Teil 2: Weihnachtstage in Luleå
Wir werden nach Luleå abgeschleppt, organisieren uns einen Leihwagen und eine Unterkunft und nutzen bis zur etwas ungewöhnlichen Reparatur die Zeit vor Ort für Sightseeing.
Heiligabend auf dem Parkplatz des Autohauses
Dienstag, 24. Dezember 2024
Wir haben die Wahl, ob wir uns zu zweit auf den Sitz vorne in der Fahrerkabine quetschen wollen, oder ob wir uns in unser Auto setzen. Wir wählen unser eigenes Fahrzeug, das ist viel spannender!
Bevor wir losfahren vereinbaren wir noch, dass der Abschleppwagen mit uns einen Abstecher zum Flughafen von Luleå macht, damit wir dort einen Leihwagen mieten können, mit dem wir dann hinter dem Abschlepper bis zur Autowerkstatt herfahren. So war der Plan.
- Blick auf den Abschlepper
- Vereiste Scheiben
- Screenshot Thermometer-App
Nach einer Weile wird es doch ein wenig frisch in unserem Auto. Wir frieren zwar nicht, wir sind ja warm angezogen, aber die Frontscheibe vereist von innen. Der Herr Lebensabschnittsgefährte will mit dem im Smartphone eingebauten Temperatursensor die Temperatur in unserem Auto messen, aber dem Sensor ist es zu kalt. Die Außenluft beträgt die ganze Zeit irgendetwas um die -15 °C, mal zwei bis drei Grad mehr, mal weniger.
Das Smartphone des Herrn Lebensabschnittsgefährten klingelt, unser Fahrer vorne im anderen roten Auto ist dran. Er bzw. sein Chef in der Firma hat zwischenzeitlich beim Flughafen angerufen, um uns anzukündigen und um zu fragen, ob es denn noch ein Auto für uns gibt. Es ist ja schließlich Heiligabend, da sind Services nicht mehr selbstverständlich. Aber leider sieht es schlecht aus. Der letzte Flug für heute ist schon durch, der Flughafen schließt jetzt. Einen Leihwagen gibt es es morgen wieder. Da unsere Aufbaubatterie voll genug ist, beschließen wir kurzfristig, die Nacht im Camper auf dem Parkplatz von der Werkstatt zu verbringen.
- Auf dem Parkplatz
- Heiße Schokolade und Plätzchen
Nach knapp 45 Minuten sind wir da. Wir stellen Bert in eine der Parklücken auf dem Firmenparkplatz. Dann verabschieden wir uns von unserem Abschlepper und setzen uns hinten rein, trinken erst einmal eine heiße Schokolade und essen ein paar Plätzchen und verarbeiten das soeben Geschehene und überlegen, wie unsere Weihnachtsfeiertage denn nun aussehen könnten. Denn eins ist klar: Vor Freitag kommt hier keiner vorbei.
Zunächst machen wir uns auf die Suche nach einer Unterkunft. Auf ein Hotel mitten in der Stadt haben wir gar keine Lust. Wir gucken nach einer Hütte oder Ferienwohnung oder so etwas, wo wir unterkommen können.
Allerdings sind wir noch zurückhaltend mit dem Buchen, das wollen wir lieber erst machen, wenn sicher ist, dass wir das Auto bekommen. Denn sollte das aus irgendeinem Grund nicht klappen, kommen wir hier nicht weg und müssen doch ein Hotel in der Stadt nehmen.
- Weihnachtsdeko
- Essen
Immerhin müssen wir nicht völlig auf ein Weihnachtsessen verzichten. Wir haben Gulasch aus der Dose, das Schwiegermutter uns mal mitgegeben haben. Schwiegermutter ist da, wie Mütter anscheinend so sind: immer Angst, dass die armen Kinder verhungern. Seit wir so weit weg wohnen, gibt es keine Tupperdosen mehr, sondern Zeug aus dem Biomarkt oder Hofladen, zumeist ganz lecker. Zum Gulasch gibt es Rotkohl und Kartoffeln.
Wir haben ja den Rest des Tages genug Zeit, wir spielen und gucken Filme. Irgendwie seltsam fühlt es sich aber schon an, mitten auf einem Parkplatz in einem Gewerbegebiet im Camper zu sitzen.
0 Kilometer sind wir an diesem Tag selbst gefahren, die Fahrt mit dem Abschlepper ging etwa 40 Kilometer. Den Tacho habe ich aber nicht geknipst. Der Kartenausschnitt ist ein Screenshot, der GPX-Track ist am Ende des Beitrags.
Flughafen, Hütte und ein bisschen Nordlicht
Mittwoch, 25. Dezember 2024
Da sich über Nacht keine weitere Wetterkatastrophe angekündigt hat und der Flugplan am Morgen noch wie am Tag zuvor aussieht, buchen wir um kurz vor 8 Uhr den Leihwagen bei Sixt. Mit der Buchung der Unterkunft warten wir vorsichtshalber noch ab, bis wir wirklich wieder mobil sind.
Eigentlich wollte ich mit zum Flughafen, aber meine Eingeweide sind anderer Meinung und zwingen mich, im Camper zu bleiben. Um kurz nach 9 Uhr macht sich der Herr Lebensabschnittsgefährte auf den Weg zur Bushaltestelle, die ganz in der Nähe ist.
- Bushaltestelle
- Screenshot Webseite
Als der Bus überfällig ist und sich trotzdem nicht blicken lässt, schaut der Mann nochmal auf die Webseite, um dann festzustellen, dass wegen Glatteis keine Busse fahren. Ganz toll.
Er ruft also doch ein Taxi. Das hatten wir am Abend zuvor eigentlich verworfen, weil wir uns ziemlich über die Taxipreise erschrocken haben. Die 10 Kilometer Strecke zum Flughafen soll 590 SEK, knapp 52 Euro kosten. Wie sind schon lange nicht mehr Taxi gefahren und haben da wohl ein wenig die Preisentwicklung verpasst.
Während er auf das Taxi wartet, ruft er mich an, um mir den Stand der Dinge mitzuteilen. Ich sage ihm, dass es mir mittlerweile besser geht und ich nun doch mitkommen möchte.
- Taxi bestellt
- Im Taxi
Der Taxifahrer ist - wie eigentlich (fast) alle Schweden - sehr nett. Man hält Smalltalk über das Wetter und so. Und er wundert sich auch ein wenig, was wir denn so früh am Flughafen wollen. Wir erzählen ihm von unserem Schicksal, was er mit “ein unvergessliches Weihnachtsfest” kommentiert.
Während der Taxifahrt ruft Sixt an und will wissen, ob wir wirklich um diese Uhrzeit ein Auto wollen. Anscheinend ist das recht ungewöhnlich, schließlich kommt ja noch kein Flugzeug an. Weiter erklärte der Mitarbeiter, dass er nicht wisse, ob der Flughafen schon geöffnet sei. Er sei um 10:30 Uhr jedenfalls da. Eventuell würden wir eine halbe Stunde in der Kälte stehen, bis jemand den Flughafen aufschließt.
Nach gut 20 Minuten waren wir heile bis zum Flughafen gerutscht. Die Straßen waren wirklich extrem glatt. Der Flughafen heißt übrigens Kallax wie das Regal in unserem Arbeitszimmer.
Wir waren auch schon einmal hier in der Nähe des Flughafens. Wir haben hier auf einem Parkplatz übernachtet, als wir im März 2022 die Eisstraße gefahren sind, die hier in der Nähe beginnt.
- Luleå Airport
- Abflugschalter
- Autovermietungen
- Kiosk
- Wand mit Kunstausstellung
- Baba Jagas Hühnerbeinhütte
Wir haben Glück - wir können ja schließlich nicht nur Pech haben - das Gebäude ist bereits geöffnet. Wir sind die einzigen Menschen hier, der Flughafen ist komplett leer, wir sind ganz alleine. Bestimmt sind noch irgendwo Leute in den Büros oder so und sicher werden wir auch via Kameras beobachtet, aber in der Halle da ist niemand
Der Flughafen ist klein und übersichtlich. Das ist hier nicht so ein Konsumtempel wie der Flughafen Frankfurt/Main, es gibt neben dem flughafentypischen Terminalgedöns nur eine Reihe Autovermietungsschalter und einen Kiosk. Und alles ist noch geschlossen. Aber es gibt einen Kaffeeautomaten, der scheußlich schmeckenden Kaffee für 2 Euro ausgibt. Auch den kann man übrigens problemlos mit Karte bezahlen, was ganz gut ist, denn wir haben keine schwedischen Kronen, nur norwegische und dänische Kronen. In Schweden benötigt man kein Bargeld, hier kann man alles, wirklich alles mit Karte bezahlen.
Der Typ von Sixt kommt rechtzeitig und händigt uns die Schlüssel zum Auto aus. Über die Öffnungszeiten, die auf der Webseite angegeben sind und auch auf dem Schild stehen, das er bei sich am Schalter hat, hat er nur gelacht. Die nehmen das hier nicht so genau, das haben wir 2021 auf unserer verzweifelten Suche nach funktionierenden SIM-Karten schon gemerkt.
- Leihwagen
- Flughafen-Deko
Wir inspizieren das uns zugewiesene Fahrzeug und machen uns auf den Weg zurück nach Luleå zu unserem Auto. Dann buchen wir dann auch endlich eine Unterkunft. Wir haben eine Hütte etwas außerhalb der Stadt ausfindig gemacht. Dort wollen wir die Weihnachtsfeiertage verbringen.
Dazu packen wir unseren Krempel für die nächsten Tage aus dem Camper in den Kofferraum des Leihwagens. Neben einer Vielzahl an Lebensmittel und unserer Klamotten nehmen wir auch den ganzen Technikkram mit. Da kommt schon einiges zusammen, der Kofferraum ist ziemlich voll.
Und wir haben Glück, dass wir genug Taschen dabei haben. Normalerweise haben wir nämlich nur den Klamottenrucksack und so eine große Plastikeinkaufstasche dabei, die tagsüber zusammengefaltet in einer Ecke liegt und in die wir abends unsere Klamotten vom Tag räumen, damit die nicht wild im Auto herumfliegen - der Ersatz für den Stuhl im heimischen Schlafzimmer quasi. Aber diesmal haben wir noch den Proviant-Rucksack für die Fähre dabei. Und eine weitere Tasche haben wir, weil ich zuhause keine Lust hatte, die Lebensmittel auszuräumen und sie kurzerhand samt Tasche in das Staufach gestellt habe. Und dann meinte der Herr Lebensabschnittsgefährte am Abend vor der Abfahrt noch: “Lass mal noch eine Tasche mitnehmen. Man weiß ja nie, wofür man sie gebrauchen kann.”
- Kofferraum voll
- Auf zur Hütte
- Unbefestigter Weg
Zwischen Feldern und Wäldern ist ein Platz mit ein paar Hütten und einem großen Haupthaus. Das ist unsere Unterkunft für die nächsten Tage. Außer uns scheint niemand zurzeit zu Gast zu sein. Direkt der erste Eindruck gefällt uns schon gut. Und auch von innen ist die Hütte super gemütlich. Uns gefällt’s!
- Hütte von außen
- Wohnzimmer
- Küchenbereich
Obwohl der Kofferraum so voll war, fehlen dennoch ein paar Dinge. Den Reisewasserkocher für die Fähre hätten wir hier auch gebrauchen können. In der Hütte gibt es keinen, nur eine Kaffeemaschine. Es gibt weder Streichhölzer noch funktionierende Feuerzeuge, dafür aber jede Menge Kerzen. Im Auto haben wir zwei Feuerzeuge. Und wir haben zu wenig Kabel eingepackt, um unseren Technikkram aufzuladen, aber da können wir uns behelfen. Meine Handcreme, ultrawichtig, habe ich ebenfalls vergessen, beide Handcreme-Dosen sind im Auto.
- Weihnachtskugeln
- Vanillekipferl
- Lichterbogen und Elf
Aber immerhin haben wir Weihnachtsstimmung, ein wenig selbst mitgebrachte und ein wenig vorhandene. Blöderweise ist mir die Box mit den Vanillekipferln runtergefallen. Schlimmer kann Weihnachten nun wirklich nicht mehr werden!
- Schneebrett
- abgestürzt
Immer wieder hören wir das Rutschen vom Schnee auf dem Dach unserer Hütte. Durch das Heizen im Inneren setzt sich da oben alles in Bewegung. Am späten Nachmittag bekommen wir die Türe schon kaum noch auf, gegen 21 Uhr ist das Schneebrett dann abgestürzt. Immerhin steht neben der Türe auch eine Schneeschaufel.
Später am Abend geht der Herr Lebensabschnittsgefährte noch einmal raus und lässt die Kamera mal gucken, ob es nicht doch ein paar Nordlichter gibt. Laut Vorhersage sollen sie zu sehen sein. Das bloße Auge bildet sich zwar ein, dass der Himmel leicht grünlich schimmert, mehr aber auch nicht.
- Nordlicht
- Hütten und Kunstlicht
- Nordlicht
Man sieht sie - wenn auch sehr schwach. Und ich ärgere mich sehr darüber, dass wir hier in Luleå festsitzen und nicht, wie geplant, schon in der Finnmark sind.
Wir wissen nicht, wie viele Kilometer wir heute selbst gefahren sind, da wir vergessen haben, den Tacho zu knipsen. Laut GPX-Track waren es etwa 40. Der Kartenausschnitt ist ein Screenshot, der GPX-Track ist am Ende des Beitrags.
- Kartenausschnitt
Ausflug nach Gammelstad
Donnerstag, 26. Dezember 2024
Wir haben wunderbar geschlafen. Es war nur etwas warm und das Bett war zu weich. Die Außentemperaturen sind gestiegen in der Nacht und es ist tolles Wetter draußen.
- Straße zur Hütte
Gerne hätte der Herr Lebensabschnittsgefährte die Drohne geflogen, aber hier ist das nicht erlaubt, da wir immer noch zu nah am Flughafen sind.
- Blick über die Felder
- Straße zur Hütte
- Straße nach Gammelstad
Wir haben uns gestern kundig gemacht, was man hier besichtigen kann. Wenn wir schon drei Tage festsitzen, wollen wir wenigstens irgendetwas gesehen haben. Nicht weit von unserem Domizil entfernt ist Gammelstad, das ehemalige Zentrum Luleås. Im 17. Jahrhundert wurde Luleå hier gegründet, der Ort lag seinerzeit noch an der Flussmündung, aber durch die Landhebung versandete der Hafen bald darauf und die Stadt Luleå wurde da neu gebaut, wo es heute noch ist.
Rund um die Kirche stehen ganz viele kleine Holzhütten, etwa 400 Stück. Hier konnten die Bewohner der Gemeinde übernachten, wenn sie zum Gottesdienst nach Luleå kamen. Heute ist das Kirchendorf UNESCO-Weltkulturerbe.
- Fahrt nach Luleå
Der Ort ist wirklich sehr schön und der Ausflug hat sich sehr gelohnt. Anschließend fahren wir noch ins heutige Luleå.
Im Parkhaus hängen ein paar Autos am Strom. Da auch ältere Modelle dabei sind und außerdem alle vorne das Stromkabel haben, sind wir ziemlich sicher, dass es sich nicht um E-Autos handelt. Als wir das Parkhaus verlassen, sehen wir, dass es sich um Strom für Motorstandheizungen handelt. Die haben dann so eine Art Tauchsieder im Kühlwasser, funktioniert vermutlich ähnlich wie unsere dieselbetriebene Motorstandheizung.
- Parkhausschild
- Auto am Strom
- Taube
Eigentlich wollten wir ein wenig durch die Innenstadt schlendern, die versprochene Postkarte von hier aus abschicken, aber da war es uns zu voll. So waren wir nur kurz an der zugefrorenen Ostsee.
Die tiefstehende Sonne gibt Sonnenuntergangsvibes, aber tatsächlich sieht das halt die wenigen Sonnenstunden so aus. Gegen 10 Uhr geht die Sonne auf, gegen 13 Uhr schon wieder unter. Allzu weit kommt sie da nicht.
- Sonne am Horizont
- Menschen auf dem Eis
- Eisbrecher
- Menschen am Feuer
- Kran
- Kran
Auf dem Rückweg zum Auto schauen wir noch einmal bei der Fußgängerzone vorbei. Es ist immer noch gut gefüllt in der Stadt und es ist vor allem glatt. Daher kehren wir gleich wieder um.
- In der Stadt
- Eis und Menschen
- Wieder zurück
Wir fahren noch kurz zu Bert. Unsere Wasserkanister haben wir in der Unterkunft aufgefüllt, die stellen wir jetzt wieder in den Camper. Außerdem nehmen wir fehlendes Zeug mit, insbesondere den Wasserkocher und die Handcreme. Dann fahren wir wieder zur Unterkunft, vorbei am vierbeinigen Gegenverkehr.
- Gegenverkehr
- Sekretär mit Tablet
Nachmittags beginnen wir damit, unsere ganzen Photos und Videos zu importieren und alles für die Blogbeiträge vorzubereiten. Viel Lust haben wir allerdings nicht, weswegen wir schon bald wieder auf der Couch landen, um Filme zu gucken.
40 Kilometer sind wir ungefähr an diesem Tag gefahren. Wir haben natürlich wieder vergessen, den Kilometerstand zu knipsen. Der Kartenausschnitt ist ein Screenshot, der GPX-Track ist am Ende des Beitrags.
- Kartenausschnitt
Bert wird repariert
Freitag, 27. Dezember 2024
Wir fahren schon früh in die Werkstatt. Draußen ist es noch ziemlich dunkel.
- Straße zur Hütte
- Morgendämmerung
- Straße nach Lulå
Leider kann uns die nette Mitarbeiterin nicht versprechen, dass das Auto heute noch repariert wird. Sie haben über die Feiertage mehrere abgeschleppte Wagen hereinbekommen und es sind nur zwei Mitarbeiter in der Werkstatt. Aber sie wird mit den Leuten reden, dass zumindest mal geschaut wird, was denn überhaupt das Problem ist. Das Photo von dem zusammengezogenen Luftschlauch photographiert sie sich von meinem Smartphone ab.
Mit dem Zweitschlüssel gehen wir nochmal zum Auto, holen noch Kleinigkeiten, die uns fehlen, und bringen nicht mehr Benötigtes schon wieder zurück. Dann fahren wir einkaufen.
- Bilbolaget
- Elch
Wir gehen im ICA einkaufen, der im selben Gewerbegebiet wie die Autowerkstatt ist. Wir benötigen Brot und tätigen Frustkäufe in Form von Candy, das hier Godis heißt und als Lösgodis zum selbst zusammenstellen gibt, Wienerbröd und Chips. Ich liebe die Lösgodis-Theken in skandinavischen Supermärkten! Außerdem kaufen wir eine Flasche Orangensaft für schlappe 70,90 SEK gekauft, was bei aktuellem Kurs 6,17 Euro entspricht. Stolzer Preis. Aber nun gut, das Zeug kommt aus dem Süden und wir sind hier kurz vor dem Polarkreis.
- ICA
- Lösgodis
- Lösgodis
- Frustkäufe
- Quittung
Der Himmel wirkt, als würde es gleich dunkel werden. Dabei ist die Sonne noch mit dem Sonnenaufgang beschäftigt. Aber das dauert noch eine Weile, bis dahin kann man den tollen skandinavischen Himmel genießen.
- Kreuzung
- Landstraße
Moderne Autos und insbesondere ihre ganzen tollen Systeme sind anscheinend für blöde konzipiert. Das Auto erinnert uns jedes Mal beim Aussteigen daran zu prüfen, ob hinten vielleicht noch jemand drin sitzt.
- Insassenwarnung
- Prüfen Sie, ob der Rücksitz belegt ist.
Die Werkstatt ruft schon ziemlich bald an. Das Auto wird heute auf jeden Fall noch angeguckt. Ob es auch repariert wird, hängt natürlich davon ab, was kaputt ist.
Wir überlegen, wie wir nun vorgehen. Auch wenn das Fahrzeug heute noch repariert wird, wird es sicherlich noch dauern, bis wir es wieder abholen und dann den Leihwagen zurückgeben können. Dann müssten wir unseren Krempel noch einpacken und die Hütte sauber machen. Bis dahin ist es wieder dunkel und wir würden eh nicht mehr weit fahren. Wir beschließen, dass wir uns das sparen können und es sinnvoller ist, die Hütte noch einen Tag zu verlängern und rufen den Vermieter an.
Der Sonnenaufgang bahnt sich langsam an, der Himmel explodiert gerade in Gelb-, Rot- und Orangetönen. Der Herr Lebensabschnittsgefährte geht nochmal raus und knipst.
- Himmel
- Straße zur Hütte
- Hütte
Mittags ruft die Werkstatt an. Der Fehler ist gefunden, es ist Kondenswasser im Intercooler (deutsch: Ladeluftkühler). Ein bekanntes Problem in diesen Breiten im Winter. Es ist zu kalt für moderne Autos. Zwei Möglichkeiten haben wir: Entweder sie tauschen den Ladeluftkühler aus, aber dann wird das Problem wieder auftauchen. Oder wir machen es, wie es hier üblicherweise ganz pragmatisch gemacht wird. Sie bohren ein Loch in den Ladeluftkühler. Das ist natürlich nicht empfohlen von Ford, aber es hilft. Das Kondenswasser läuft heraus und das Problem ist gelöst. Das ist deutlich günstiger, hat aber zwei Konsequenzen: Es gibt eine Geräusch und evtl. könnte eine geringe Menge Öl verloren gehen. Wir entscheiden uns, das dennoch zu machen, damit das Auto zumindest durchhält, so lange wir hier im Norden unterwegs sind. Sie ruft uns dann an, wenn das Auto fertig ist, jedenfalls heute noch.
Wir müssen uns nun Gedanken machen, wie es weiter geht. Uns fehlen ja vier Tage. Ganz nach Plan und bis zum Nordkapp werden wir die Reise nicht durchführen können, aber weiter in den Norden geht es definitiv noch.
- Hütte
- Sonnenuntergangshimmel
Gegen 14 Uhr, die Sonne ist schon wieder untergegangen, ruft die Werkstatt an, weil unser Auto fertig ist. Wir fahren hin, bezahlen die Rechnung, auf der steht:
Intercooler har fryst ihop. Borrat hål i intercoolern för att kunna dränera vattnet.
Ladeluftkühler ist eingefroren. Loch in Ladeluftkühler gebohrt, damit das Wasser ablaufen kann.
Wir bringen den Leihwagen zum Flughafen zurück, der Mann im Leihwagen, ich mit Bert hinterher. Am Flughafen ist eine Tankstelle für die Leihwagen, bei der es vermutlichen den teuersten Sprit in ganz Schweden gibt. Die genauen Preise weiß ich nicht mehr, aber für die fünf oder sechs Liter, die wir verbraucht haben, haben wir 107,33 SEK bezahlt. Auf der Kreditkarte werden dafür übrigens 1.500 SEK geblockt.
Im Flughafen ist es ziemlich voll und der Sixt-Mitarbeiter ist gar nicht da. Wir werfen den Schlüssel in den Rückgabe-Briefkasten und machen uns wieder aus dem Staub.
- Gamla Gäddviksbron
- Eine Klappbrücke übrigens
In der Hütte gibt es erstmal Kaffee und Wienerbrød.
Wienerbrød er et vidundermiddel for frustrerte folk.
Wienerbrød ist ein Wundermittel für frustrierte Leute.
Das haben wir im Norwegisch-Kurs gelernt. Bei fast jedem Einkauf in Schweden oder Norwegen kaufen wir Wienerbrød. Auch wenn ich gar nicht so viel frustriert sein kann, wie ich Wienerbrød essen kann.
Den Rest des Tages lassen wir es nochmal ruhig angehen, wir spielen und gucken später wieder einen Film, zu dem es die Chips gibt.
Die Chipstüte ist etwas größer als bei uns und beinhaltet 275 g Chips mit 500 kcal pro 100 g. Die haben wir komplett leergefuttert, was für meine Eingeweide viel zu viel ist und ich daher nicht gut vertragen habe. Ich kann nicht schlafen, laufe auch immer wieder etwas in der Hütte herum. Die Nordlichtaktivität war die ganze Zeit, also die ganzen Tage hier in der Hütte sehr schwach, auch wenn der Himmel klar war. Daher war auch in dieser Nacht kein Nordlicht zu sehen.
75 Kilometer sind die Werkstattleute und wir heute mit unserem Auto gefahren. 107 Kilometer sind wir insgesamt mit dem Leihwagen gefahren, haben allerdings vergessen, den Kilometerstand zu knipsen. Der Kartenausschnitt ist ein Screenshot, der GPX-Track folgt im Anschluss.
- 75 km
- Kartenausschnitt
Video
Der zweite Teil unserer Reise hat ebenfalls ein Video: