Auf nach Lilyhammer!

Es war ein wenig fatal, als in der Woche vor Weihnachten der SAS-Newletter die günstigen Preise für Flüge nach Norwegen ankündigte. Natürlich konnten wir es uns nicht verkneifen, einen Flug zu buchen. Wir wollten Schnee sehen, richtig Schnee und nicht diesen Matsch, den wir hier immer haben. Also buchten wir einen Flug nach Oslo und überlegten kurz, was wir mit der Zeit anstellen könnten. Bergen stand ebenso zur Auswahl wie Trondheim. Und dann kamen wir auf die Idee mit Lillehammer.

Wir hatten wenige Wochen zuvor die Serie Lilyhammer geschaut, die in Lillehammer gedreht wurde, und uns währenddessen schon überlegt, dass wir dorthin irgendwann mal einen Abstecher machen müssten. Dies sollte im Februar 2017 erfolgen. Unser Flug ging nach Oslo, mit dem Zug mussten wir dann noch knapp zwei Stunden fahren, um nach Lillehammer zu gelangen. Dort hatten wir für zwei Nächte ein Hotel gebucht. Am dritten Tag sollte es für eine Tagestour nach Trondheim gehen, da wir gerne mal mit der Dovrebane über das Dovrefjell fahren wollten. Nach ein paar Stunden Trondheim sollte es dann mit dem Nachtzug zurück nach Oslo gehen, von wo aus unser Flug zurück nach Frankfurt startete.

Ich hatte leichte Zweifel, ob uns in dem kleinen Städtchen, in dem man eigentlich außer Skilaufen nicht viel machen kann, vielleicht langweilig werden könnte. Jetzt im Nachhinein muss ich sagen, dass wir auf diesem Kurztrip mehr erlebten, als ich mir hätte träumen lassen. Aber von Anfang an ...

Ich hatte beschissen geschlafen. Der Herr Lebensabschnittsgefährte hat Männerschnupfen und röchelte die ganze Nacht vor sich hin. Mit dementsprechend "bester Urlaubslaune" wurde ich morgens wach, als die Katze starrenderweise auf dem Kopfkissen saß und nur auf eine Regung unsererseits wartete. Die Gelenke knirschten, die Nase war verstopft, die eingerissene Haut am Daumen schmerzte und der Kopf dröhnte. "Norwegen!", schrie es irgendwo in mir. Der Lebensabschnittsgefährte fütterte das Katertier und machte mir einen Kaffee. Ich war mehr oder weniger wach.

Nachdem wir geduscht waren und gefrühstückt hatten, Futterautomaten und Wasserbrunnen für die Katze vorbereitet waren und unsere Wohnung bereit war für unsere Abwesenheit, machten wir uns auf den Weg in den Regen. Ich hasse Regen! Missmutig stülpte ich die Kapuze meiner Jacke über die frisch geföhnten Haare und stapfte, meinen Trolley hinter mir her schleifend, Richtung Tram-Haltestelle. Immerhin mussten wir nicht lange warten, bis die Tram kam. Am Luisenplatz stiegen wir um in den AirLiner, der uns direkt zum Terminal 1 brachte.

Terminal Frankfurt Flughafen

Dieser Anblick ist jedes Mal Fernweh pur! Wir passierten die Sicherheitskontrolle. Ich bin ja nicht so der Jetsetter, habe in den vergangenen zwei Jahren aber doch ein paar Mal Sicherheitskontrollen an verschiedenen Flughäfen miterlebt. Und von allem, was ich da erlebt habe, ist das Personal am Frankfurter Flughafen mit Abstand am unfreundlichsten. Ich biss die Zähne zusammen, mit Flughafensicherheitspersonal legt man sich besser nicht an, und ließ die unfreundliche Behandlung über mich ergehen. Anschließend suchten wir uns ein zweites Frühstück.

Eine moderne Gelddrucklizenz: Wenn man die Menschen dazu zwingt, ohne die Möglichkeit, eigene Getränke mitzubringen, zwei Stunden vor Abflug anwesend zu sein und gleichzeitig den Sicherheitsbereich für Einzelhandel und Gastronomie öffnet, kann man Mondpreise verlangen, dass es einem übel wird. 3,30 Euro kostet eine 0,5-Liter-Flasche Wasser. 6,60 Euro für einen Liter Wasser! Das ist an Unverschämtheit kaum zu toppen! Bei uns führte es dazu, dass ich auf den Kaffee verzichtete und der Lebensabschnittsgefährte und ich gemeinsam an einem Getränk nippten. Gleich im Flugzeug sollte es kostenlosen Kaffee geben, da kann ich dann meinen Koffeinspiegel auf Betriebswerte bringen. Bis es so weit war, warteten wir im Bereich von Gate 17 und ich begann mit dem Niederschreiben dieses Reiseberichts.

dark* tippt

Um halbwegs up to date zu sein mit meinem Reisebericht habe ich keine Mühe gescheut und eine USB-Tastatur nebst OTG-Adapter mitgenommen.

Unser Flugzeug

Schon bald kam unser Flugzeug angerollt. Diesmal mussten wir nicht mit dem Bus über das Vorfeld fahren wie bei unserem ersten Flug nach Oslo. Das Boarding ging los und wir nahmen unsere Plätze ein. Vor uns saß eine Truppe Badenser, die sich lautstark in ihrem grauenvollen gewöhnungsbedürftigen Dialekt unterhalten hat.

Feder an der Tragfläche

Irgendjemand hatte an diesem Tag bereits sein Leben in bzw. an diesem Flugzeug gelassen ...

Über den Wolken

Nach dem Start war die Maschine quasi direkt in den Wolken. Mir ist das zuvor schon am Flughafen aufgefallen, dass landende Flugzeuge ganz plötzlich wie aus dem Nichts auftauchten. Die Wolken hingen sehr tief an diesem Morgen. Eine Weile flogen wir zwischen zwei Wolkenschichten und dann schwebten wir endlich über den Wolken. Nachdem wir Dänemark passiert hatten, wurde der Flug irgendwann etwas unruhig und der Sinkflug begann. Wieder flogen wir eine ganze Weile zwischen zwei Wolkenschichten. Man sah die Schatten der oberen auf der unteren Schicht.

Schatten auf den Wolken

Dann tauchten wir in die untere Wolkenschicht ein, flogen weiter im Sinkflug und nach etlichen Minuten ging alles ganz schnell: Man sah die ersten Bäume, den Flughafen, die Landebahn. Touchdown und Vollbremsung. Wir waren da. Am Osloer Flughafen hingen die Wolken auf Straßenniveau. Aber das ist hier ja nichts Ungewöhnliches. Oslosuppe halt.

Mooswand in Oslo

Ein Passkontrolle fand diesmal gar nicht statt. Wir konnten ungehindert unseren Weg durch den Osloer Flughafen aufnehmen. Dabei kamen wir an einer Wand vorbei, die spannend aussah. Hinter der riesigen elektronischen Werbetafel hatte sie einen interessanten Hintergrund. Beim näheren Hinsehen und nach Fühlprobe stellte sich heraus, dass dies tatsächlich echtes Moos ist. Das sieht wirklich sehr cool aus!

Moos

Wir liefen weiter durch den Flughafen zur Bahnstation. Auf dem Osloer Flughafen kann man viel laufen, der ist riesig. Aber wir waren hier ja nicht zum ersten Mal und fanden recht schnell, was wir suchten.

Oslo Lufthavn

Der Lebensabschnittsgefährte kaufte uns Zugtickets am Automaten. Da wir nicht genau wussten, wie lange wir zum Aussteigen und für die Passkontrolle benötigten, haben wir keine Tickets im Vorfeld gekauft.

Ticketautomat

Hier geht Vieles automatisch, viel mehr als bei uns. Die Menschen hier haben auch weniger Scheu vor der Technik, wie es scheint. Norwegen ist wohl schon früher im Neuland angekommen als Deutschland. Wir holten noch einen Kaffee und Schokobrötchen dazu, dann mussten wir auch schon runter zum Bahnsteig. Um 14:29 Uhr kam unser Zug.

Frau dark* am Bahnhof

Die Fahrt nach Lillehammer dauert etwa eine Stunde und 40 Minuten. Die Bahnstrecke ist eingleisig und der Zug fährt ziemlich gemütlich. Eigentlich ist es ganz angenehm, hier mit dem Zug zu reisen. Generell habe ich jedes Mal, wenn wir hier sind, das Gefühl der Entschleunigung. Norwegen ist weniger hektisch als Deutschland. Und die Norweger sind meist viel entspannter. Sehr angenehm.

Das Wetter wurde nicht besser, trotzdem waren wir ganz berauscht von der Landschaft, die uns umgab. Der Zug hielt nur ein einziges Mal unterwegs in Hamar. Anschließend ging ich noch einmal zur Toilette. Sehr sauber ist diese. Normalerweise photographiere ich ja keine Zugtoiletten, aber weil dieser Zug für mich neu ist, habe ich ein Bild geknipst. Und was auf keinen Fall fehlen darf im Reisebericht: Ein Bild der Säge. Die haben hier tatsächlich im Notfallfenster, wo bei uns der Hammer hängt, auch noch eine Säge! Ob die noch eine andere Funktion erfüllt, als Touristen zu belustigen, konnte ich nicht herausfinden.

Ein bisschen habe ich mich geärgert, dass wir in Oslo am Flughafen noch Kaffee geholt haben. Denn der Zug hat auch einen Speisewagen, der fast leer war und in dem wir wunderbar hätten Kaffee trinken können. Beim nächsten Mal dann ...

Bahnhof Lillehammer

In Lillehammer angekommen, war erst einmal ein Selfie fällig.

Selfie am Bahnhof

Dann machten wir uns auf den Weg zu unserem Hotel. Wir hatten vor der Abreise vergessen, noch einmal auf die Karte zu schauen, wohin wir laufen mussten. Aber der Stadtplan von Lillehammer ist recht übersichtlich und so hatten wir vom Tag der Buchung noch eine grobe Vorstellung im Kopf, wo unser Hotel lag. Frohen Mutes stapften wir los durch den festgetrampelten Schnee.

Unser Hotel

Das Hotel war in der Tat leicht zu finden (das Bild haben wir aber erst später gemacht, so dunkel war es noch nicht). Unser Zimmer war - von der Rezeption aus gesehen - im Untergeschoss. Natürlich wohnten wir nicht wirklich im Keller, aber da das Gebäude und überhaupt ganz Lillehammer an einem Hang gebaut ist, der stellenweise recht steil ist, kommt das schon hin. Die Aussicht war trotzdem nicht so toll, hinterm Haus war ein Parkplatz (das Bild wurde ebenfalls später gemacht). Aber wir waren ja auch nicht hier, um den Ort vom Hotelfenster aus zu erkunden.

Wir hielten uns nicht lange im Zimmer auf, wir nahmen direkt das erste äußerst positive Feature dieses Hotels in Anspruch: Nachmittags gibt es Kaffee und Waffeln im Speisesaal. Das ist im Zimmerpreis enthalten. Am "Getränkebüffet" steht ein Kaffeevollautomat, eine Thermoskanne mit fertigem Kaffee, außerdem gibt es heißes Wasser für die diversen Teesorten und einen Trinkwasserspender mit kaltem Wasser.

Die Norweger lieben Waffeln. Diese muss man sich hier selbst backen. Ein Waffeleisen steht bereit, daneben eine Schüssel mit dem Teig und Fett für das Waffeleisen. Als Topping stehen allerdings nur Saure Sahne und Beeren bereit. Puderzucker ist in Norwegen eher unüblich. Der Waffelteig schmeckt anders als bei uns. Er ist weniger süß und etwas gewöhnungsbedürftig. Der Lebensabschnittsgefährte mag ihn gern, ich kann mich daran gewöhnen.

Nach den Waffeln machten wir uns auf, das Städtchen zu erkunden. Vorher gibt's aber noch die Bilder des Lebensabschnittsgefährten.