Hinflug

Ich bin Bahnfahrer, kein Vielflieger. Ich bin Flugzeuge nicht gewohnt, die sind total aufregend und Adrenalin pur. Schon das Betreten des Flughafens ist der reine Wahnsinn. Und dann erst das Dröhnen der Triebwerke und ... Aber ganz von vorne, denn am Anfang unserer Reise steht das Bahnfahren, in diesem Fall eine Straßenbahn.

Tram Trondheim

Wenn es auch nicht exakt diese Bahn war, so ist dies doch das beste Symbolphoto überhaupt, ist Trondheim schließlich das Ziel unserer Reise. Trondheim ist eine der Partnerstädte Darmstadts und einige Straßenbahnen in Darmstadt sind nach den Partnerstädten benannt.

Mit der Tram fuhren wir zum Bahnhof, von wo aus der AirLiner über die Autobahn direkt zum Flughafen fährt. Die Fahrt mit dieser Buslinie ist relativ kurz und sehr bequem. Ich fahre gerne damit.

AirLiner

Am Flughafen angekommen war das erste, was mir auffiel, die Feuerwehr im Einsatz. Ich habe keine Ahnung, was dort los war, und gab mir große Mühe, dies nicht als schlechtes Omen zu betrachten.

Feuerwehr am Flughafen

Glücklicherweise mussten wir in die andere Richtung. Und nachdem wir in der Haupthalle vom Terminal 1 angekommen waren, machte sich erst einmal oben erwähntes WOW-Gefühl breit. Hier sah es absolut und unbedingt nach Fernweh aus!

Haupthalle

Allerdings sah es hier nicht so aus, als würde ich mich ohne fremde Hilfe orientieren können. Eingecheckt hatten wir bereits am Abend zuvor online und unsere Boarding-Pässe auf den Smartphones, aber irgendwie mussten wir ja noch unser Gepäck loswerden. Und auf allem, was irgendwie nach Gepäckband aussah, prangte der Lufthansa-Kranich auf gelbem Grund. Eine Information suchte ich vergebens. So fragten wir eine von den Lufthansa-Damen und erfuhren, dass wir unsere Koffer dort loswerden konnten. Im Gegensatz zu früher muss der Fluggast heute alles selbst machen: Koffer aufs Band wuchten, Boarding-Pass über den Scanner halten, Etikett dran pappen, Quittung nehmen und weiter gehen. Service war gestern.

Als nächstes suchten wir unser Gate. Bevor wir durch die Sicherheitskontrolle gingen, fragten wir den Mitarbeiter aber erst einmal, ob es dahinter noch Frühstück gäbe. Da der Frankfurter Flughafen auf seiner Webseite empfiehlt, zwei bis drei Stunden vor Abflug bereits da zu sein, hatten wir noch jede Menge Zeit. Der nette Mensch erklärte uns, dass der Kaffee vor der Sicherheitsschleuse besser und wärmer wäre, weswegen er uns riet, erst zu frühstücken und dann durch die Sicherheitskontrolle zu gehen. Also taten wir wie geheißen.

Frühstück am Flughafen

Die Sicherheitskontrolle verlief nicht ohne Piepsen und anschließendem Abtasten. Bei der Gelegenheit fragte ich die Mitarbeiterin, ob sie mal testen könne, ob das Gerät auf meinen Port reagiert. Und tatsächlich, es piepste. Ansonsten war alles in Ordnung, mein Gürtel wurde abgetastet und meine Schuhe mussten auf dem Laufband durchs Röntgengerät fahren. Danach durften wir weiter gehen.

Gate B12

Dann hieß es warten, warten und nochmals warten. Immerhin konnte man sich die Zeit damit vertreiben, das hektische Gewusel auf dem Vorfeld rund ums Terminal zu beobachten und zu knipsen.

Nur auf unsere SAS-Maschine warteten wir vergebens. Mittlerweile war Boarding-Time, aber immer noch kein Flugzeug da. Somit war klar, dass wir mit dem Shuttlebus zu einer Parkposition irgendwo weiter draußen auf dem Vorfeld gebracht wurden. Die zweite Busfahrt an diesem Tag ...

Meine Güte, war das spannend, und den spannendsten Teil der Reise hatten wir ja noch vor uns.

Ich war total aufgeregt, endlich ging es los, endlich stiegen wir ins Flugzeug ein. Und es wurde auch langsam Zeit, bevor ich noch high wurde - vor Glück oder von den Kerosin-Abgasen.

Das Flugzeug war nur etwa halbvoll. Am vollsten waren die ersten Reihen, wo die Vielflieger sitzen. Eine 1. Klasse gibt es bei der SAS schon lange nicht mehr.

Kabine

Allerdings spielte das überhaupt keine Rolle, denn ich hing fast den ganzen Flug quer über dem Lebensabschnittsgefährten und guckte zwei Stunden lang fast ununterbrochen aus dem Fenster. Zwischendurch knipste ich auch ein bisschen. Allzu viel gab es allerdings nicht zu knipsen, da die Wolkendecke nahezu überall geschlossen war.

Und dann endlich, beim Landeanflug auf Oslo, das wir aufgrund von Rückenwind 15 Minuten zu früh erreichten, als wir endlich durch die tiefhängende Wolkenschicht hindurch waren, tat er sich auf, der erste Blick auf Norwegen:

Der erste Blick auf Norwegen

WOW! Wunderschön, ich fand es wunderschön und konnte mich gar nicht satt gucken! Leider landeten wir viel zu schnell ... Obwohl ich mich ja irgendwann fragte, ob denn noch ein Flughafen käme oder wir doch mitten im Wald landeten.

In Oslo mussten wir umsteigen. Nachdem das Flugzeug gelandet war, fuhren wir eine Ewigkeit auf dem Flughafen herum. Gefühlt sind wir dreimal um das gesamte Flughafengelände herum gekurvt, bis die Maschine endlich zum Stehen kam, wieder weit entfernt von einer Fluggastbrücke.

Umso besser! Wir stiegen die Treppe hinab, die letzte Stufe hüpften wir und betraten erstmals norwegischen Boden! Yeah! Und von diesem denkwürdigen Moment habe ich nicht einmal ein Photo, denn dazu war leider keine Zeit, wir mussten in den Shuttlebus steigen. Unsere dritte Busfahrt des Tages führte zum Terminal.

Dort hatte sich eine Warteschlange vor der Passkontrolle gebildet. Es ist ja mittlerweile für einen EU-Bürger eher ungewöhnlich, dass jemand den Personalausweis beim Passieren einer Landesgrenze sehen möchte. Während wir warteten, überlegten wir laut, wohin wir als nächstes laufen mussten und ob wir uns um unseren Koffer kümmern mussten. Eine Mitreisende sprach uns an und erklärte uns, dass der Umstieg freitags in Oslo stets etwas hektisch sei, da die Zeit zum Umsteigen mit nur einer Stunde etwas knapp bemessen ist. Schließlich müsse man noch einmal durch die Sicherheitskontrolle. Und wir Flugunerfahrenen hatten uns schon Gedanken gemacht, wie wir in Oslo die Zeit würden totschlagen können ...

Nach erfolgter Passkontrolle warteten wir am Förderband auf unseren Koffer, schnappten ihn und trabten zur Treppe nach oben. Auf dem Weg dorthin plünderten wir noch schnell einen Geldautomaten, um wenigstens ein bisschen Bargeld in der Tasche zu haben. über den Geldautomaten (drei Stück nebeneinander) standen Angaben in verschiedenen Währungen. Bei zwei Automaten stand NOK 200, bei einem NOK 500. Also holten wir erst einmal 500 Kronen, was knapp 60 Euro entspricht, denn wir interpretierten diese Angabe so, dass pro Abhebung nicht mehr möglich ist. Ob das stimmt, habe ich allerdings nicht rausfinden können und für Experimente war keine Zeit.

Dann gingen wir hoch in die Abflughalle, die voller Menschen war. Immerhin fanden wir dort auf Anhieb den Schalter, an dem wir unserem Koffer wieder loswerden konnten. Warum man uns in Frankfurt fragte, ob wir unseren Koffer in Oslo in Empfang nehmen wollten oder nicht, bleibt ein Rätsel. Wir hatten ja nicht wirklich eine Wahl. Als nächstes widmeten wir uns der Sicherheitskontrolle, die sich hinter einer unglaublich langen Schlange, die im Zickzackkurs durch Absperrungen geführt wurde, verbarg. Auf der Flughafen-Webcam kann man die Schlange sehen, wenn es eine gibt. Falls niemand dort ist: In der Mitte des Bildes befindet sich die Gepäckaufgabe, unten links in der Ecke die grauen Dinger sind die Absperrungen für den Zickzacklauf. Hier ein Screenshot:

Screenshot WebCam

Beim Sicherheits-Check hatte ich nicht nur den ersten Kontakt zu einem Eingeborenen überhaupt, sondern gleichzeitig auch Körperkontakt mit einem blonden Jüngling. In Deutschland völlig undenkbar, schien es hier normal zu sein, dass der Mitarbeiter der Security mich fragte, ob es mir etwas ausmache, wenn er mich abtaste, oder ob er eine Kollegin holen müsse. Bei meinen verkrampften Landsleuten würde sofort Schnappatmung einsetzen! Mich störte das wenig, mir war vor allem daran gelegen, dass es schnell ging. Als Fluggast hat man alles Mögliche, nur keine Zeit. Unser Handgepäck-Köfferchen, in dem sich unser gesamter technischer Krempel befand, der mit auf Reisen war, namentlich Tablet nebst Tastatur und Netzteil, Netzteile für die Smartphones, Autoladegeräte für die Smartphones, DashCam, Handyhalterung fürs Auto, diverse Speichermedien sowie Ersatzakkus für Smartphones und Kameras und die Ladegeräte für die Akkus unserer Kameras, die zwar beide von Panasonic sind, aber natürlich unterschiedliche große Akkus haben, wäre ja sonst zu einfach. Dieser Kabel- und Technik-Wirrwarr war zuhause in Hektik einfach in die Tasche geworfen und sah auf dem Röntgenschirm wohl so gefährlich aus, dass man mehrmals hinguckte und eine Kollegin zu Rate zog. Einerseits wurde ich langsam nervös, weil die Zeit immer knapper wurde, andererseits ist es ja doch beruhigend, dass genau hingeschaut wird.

Als unser Handgepäck endlich für ungefährlich erklärt wurde, eilten wir zum Gate, wo wir 10 Minuten vor Abflug ankamen. Meine SAS-App zeigt den Boarding-Pass nicht an. Ich hasse diesen ganzen Technikkram, der vorzugsweise dann versagt, wenn er am dringendsten gebraucht wird, manchmal abgrundtief. Zum Glück hatte der Lebensabschnittsgefährte meinen Boarding-Pass auch auf seinem Smartphone. Drei Minuten vor Abflug saßen wir endlich auf unseren Plätzen!

Flughafen Oslo

Auch in Oslo baut man übrigens am Flughafen, aber ich bin guter Dinge, dass sie hier auch irgendwann einmal fertig werden.

Schneeberg

Schneeberge und Schneemänner kann man hier auch ganz toll bauen.

Militärflugzeug

Was die U.S. Air Force hier will, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis. Aber war mir dann auch egal, der Pilot gab Gas, wir starteten! Flugzeugstarts finde ich total irre. Und wenn sie noch dazu in der norwegischen Tageslichtdämmerung unter einer dicken fetten Wolkenschicht stattfinden und man genau weiß, dass man gleich die schönsten Sonnenstrahlen sehen wird, sind sie noch viel toller. Ich habe das mal gefilmt, das Video dauert fast vier Minuten, Sonne finden die Ungeduldigen ab 03:20.

Und weil es da oben so wunderschön ist, hier noch ein Photo mit Sonne, Wolken, Mond und Flugzeugtragfläche. Dieser Anblick bot sich mir den ganzen Flug von Oslo bis Trondheim und ich konnte mich nicht sattsehen. Ich finde es wunderwunderschön.

Über den Wolken

Als wir uns Trondheim näherten, riss die Wolkendecke immer mehr auf. Und den Rest der Wolken ließen wir Dank Sinkflug dann auch schnell hinter bzw. über uns. So konnten wir wieder dieses wunderschöne Land von oben bestaunen.

Selbu

Da an dem Fluss liegt Selbu, die Stadt, aus der das berühmte Muster stammt, die Selbu-Rose, die auf unzähligen Pullovern, Schals, Handschuhen etc. zu finden ist.

Selburose-detail.jpg
By Nils R. Barth - Self-made with Canon EOS 300D., Public Domain, Link

Dann gab es sogar noch kurz vor dem Fjord ein Stückchen Land ohne Schnee zu sehen. Was es nicht zu sehen, nur zu spüren gab, waren Luftlöcher und all das Zeug, das sie auslösen und von dem ich keine Ahnung habe. Sehen kann man das nur indirekt daran, dass die Bilder teilweise verwackelt sind, denn vorzugsweise sackte die Maschine immer just in dem Moment ab, als ich den Auslöser drückte.

Midtsandan Leir

Ich will nicht direkt sagen, dass ich nervös wurde, aber ungewöhnlich fand ich es dann doch, dass wir im rechten Winkel zur Landerichtung an der Landebahn vorbeiflogen ...

Landebahn

"Da müssen wir hin?" Man muss weder Pilot noch Mathematiker sein, um sich vorstellen zu können, dass das etwas eng wird. Und so sah ich den Trondheimfjord kurz darauf aus einem Blickwinkel, aus dem ich ihn eigentlich nicht sehen wollte.

Wie bereits erwähnt, flogen wir nicht nur eine enge Kurve, es ging auch noch ständig auf und ab. Es war ein wenig holprig und mir war ein wenig mulmig. Ich redete mir ein, dass der Pilot schon wissen wird, was er da tut, und ja auch eher wenig Interesse daran haben dürfte, im 4 Grad kalten Fjord baden zu gehen. Nach der engen Rechtskurve folgte eine Linkskurve und dann ging es bergab, mal gemächlich, wie im Landeanflug üblich, mal ruckartig. Ob die Luftverhältnisse über dem Trondheimfjord immer so sind? Wie auch immer, wir landeten. Bei 00:45 setzen wir auf. Das Wackeln ist nicht meine Schuld.

Ich bin kein Held und habe vor allem wenig Vertrauen in technischen Kram. Ich fahre grundsätzlich nicht auf Karussells und Achterbahnen usw. aus Angst. Deswegen reichte diese holprige Landung aus, mir weiche Knie zu machen. Aus diesem Grund ließ ich mir beim Aussteigen Zeit. Und da das Flugzeug ausgebucht war, fiel es auch nicht weiter auf.

Zum aussteigen waren beide Türen geöffnet. Wir gingen hinten raus, mussten die Treppe runter steigen, am Flugzeug vorbei laufen, um dann wieder die Treppe hoch zur Fluggastbrücke zu steigen. Am Förderband beim Warten auf unseren Koffer trafen wir erneut die Reisende aus Deutschland, die wir in Oslo schon getroffen haben. Ich fragte sie, ob die Landung hier in Trondheim immer so holprig sei, schließlich war sie schon mehrmals hier. Sie meinte aber, dass das schon krass war und sie es so bisher noch nicht erlebt hätte. Ich war unentschlossen, ob ich jetzt beruhigt sein (ich wollte ja noch öfter hierher) oder mich über das typische dark*sche Glück ärgern sollte. Aber da kam unser Koffer, deswegen verschob ich die Entscheidung auf ein unbestimmtes "Später".

Bevor wir uns von unserer Reisebekanntschaft verabschiedeten, bekamen wir noch den Tipp, doch mit dem Bus statt mit dem Zug zu fahren, da der Bus alle 15 Minuten fuhr, während der Zug nur einmal pro Stunde fuhr und die nächste Abfahrt erst 50 Minuten später erfolgen sollte. So entschieden wir uns dann auch für den Bus. Dieser wartete bereits vor dem Flughafen und war wohl vergleichbar mit dem AirLiner, der hier zwischen Darmstadt und dem Frankfurter Flughafen hin und her pendelt. Und damit traten wir mit unserer vierten Busfahrt an diesem Tag den letzten Teil der Reise an ...

Author

dark*

Immer gerne auf Tour, am liebsten im Norden

30. Januar 2015