Teil 7 - Die ersten Tage im Travel-Office
Eine Paddeltour inklusive Seenotretter-Einsatz am letzten Urlaubstag und dann müssen wir aufgrund von SIM-Karten-Problemen auch noch die ersten Arbeitstage in Schweden auf einem Parkplatz verbringen, wo uns auch noch eine schlechte Nachricht erreicht.
Tag 26 - O’paddelt is!
Sonntag, 18. Juli 2021
Morgens blieb uns nichts anderes übrig, als darauf zu warten, dass es endlich 12 Uhr wurde. Dann nämlich würde der Laden in Kiruna öffnen, wo wir wegen der SIM-Karte noch einmal nachfragen wollten. Wir räumten den Camper auf, rüsteten gegen Mücken auf und luden Blog-Beiträge hoch.
Die Stimmung war nicht gerade überwältigend, wir hatten uns unseren letzten Urlaubstag ein klein wenig anders vorgestellt. Ich brauchte viel Kaffee an diesem Vormittag und musste schmunzeln über die Dosierungsempfehlung auf der Packung.
- Norwegische Dosierung
- Deutsche Dosierung
Während in Deutschland in der Regel angegeben ist, wieviel Kaffeepulver man für eine Tasse verwenden soll, war auf der norwegischen Kaffeepackung die Packung pro Liter - und das auch stärker als die deutsche Empfehlung. Bekanntlich wird nirgendwo sonst so viel Kaffee getrunken wie in Skandinavien. Wobei sich die Länder an der Spitze abwechseln - vermutlich abhängig davon, von wem und wie die Statistik erstellt wurde.
- Da ist
- Kiruna
Um kurz vor 12 fuhren wir dann nach Kiruna. Die Stadt fand ich nicht schön. Zum einen wird das Stadtbild sehr geprägt durch den Bergbau. Zum anderen zog die Stadt gerade um, weil weite Teile aufgrund des Bergbaus absackten und die Häuser nicht mehr sicher waren.
- Öffnungszeiten
- Leider geändert.
Blöderweise hatte der Elgiganten in der Sommerzeit sonntags doch nicht geöffnet. Wir waren ein wenig genervt und nicht die Einzigen, die davon überrascht waren. Auch ein paar Einheimische standen vor der Tür und guckten blöd. Tja, was tun? Wir beschlossen, dass es Zeit für einen Campingplatz war und fuhren nach Alttajärvi. Der Campingplatz in Kiruna selbst hat nicht so gute Bewertungen (voll, dreckig, laut), darauf hatten wir keine Lust.
Und wir haben es auch nicht bereut. Der Platz war recht hübsch, an einem See gelegen, ein paar Hütten, einige Bäume etc. Und da wir keinen Strom benötigten, konnten wir uns den Stellplatz auch relativ frei aussuchen und uns direkt ans Wasser stellen.
- Blick aus dem Camper
- Erstmal kochen
- Outdoor-Küche
Witzige Begebenheit: Auf dem Campingplatz stand nicht weit von uns entfernt der Berliner, der sich sechs Tage zuvor in Forsøl neben uns gestellt hatte und zigfach um sein Auto rennen muss, um überall dranzukommen.
Meine Social Skills waren ja noch nie sonderlich ausgeprägt. Während der Pandemie sind sie völlig verkümmert. Als wir an der Rezeption warten mussten, hörte ich hinter mir ein “Moin Rostock!” Es dauerte eine Weile, bis ich mich angesprochen fühlte. Schließlich heiße ich nicht Rostock, ich wohne nur da. Ich drehte mich um und sagte nur: “Moin”, dann drehte ich mich wieder zurück.
Später versuchte ein anderer Gast die Kontaktaufnahme und stellte nach drei Sätzen Unterhaltung fest, wie angenehm es sei, endlich mal wieder mit einem Deutschen zu reden. Darauf ich: “Naja, wir waren jetzt 3 Wochen in der Finnmark und haben praktisch mit niemandem geredet. Das war eigentlich auch sehr angenehm.” Darauf endete die Unterhaltung abrupt.
Ich check dieses Verhalten sowieso nicht. Zuhause sprechen einen Fremde nie einfach so auf der Straße an und im Urlaub ist es dann plötzlich normal?
Nach dem Essen beschlossen wir, das schöne Wetter zu nutzen und eine Runde auf dem See zu paddeln. Wir bauten die Boote auf. Währenddessen machten sich vier Frauen mit den Mietbooten des Campingplatzes auf den Weg.
Ich hatte ja auch erst überlegt, einen dieser Seelenverkäufer zu nehmen statt unsere Boote aufzubauen. Aber da wir die Teile nun schon seit vier Wochen mitschleppen und jeden Abend vorne in die Fahrerkabine und jeden morgen wieder nach hinten räumen, könnten wir sie auch mal nutzen. Gegen 16:30 Uhr paddelten wir los.
- Ruderboote
- Los geht's!
- Blick zurück auf den Campingplatz
Wind und Strömung auf dem See waren nicht ohne für unsere Kajaks, die ja Faltboote mit Luftkammern sind. So lange wir paddelten ging es ganz gut, nur länger unterbrechen sollte man das Paddeln nicht. So paddelten wir eine ganze Weile vor uns hin. Und als wir merkten, dass der Wind noch mehr auffrischte, fiel uns auch auf, dass die Frauen mit den Ruderbooten immer weiter abtrieben.
Schon als sie ihre Rudertour starteten, stellten wir fest, dass die eigentlich nicht ruderten, sondern eher hilflos im Wasser rumstocherten. Und mit dieser Technik kamen sie halt nicht gegen die Strömung an. Während das eine Boot bereits am gegenüberliegenden Ufer festhing, trieb das andere Boot immer weiter den See hinunter.
Wir waren hin und her gerissen, der Wind wurde stärker, aber wir hatten im Gegensatz zu den vier Frauen bisher keine Probleme. Und eigentlich hatte ich darauf auch gar keine Lust, aber wir beschlossen, dorthin zu paddeln und zu fragen, ob vielleicht Hilfe benötigt würde.
Die zwei Rudererinnen waren sichtlich froh, dass sich jemand ihrer annahm. Wir versuchten ihnen zu erklären, wie sie richtig rudern. Da wir da aber auch nicht wirklich vom Fach sind und sich unsere Ruderkenntnisse auf irgendwelche Ententeiche in Parks beschränken, war das nicht so einfach. Und während der Herr Lebensabschnittsgefährte weitere Erklärungsversuche startete, paddelte ich mal zu dem anderen Duo, um zu sehen, ob da denn alles in Ordnung sei.
Die erzählten mir, dass sie bereits mit irgendjemandem telephoniert hätten und dass wohl Hilfe unterwegs sei. Da ich drohte, mit meinem Kajak gegen das steinige Ufer gedrückt zu werden, bat ich um Verständnis, dass ich wieder zu den anderen zurück paddeln würde. Eigentlich hätte ich es an der Stelle ja gerne gehabt, dass die Damen nun selbst zurecht kamen und wir wieder zum Campingplatz zurückpaddeln könnten. Es wurde nämlich immer ungemütlicher auf dem See.
Beim anderen Boot war der Herr Lebensabschnittsgefährte zu dem Entschluss gekommen, ins Ruderboot umzusteigen, um so den Ladys vielleicht besser helfen zu können. Ich hielt sein Kajak fest, bis er umgestiegen war. Dann band er das Kajak hinten am Ruderboot fest. Allerdings konnte er da rudernderweise auch nicht so viel ausrichten.
Da die Situation langsam brenzlig wurde, ich musste die ganze Zeit gegen Wind und Wellen paddeln, um nicht abgetrieben zu werden, beschloss ich, zum Campingplatz zurück zu paddeln und die ganzen Schiffbrüchigen hier ihrem Schicksal zu überlassen. Ich hatte wenig Lust, auch noch in diese Situation zu geraten und außerdem wollte ich Hilfe holen.
Ich paddelte, was das Zeug hält. Ich war ewig unterwegs, es schwappte trotz Spritzschutz immer wieder mal ein wenig Wasser ins Boot und die Ärmel meiner Jacke waren klitschnass. Stellenweise kam ich überhaupt nicht vorwärts, sondern paddelte nur, um nicht weiter abgetrieben zu werden. Die Windböen waren schon recht heftig. Und auch die Wellen waren mittlerweile hoch genug, dass sie mein Boot hätten umwerfen können. “Bloß nicht aufhören zu paddeln!”, dachte ich mir die ganze Zeit. Wenn man aufhört zu paddeln, ist man eigentlich verloren. Auf kentern in diesem eher frischen Wasser mitten im See hatte ich ja mal gar keine Lust.
Die Erfahrung, die ich als 11-jährige im Starnberger See machte, als ich zusammen mit meiner damals besten Freundin mit dem Opti mitten im See gekentert bin, reicht mir eigentlich fürs Leben. Ich paddelte also unermüdlich weiter, auf eine solche Erfahrung hatte ich nämlich nicht noch einmal Lust. Irgendwann kam ich endlich und ziemlich fertig am Campingplatz an, wo ich bereits erwartet wurde. Schon von weitem sah ich, dass einige Gäste gebannt aufs Wasser starrten. Als ich mein Boot an Land zog, erzählte mir jemand, dass bereits Hilfe unterwegs sei. Irgendwie wusste dort jeder von der misslichen Lage, in der sich die zwei Ruderboote befanden.
Nachdem ich ein wenig durchgeatmet und meine Rettungsweste ausgezogen hatte, ging ich erstmal zur Rezeption, um zu sehen, was ich an Hilfe erreichen konnte. Der Mitarbeiter dort konnte nicht weg, meinte aber, es sei das Beste, wenn die zu Fuß zur nächsten Straße laufen würden.
Der war witzig. Bis zur nächsten Straße wäre es für die drei etwa 700 Meter zu laufen gewesen. Und das stellte sich wie folgt dar: Unwegsames Gelände und zwei Frauen mit Sandalen und ein Typ in Badeschuhen. Tolle Idee!
- Weit weg
- in Sandalen
- Unwegsames Gelände
Der Herr Lebensabschnittsgefährte baute sein Boot ab. Das würde die Rettung etwas vereinfachen, dann müsste nur das Ruderboot gezogen werden. Den Rucksack mit dem Kajak schmiss er ins Ruderboot. Allerdings musste er vorher noch eine der Bootsleinen vom Kajak lösen, da die Leine vom Ruderboot sich bei Berührung in Wohlgefallen auflöste und es sonst nicht möglich war, das Ruderboot an einem Baum am Ufer festzumachen.
- Boote
- Bootsleine
- bzw. was davon übrig ist.
Es dauerte noch ziemlich lange, bis jemand kam, um die Ruderboote zurück zum Campingplatz zu schleppen. Zwischenzeitlich war auf dem Platz noch jemand eingetroffen, der scheinbar etwas zu sagen hatte. Ich weiß nicht genau, wer die Frau war, aber sie organisierte wohl die Rettung. Es gibt dort keine dauerhaft besetzte Rettungsstelle, das sind zwei Männer, die das privat mit ihrem eigenen Boot machen. Das muss man ja auch erstmal wissen, wenn man Hilfe benötigt.
- Rettung naht!
- abgeschleppt
Nach Auskunft des Herrn Lebensabschnittsgefährten klang der Außenborder des Bootes nicht sonderlich vertrauenserweckend. Es war nicht ganz unwahrscheinlich, dass noch ein weiteres Boot in Seenot geraten könnte. Insgesamt war es nicht gerade das größte und kräftigste Boot, das da gekommen war. Aber natürlich beschwerte er sich nicht, sondern war froh, dass überhaupt jemand gekommen war.
Später holten die beiden Retter dann noch das andere Boot und die anderen zwei Frauen. Und abends kamen alle vier nochmal zu uns, um sich zu bedanken. Die waren total happy, dass sich überhaupt jemand um sie gekümmert hat und wir sie nicht einfach wieder alleine gelassen haben.
Es ist im Nachhinein nicht mehr leicht und vor allem nicht ganz einwandfrei zu rekonstruieren, wie lange das alles gedauert hat und wie weit ich gepaddelt bin, aber Anhand von Exif-Daten und Luftlinienmessungen in Karten-Apps sowie SMS, war ich wohl etwa eine halbe Stunde für 700 bis 800 Meter gegen den Wind unterwegs.
Mittags hatte ich einen Screenshot von der Wetter-App gemacht. Eigentlich weil zum ersten Mal wieder ein Sonnenuntergang angekündigt wurde. Nun hat der Screenshot noch den Zusatznutzen, dass man die Windgeschwindigkeit sehen kann. 47 km/h in den Böen ist im (teil-)aufblasbaren Paddelboot schon eine Hausnummer.
Was für ein Tag! Nach diesem krönenden Abschluss unseres Urlaubes gab es für uns nur noch die Dusche, das Abendbrot und dann Füße hoch und Film gucken im Camper.
Zum Schluss noch die Statistik: 51 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren und ein paar Meter gepaddelt. Die Route als Screenshot, der GPS-Track dieses Reiseabschnitts ist am Ende dieses Beitrags.
- 51 km
- Karte
Tag 27 - Erster Tag im Travel-Office
Montag, 19. Juli 2021
Der Ernst des Lebens hatte uns wieder. Morgens wurde aus Bert ein mobiles Büro, um 8 Uhr begann die Arbeit. So weit, so frustrierend. Die Aussicht im Travel-Office hätte allerdings schlechter sein können.
Was wir im Vorfeld nicht berücksichtigt hatten und nun etwas ungünstig war: Alle paar Wochen ist der Herr Lebensabschnittsgefährte Dispatcher und muss - entgegen der sonst eher flexiblen Arbeitszeitregelung - eine Woche lang bis 18 Uhr erreichbar sein. Und ausgerechnet diese erste Arbeitswoche war so eine Woche. Das machte die Planung etwas schwierig. Aber Dank netter Kollegen bekamen wir das hin.
Gegen 11:30 Uhr packten wir unseren Kram auf dem Campingplatz zusammen und machten uns auf den Weg zum Elgiganten in Kiruna. Der freundliche Mitarbeiter dort war wirklich sehr bemüht und fragte zwei weitere Kollegen, ob es irgendeine Möglichkeit gäbe, mit unserer SIM-Karte auch im Ausland online zu sein, aber leider ist das ohne Registrierung und damit ohne schwedische Personennummer nicht möglich.
Leicht frustriert gingen wir im Coop nebenan noch einkaufen. Der Laden ist riesig und ich kam mir ein wenig verloren vor. Dafür war ausreichend Platz, den coronabedingten Abstand einzuhalten, was sowohl in Schweden als auch in Norwegen bisher stets ganz gut funktioniert hat - zumindest so lange keine anderen Touristen in der Nähe waren.
Motivationslos fuhren wir zunächst zu dem Parkplatz, auf dem wir vor zwei Tagen übernachtet hatten. Immerhin wussten wir, dass wir dort guten Internet-Empfang hatten, dass es dort einigermaßen ruhig war und wir dort stehen und arbeiten konnten. Die Wettervorhersage für die nächsten Tage war ohnehin nicht so prickelnd, kalt und Regen. Dementsprechend hatten wir uns mit Tee, heißer Schokolade und warmem Essen eingedeckt.
Wir beschlossen, gleich zwei Tage dort stehen zu bleiben und uns erstmal wieder ans Arbeitsleben zu gewöhnen. Das war schon schwer genug. Auch waren wir das lange Sitzen gar nicht mehr gewohnt und bekamen im Laufe des Tages erstmal Rückenschmerzen. Abends stellten wir dann fest, dass wir völlig vergessen hatten, auch mal aus dem Camper raus zu krabbeln und draußen ein wenig rumzulaufen, um wenigstens ein Minimum an Bewegung zu haben. Allerdings fiel das bei diesem Wetter zugegebenermaßen etwas schwer.
Ich stellte eine Anfrage bei chilimobil.no, ob es für Ausländer möglich sei, eine SIM-Karte zu erwerben und zu registrieren oder ohne Registrierung zu nutzen, aber leider ist das bei diesem Anbieter nicht möglich.
Ich fragte bei Twitter nach, ob da jemand einen Anbieter kennt, aber leider waren bei meinen Followern auch nur Anbieter bekannt, die wir von zuhause aus im Vorfeld hätten buchen müssen.
So langsam gingen uns die Ideen aus, wie wir an norwegisches Internet kommen sollten. Wir beendeten den Tag nach einem wärmenden Abendessen unter allen Decken, die wir mitgenommen hatten, und bereiteten uns auch die Nacht vor, die in den frühen Morgenstunden Temperaturen von 4 °C bringen sollte …
Zum Schluss noch die Statistik: 48 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren. Die Route als Screenshot, der GPS-Track dieses Reiseabschnitts ist am Ende dieses Beitrags.
- 48 km
- Karte
Tag 28 - Ein Lichtstreif am norwegischen SIM-Karten-Horizont
Dienstag, 20. Juli 2021
Am zweiten Arbeitstag klappte es schon etwas besser mit der morgendlichen Routine. Zuhause bringt der Herr Lebensabschnittsgefährte mir Kaffee ans Bett und ich komme langsam auf Betriebstemperatur. Das ging im Camper natürlich nicht. Noch vor dem Kaffee musste ich mich anziehen und in Zusammenarbeit mit dem Herrn Lebensabschnittsgefährten das Bett mit abbauen und wegräumen. So viel Action und Interaktion vor dem Kaffee. Tiefes Seufzen.
Dann gab’s Kaffee und Katzenwäsche, Frühstück und Frühsport. Na ja, Sport … Wir kletterten einmal kurz aus dem Camper, ein bisschen Dehnen und Strecken, ein bisschen Herumlaufen, frische Luft tanken, Camper lüften usw. Und dann wieder rein in die Bude, die Arbeit ruft. Dies wurde die Routine für die nächsten Wochen.
In meinem Fall lautete die Antwort auf den Ruf der Arbeit jeden Morgen sinngemäß: “Nerv nicht!” Ich mochte meinen Job nicht sonderlich, eigentlich gar nicht mehr. Aber er gab mir halt Freiheiten, die ich in keinem anderen Job habe, wie eben auch diese Reise. Und deswegen galt “Zähne zusammen beißen und durch”.
Die Aussicht aus dem Camper war ein wenig trist. Ich habe bei unserem ersten Aufenthalt hier schon erwähnt, dass wir auf einem großen Parkplatz stehen. Neben dem Wohnwagen stand zuvor noch ein Bagger, der nun weg war. Nachts gesellte sich ein Lkw zu uns, der am frühen Morgen ausgeruht seinen Weg fortsetzte.
- Aussicht aus dem Fenster
- Aussicht aus der Heckklappe
Nach hinten raus sah es auch nicht viel besser aus. Hinter diesen Büschen war nach wenigen Metern eine Bahntrasse, über die das abgebaute Erz aus Kiruna nach Narvik in den Hafen transportiert wurde. Zu unserem Glück ist dies aber eine ziemlich neu gebaute Trasse. Die Züge fuhren wirklich extrem ruhig dort vorbei, der “Lärm” stört gar nicht.
Nachmittags, als der Lebensabschnittsgefährte noch arbeiten musste, spülte ich das Geschirr und räumte auf, machte hier und da ein wenig sauber und versuchte, mich zum Bloggen aufzuraffen, was eher so mäßig gelang.
Immerhin habe ich mit dem Support von lycamobil gechattet. Die Mitarbeiterin dort meinte, das man die SIM auch ohne norwegische Personnennummer nutzen könnte. Sie stellte mir ein Formular zur Verfügung, das ich ausfüllen müsste und zusammen mit einer Kopie meines Personalausweises per E-Mail schicken müsste. Das klang doch gar nicht so schlecht, das wollten wir versuchen. Aufgrund der Dispatcher-Woche des Herrn Lebensabschnittsgefährten musste wir aber noch bis Donnerstag warten, da er erst für Donnerstag eine Vertretung organisieren konnte.
Es war kalt und regnerisch, nach Feierabend hatten wir wenig Lust, noch irgendetwas zu machen. Wir spielten, tranken Tee und gingen eher früh zu Bett. Die Stimmung war zudem auch noch leicht gedrückt, weil nicht ganz klar war, wie es mit der Reise weitergehen sollte. Teilweise diskutierten wir sogar einen Abbruch der Reise.
Zum Schluss wie immer die Statistik: 0 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren.
Tag 29 - Umzug auf den Campingplatz
Mittoch, 21. Juli 2021
Es war völlig windstill am Morgen, was sofort wieder die Mücken auf den Plan rief. Und sie finden immer noch Löcher und Ritze, durch die sie ins Innere des Campers gelangen.
Uns ging der Strom aus. Wir hatten vergessen, die Powerstations vollständig aufzuladen, als es noch möglich war. Jetzt schien schon seit zwei Tage nicht mehr so richtig die Sonne, weswegen unser Solarpanel nichts nützte. Also mussten wir wohl auf einen Campingplatz umziehen, was wir für die Mittagspause einplanten.
Der auserwählte Campingplatz in der Nähe hat übrigens eine tolle Bewertung bei Google. Der Herr Lebensabschnittsgefährte hatte zwar nicht vor, mich irgendwohin zu werfen, aber wir fuhren trotzdem auf diesen Campingplatz.
- Bewertung
- Straße
- Aufladen
Der Campingplatz gehört zu einem Hotel und liegt in einem recht großen und bekannten Skigebiet. Aber auch im Sommer war dort einiges los. Im Hotel, wo man sich auch für den Campingplatz anmelden musste, waren einige Gäste anwesend und Camper waren auch einige da. Zunächst einmal hängten wir Bert an den Strom. Natürlich brauchte das Auto selbst keinen Strom, einen Ford Ranger gab es ja leider nicht als Elektro- oder Hybrid-Auto. Wir hängten eine der Powerstations an den Strom. Die zweite nahm der Herr Lebensabschnittsgefährte mit in das Service-Gebäude, in dem die Toiletten, Duschen, eine Küche sowie der Aufenthaltsraum waren.
- Abstand halten!
- Mit Kletterwand
- und Sitzgelegenheiten
Während er dort saß und arbeitete, räumte ich den Camper auf und machte sauber. Die ersten beiden Arbeitstage war einiges in Unordnung geraten. Und für einen Ordnungsfanatiker wie mich, der immer alles sauber und vor allem den ganzen Kram am selben Platz haben muss, war das eine harte Prüfung. Aber bedingt durch Regenwetter und Umstellung von Urlaubs- zu Arbeitsleben hat der Krempel im Inneren des Campers ein gewisses Eigenleben entwickelt. Außerdem musste ich wieder ein wenig Umräumen, da sich die Bedarfe geändert hatten. Ich war also beschäftigt.
Nach dem Feierabend um 18 Uhr machten wir uns etwas zu essen. Dafür nutzten wir die Küche, denn draußen regnete es in Strömen und das macht es immer etwas schwierig mit dem Lüften beim Kochen im Camper. Anschließend spülten wir noch das Geschirr, dann zogen wir uns zurück.
Der Abend gestaltete sich kurz. Auf Bloggen hatte ich keine Lust. Wir beschlossen, am nächsten Tag nach Norwegen zu fahren und eine SIM-Karte von lycamobil zu kaufen. Das sollte ja so schwer nicht sein, dachten wir. Wir bauten die Betten und legten uns hin. Mit den aufgeladenen Akkus war es abends wieder möglich, einen Film zu gucken, bevor wir einschliefen. Das Leben im Travel-Office lief recht anstrengend an.
Zum Schluss noch die Statistik: 73 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren. Die Route als Screenshot, der GPS-Track dieses Reiseabschnitts ist am Ende dieses Beitrags.
- 73 km
- Karte
Tag 30 - Endlich wieder Norwegen!
Donnerstag, 22. Juli 2021
30 Tage waren wir nun schon unterwegs. Und ich war an diesem Jubiläumsmorgen ganz aufgeregt, denn es sollte endlich zurück nach Norwegen gehen!
Wir quälten uns direkt aus dem Bett, schnappten unsere Bad-Taschen und gingen duschen, als der Wecker geklingelt hatte. So standen die Chancen gut, dass noch alles frei war. Nach dem Duschen schaltete ich die Waschmaschine an. Dann gab es erstmal Frühstück, bevor wir anfingen zu arbeiten. Dazu stellten wir den Tisch ganz in die Ecke, wo er normalerweise gar nicht hingehörte. Zum einen ist in der Ecke Strom, zum anderen haben wir so guten Abstand zu den anderen Leuten im Raum. Trotz der Impfung sind wir immer noch ziemlich vorsichtig.
Die Stimmung wurde an diesem Vormittag schon wieder ein wenig getrübt. Beim Arbeitgeber des Lebensabschnittsgefährten überlegte man in diesen Tagen, wie man nach der Pandemie mit Regelungen wie Homeoffice bzw. mobiles Arbeiten weiterhin umgehen wollte. Man wollte den Mitarbeitern auch weiterhin Freiheiten einräumen, gleichzeitig aber auch die Präsenzpflicht nicht völlig aufgeben und suchte nach einem Mittelweg, der im Großen und Ganzen bisher ganz gut klang. Bis auf einen Punkt, der mich echt runtergezogen hat: Kein Arbeiten im Ausland. Uff. Das würde unsere Lebensplanung, zu der nämlich Trips ähnlich dem aktuellen gehörten, ganz schön über den Haufen werfen. Und das war auch die Basis dafür, dieses Fahrzeug angeschafft und ausgebaut zu haben. Das wollte erstmal verdaut werden.
Vorher wollte allerdings das Mittagessen verdaut werden. Anschließend spülte ich das Geschirr, verstaute alles im Camper, auch die morgens gewaschene und im Trockner getrocknete Wäsche, und machte Bert bereit zur Abfahrt. Der Herr Lebensabschnittsgefährte wurde an diesem Nachmittag von einem Kollegen vertreten, so dass er um 15 Uhr Feierabend machen konnte.
Ich musste noch zur Rezeption, unsere Zugangskarten und den Schlüssel für den Stromkasten wieder abgeben. Dort fragte ich dann auch, ob der Mitarbeiter mir eine Datei ausdrucken könne, das Formular von lycamobil. Das wollte er auch gerne tun, ich müsse es ihm nur per E-Mail zuschicken. Darauf war ich Depp natürlich nicht vorbereitet. Ich trabte durch den Regen zurück zum Camper und sprang hinten rein, suchte meinen Laptop und richtete mir einen Hotspot ein. Genauer gesagt habe ich das nur versucht. Blöderweise war nämlich mein Handyguthaben aufgebraucht, so dass es mit dem Hotspot nichts wurde. Ich rief den Herrn Lebensabschnittsgefährten an, ob er mir das Formular vielleicht zuschicken könne. Der hatte aber bereits alles eingepackt und wartete vor der Türe auf mich. Ganz toll!
Ich fuhr also zurück zum Campingplatz, der ein paar Hundert Meter unterhalb des Hotels war, und sammelte den Lebensabschnittsgefährten dort ein. Dann erledigten wir das mit dem Formular gemeinsam. Anschließend ging ich zurück ins Hotel und der Rezeptionist druckte mir endlich mein Formular. Meine Güte, was für ein Aufwand!
Auf nach Norwegen! Vor lauter Aufregung und schlechtem Wetter habe ich ganz vergessen, die Grenze zu knipsen. Kurz bevor wir da waren, überholten wir einen Wanderer, der mit großem Rucksack bepackt im strömenden Regen Richtung Grenze marschierte. Mir erschließt sich ja nicht, wie man sich so etwas freiwillig antun kann. Aber wie wir Rheinländer zu sagen pflegen: Jeder Jeck ist anders.
Schon auf der Hinfahrt nach Kiruna rannte auf der E10 ein Eichhörnchen vor uns über die Straße. Das ist an sich nicht weiter erwähnenswert. Witzig war jetzt, dass fast an der selben Stelle wieder ein Eichhörnchen über die Straße rannte und zwar in die andere Richtung.
- Photostopp
- vor Tunneleingang
- Hålogalandsbrua
Von der E10 aus fuhren wir Richtung Norden auf die E6. Wir wollten so schnell wie möglich Richtung Tromsø. Dabei klapperten wir etliche CircleK-Tankstellen und Coop-Märkte ab, denn laut Auskunft von lycamobil sollte es dort SIM-Karten geben. Allerdings mussten wir feststellen, dass die Auskunft nicht richtig ist. Niemand hatte SIM-Karten zu verkaufen. Guthaben aufladen wäre kein Problem gewesen, aber das Starterpaket mit SIM-Karte war nirgendwo zu bekommen.
- E6
- Fjord
- Straße
Witzige Begebenheit in Setermoen: An der dortigen CircleK wunderte ich mich, dass die Butikk so dunkel war und im Eingang einer auf einem Barhocker saß. Das war der Tankstellenmitarbeiter, der uns erklärte, dass der Strom ausgefallen sei und niemand so genau wüsste, wann der Strom wieder da sei. Daher konnte man nun weder tanken noch irgendetwas kaufen.
- Istind
- Liegt da etwa
- frisch gefallener Schnee?
Es sah aus, als wäre auf dem Istind frisch gefallener Schnee. Kalt genug war es ja und die dichten Wolken passten auch.
Wir fuhren bis Nordkjosbotn. Dort gab es einen hübschen Parkplatz hinter der Lkw-Kontrollstation von Statens vegvesen. Die Station verfügt über eine Kfz-Waage und die nutzten wir gleich mal, um Bert zu wiegen. Ich hatte vor unserer Abreise beim TÜV in Rostock nachgefragt, ob es bei denen möglich sein, ein Fahrzeug zu wiegen, oder ob man mir ggf. sagen könnte, wo das möglich wäre. Aber leider konnten die mir nicht helfen. Wir hätten nämlich schon vor Abreise gerne gewusst, wie schwer Bert jetzt ist.
- Kfz-Waage
- 2640 kg
- Stellplatz
Da war noch Luft nach oben! Und wenn wir beim nächsten Trip nur das Nötigste mitnehmen würden und nicht - wie dieses Mal - viel zu viel unnötigen Krempel, würden wir vermutlich auch nochmal Gewicht sparen. Nun stellten wir unser Schwergewicht erstmal auf dem Parkplatz ab. Wir fanden ein hübsches Plätzchen zwischen zwei Birken. Viel passierte an diesem Tag nicht mehr, wir waren ziemlich müde und kaputt. Und unsere Datenvolumen sind aufgebraucht.
Zum Schluss noch die Statistik: 212 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren. Die Route als Screenshot, der GPS-Track dieses Reiseabschnitts folgt im Anschluss.
- 212 km
- Karte
GPS-Track
Die ersten beiden Tage sind wir exakt dieselbe Strecke gefahren, vom Parkplatz zum Campingplatz und am nächsten Tag zurück zum Parkplatz. Das sieht hier jetzt aus wie eine Strecke.