannen wir langsam zu packen. Witzig ist ja die Aufschrift auf den Milchpackungen hier, die zwar das “Best before”-Datum beinhaltet, aber auch den Hinweis: “men ikke dårlig etter”, was “aber danach nicht schlecht” heißt.

Milchpackung

Der Lebensabschnittsgefährte war eigentlich damit beschäftigt, unser Auto von Eis zu befreien und unseren Kram darin zu verstauen, kam aber schon bald wieder aufgeregt herein, um die Kamera zu holen.

Adler

Der Betreiber des Campingplatzes hatte mir am Abend zuvor, als wir gemeinsam zur Hütte gingen und der Lebensabschnittsgefährte hinter uns her fuhr, erzählt, dass hier morgens Seeadler über dem Saltstraumen kreisen würden. Diese Information hatte ich natürlich an den Lebensabschnittsgefährten weiter gegeben, der nun beim Eiskratzen welche erspäht hatte. Die kreisten so tief, dass ich die selbst mit meinem Smartphone knipsen konnte, wie man auf obigem Bild erkennen kann.

Ausblick

Ich zog mich ebenfalls schnell an und wir gingen runter ans Wasser, wofür wir den Campingplatz nicht einmal verlassen mussten. Nachdem auch noch der letzte Kram im Auto verstaut war, machten wir uns auf den Weg. Lediglich den Müllcontainer mussten wir noch suchen, weswegen ich erneut zu Fuß ging und der Lebensabschnittsgefährte hinter mir her fuhr.

Pferdchen

Am Eingang des Campingplatzes waren nicht nur Pferde auf der einen Seite, auf der anderen Seite des Weges war auch ein Müllcontainer, den ich ansteuerte. Leider lief die GoPro nicht, um die nun folgende Szene für die Nachwelt festzuhalten.

Ich ging über den kleinen Parkplatz zum Container. Dort war nicht gestreut. Als ich den linken Fuß nach vorne setzte und dabei leider auf eine spiegelglatt zugefrorene Pfütze trat, rutschte im selben Moment mein linker Fuß unter meinem Körper weg. Im Sturz bekam die Mülltüte in meiner rechten Hand dadurch, dass ich den Arm reflexartig hochriss, Schwung und rutschte mir vom Finger, flog im hohen Bogen über mich drüber, während ich mich auf dem Weg nach unten befand. Meine linke Hüfte schlug etwas unsanft aufs Eis, die Mülltüte etwas über einen Meter von mir entfernt, ebenso. Immerhin war sie zugeknotetet und konnte ihren Inhalt nicht preisgeben.

Der Lebensabschnittsgefährte sprang ganz besorgt aus dem Auto: “Alles okay?” Mir liefen die Tränen vor lachen, Schmerz spürte ich keinen. Ich entsorgte den Müll noch ordnungsgemäß, dann stelzte ich wie auf rohen Eiern zurück zum Auto und stieg ein. Meine Sorge galt nun meinem Smartphone in meiner linken Jackentasche, aber auch das hatte den Sturz unbeschadet überstanden.

Unseren ersten Stopp machten wir bereits nachdem wir wieder über die Saltstraumen-Brücke gefahren waren. Wir wollten noch einmal zu Fuß hoch, uns den Gezeitenstrom unten ansehen und natürlich noch einmal nach Seeadlern ausschau halten.

Vereister Fußweg zur Brücke

Der Weg zur Brücke sah nicht sehr vertrauenserweckend aus. Der Wind wehte ziemlich eisig mit 10 m/s auf der Brücke.

Saltstraumen

Der Anblick war grandios. Der Strom unter uns floss wirklich erstaunlich schnell dahin, es bildeten sich etliche Strudel und dabei hatte er noch nicht einmal seinen Höhepunkt erreicht.

Wir waren allerdings bald durchgefroren und machten uns auf den Weg zurück zum Auto.

Nach Bodø brauchte es etwa eine halbe Stunde. Wir waren viel zu früh da und fuhren noch eine Runde durch den Ort. Da ja immer noch Weihnachten ist, waren noch alle Geschäfte, Cafés usw. geschlossen. So fuhren wir zum Fährterminal und setzten uns da in die Wartehalle.

Zwischendurch machte ich mir mit dem Gaskocher auf dem Parkplatz einen Kaffee. Da kam ein älteres Ehepaar und sprach uns auf Deutsch an. Die beiden waren Rostocker, lebten nun etwas außerhalb von Rostock und waren aktuell auf Weihnachtsreise im Norden unterwegs. Drei Tage harrten sie in Bodø aus und mussten drei Tage im selben Restaurant essen, weil es das einzige war, das geöffnet hatte. Ich war ganz froh, dass wir uns vorher informiert hatten und wussten, dass man hier an Weihnachten auf sich selbst gestellt ist.

Kuchen

Die Fähre legte pünktlich ab und wir gönnten uns erstmal einen Snack und ein Stück absolut geilen Schoko-Kuchen. Anschließend gingen wir nochmal an Deck, um einen letzten Blick auf das norwegische Festland zu werfen.

Während der Fahrt schrieb ich am Blog und der Lebensabschnittsgefährte schlief auf der Bank. Fast alle schliefen auf dem Boot, es war ziemlich ruhig. Die Überfahrt dauerte etwa 3,5 Stunden, dann waren wir in Moskenes auf den Lofoten.

Schon als wir auf die Fähre fuhren, entdeckten wir ein Auto, das uns sehr bekannt vorkam, das wir bereits auf dem Dovrefjell sahen: ein Niederländer, der uns in seinem weißen Volvo überholt hatte. Und eben dieser Niederländer stand jetzt neben uns auf der Fähre. Die Welt ist klein, selbst in Norwegen.

Als wir von der Fähre runter fuhren, bogen alle Autos vor uns nach rechts ab Richtung Norden. Nur wir bogen nach links ab. Unser Ziel war der südlichste Ort der Moskenes-Insel der Lofoten: Å i Lofoten oder einfach nur Å. Leider kam das Ortseingangsschild zu plötzlich für ein Photo. Vielleicht schaffe ich es am Tag darauf noch.

Wir hatten in einem Hostel gebucht und per E-Mail eine Beschreibung zur Anfahrt, Zimmernummer usw. bekommen. Den Betreiber sollten wir anrufen, um zu vereinbaren, wann wir uns zum Bezahlen treffen sollten.

Webgeschreibung

Wir waren zunächst etwas unsicher, ob wir wirklich richtig waren, aber das, was wir sahen, entsprach exakt den mitgeschickten Bildern: Unsere Unterkunft ist im Museum!

Das Zimmer war sehr gemütlich und kuschelig warm. Zwar hatten wir eine Gemeinschaftsküche und ein Gemeinschaftsbad, aber da wir die einzigen Gäste waren, machte das eigentlich keinen Unterschied. Wobei es mich aber auch sonst nicht allzu sehr stört.

Nach dem Abendessen planten wir den weiteren Verlauf unserer Reise. Wir hatten ja eigentlich gar kein konkretes Ziel, außer dass wir unbedingt den nördlichen Polarkreis passieren und auch auf die Lofoten wollten. Da wir noch neun Tage Zeit haben, können wir nun auch noch weiter planen. Es wird noch weiter gen Norden gehen.

Dann sortierten wir noch die Photos des Tages und gingen auch schon bald ins Bett. Wie bei jeder Reise kommt nach ein paar Tagen ein Tiefpunkt, an dem man kaum noch in der Lage ist, all die Eindrücke aufzunehmen und es etwas langsamer angehen lässt. Und das wenige Tageslicht macht es nicht einfacher. Wenn gleich auch absolut spannende Lichtstimmungen!

Hier nun noch die Bilder des Tages vom Lebensabschnittsgefährten:

Wasser