Von Hammerfest nach Berlevåg

Nachts um 02:00 Uhr war der Stopp in Øksfjord. Ich war viel zu müde, linste nur einmal kurz aus dem Bullauge und schlief wieder ein. In Hammerfest sind wir auch nicht von Bord gegangen. Das Schiff war zu spät und für mich war es trotzdem noch zu früh. Geplant war Ankunft um 05:15 Uhr. Stattdessen habe ich meinen Frühstückskaffee an Deck getrunken und ein paar Bilder geknipst.

Wir gingen zurück in die Kabine zum Aufwärmen. Die See war rau, was man durchs Bullauge genauso gut sehen konnte wie Melkøya, wo Gas aus der Barentsee verarbeitet wird.

Melkøya

Lange hielt es mich allerdings nicht in der Kabine, nach dem nächsten Kaffee musste ich direkt wieder an Deck. Es hatte geschneit, nicht viel, aber egal, frischer Schnee muss begrüßt werden!

Die Außentemperatur betrug in Hammerfest -2 °C, mit Wind gefühlt -15 °C. Auf See fühlte sich das noch kälter an. Daher hielt ich es nicht lange draußen aus.

Blick durchs Bullauge

Gegen 8 Uhr gingen wir frühstücken. Zwischenzeitlich hatte sich ein leichtes Hungergefühl eingestellt.

Frühstück

Anschließend gingen wir wieder an Deck. Für den einen oder anderen Betrachter mag das ja immer gleich aussehen, aber ich bekam einfach nicht genug vom Anblick der norwegischen Küste und dem tollen Himmel und dem Licht und und und …

Wir haben insgesamt rund 3.500 Bilder gemacht auf dieser 4-tägigen Reise. Es ist schwer, hier nicht jeden Rahmen zu sprengen.

Bei der Einfahrt nach Havøysund begegneten wir der südgehenden MS Finnmarken.

Diese Begegnungen sind jedes Mal ein Highlight. Mit lautem Getute begrüßen die Schiffe sich gegenseite. Ich finde das toll.

Das Wetter hielt uns nicht davon ab, von Bord zu gehen und eine Runde durch den kleinen Ort zu laufen.

Als wir zum Schiff zurückkehrten, besserte sich das Wetter gerade.

Licht und Wetter wechselten so schnell, das war faszinierend anzuschauen.

Zwischendurch gab es eine kurze Einführungsveranstaltung zur Bustour zum Nordkap. Versehen mit dem Hinweis, dass die Wetterlage derzeit unklar sei und man abwarten müsse.

“Wenn dir das Wetter in Nordnorwegen nicht gefällt, warte einfach fünf Minuten”, sagte der Reiseleiter.

Sture Altsula

Life is full of little surprises, unfortunately here came one of them: Kurz vor Honningsvåg erfolgte eine Durchsage, dass die Straße zum Nordkap aufgrund der Wetterbedingungen gesperrt sei und die Tour daher ausfallen müsse.

Honningsvåg

Mir war zum Heulen zumute. Es half auch nichts, auf dem Boden aufzustampfen, wir legten in Honningsvåg an und würden die letzten 34 Kilometer bis zum Nordkap auf dieser Tour nicht mehr schaffen. Ich überwand also meinen Frust und Trotz und zog mich an, um Honningsvåg im Schneesturm zu erobern. Und der Wind blies ordentlich.

Honningsvåg

Wir wollten versuchen, einmal um die Bucht herum bis zur gegenüberliegenden Seite zu laufen. Dies gestaltete sich allerdings ausgesprochen schwierig, da uns der eiskalte Wind den Schnee ins Gesicht blies. Wie liefen die Promenade in die eine und die Storgata in die andere Richtung.

In Honningsvåg macht die Crew immer Rettungsübungen. So auch bei unserer Reise. Wir wurden wohl erfolgreich gerettet.

Markierung an der Kabinentür

In der Kabine wärmten wir uns erst einmal auf. Da die Crew noch beschäftigt war, machten wir uns die heiße Schokolade selbst und aßen dazu Wienerbrød. Wir hatten uns im Supermarkt in Honningsvåg auch wieder mit neuem Proviant versorgt.

Und während wir uns noch aufwärmten, kam die Sonne raus. Wir überlegten nicht lange, sprangen wieder in die warmen Klamotten und gingen zunächst an Deck.

Wir machten uns noch einmal auf den Weg und liefen dieselbe Strecke wie zuvor.

Als wir den Rückweg antraten, huschte etwas über die Straße. Ein Otter! Ich war zu langsam mit der Kamera, aber in der Galerie des Lebensabschnittsgefährten gibt es ein Photo. Ich habe nur seine Spuren im frischen Schnee festgehalten.

Bei Sonnenschein sah unser Schiff natürlich auch viel schöner aus!

Gerne wären wir noch weiter durch Honningsvåg gelaufen, aber wir mussten zurück zum Schiff. Es würde nicht mehr lange dauern, bis das Schiff ablegt. Ich wäre zwar gerne in Honningsvåg geblieben, aber … na ja. Ganz so einfach ist es ja nun nicht mit dem Auswandern.

Das Ablegen beobachteten wir wieder von Deck aus. Und es kam auch schon wieder Wetter um den Berg herumgeschlichen.

Wir hatten Hunger. Diesmal gab es für mich den Burger und für den Herrn Lebensabschnittsgfährten Rentier-Bratwürste.

Mittagessen

Anschließend gab’s an Deck was Spannendes zu sehen: In Honningsvåg war ein Krabbenfänger zugestiegen und hat ein paar Königskrabben mitgebracht. Man durfte sie knipsen und sogar anfassen und in die Hand nehmen. Die Mitreisenden waren etwas zurückhaltender, ich griff beherzt zu.

Diese ziemlich großen und ziemlich piksigen Gesellen kommen eigentlich aus dem Pazifik, wurden aber zu Sowjet-Zeiten in der Barentsee angesiedelt, damit der Nachschub für Moskau gesichert war. Und nun leben sie halt in Nordnorwegen.

In Kjøllefjord gingen die Krabben wieder von Bord. Für uns Zweibeiner war dafür keine Zeit, der Aufenthalt war sehr kurz, da wir Verspätung hatten.

Der Himmel bot nochmal einen grandiosen Anblick! Wir schipperten weiter, während es langsam dunkel wurde.

Es wurde zu dunkel zum Photographieren. Wir zogen uns in die Kabine zurück. Langsam kam trübe Stimmung auf, da die Reise viel zu schnell wieder vorbei war. Viel Zeit zum Trübsalblasen hatten wir allerdings nicht, wir legten bald in Mehamn an, dem nördlichsten Hafen der Hurtigrutenreise.

Eigentlich war auch hier nur ein sehr kurzer Aufenthalt geplant, weswegen wir nicht von Bord gingen. Aber der Gabelstaplerfahrer verspätete sich und kam erst nach knapp 15 Minuten angerast, weswegen wir dann doch eine halbe Stunde in Mehamn lagen.

Um viertel vor Neun tat sich draußen etwas. Die Wolkendecke riss auf und der Mond strahlte vom Himmel und hatte uns auch für diese letzten Abend nochmal Polarlichter mitgebracht. Mein Smartphone kann die nicht so gut einfagen, in der Galerie des Lebensabschnittsgefährten gibt es mehr zu sehen.

In Berlevåg war ich so durchgefroren und müde, da hatte ich keine Lust mehr rauszugehen.