Teil 5 - Grense Jakobselv, Kirkenes und Hammerfest
Wir haben an der russischen Grenze Belugas gesehen, wir waren in Kirkenes und Hammerfest. Wir haben Pizza in unserem Dopf gemacht und in Forsøl die Mitternachtssonne gesehen.
Tag 17 - Auf zur russischen Grenze!
Freitag, 9. Juli 2021
Um 5 Uhr morgens waren wir bereits wach, während alle anderen um uns herum, die gestern im Laufe des Nachmittags und Abends noch eingetrudelt sind, noch schliefen. Da wir ausgeschlafen waren, machten wir uns direkt fertig. Um 07:30 Uhr war Abfahrt. Leider habe ich vom Campingplatz kein einziges Photo. Regen und Mücken haben mich das völlig vergessen lassen.
Unseren ersten Stopp legten wir am Skoltefossen ein. Der wollte dringend von uns geknipst werden. Für gute Photos mussten wir auf die Brücke und die hat einen Gitterboden.
Zum Frühstück gab es die letzten beiden Scheiben Brot, wir mussten erstmal einkaufen gehen. Wir gingen relativ häufig einkaufen, da wir nicht viel Platz für Vorräte und auch keinen Kühlschrank hatten. Den Einkauf erledigten wir in Hesseng, wo die E6 Richtung Norden nach Kirkenes abbiegt, während wir der E105 nach Grense Jakobselv folgten. In Hesseng tankten wir auch unser Auto wieder voll. Mein hessischer Copilot fand es witzig, in Hesseng zu stoppen.
Bis zur Grenze war es nun nicht mehr weit. Die Beschilderung in der Gegend war schon ziemlich unmissverständlich.
Das Photo der Grenzstation haben wir im Vorbeifahren gemacht, da wollten wir nicht anhalten. Ich würde übrigens sehr gerne mal nach Russland reisen und vielleicht ergibt sich mal eine Möglichkeit, wenn die Pandemie vorbei ist. Irgendwann …
Die Straße wurde schmaler und damit “gemütlicher”, die Gegend wieder weniger urban.
Die Straße verläuft neben einem Fluss. Der Fluss stellt die Grenze zwischen Norwegen und der Russischen Föderation dar. Kurz bevor man der Grenze ansichtig wird, gibt es an einem Rastplatz noch ein paar Verhaltenshinweise. Für Bürger des Schengen-Raumes klingt das etwas ruppig. Aber wenn sie das so haben wollen, achten wir das natürlich.
Ein Stück weiter hielten wir erneut an. Ich überlegte, ein Stück in den Wald hinein zu laufen. Wir kamen so zirka fünf Meter weit, dann stoppte uns eine Armee der besonderen Art: Mücken! Hundertschaften stürzten sich auf uns! Ich glaube, das in meinem Körper befindliche Blut hätte nicht ausgereicht, um den Weg zum Fluss und wieder zurück zu überleben. Diese Armee war hilfreicher als jeder Grenzsoldat. Wir brachen die Tour ab, bevor sie überhaupt begonnen hatte.
An der E105 kurz vor dem Ende der Straße liegt die Kapelle von Kong Oscar II., die wir uns angeschaut haben.
Anschließend sind wir noch ein wenig in den gegenüberliegenden Dünen herumgelaufen. Und über den Friedhof, der zur Kapelle gehört, sind wir ebenfalls geschlendert.
Im Grenzgebiet begegneten uns mehrere Patrouillen. Die sahen zwar ein wenig martialisch aus, wenn man das nicht gewohnt ist, aber sie grüßten freundlich beim Vorbeifahren. Auf dem Parkplatz am Ende der E105, der das Ende der Straße darstellt, machten eine Gruppe norwegischer Soldaten Rast.
Wir machten erstmal Kaffee und was zu essen und überlegten, wie es weitergeht. Zunächst waren wir fast alleine auf dem Parkplatz. Wir beschlossen, zu bleiben und wechselten die Position, nachdem ein Camper abgereist war. Er stand mit seinem Wagen schön am Rand auf einer halbwegs ebenen Fläche. Die Aussicht, die wir nun hinten heraus hatten, war echt chic. Wir hatten freien Blick auf den Fjord und konnten Belugas, Schweinswale und natürlich die obligatorischen Möwen, Eissturmvögel und Kormorane beobachten. Leider gelangen dem Lebensabschnittsgefährten keine “WOW!"-Photos von den Walen, aber erwischt hat er sie.
Wir spazierten und kletterten noch ein wenig auf den Felsen herum und guckten uns die Gegend rund um den Parkplatz an.
Auf der anderen Seite des Parkplatzes war ein kleiner Strand. Die Norweger gingen schwimmen, während wir uns dick eingepackt im Camper vor dem eisigen Wind schützten.
Ich esse gerne Frühstücks-Cerealien, kaufe aber sonst nicht die von Kellogg’s. Aus Gründen. Zum einen sind die wesentlich süßer als andere, zum anderen ziemlich teuer in ziemlich betrügerischer Verpackung. Beim Coop in Hesseng gab’s aber keine anderen.
In meinen handschriftlichen Reisenotizen hatte ich an diesem Tag damit angefangen, neben das Datum auch den Wochentag zu schreiben. Wir waren mittlerweile ziemlich aus dem sonst üblichen Wochentrott raus und hatten gar kein Gefühl mehr dafür. Und da in der übernächsten Woche der Urlaub zuende sein würde und das mobile Arbeiten beginnen würde, mussten wir ein wenig aufpassen, dass wir nicht den ersten Arbeitstag verpassten.
Mittlerweile waren noch einige Wohnmobile eingetroffen. Da wir den einzigen Platz in der vorderen Reihe hatten, der einigermaßen eben war, standen die anderen alle in zweiter Reihe. Den Abend verbrachten wir mit Spielen, bevor wir früh wie immer zu Bett gingen.
Zum Schluss noch die Statistik: 207 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren. Die Route als Screenshot, er GPS-Track dieses Reiseabschnitts ist am Ende dieses Beitrags.
Tag 18 - Über Kirkenes und Karasjok zurück gen Westen
Samstag, 10. Juli 2021
Als wir morgens wach wurden, schien die Sonne. Der Himmel war blau, das Wasser war blau und die Belugas waren auch wieder da. Besser geht es kaum. Wir frühstückten, zogen uns an und gingen dann erst einmal eine Runde raus, spazieren gehen.
Meine Güte, war das schön hier! Dennoch mussten wir uns irgendwann von dem Ort trennen. Unsere nächste Station war Kirkenes. Wir machten uns zeitig auf den Weg.
Auf dem Weg dorthin legten wir einen Stopp auf Norges eldeste fjell ein und liefen dort ein wenig herum. Der Berg ist nicht besonders hoch, nur 155 Meter über dem Meeresspiegel, aber dafür umso älter, nämlich 2,9 Milliarden Jahre! Ich finde, so altehrwürdiges Gestein ist es wert, besucht zu werden.
Ab und zu wähnte sich mein Smartphone auf der anderen Seite der Grenze. Weiter als damit werde ich wohl vorerst nicht nach Russland kommen.
Ich wunderte mich, dass der Lebensabschnittsgefährte so lange nicht hinterher kam. Als er endlich bei mir war, erzählte und zeigte er mir, dass ein Plastikteil von seiner Kamera abgesprungen war und er erfolglos danach gesucht hatte. Ich sagte zu, dass wir später nochmal gemeinsam suchen würden. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass das nicht auffindbar sein sollte, hier war nichts außer Fels und Moos.
Und hier war eine kleine Kuhle, in der etwas höheres Gestrüpp wächst. Und wie sollte es anders sein, natürlich hat der Herr Lebensabschnittsgefährte sein Kamerateil genau da drin versenkt. Das Unterfangen, danach zu suchen, war ziemlich sinnlos, wir gaben auf und reparierten die Kamera zunächst notdürftig.
Das Reparaturmittel der Wahl war mein geliebtes “Universalkleb”, Malerkrepp, der auf keiner Reise fehlen darf und so ungemein praktisch ist und viele Einsatzmöglichkeiten hat. Malerkrepp habe ich immer dabei.
Wir setzten unsere Fahrt nach Kirkenes fort. Allerdings bogen wir vorher noch auf die Straße 8110 Richtung Norden ab, die gegenüber von Reinøya in Steinland endet. Die Straße war toll und die Gegend total schön. Einen Teil der Strecke bin ich gefahren, einen Teil der Herr Lebensabschnittsgefährte. Der jeweils andere hat geknipst. Hier eine Auswahl unserer Bilder.
Wir fuhren weiter nach Kirkenes. Da dort seinerzeit unsere Hurtigrutenreise endete, wollten wir aus nostalgischen Gründen in den Ort hinein und bis zum Anleger fahren. Außerdem ist dort eine Entsorgungsstation für Wohnmobile, wo wir die Ent- und Versorgung erledigen konnten. Die befand sich gegenüber eines Einkaufszentrums, das sowohl norwegisch als auch russisch beschriftet war. An Anleger lag die MS Nordlys.
Stehen bleiben wollten wir an diesem Platz aber nicht. Wir aßen zu Mittag und entschlossen uns, die E6 an der finnischen Grenze entlang zu fahren. Von Kirkenes bis Narvik sind es übrigens 1079 Kilometer. Und dann ist man immer noch im Norden von Norwegen und nördlich des Polarkreises. Wir hatten noch viel vor uns.
Ich war ziemlich müde, weswegen der Lebensabschnittsgefährte die meiste Zeit fuhr. Besonders abwechslungsreich war die Strecke ohnehin nicht, neben uns der Grenzfluss Tana, auf der anderen Seite Finnland, ansonsten nur Bäume. Oben in den Bergen waren an diesem Tag schon wieder 27 °C.
Kurz hinter dem Abzweig zur finnischen Grenze machten wir eine Pause. Vom Rastplatz aus konnten wir die bereits in einem früheren Beitrag erwähnte, zweite Brücke über die Tana sehen. Mein Handy wähnte sich übrigens in Finnland.
Zunächst peilten wir einen Stellplatz für die Nacht direkt an der Tana an. Laut App war der Platz vor allem für 4x4-Fahrzeuge geeignet und man muss auf Sand fahren. Nun gut, wir versuchten es. Von der Straße bogen wir in einen Dschungelpfad ein. Rechts und links kratzten die Äste etwas am Hardtop und an Berts Lack herum. Außerdem ging es steil bergab. Ich fuhr. Unten angekommen ging es scharf nach rechts. Dann offenbarte sich dieser Blick:
Was hatten wir schon zu verlieren … Ich fuhr dort hinunter. Ich bin übrigens vorher noch nie über eine Sandfläche gefahren und war bar jeder Ahnung, wie man sich da verhält. Egal, ich fuhr einfach mal. Am Ende der Sandfläche ging es aufwärts. Durch Sand. Und Bert fing an, sich einzugraben. Wir hatten keine Sandbleche dabei und mir war das nicht so ganz geheuer. Ich setzte ein Stück zurück und wollte nicht an diesem Platz stehen bleiben. Also drehte ich um und fuhr wieder zurück, hoffend, dass das Auto sich nicht erneut in den Sand eingraben wollte.
Leider haben wir vor lauter Aufregung völlig vergessen, dieses Abenteuer zu filmen oder wenigstens mal ein Photo zu machen. Nur das letzte Stück durch den Dschungel hat der Herr Lebensabschnittsgefährte mit seiner Kamera gefilmt. Hier ein Screenshot davon. Man erkennt nicht wirklich, wie steil und eng es dort ist. Und das Auto schaukelte hin und her.
Nach diesem Abenteuer fuhren wir weiter nach Karasjok. Dort haben wir getankt und erneut AdBlue nachgefüllt. Kurz hinter Karasjok haben wir dann auf einem Rastplatz übernachtet. Wir waren beide ziemlich fertig von den vielen Eindrücken, die in den letzten Tagen auf uns eingeprasselt sind. Manchmal muss man ein wenig Urlaub vom Urlaub machen.
Glücklicherweise war es ziemlich windig, was uns die Mücken vom Leib hielt. Wir machten noch schnell etwas zu essen, anschließend spülten wir und gingen dann ins Bett. Als wir endlich im Bett lagen, schien die Sonne von vorne durch die Fahrerkabine in den Camper hinein. Wir waren so fertig, das störte uns gar nicht mehr.
Zum Schluss noch die Statistik: 456 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren. Die Route als Screenshot, er GPS-Track dieses Reiseabschnitts ist am Ende dieses Beitrags.
Tag 19 - An Hammerfest vorbei nach Forsøl
Sonntag, 11. Juli 2021
Um 05:20 Uhr wurde ich wach: Mücken im Camper! Am Abend zuvor war es zu windig, da waren keine Mücken zu sehen. Morgens war es windstill und die Biester hatten wieder etliche Öffnungen gefunden, durch die sie in den Camper eingedrungen sind. So wurde ich wieder einmal vor dem ersten Kaffee zum Mörder. Und da wir dann eh schon wach waren, machten wir uns direkt fertig zur Abreise, um möglichst schnell wieder an die Küste zu kommen.
Um 07:30 Uhr ging es los. Die Landschaft war - wie sollte es anders sein - natürlich toll! Selbst wenn man quasi mitten durch einen Flughafen fuhr. Viel los war übrigens nicht, nach 36 Minuten Fahrt bzw. 38 Kilometern kam das erste Mal Gegenverkehr. Gegen 9 Uhr machten wir Kaffeepause am Porsangerfjord. Das Wetter war phantastisch und alles sah einfach nur phantastisch aus!
Was man auf den Photos nicht sieht: Der Parkplatz war ziemlich voll und zwar voller Camper, überwiegend mit deutschen Kennzeichen, die aus dem Parkplatz einen kostenlosen Campingplatz gemacht und ganz nebenbei die Toilette ziemlich eingesaut hatten.
Kurz darauf kamen wir an einem Haus vorbei, das direkt am Fjord steht und dessen Besitzer wohl Möwennester auf Stützen gebaut hat. Auf all den Holzpfählen im Wasser waren kleine Plattformen, auf denen die Möwen teilweise saßen. Zurzeit war Ebbe und auf dem feuchten Meeresboden lief ein Trupp Rentiere herum. Die ganze Stimmung an dem Haus war toll und friedlich und ruhig. So könnte ich es aushalten!
Weiter ging unsere Fahrt am Porsangerfjord entlang mit grandioser Aussicht! In Skáidi verließen wir dann die E6 und fuhren über die 94 Richtung Hammerfest. Am Repparfjord führt die Straße durch ein Firmengelände.
Wir fuhren über die Kvalsundbrücke, die schon früh aus der Ferne zu sehen war. Ein erstaunliches Bauwerk. 741 Meter ist die Hängebrücke lang. Grund genug für uns, anzuhalten und uns das aus der Nähe anzusehen und zu knipsen. Ich wollte gerne zu Fuß auf die Brücke und ein paar Bilder machen.
Uns ging das Brot zur Neige und wir wollten eigentlich noch einkaufen. Allerdings hatten auf dieser Insel die Geschäfte sonntags zu, was für Norwegen eher ungewöhnlich ist. An einer Tankstelle holten wir uns drei Schokobrötchen, damit wir am nächsten Morgen etwas fürs Frühstück hatten.
Wir fuhren nach Hammerfest hinein. In der Nähe des Hurtigrutenkais gibt es einen Wohnmobilstellplatz, auf dem wir die Toilette leeren und uns mit Frischwasser versorgten. Danach fuhren wir weiter nach Forsøl. Dort gibt es eine archäologische Stätte, die wir für einen kleinen Spaziergang genutzt haben.
Etwas unterhalb der Stätte ist ein Schotterplatz, der häufig von Campern genutzt wird. Dort stellten auch wir uns hin. Wir stellten das Solarpanel raus und luden eine unserer Powerstations auf. Am Stellplatz kamen immer wieder mal Entenfamilien vorbeigeschwommen.
Wir beschlossen, endlich mal den Dopf auszupacken und Pizza im Dutch Oven zu machen. Dafür musste der Hefeteig erstmal gehen und dazu brauchte er es warm. Da es im Camper eher frisch war, stellten wir ihn in die Fahrerkabine in die Sonne. Beim Feuermachen stellten wir uns aufgrund mangelnder Erfahrung zunächst ein wenig ungeschickt an. Aber als wir dann das Problem Wind in den Griff bekommen hatten, ging es endlich. Die Pizza wanderte in den Ofen und aufs Feuer.
Abends kamen Rentiere auf den Platz und legten sich am Rand des Schotterplatzes zum Schlafen hin. Das war ein tolles Gefühl mit diesen netten Nachbarn den Abend zu verbringen.
Außerdem sahen wir zum ersten Mal, seit wir nördlich des Polarkreises unterwegs waren, so etwas wie Sonnenuntergangsstimmung. Aber die Sonne ging nicht unter, sie stand nur tief hinter dem Berg. Später schien die Sonne durch den dünnen Vorhang an der Heckklappe in den Camper.
Noch später kamen ein paar Einheimische, um die Mitternachtssonne zu bestaunen. Von 12 bis 1 Uhr nachts war reges Treiben rund um unseren Camper, danach war dann Ruhe. Und natürlich habe auch ich mich noch einmal aufgerafft und mit meinem Smartphone ebenfalls ein Photo gemacht. Allerdings hatte ich keine Lust, die Heckklappe zu öffnen, weswegen das Licht im Dreck und den Kratzern des Heckfensters streut.
Zum Schluss noch die Statistik: 206 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren. Die Route als Screenshot, er GPS-Track dieses Reiseabschnitts ist am Ende dieses Beitrags.
Tag 20 - Füße hoch und ausspannen
Montag, 12. Juli 2021
Wir beschlossen, noch einen Tag an diesem Platz zu bleiben. Es war sehr schön dort und auch sehr ruhig. Wir waren den ganzen Tag mit Aufräumen, Essen, Spielen, Essen, kurz Rausgehen, Essen, … beschäftigt. Und wie könnte man besser an einem Montag in die Woche starten als mit Füße hochlegen und chillen. Bis 08:30 Uhr haben wir geschlafen, das war wohl mal nötig. Zum Frühstück hatten wir wieder Rentiere am und um den Camper, die so lange entspannt blieben, bis sie eines Zweibeiners ansichtig wurden, dann nahmen sie Reißaus.
Im Laufe des Vormittags suchte ich etwas im Camper und das total Chaos brach aus. Ich nutzte die Gelegenheit, mal wieder unseren Krempel aufzuräumen. Gefühlt war ich sowieso die meiste Zeit mit Suchen und Aufräumen beschäftigt.
Am späten Nachmittag trudelte ein VW-Bus ein, Berliner Kennzeichen. Der Platz war groß und außer uns und dem Wohnmobil am anderen Ende war noch keiner da. Der VW-Bus wurde ein wenig rumrangiert und kam dann mehr oder weniger direkt neben uns zum Stehen. Ich war begeistert, Platz ohne Ende und die Leute rücken einem auf den Pelz.
Der Bus war ausgestattet mit allerlei Fertig-Einrichtung, Dachzelt von Firma X und Küchenauszug von Firma Y, prangte alles in Schriftzügen auf dem Gefährt. Alles teurer Scheiß und für meinen Geschmack ziemlich unpraktisch angebracht. Die Öffnung zum Dachzelt und damit die Leiter war auf der Fahrerseite. Auf der Beifahrerseite war der Einstieg zur Sitzgruppe. Und am Heck der Auszug für die Küche. Unablässig musste der Vanlifer neben uns um sein Auto herumtraben. Mir würde das ziemlich auf den Keks gehen, fand das schon beim Qashqai doof, dass wir alle Türen öffnen und überall dran mussten, um das Auto zum Schlafen umzubauen. Aber mangels Platz ging es da halt nicht anders.
Irgendwann kehrte nebenan Ruhe ein, der Typ war gefüttert und saß in seinem Camper. Wir waren auch schon fast bettfertig, da tuckerte ein lauter Diesel-Lkw auf den Platz: Ein Expeditionsmobil, natürlich deutsches Kennzeichen, das auf der anderen Seite direkt neben uns zum Stehen kam und zwar quer. Die Türe an der Seite öffnet sich und blieb geöffnet. Vorbei mit unserer Privatsphäre.
Deutsche und Diskretion - Welten prallen aufeinander. Dabei hatte ich mich gerade so schön an die Abwesenheit meiner Landsleute gewöhnt. Nehmt es mir nicht übel, aber vermisst habe ich euch nicht.
Zum Schluss gibt’s diesmal keine Statistik, wir sind heute nicht gefahren.