Teil 6 - Sørøya und Abschied von der Finnmark

Zwei Nächte sind wir auf Sørøya und haben auch noch mit Wasser im Camper zu kämpfen, dann müssen wir uns langsam auf das Travel-Office einstellen. Und weil das ebenfalls Probleme macht, müssen wir zurück nach Schweden.

Tag 21 - Der vermutlich teuerste Tag der Reise

Dienstag, 13. Juli 2021

Zum Frühstück gab es mal etwas Besonderes: Pfanncrepês. Crepês-Teig in Pfannkuchenstärke ausgebacken mit Erdbeermarmelade oder Nugatti bestrichen.

Die Aussicht war zwar immer noch ganz toll, das Wetter aber leider nicht mehr so wie am Vortag. Bevor wir abfuhren, wusch ich noch ein paar Wäschestücke, die ich im Camper aufgehängt habe. Dann machten wir uns auf den Weg nach Hammerfest.

Zunächst mussten wir einkaufen. Der Kiwi (Lebensmittelladen) und der Europris (Gemischtwarenladen) teilten sich einen Eingang und da wir nicht drauf achteten, landeten wir erst einmal im Europris. Das war nicht schlimm, auch dort gab es ein paar Dinge, die wir gebrauchen konnten. Anschließend gingen wir dann noch in den Kiwi.

Am Ortseingang von Hammerfest steht ein Schild am Wegesrand mit dem Zeichen für Abwasserentsorgung von Wohnmobilen. Im Busdepot von Snelandia ist es kostenlos möglich, Grauwasser zu entsorgen. Einen Trinkwasserhahn haben wir nicht entdecken können, weswegen wir nochmal zum Wohnmobilstellplatz beim Hurtigrutenkai gefahren sind, um dort Trinkwasser aufzufüllen. Bei der CircleK im Ort haben wir dann noch den Reifendruck geprüft. Danach hatten wir die Nase gründlich voll von Menschen und urbanem Milieu und all dem Stress, den Stadtleben so mit sich bringt. Darin waren wir uns einig und wir hatten fest vor, für den Rest des Tages Menschen und Städte zu meiden. Außerhalb der Stadt gab es auf einem Rastplatz unser Mittagessen, da erholten wir uns bei Sandwiches und den letzten Pfanncrepês erst einmal von dem Stress.

Mittagessen

In Norwegen muss übrigens immer mit Abblendlicht gefahren werden. Das ist im Ranger etwas nerviger als im Qashqai, denn der Ranger gibt ununterbrochen Laut, wenn man die Fahrertüre öffnet, während das Abblendlicht noch eingeschaltet ist. Ein vollkommen sinnloses Signal, denn der Ranger schaltet das Licht sowieso aus, kurz nachdem man die Türe abgeschlossen hat. Bisweilen vergaßen wir, das Licht bei Abfahrt einzuschalten, denn da dieses Signal so nervig ist, schaltete der Herr Lebensabschnittsgefährte das Licht manchmal aus.

Ein weiterer Grund für ihn, das Licht auszuschalten, war das Umräumen unserer Sachen auf einem Stellplatz. Manche Dinge mussten während der Nacht aus Platzgründen in die Fahrerkabine, wie zum Beispiel unsere Paddelboote. Und der Mann meinte, dass das Abblendlich jemanden stören könnte, wenn wir nachts mal vorne dran müssten. Ich musste lachen, als er mir das erzählte. Zum einen mussten wir nachts nie an die Fahrerkabine, denn dort war nichts drin, das wir nachts im Camper brauchten. Zum anderen war der Himmel nicht mehr dunkel geworden, seit wir den Polarkreis überquert hatten. Wen hätte da ein zusätzliches Licht stören sollen?

Jedenfalls führte dies dazu, dass wir regelmäßig ohne Licht unterwegs waren.

Die Strecke über die E6 kannten wir ja nun schon. Im Winter waren wir hier und auf der Hinfahrt Ende Juni sind wir hier auch entlang gefahren. Daher fuhren wir relativ zügig durch. Auf einem Teilabschnitt wurde gebaut und das Safety-Car war unterwegs. Auf Norwegisch heißt das Ledebil und man muss hinter diesem durch die Baustelle fahren.

Und plötzlich hatte der Herr Lebensabschnittsgefährte ganz andere Probleme, als beeindruckende Panoramen oder ungewöhnliche Materialtransporte, denn seine Kamera zeigte nur noch eine Fehlermeldung. Puh. Was tun? Wir warfen unsere Feststellung vom Morgen, dass unser Bedarf an Menschen und Stadtgewusel bis auf Weiteres gedeckt sei, über Bord und schmissen uns ins nächste Stadtgetümmel. Wir machten uns auf den Weg nach Alta, um dort nach einem Photogeschäft zu suchen

Wir hofften, jemanden zu finden, der in der Lage ist, die Kamera zu reparieren, vielleicht nicht am selben Tag, wir würden in der Nähe bleiben und die Landschaft ungeknipst genießen. Gleichzeitig hatten wir uns auch schon darauf eingerichtet, ggf. eine neue Kamera zu kaufen.

Zunächst gingen wir in einen Elektronikmarkt. Dort gab es weder jemanden, der sich mit Kameras auskannte, noch für uns interessante Kameras. Offensichtlich gibt es dafür keinen Markt in der Finnmark. Aber immerhin nannte man uns ein Geschäft, das zumindest in der Vergangenheit Kameras verkaufte. Ob sie es noch tun würden, wusste der nette Eletronikmarktverkäufer nicht, aber einen Versuch sei es ja wert.

Das Photogeschäft war fußläufig erreichbar und die Verkäuferin dort extrem nett. Zur Reparatur hätte sie die Kamera einschicken müssen, deswegen gab sie uns den Tipp, dass wir uns in der Photo-Facebook-Gruppe in Alta melden sollten, um dort zu fragen, ob vielleicht einer Ahnung hätte und die Kamera reparieren könnte. Die Gruppe sei sehr aktiv und da wären auch Leute, die richtig Ahnung hätten. Zwar fanden wir die Idee mit der Facebook-Gruppe ganz witzig, aber eigentlich wollten wir uns gar nicht so lange mit dem Thema aufhalten. Daher beschlossen wir, die einzige Kamere, die für den Mann überhaupt in Frage kam, zu kaufen. Und so ist der Herr Lebensabschnittsgefährte zu einer neuen Kamera gekommen.

Neue Kamera

Zusätzlich zur Kamera gab es von der Mitarbeiterin noch den Tipp für einen Photo-Hotspot für 1a-Mitternachtssonnenbilder, den wir aber aufgrund von bewölktem Himmel nicht nutzen konnten. Nun war unser Bedarf an Menschen und Städten aber endgültig gedeckt. Und auf langes Fahren hatten wir auch keine Lust mehr.

Wir fanden einen Parkplatz am Kvalfjord, wo wir uns für die Nacht einrichteten. Das Wetter passte zur Stimmung am Abend. Der Tag war anstrengend und außerdem der bisher teuerste Tag der Reise. Und wir hatten auch nichts dagegen, dass es dabei bleiben würde.

Zum Schluss noch die Statistik: 176 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren. Die Route als Screenshot, er GPS-Track dieses Reiseabschnitts ist am Ende dieses Beitrags.

Tag 22 - Auf nach Sørøya!

Mittwoch, 14. Juli 2021

Die Aussicht auf den Fjord war morgens immer noch leicht getrübt. Wir ließen uns Zeit, frühstückten, ich räumte mal wieder den Camper auf usw., bevor wir uns auf den Weg machten. Unser Ziel war die Insel Sørøya. Das Wetter besserte sich erst allmählich, dann deutlicher. Wir fuhren am Kåfjord entlang und legten einen Photostopp in Talvik ein.

Kurz nach unserer Rast erblickte ich am Wegesrand eine Hütte, vor der etliche Rentierfelle gestapelt waren. Ich wollte ein Rentierfell! Im Winter gibt es kaum etwas, das besser wärmt als so ein Fell. Wir machten kehrt und fuhren zu dem Sámi-Shop zurück. Ich suchte mir ein großes, vollständiges Fell aus und nahm außerdem noch ein kleines mit, das ziemlich genau Sitzgröße hat. Der Frosch durfte als erstes auf dem großen Fell probeliegen. Das Fell ist übrigens total weich.

Wir fuhren weiter nach Øksfjord. Zunächst ging es ein Stück auf der anderen Seite des Kåfjords entlang und dann nach Norden, am Øksfjord entlang zum gleichnamigen Ort.

Wir hatten noch etwa vier Stunden Zeit, bis die nächste Fähre ging. Daher fuhren wir die Straße auch noch bis zu ihrem Ende nördlich von Øksfjord. Dort lag ein verschlafenes Nest namens Ystnes. Am Sendemast für den Handy-(und Fernseh?-)Empfang parkten wir unseren Camper und machten uns Mittagessen. Anschließend liefen wir an der Stelle noch eine Weile herum und ließen uns außerdem die Sonne auf den Pelz scheinen.

Nach einer ganzen Weile fuhren wir zurück zum Fähranleger. Es gab mehrere Warteschlangen für unterschiedliche Ziele. Wir sortierten uns in der Hasvik-Warteschlange ein. Und während wir darauf warteten, auf unsere Fähre zu dürfen, kam die MS Polarlys der Hurtigruten in den Hafen von Øksfjord gefahren.

Plötzlich war Leben an der Fähre auszumachen und einige um uns herum sprangen auf die Fahrersitze und starteten die Motoren. Wir verließen hektisch den Camper, in den wir uns auf einen Kaffee zurückgezogen hatten, und stiegen vorne ein, machten uns fertig zur Abreise. Die Reihen der anderen Ziele wurden auf das Schiff gewunken, die Hasvik-Reihen blieben stehen. Wir schalteten den Motor wieder aus und entspannten uns wieder. Es dauerte noch ein bisschen, bis die Fähre zurückkam und wir an Bord durften.

Fast zeitgleich mit unserer Fähre legte die MS Polarlys ab, weswegen wir uns ein “Rennen” im Fjord lieferten.

Während wir nordwärts nach Hasvik unterwegs waren, bog die südgehende Polarlys am Ende des Øksfjords Richtung Westen ab und fuhr weiter an der Küste entlang. Wir starrten aufs Wasser, was man halt während einer Schiffsreise so macht, und entdeckten Vögel, die unser Schiff begleiteten bzw. auch vor selbigem flohen. Lummen und Papageitaucher waren hier im Wasser unterwegs.

Ich warf noch einen letzten Blick zurück aufs Festland. Dann verzogen wir uns ins Innere des Schiffes, es war kühl. Bei trübem Wetter kamen wir in Hasvik an und fuhren die Straße entlang Richtung Norden.

Wir hatten gar kein bestimmtes Ziel auf der Insel, es zog uns nur in die Abgeschiedenheit und Einsamkeit, weg von Menschen und Trubel - soweit man in der Finnmark überhaupt von Trubel reden kann. Aber nach 1,5 Jahren Pandemie ist selbst der schon zuviel. Noch mehr als “vor Corona” zieht es uns zu den eher abgelegenen Plätzen, immer mit der Diskrepanz lebend, dass wir auf der Suche nach einer Lösung für uns selbst zu einem Teil des allgemeinen Tourismusproblems werden.

An unseren Stellplatz hatten wir auch diesmal keine allzu hohen Ansprüche. Wir stellten uns in den Bergen auf einen Parkplatz, wo wir ein wenig windgeschützt standen. Die anderen Fahrzeuge gehörten wohl irgendwelchen Norwegern, die zu Fuß in den Bergen unterwegs waren oder hier irgendwo ihre Hütte haben.

Zum Schluss noch die Statistik: 132 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren. Die Route als Screenshot, er GPS-Track dieses Reiseabschnitts ist am Ende dieses Beitrags.

Tag 23 - Einkaufen in Sørvær und abgesoffen in Dønnesfjord

Donnerstag, 15. Juli 2021

Als wir morgens wach wurden, wehte ein leichter Wind. Es gab kaum Insekten, die Lage schien mir ideal, um mal einen Versuch außerhalb des Campers zu starten, mit dem Flaschenaufsatz die Haare zu waschen. Nach dem Kaffee krabbelte ich also an die frische Luft. Kaum war ich draußen, war es plötzlich windstill und von allen Seiten kam Fluginsekten, die sich gierig auf mein Blut stürzen wollten. Ich gab auf, zupfte und wuschelte die Haare so gut es ging zurecht und lief ein wenig herum, um mir die Gegend anzusehen.

Der Herr Lebensabschnittsgefährte war ebenfalls unterwegs zum knipsen und Drohne fliegen.

In der Panorama-Ansicht oben kann man sich mit Hilfe des Mauszeigers umsehen. Unten ist eine Galerie mit Einzelbildern.

Nach dem Frühstück fuhren wir Richtung Norden. Natürlich gab es unterwegs viel zu knipsen. Das Wetter war chic und die Aussicht toll. Und Wasserfall geht bekanntlich immer!

Wir erreichten Sørvær. Das verschlafene 200-Seelen-Nest am Ende der Staße ist total schön, ein Ort, an dem wir uns sogar vorstellen könnten, zu leben. Es gibt einen kleinen Hafen und einen Joker, der den Ort mit allen nötigen Lebensmitteln und ein paar anderen überlebenswichtigen Artikeln versorgt. Wir lieben diese kleinen Läden in den Orten an den Rändern der nordischen Welt. Wir gehen da sehr gerne einkaufen, auch wenn alles etwas teurer ist als in den größeren Märkten.

Nach dem Einkaufen nahmen wir unser zweites Frühstück am Wasser ein. Danach fuhren wir wieder zurück. An einer Bucht machten wir Halt, eigentlich um einen Wasserfall und die Aussicht und Adler zu knipsen.

Und dann hat der Herr Lebensabschnittsgefährte Rudi, das Rentier mit der roten Nase entdeckt!

Leider war das nicht wirklich lustig, das arme Tier hatte einen Sonnenbrand auf der Nase. Es war zunächst unten am Wasser unterwegs, da sahen wir die Rentiere oft in diesen Tagen, wenn es so warm war. Als ich etwas näher ging, kam das Tier auf die Straße. Ich war überrascht, denn normalerweise gehen die den Menschen eher aus dem Weg. Es kam ziemlich nah an mich heran, nahm mich in Augenschein, sah mich eine Weile an und ging dann wieder.

Anschließend fuhren wir die Schotterstraße nach Dønnesfjord. Die Straße war ziemlich krass, mit vielen tiefen Schlaglöchern. Dementsprechend niedrig war unsere Durchschnittsgeschwindigkeit, die lag nur knapp über Schrittgeschwindigkeit. Mich störte das überhaupt nicht, so hatte ich mehr von der Landschaft und die war wieder einmal grandios.

Am Ende der Straße angekommen machten wir uns auf die Suche nach einem Stellplatz für die Nacht. Hier wohnt kaum jemand, im Winter ist die Straße zudem unpassierbar. Die meisten Häuser und Hütten hier sind Sommerresidenzen von Norwegern. Der erste Platz, den wir ausprobierten, war in der nähe des Flusses. Wir beobachteten eine Familie Austernfischer. Das sind sehr schöne Vögel und immer unterwegs und beschäftigt, weswegen sie auch toll zu beobachten sind.

Der Platz wäre zwar schön gewesen, aber so uneben, dass sitzen und schlafen recht unbequem geworden wären. Daher fuhren wir wieder ein Stück zurück zu einer Stelle, an der wir auf der Hinfahrt schon überlegt hatten, dass dies möglicherweise ein Übernachtungsplatz sein könnte. Dort war es eben und wir blieben. Wir richteten uns gemütlich ein, es gab Mittagessen und zum Nachtisch Erdbeeren, die wir morgens beim Joker gekauft hatten.

Erdbeeren

Allerdings erwies sich der Platz als äußerst windanfällig. Auch hier fiel der berühmt-berüchtigte Satz: “Ob das unsere beste Idee war?” Dieser bezog sich zu diesem Zeitpunkt noch auf den Wind, der unseren Bert durchrüttelte und für eine gewisse Lautstärke im Camper sorgte.

Irgendwann ließ der Wind nach und Regen tröpfelte aufs Dach. Der Herr Lebensabschnittsgefährte meinte neulich noch, dass er es mag, wenn wir im Camper sitzen und es regnet. Irgendwann ließ der Regen wieder nach und es war windstill. Mücken tanzten vor der Heckklappe herum. Ich freute mich und erklärte das schlechte Wetter für beendet. Ich überlegte sogar, ein wenig am Camper weiter zu basteln, unsere Toilettensituation war immer noch ein wenig unbequem.

Plötzlich kam wieder Wind auf, diesmal von der anderen, der Beifahrer-Seite. Wolken zogen auf. Die Bucht mit den Hütten war schon nicht mehr zu sehen, der Berg gegenüber auch nicht.

Und dann öffnete der Himmel seine Schleusen.

Aus der Camperbastelei wurde somit nichts. Wir beschäftigten uns stattdessen ein wenig mit dem Blog. Ich tippte Texte, der Herr Lebensabschnittsgefährte stellte Bilder für seine Galerien zusammen. Da es am Stellplatz kein Internet gab, kamen nur Offline-Tätigkeiten in Frage. Um Tee zu kochen, verließen wir irgendwann unsere komfortablen Sitzplätze und gaben den Blick frei auf das Elend: Unser Bettlaken war nass und das nicht gerade wenig!

Am Fenster auf der Beifahrerseite lief seit mindestens einer halben Stunde das Wasser nur so runter, als würde einer mit einem Schlauch oben auf dem Dach stehen und Bert wässern. Und an irgendeiner Stelle hatten diese Sturzfluten einen Weg ins Innere gefunden!

Hektisch räumten wir erstmal alles auf Seite und sahen im Stauraum unter der Sitzbank nach, um den Schaden zu begutachten. Eines der Bretter der Sitzbänke war ziemlich nass und an einer Stelle war ein wenig Wasser auf den Plunder darunter getröpfelt. Glücklicherweise kein allzu dramatischer Schaden, denn darunter war eine Plastikkiste mit Deckel, der die Tropfen aufgefangen hatte.

Dafür war der Kork ziemlich nass an der Stelle, wo das Hardtop und die Ladefläche zusammenkamen. Ich verfluchte den Fahrzeugbauer. Allerdings half das in der aktuellen Situation auch nicht weiter. Wir wollten der Undichtigkeit auf den Grund gehen und bewaffneten uns mit hochprofessionellem Werkzeug. Mit Multitool und Nagelschere entfernten wir die Korkverkleidung an der Stelle, wo wir den Haupteintrag von Wasser vermuteten.

An dieser Stelle war das Aluminium rausgeflext. Der Kork und damit indirekt auf unser Bettzeug hatte direkten Kontakt zum Moosgummi, das zwischen Ladeflächenkante und Hardtop klemmt. Und an der Stelle hat das Wasser sich einen Weg gesucht und auch gefunden, freundlich aufgesogen vom Bettlaken.

Die Bettlaken waren zu nass, um darauf zu schlafen. Glücklicherweise haben unsere Schaumstoffmatratzen überhaupt kein Wasser aufgenommen. Wir bauten das Bett daher ein wenig um, die breite Matratze, die den Mittelgang abdeckte, legten wir ans Kopfende. Die beiden schmaleren Matratzen dann in die Mitte. So war noch etwas Platz zwischen Matratze und Außenwand. In die Lücke stellten wir die Deckel unserer Plastikboxen, um eine Barriere zwischen der feuchten Kante und unserem Bett zu haben. So konnten wir dann doch noch erstaunlich gut schlafen - auch wenn um uns herum totales Chaos herrschte.

Zum Schluss wie immer die Statistik: 45 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren, wofür wir zwei Stunden und 13 Minuten benötigt haben. Die Route als Screenshot, er GPS-Track dieses Reiseabschnitts ist am Ende dieses Beitrags.

Tag 24 - Ein weiterer Tag mit unschönem Ende

Freitag, 16. Juli 2021

Nach dem Desaster vom Vortag hatten wir die Nacht besser geschlafen als erwartet. Auch war trotz anhaltender Regengüsse kein weiteres Wasser eingedrungen. Das Wetter war immer noch ziemlich trüb und feucht, als wir uns auf den Rückweg zur Fähre machten.

Die Schlaglöcher ließen sich bei Regenwetter viel besser orten. Und das Wetter fanden nicht alle schlecht, da kann man doch trotzdem mit der Familie baden gehen. Und ich muss zugeben, dass ich die Aussicht auch bei trübem Wetter mag.

Wir näherten uns Hasvik, die Fähre war allerdings noch nicht da, ein wenig mussten wir noch warten.

Die Fähre war glücklicherweise nicht sehr voll. Die See war rauh, das Schiff rollte zum Festland hinüber, rauf, runter, rechts, links. Als wir in Øksfjord ankamen, war das Wasser aber wieder ruhig.

Wir fanden einen Rastplatz, an dem es möglich war, Grauwasser auszuleeren und unseren Müll loszuwerden. Dann noch schnell ein Bild knipsen und weiter ging’s.

Von der E6 aus machten wir einen Abstecher um den Kvænangen herum mit einem Stopp am Navitfossen, wo wir auch zu Mittag aßen. Die Straße ging auf und ab und der Wasserfall war auch toll!

Morgens hatten wir zunächst beschlossen, einen Campingplatz zu benötigen. Später waren wir aber der Meinung, dass dieser doch nicht so wichtig sei. Unseren Schlafplatz fanden wir auf der Westseite vom Straumfjord auf einem Stein-Plateau. Da waren wir wieder froh um unser 4x4-Fahrzeug, das es uns problemlos ermöglichte, das Auto an solche Stellen zu bringen. Und der Blick hinten raus war auch nicht schlecht.

Wir versuchten, das Guthaben auf unserer schwedischen SIM-Karte zu aktivieren, denn dies war unser letzter Urlaubstag. Wir hatten noch das Wochenende vor uns und dann begann der ernste Teil unserer Reise. Und der sollte noch ernster beginnen, als wir uns das gedacht hatten. Das Guthaben ließ sich nämlich nicht aktivieren und Netz hatten wir mit der schwedischen SIM auch nicht. Also kontaktierten wir erneut den Support. Dort meinte man, die Ersteinbuchung müsse im schwedischen Netz erfolgen, dann würde die Karte auch im Ausland funktionieren. Wir waren zwar der Meinung, dass die Ersteinbuchung schon in Vittangi stattgefunden hätte, aber der Typ meinte, wir müssen erstmal nach Schweden, da funktioniere die Karte dann.

Die Laune war dahin. Nach Schweden wollten wir eigentlich nicht. Aber wir hatten ca. 100 Euro für den ganzen Mist ausgegeben und wollten die nun erstmal verwenden. Und wir hatten kaum Zeit, uns um Ersatz zu kümmern. Daher beschlossen wir, am Samstag an die schwedische Grenze zu fahren, um dort Karte und Guthaben zu aktivieren. Dann gingen wir eher mäßig gelaunt zu Bett.

Zum Schluss wie immer die Statistik: 187 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren. Die Route als Screenshot, er GPS-Track dieses Reiseabschnitts ist am Ende dieses Beitrags.

Tag 25 - Abschied von der Finnmark

Samstag, 17. Juli

Wir hatten einen für hiesige Verhältnisse weiten Weg vor uns und machten uns dementsprechend zeitig auf den Weg. Und wie es hier im Norden üblich ist, wechselte das Aussehen der Gegend nach nahezu jeder Kurve. So oft denke ich mir, ich kann doch nicht ständig Photos aus dem fahrenden Auto machen. Und dann sind da diese wechselnden Landschaften und ich mag die Perspektive ja auch, wie sollte man da denn nicht? Hier mal eine Auswahl der Bilder.

Ab und zu kurbelte ich das Beifahrerfenster herunter und knipste die dramatische Landschaft auf der anderen Seite des Fjordes. Dieses Land ist so unglaublich, ich kann mich überhaupt nicht satt daran sehen. Und dann hieß es ja auch Abschied nehmen, denn zurück in die Finnmark würden wir auf dieser Reise wohl nicht mehr fahren. Und natürlich machten wir auch Photostopps, damit der Herr Lebensabschnittsgefährte knipsen konnte.

Um 20 nach 9 Uhr machten wir eine Rast für das zweite Frühstück. Bei der Gelegenheit knipste ich ein Daumen-Update.

Der Daumen des Herrn Lebensabschnittsgefährten sah zwar immer noch ziemlich krass aus, aber er schmerzte überhaupt nicht mehr und war eigentlich wieder ganz normal einsetzbar. Und der Herr Lebensabschnittsgefährte war nicht der einzige, der Federn lassen musste, Bert hatte unterwegs ein Auge verloren.

Die Stimmung während der Fahrt war ziemlich gedrückt. Die Umgebung wurde immer urbaner und die E6 war nach drei Wochen abseits der Hauptrouten durch die Finnmark cruisen der blanke Horror. Wir sehnten uns nach dem hohen Norden zurück.

Irgendwo hinter Setermoen machten wir Mittagspause. Die Einrichtung im Camper hatte sich etwas verselbstständigt. Es sah sowieso noch etwas wild aus da hinten, weil noch nicht alles wieder getrocknet war. Und nun kamen uns auch noch die Küchenkästen entgegen. Dabei waren wir nicht einmal Schotterstraßen gefahren.

“Falls jemand ein paar neue Schuhe benötigt, an der E6 stehen welche zur Abholung bereit”, postete ich in Social Media. Aber weder dies noch die Tatsache, dass es auf dem Parkplatz für die Mittagspause ja ganz nett war, änderte etwas an der trüben Stimmung, die wir (und besonders ich) aufgrund der südgehenden Route hatten.

Irgendwann in den vergangenen vier Wochen kam auch der Herr Lebensabschnittsgefährte nicht umhin zu bemerken, dass ich wohl nirgendwo so gut hinpassen würde, wie in die Finnmark. Das erklärt auch dieses Gefühl, das ,ich auf dem Weg aus der Finnmark zurück nach Schweden beschlich: Hier wurden Dinge getrennt, die zusammen gehören.

Kurz vor Narvik wechselten wir auf die E10. Ein letzter Blick auf Fjord und Fjell, dann fuhren wir bis kurz vor die Grenze. Auf einem Parkplatz hielten wir, dort hatten wir schwedisches Netz und konnten SIM-Karte bzw. das Guthaben aktivieren.

Guthaben aktiviert

Allerdings konnten wir uns in keines der norwegischen Mobilfunknetze einloggen, nur das schwedische funktionierte. Wir nahmen daher erneut Kontakt mit dem Support auf. Und erst jetzt erzählte man uns, dass die SIM-Karte im Ausland nur dann funktioniert, wenn man sich beim Anbieter registriert. Und um sich beim Anbieter zu registrieren, muss man Einwohner Schwedens sein. Ganz toll.

So schnell gaben wir nicht auf, immerhin hatten wir insgesamt knapp 100 Euro für Internet in Schweden bezahlt. Wir beschlossen, nach Kiruna zu fahren, um dort in einen Laden zu gehen, wo die Karten verkauft werden. Vielleicht ließ sich ja doch noch etwas machen.

An diesem Tag war es schon zu spät, um in Kiruna noch etwas auszurichten. Daher machten wir einen kurzen Stopp hinter der Grenze, wo wir uns mit Lebensmitteln versorgten.

Der Unterschied zwischen Norwegen und Schweden war schon recht krass. Entlang der Straße es nicht nur ziemlich dreckig und vermüllt. Es waren auch ziemlich viele Deutsche unterwegs, die jede Parkbucht zuparkten, oft und gerne in Rudeln dicht gedrängt. Auch im Supermarkt waren einige Deutsche unterwegs, leicht zu erkennen am nicht eingehaltenen Abstand - und der Lautstärke. Ich fragte mich, ob die die Einreisekriterien für Norwegen nicht erfüllten und gar nicht erst reinkamen. Nach meinem Kenntnisstand musste man zu diesem Zeitpunkt ein digitales EU-Zertifikat (geimpft/genesen) vorweisen oder einen Test nicht älter als x Stunden und dann an der Grenze nochmal testen.

An einem Rastplatz war eine Ent- und Versorgungsstation für Grau- und Frischwasser. Wir erledigten das und machten uns dann wieder auf den Weg, weg von diesem überfüllten Parkplatz, der einem Campingplatz an der Ostsee zur Hauptferienzeit glich. Nur waren die Leute hier viel merkwürdiger, schlecht zu beschreiben, eine eigenartige Mischung hatte sich hier zusammengefunden. Als wär das alles nicht schon lästig genug, wurden wir zudem von Mücken attackiert, während wir uns um die Wasserkanister und den Müll kümmerten.

Einige Minuten vorher war mir auf der rechten Seite ein Parkplatz aufgefallen, der ziemlich groß aber bis auf einen Pkw recht leer war. Diesen steuerten wir nun an. Der Pkw war mittlerweile weg, in einer Ecke stand ein Bagger neben einem Wohnwagen. Wir stellten uns in eine andere Ecke und machten uns für die Nacht zurecht. Vorher gab es noch etwas zu essen und zum Nachtisch Jacky, die Känguru-Kuh, die unbeantwortete Fragen zurückließ.

Känguru-Kuh

Zum Schluss wie immer die Statistik: 466 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren. Die Route als Screenshot, er GPS-Track dieses Reiseabschnitts ist am Ende dieses Beitrags.

GPS-Track