Ab nach Hause!
Die letzte Etappe zieht sich ein wenig aufgrund von Unpässlichkeiten und wegen aktuer Unlust, allzu lange Strecken am Stück zu fahren. So brauchen wir sechs Tage, bis wir endich zurück in Rostock sind.
2 Tage Wehrheim
7. April 2025
In den frühen Morgenstunden, es ist halb Fünf oder so, werde ich frierend wach und schalte die Heizung ein. Allerdings ziehen direkt wieder die Abgase in den Camper, so dass ich die Heizung gleich wieder ausschalte. Und während ich nach dem Toilettengang bibbernd unter meiner Bettdecke liege und darüber sinniere, wie man sich nur freiwillig einen Camper ohne eigene Toilette ausbauen kann, so dass man in solchen Fällen auch noch raus muss, kommt mir eine Idee.
Ich schalte unseren Ventilator aus und die Heizung wieder ein.
Bahnbrechend! Wir können heizen, ohne an den Abgasen zu ersticken. Wir hätten in Schweden nicht mitten in der Nacht die Flucht ergreifen müssen. Wir hätten nur mal etwas früher unsere Hirne einschalten müssen. Aber vermutlich war denen zu kalt.
Nun denn, als es warm genug zum Schlafen ist, schalten wir die Heizung wieder aus und schlafen noch eine Stunde. Das Schwimmbad nebenan ist ein Freibad und hat daher noch geschlossen. Es ist nichts los und total ruhig auf dem Parkplatz. Heute Morgen um sechs Uhr herrschen hier gerade mal -2,9 °C, nicht gerade Freibadwetter, aber der Blick aus dem Camper verspricht einen schönen Tag.
- -2,9 °C
- Blick aus dem Camper
Nachdem ich mich morgens gewaschen habe, bin ich so dermaßen erschöpft, dass ich mich direkt wieder hinlegen muss und etwas döse. Seit knapp drei Jahren geht das nun schon so, mal mehr mal weniger schlimm. Ich habe mittlerweile erhebliche Zweifel daran, dass ich jemals wieder ganz fit werde. Mittlerweile plane ich bei solchen Aktionen wie jetzt dem Umzug ja schon ein, dass ich danach ein paar Tage zu absolut nichts zu gebrauchen bin. Da kommt es mir immer ganz recht, wenn der Mann arbeiten muss und wir im Camper unterwegs sind. Hier muss ich weder Haushalt noch sonst irgendetwas machen, hier kann ich ohne schlechtes Gewissen den ganzen Tag nur herumliegen. Und dann komme ich einigermaßen wiederhergestellt zuhause an.
Seit 10 Tagen habe ich nichts in meinem Social-Media-Account gepostet. Ein untrügliches Zeichen, dass gerade wieder alles schlimm und zuviel ist und einfach keine Ressourcen mehr für irgendetwas vorhanden sind. Heute Morgen poste ich den Blick aus dem Camper und verkünde, dass ich noch lebe.
Nach dem Mittagessen gehen wir ein paar Meter laufen. Neben dem Parkplatz ist eine Pferdeweide und wir laufen dorthin.
- Bert auf dem Stellplatz
- Pferde
- Pferde
Auf dem Rückweg bekommt der Herr Lebensabschnittsgefährte wieder einen dieser migräneartigen Anfälle. An Arbeit ist nicht mehr zu denken, an Auto fahren sowieso nicht. Also meldet er sich auf der Arbeit ab, wir bauen das Bett auf, dunkeln den Camper ab und legen uns hin.
Am späten Nachmittag bzw. frühen Abend gibt es noch ein Abendbrot. Dem Mann geht es jetzt wieder einigermaßen okay. Trotzdem legen wir uns gleich wieder hin, gucken noch einen Film und dann war es das mit diesem Tag.
8. April 2025
Nach so viel rumliegen und schlafen sind wir beide einigermaßen ausgeruht am nächsten Morgen. Die Temperatur ist auch an diesem Morgen wieder im einstelligen Minusbereich. Mir ist das zu kalt, ich will nicht raus, der Mann geht ein paar Schritte raus. Zwischen dem Parkplatz und dem Schwimmbad ist noch ein kleiner alter jüdischer Friedhof. Da geht er sich umgucken.
- Bert auf dem Stellplatz
- Jüdischer Friedhof
- Gräber
Eigentlich dachte ich, ich gehe heute einkaufen. Wir brauchen nichts wirklich dringend, aber der eine oder andere Vorrat könnte jetzt aufgefüllt werden. Aber so fit fühle ich mich dann doch nicht. Also verschiebe ich das Einkaufen auf den nächsten Tag.
- B45
- A5
- Feuerwehr Grünberg
Nach Feierabend cruisen wir erst noch ein gutes Stück über die Landstraßen. Dann wird die A5 allerdings alternativlos. Dort bleiben wir aber nicht allzu lange, wir fahren nach Grünberg. Da ist bei der Feuerwehr eine Entsorgungsstation für Wohnmobile. Und auch wenn sie nicht gerade das schönste Feuerwehrhaus haben, dürfen sie trotzdem Einzug in meine Galerie halten.
- Rastplatz Heg-Berg
- Entlang der B62
- Entlang der L3161
Unser Ziel für diese Nacht ist der Wohnmobilstellplatz neben dem Golfplatz von Oberaula. Der Platz ist neben einer Schotterstraße oben auf einem Hügel gelegen mit einer ganz netten Aussicht Richtung Sonnenuntergang. Wir sind ganz alleine dort und genießen die Ruhe.
- Stellplatz Oberaula
- Sonnenuntergang
- Sonnenuntergang
Staub und Eis in Oberaula
9. April 2025
Der Morgen fängt ganz ruhig und beschaulich an. Der Herr Lebensabschnittsgefährte vertritt sich ein wenig die Beine, ich knipse den Blick aus dem Camper.
- Stellplatz
- Blick aus dem Camper
Und gerade, als der Mann anfängt zu arbeiten und ich mein Bild in meinem Social-Media-Account knipsen will, kommt hier ein Lkw entlang gefahren. Ein tonnenschwerer Muldenkipper mit einem ziemlich hoher Geschwindigkeit, so dass er ziemlich viel Staub vom Schotterweg aufwirbelt.
Okay, denke ich mir, was macht der hier im Wald im Naturschutzgebiet? Nun gut. Ein Lkw ist ja noch kein Drama, Ich mache das Fenster zu, bis sich die Staubwolke verzieht. Aber dann kommt auch schon der nächste Lkw. Und der nächste. Und der nächste. Im Zwei-Minuten-Takt stauben die uns die Bude ein.
- Lkw fährt vorbei
- Staubwolke
Hektik bricht aus, der Mann packt in Windeseile seine Arbeits-Equipment transportsicher weg und klappt den Tisch ein. Ich räume Küchen-Equipment transportsicher weg. Wir ziehen uns Schuhe an, vorher quetsche ich mich noch in meine Jeans. Waschen verschiebe ich auf später, wir verlassen jetzt fluchtartig den Stellplatz und fahren runter ins Tal. Dort habe ich einen Parkplatz ausfindig gemacht.
- Wir fahren los
- Blick ins Tag mit Nebel
- Neuer Stellplatz
Auf einem Parkplatz vom Naturpark Knüll finden wir einen neuen Stellplatz. Die Aussicht aus dem Heckfenster ist nur so mittelgut, weil ich auf die Infotafeln gucke, die da aufgestellt sind, aber das ist jetzt jammern auf höchstem Niveau. Und außerdem muss ich mich nach dem Stress gerade eh erst noch einmal mit einer Tasse Kaffee hinlegen und erholen. Mein Leben verträgt es ja nicht mehr so gut, wenn es wild zugeht.
- Rotkehlchen
- Baum mit Basaltstele
- Treppe
Nach dem Mittagessen gehen wir in den Ort. Wir wollen uns ein Eis holen und haben heute Morgen auf dem Weg hierher eine Eisdiele gesehen. Die Eisdiele entpuppt sich als skurrile Mischung von Döner-Imbis und Eisdiele, zwei getrennte Tresen. Eis bestellen mit dem Geruch von Döner in der Nase ist etwas merkwürdig, aber das Eis schmeckt.
- Eis
- Katze
- Ostereier statt Hundekacke
Viel Zeit haben wir nicht, daher laufen wir keine Runde, sondern auf dem direkten Weg wieder zurück.
Außer der Eisdiele ist mir heute Morgen eine kleine Feldbahnlok am Wegesrand aufgefallen. Als wir nach Feierabend die Weiterreise antreten, halten wir dort kurz an.
- Wir fahren los
- Lok und Berg-Einfahrt
- Lok
Hier gab’s im letzten Jahrhundert einen Basalt-Steinbruch und da aus dem Loch im Berg kamen die Loren vollgeladen mit Basaltsteinen für den Straßenbau, die dann hier auf Lkw verladen wurden.
- Freiwillie Feuerwehr Oberaula
- Auf der L3157
So langsam wird es Zeit, Hessen zu verlassen. Der nächste Stellplatz, den ich für uns ausgesucht habe, ist in Niedersachsen. Ein neues Parkplatz-Schild und ein wenig Kunigundenkunde, bevor wir da sind.
- Rastplatz Leineholz
- Siedlung Kunigunde
Laut Wikipedia hieß die Siedlung, die 1682 gegründet wurde, zunächst Eisenhütte, außerdem “zur Übelgunde”, “zur Obelgunda” und “auf der Obelgünne”. Seit 1755 wird Kunigunde für den Ort verwendet. Woher der Name stammt, weiß man nicht.
“Da” sind wir übrigens auf dem Parkplatz vom Freibad Liebenburg, auf dem ein paar Wohnmobilstellplätze zur Verfügung stehen. Was nicht zur Verfügung steht: Internet. Vorher waren wir noch bei Rewe, Wasser und Brot besorgen.
Arbeiten auf der Autobahn
10. April 2025
Geschlafen haben wir hier zwar ganz gut, aber nach dem ersten Kaffee müssen wir schon wieder fahren.
Auf der Fahrt zum Autobahnparkplatz, den ich für heute als Arbeitsplatz ausgesucht habe, kommt uns ein eAktros 600 entgegen. Das ist der elektrische Lkw von Mercedes, der in diesem Jahr in Serie geht. Die Reichweite ist mit 500 km angegeben, womit immerhin rund 60 % der Langstreckenfahrten in Europa erledigt werden könnten. Leider habe ich zu spät gecheckt, was ich da sehe, sonst hätte ich ihn geknipst.
- Parkplatzzufahrt
- Rastplatz Ziegenberg
Auf dem Rastplatz gibt es zwar keine Ziegen aber dafür endlich den nächsten Kaffee. Und Internet. Der Parkplatz ist an der A36, hier ist es deutlich ruhiger als an der A7.
Das feinste Ambiente ist so ein Rastplatz zwar nicht, aber der Arbeitstag ist dennoch halbwegs ruhig. Und mittlerweile ist es uns auch relativ egal. Wir wollen nur noch die Tage rumbekommen und endlich nach Hause fahren.
Als wir nachmittags unsere Reise fortsetzen, verpassen wir eine Autobahnabfahrt und landen mitten in Braunschweig.
- Da steht 'ne Lok.
- Schnellzuglokomotive 01 1063
Am Bahnhof steht eine Lok herum. Natürlich ist eine Lok an einem Bahnhof nichts Ungewöhnliches, aber hier steht eine Dampflok vor dem Bahnhof. Das Internet sagt, die Lok gehört dem Eisenbahnmuseum in Nürnberg und sei eine Dauerleihgabe an die Stadt Braunschweig.
Als wir endlich den Weg durch die Stadt hinter uns gebracht haben, fahren wir noch ein Stück Autobahn, bis diese mitten im Nichts endet und in die B248 übergeht.
- Auf der A39
- Bushaltestelle Püggen
- Fähre über die Elbe
In Püggen, das an der B248 liegt, fällt mir meine Galerie der Bushaltestellenhäuschen wieder ein.
Unser Platz für die letzte Übernachtung auf dieser Tour ist der bereits bekannte Platz in Lenzen an der Elbe. Der belohnt unsere Treue mit einem hübschen Sonnenuntergang.
- Sonnenuntergang
Von der Elbe nach Hause
11. April 2025
Leider habe ich nicht so gut geschlafen wie erhofft. Es war ziemlich windig in der Nacht und Wind macht Krach. Eigentlich finde ich Wind toll und finde es gemütlich, bei Wind oder Regen im Camper zu liegen, aber blöderweise kann ich bei irgendwelchen Geräuschen fast gar nicht mehr schlafen.
- Kaffeetasse
- Biobrot
Warum ausgerechnet das Biobrot in zwei Plastikfolien eingepackt ist, ist mir ein Rätsel.
Heute schaffe ich es endlich mal, mich aufzuraffen und alleine ein bisschen rauszugehen. Zwar erst am Nachmittag, den Rest des Tages hänge ich wieder nur rum, aber immerhin.
- Bert auf dem Stellplatz
- Tümpel
- Auf dem Deich
Ich gehe zunächst ein Stück vor dem Deich auf der Wiese einen Trampelpfad entlang. Irgendwann wird mir der Wind allerdings ein bisschen zu kalt, also klettere ich den Deich hinauf, gehe auf der anderen Seite wieder runter und laufe dann zurück zum Parkplatz.
Als wir uns endlich auf den Weg nach Hause machen, steuern wir zunächst den Wohnmobilstellplatz in Lenzen an. Wir wollen unsere Kanister noch einmal entleeren, damit der Herr Lebensabschnittsgefährte nicht alles nach oben in die Wohnung schleppen muss. Aber leider ist der Stellplatz in Lenzen geschlossen.
- Wir fahren die L13
- Kunst an der Elde
Wir fahren nach Grabow, da soll ebenfalls eine Entsorgungsanlage für Camper und Schiffe sein. Und die ist auch da, aber igitt, mich trifft fast der Schlag, als ich die Türe zum Entsorgungshäuschen öffne. Der Boden ist voller Pisse und Klopapier. Das ist so widerlich. Irgendjemand war da wohl zu geizig, die 50 cent für die Absaugung einzuwerfen. Ich rege mich ziemlich auf über meine ekelhaften Mitmenschen. Und das einzige, womit sich mein Nervenkostüm beruhigen lässt, ist Eis.
Als wir den Parkplatz an der Elde verlassen wollen, fällt mir ein Straßenverkauf für Eis auf. Wir halten noch einmal an. Der Laden ist eine Mischung aus Eisdiele und Hofladen und riecht wie eine Kneipe. Drin sitzen drei Leute an einem Tisch und es dauert ein bisschen, bis wir bedient werden. Das Eis ist jedenfalls lecker und stimmt mich wieder friedlich.
Auf der Rückfahrt geht mir die Kooperation von unserem Autoradio und meinem Smartphone mächtig auf den Zeiger. Und beim Vorgängersmartphone war die auch schon so beschissen. Sobald ich die beiden Geräte miteinander verbinde, wird ungefragt irgendeine zuletzt gehörte Datei abgespielt. Das geht mir so unfassbar auf die Nerven und lässt sich absolut nicht abstellen.
Eigentlich will ich eine Sprachnotiz erstellen, aber es ist für mich nicht ersichtlich, ob jetzt das Mikrophon vom Smartphone oder das vom Auto benutzt wird. So ganz unwichtig ist das nicht, denn das Auto-Mikro ist ja auf der Fahrerseite.
An diesem Mist kriege ich jedes Mal eine Krise. Ich muss dann tatsächlich die Verbindung der beiden Geräte trennen und sie anschließend wieder neu verbinden. Oder ich muss Bluetooth ausschalten. Beides finde ich inakzeptabel.
Der nächste Aufreger: Bei jeder Sprachnotiz, die ich mir über das Autoradio anhören will, ist der Lautstärke-Regler wieder auf Null. das passiert auch zwischendurch mal, wenn wir Podcast hören und den für eine längere Zeit stoppen.
Die Kombination dieser beiden Geräte löst bei mir jedes Mal einen Brechreiz aus.
Nach dem Desaster in Grabow überlegen wir am Rastplatz Pröbbower See, ob wir da die Kanister ausleeren sollen. Aber es ist die ganze Zeit Betrieb und dann haben wir keine Lust, mit den Kanistern zur Toilette zu laufen. Die Leute gucken doch recht komisch und denken, man entsorgt da wer-weiß-was. Also lassen wir es sein und leeren die Dinger zuhause aus.
- Rastplatz Pröbbower See
- Ortseingang Rostock
Wir haben jetzt von Sonntag bis Freitag benötigt, um die Strecke von Frankfurt nach Rostock zurückzulegen. Ich glaube, das ist ein neuer Rekord. Zu Pferd wären wir vermutlich schneller gewesen.
Statistik
658 Kilometer sind wir an diesen Tagen gefahren.
- 140 km am 08.04.2025
- 185 km am 09.04.2025
- 173 km am 10.04.2025
Hinzu kommen rund 160 km am 11.04.2025. Aber auch das ist anders bei dieser Tour: Wir haben komplett vergessen, den Tacho zu knipsen.