Teil 9 - Senja
Drei Tage waren wir auf der Insel Senja, einer wirklich, wirklich schönen Insel unterwegs. Von dort setzen wir mit der Fähre auf die Vesterålen über.
Tag 38 - Wir fahren nach Senja
Freitag, 30. Juli 2021
Thank God it’s friday! Freitags musste ich nicht arbeiten, ich hatte eine 4-Tage-Woche. Ich beschäftigte mich morgens mit Müßiggang und dem Blog. In der Nacht zuvor war ich wach geworden und stellte sowas wie Morgen- oder Abenddämmerung fest. Vermutlich gingen die beiden ineinander über. Das Photo entstand um 01:03 Uhr.
Aufgrund der für uns ungünstigen Fährzeiten beschlossen wir, die Mittagsfähre zu nehmen und auf Ringvassøya einen Platz zum Arbeiten zu suchen. Ich räumte den Camper auf, spülte das Geschirr usw. Dann platzierte ich den Herrn Lebensabschnittsgefährten mit dem Laptop und dem Router auf dem Beifahrersitz, räumte hinten den letzten Kram noch weg und fuhr los zum Fährhafen.
Um 13:45 Uhr kam die Fähre. Die meisten Fähren mussten wir übrigens gar nicht sofort bezahlen, sondern es wurde unser Kennzeichen photographiert. Zusammen mit der Maut, die man an manchen Stellen bezahlen muss, kommt die Rechnung dann irgendwann nach dem Urlaub.
Auf der Nachbarinsel fuhren wir noch bis zum Langsundet, dann hielten wir auf einem Parkplatz. Dem Herrn Lebensabschnittsgefährten war zwischenzeitlich übel geworden, schließlich hatte er sowohl auf der Fähre und auch die ganze Fahrt über weiter gearbeitet.
Ich überließ den Mann seinem Schicksal und ging ein wenig am Wasser spazieren und knipsen. Es war ganz hübsch an dieser Stelle und das Wasser war wunderschön türkis.
Irgendwann zwischen 16 und 17 Uhr war endlich Feierabend und wir machten uns auf den Weg, wir hatten ja noch ein Stück vor uns, unser Ziel war die Insel Senja.
Wir fuhren über die gesamte Kvaløya bis an ihr westliches Ende. Dort war auf der Insel Sommarøya Ein Campingplatz, bei dem wir die Ver- und Entsorgung sowie die Duschen benutzen wollten.
Allerdings gab es ein Problem, der Campingplatz hatte keine Rezeption. Die Infrastruktur dort funktionierte mit Münzen, die wir leider nicht hatten. Eine Frau war zwar sehr nett und bot uns an, uns die Münzen zu geben, wenn wir ihr das Geld per Vipps zukommen lassen würden, aber als Nicht-Norweger können wir Vipps leider nicht nutzen. So fuhren wir unverrichteter Dinge wieder ab.
Die letzten Meter auf der Insel waren noch sehr schön anzusehen und wir hatten noch etwas Zeit, bevor die Fähre abfuhr. Wir legten nochmal einen Stopp ein.
Auf der Fähre war es ziemlich voll im Vergleich zu dem, was wir bisher erlebt hatten. Aber das war auch nicht weiter verwunderlich, immer mehr ausländische Touristen kamen ins Land. Auch hier machten wir die Erfahrung, dass unsere Landsleute nicht in der Lage sind, Abstand zu halten. Nun ja, wir standen die meiste Zeit an Deck.
Auf Senja sind wir nicht mehr allzu weit gefahren. Wir hatten zuvor schon einen Schlafplatz in einer Marina rausgesucht. Dorthin fuhren wir direkt.
Es war nach 20 Uhr, als wir dort ankamen, und wir waren ziemlich müde. Mehr als Abendessen und dann hinlegen und schon bald schlafen, war an diesem Abend nicht mehr drin.
Zum Schluss noch die Statistik: 160 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren. Die Route als Screenshot, der GPS-Track des gesamten Reiseabschnitts ist am Ende dieses Beitrags.
Tag 39 - Husøy, Esfordstranda, Tungeneset
Samstag, 31. Juli 2021
Der Stellplatz war top und total ruhig in der Nacht. Außer uns standen noch zwei norwegische Wohnmobile hier. Allerdings brach morgens um sechs Uhr bereits Betriebsamkeit aus. Gegen halb Sieben liefen drei Boote aus, eventuell waren das Angeltouren mit Touristen, jedenfalls sah es so aus.
Wir konnten nicht allzu früh weg, da wir den Stellplatz noch bezahlen mussten. Dazu sollte man das Bargeld in einen der Umschläge geben, die eigentlich nur für Boote vorgesehen waren. Wir hatten aber wieder einmal kein passendes Bargeld, also beschäftigten wir uns bis 10 Uhr mit dem Blog. Um 10 Uhr öffnete Matkroken. Wie so oft schon auf dieser Tour in den kleinen Läden in den entlegenen Orten, waren wir auch hier die einzigen Kunden. Wir kauften natürlich auch ein und baten an der Kasse darum, unseren 500-Kronen-Schein zu wechseln. Zurück am Camper füllte ich den Meldezettel auf dem Briefumschlag aus und legte das Geld passend hinein. Dann fuhren wir los.
Das Wetter war noch ein wenig trüb, aber das machte uns nichts. Wir erkundeten vor allem den Norden. Die Südküste der Insel sieht vermutlich ähnlich aus wie die anderen Inseln, der rauhe Norden war daher unser Ziel. Denn auf den anderen Inseln konnte man die Nordküsten nicht entlang fahren.
Wir fuhren nach Husøy. Das ist ein ziemlich kleine Insel im Øyfjord. Ich hatte gelesen, dass die Insel in den 1950er Jahren von den Menschen aus Øyfjordvær besiedelt wurde, weil ihre Siedlung durch Erdrutsche gefährdet war. Die Insel ist kleiner als die Helgoländer Düne und dichter besiedelt als Hamburg.
Auf der Nordspitze der Insel stehen keine Häuser, da ist Felsen und etwas Grün. Und ganz im Norden steht ein kleiner Leuchtturm. Dorthin sind wir gelaufen, haben ein paar Photos geknipst und dann sind wir wieder zum Auto zurück gegangen.
Wir fuhren bis zum Ørnfjord, wofür wir einen großen Teil der Strecke wieder zurück fahren mussten. Am Ende der Straße in Fjordgård machten wir kehrt. Eigentlich waren wir auf der Suche nach einem ruhigen Parkplatz für die Mittagspause. Den fanden wir aber erst auf dem Rückweg an der alten Straße neben dem Tunnel.
Die Tunnel entlang der Strecke sind ziemlich finster und eng. Bei einigen stehen vorher Schilder mit Schaltern für Radfahrer. Wenn die den Schalter betätigen, geht die Warnlampe am Schild an, die signalisiert, dass ein Radfahrer im Tunnel ist. Außerdem sind an den Tunneleinfahrten Boxen mit Warnwesten, auf denen steht, dass man eine nehmen soll, um besser gesehen zu werden.
Wir fuhren am Medfjord entlang bis nach Mefjordvær, wo die Straße endete. Die Gegend war irrsinnig schön.
Unser nächster Stopp ist in Ersfjord. Dort gehen wir ein bisschen am Strand spazieren.
Als wir auf unserem weiteren Weg um die nächste Landzunge herum gefahren waren, tat sich vor uns erneut ein Parkplatz auf und wir fuhren raus. Von dem Platz aus führte ein Weg hinunter auf die Felsen, die statt eines Sandstrandes den Übergang von Land zu Wasser bildete.
Zunächst dachten wir, wir laufen da ein wenig auf den von der Witterung teiweise recht glatt geschliffenen Felsen herum und dann fahren wir weiter. Aber dann entdeckten wir, dass in den ganzen Steinstufen etliche kleine Tümpel waren, in denen das Leben tobte.
Das war total faszinierend, ich hätte da stundenlang in die Löcher starren können.
Wir fuhren noch bis Bøvær, drehten dann aber um und fuhren zurück bis Stamnesvika, einer Bucht am Bergsfjorden. Dort fanden wir eine Parkbucht, in der wir über Nacht stehen bleiben konnten.
Der Verkehr an der Straße war auch hier sehr überschaubar und größtenteils ruhig. Der Blick aus dem Camper aufs Wasser war wieder phantastisch!
Wir spielten abends noch ein wenig, bevor wir ins Bett gingen.
Zum Schluss noch die Statistik: 111 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren. Die Route als Screenshot, der GPS-Track des gesamten Reiseabschnitts ist am Ende dieses Beitrags.
Tag 40 - Der letzte Tag auf Senja
Sonntag, 1. August 2021
Der Blick aus dem Fenster konnte sich wirklich sehen lassen.
Nach dem Frühstück gab es zunächst harte Überlegungen nebst Diskussion. Der Herr Lebensabschnittsgefährte dachte laut darüber nach, ob wir die Tour abbrechen sollten. Die Kombination aus Vollzeitarbeit und Roadtrip war extrem anstrengend und ihm kamen Zweifel, ob das über einen so langen Zeitraum gutginge. Das Problem war allerdings: Wir waren rund 3.000 Kilometer und etwa 35 Stunden Fahrtzeit von zuhause entfernt. Und es war Sonntag, am nächsten Morgen musste er schon wieder arbeiten. Wir würden etwa zwei Wochen wenn nicht noch länger benötigen, um nach Hause zu kommen. Und Ende August sollte die Tour ohnehin zuende sein. Viel wäre also nicht gewonnen. Daher beschlossen wir, weiter zu machen.
Wir machten uns auf den Weg Richtung Süden der Insel. Dabei fuhren wir wieder durch wahnsinnig schöne Landschaften, von denen wir noch lange nicht genug gesehen hatten.
An der Bergsbotn-Aussichtsplattform legten wir einen Stopp ein. Die Plattform war witzig gestaltet, die Holzwege waren geschwungen.
Und die Aussicht auf den Bergsbotn war grandios!
Auf dem Weg weiter Richtung Süden kamen wir tatsächlich an einen Tunnel, in dem die Fahrradfahrer-Warnleuchte eingeschaltet war. In Svanelvmoen bogen wir auf eine Schotterpiste ab. Diese war teils geschottert, teils asphaltiert.
Am Tranøybotn machte wir Mittagspause. Nach dem Essen gingen wir noch ein bisschen spazieren. Von der Straße sah es aus, als würde unser Auto mitten in der Wiese stehen. Aber da war einigermaßen fester Boden und man durfte da stehen.
Å i Lofoten kennt so ziemlich jeder, der sich für Norwegen begeistert. Aber es gibt mehrere Orte in Norwegen und sogar einen in Dänemark, die so heißen. Dieses Å befindet sich auf der Insel Senja und hat etwa 100 Einwohner.
Wieder einmal an einem Ende einer Straße angekommen, machten wir kehrt und fuhren wieder zurück in den Norden. Wir wollten an diesem Tag noch mit der Fähre nach Andøya, der nördlichsten Insel der Vesterålen, übersetzen.
In Sandvika hielten wir noch einmal zum Knipsen. Schlaglöcher auf den Straßen und enge Kurven hatten die Einrichtung im Camper ein wenig durcheinander gebracht. Wir stellten Optimierungsbedarf fest, um unseren Camper offroad-tauglicher zu machen. Wir würden noch einiges zu tun haben, wenn wir wieder zuhause waren.
Ein Stück weiter, am Fuß des Sukkertoppen mit Blick auf die offene See, legten wir noch einmal eine Rast ein. Hier flog der Mann nochmal die Drohne.
Wir hatten noch viel Zeit, die Fähre fuhr erst in knapp drei Stunden und wir waren schon wenige Kilometer vor Gryllefjorden, wo die Fähre abfuhr. Nach der Brücke, die über den Gryllefjord führt, führte eine Straße den Berg hinauf. In der engen Kurve genau über der Brücke gibt es eine Parkbucht, in der wir nochmal kurz gehalten haben.
Danach fuhren wir zum Fähranleger und stellten Bert schonmal in die Reihe. Dann schauten wir, ob wir im Ort etwas zu essen auftreiben würden. Es gab einen Imbiss, den suchten wir auf. Wir holten uns Burger, die wir mit ins Auto nahmen und dort aßen. Die Burger waren sehr gut.
Gesättigt ging es aufs Schiff. Die Überfahrt dauerte etwa 1,5 Stunden. Wir sahen einen tollen Regenbogen, natürlich nochmal den Blick zurück auf Senja und als Empfangs-Chef wartete auf der anderen Seite ein Kormoran auf einer Stange im Wasser.
Vom Daumennagel des Herrn Lebensabschnittsgefährten gab es auch noch neues zu berichten. Der alte Nagel löste sich langsam und fast schwarzes Blut lief heraus. Das alles war zwar immer noch schmerzfrei, verlangte dem Mann aber doch einiges ab.
Gegen 20:30 Uhr legten wir in Andenes auf Andøya an. Auf dem Schiff hatten wir bereits via App einen Schlafplatz gesucht. Weit mussten wir nicht mehr fahren. Wir kamen auch am Andøya Space Center vorbei, von hier aus starteten Raketen ins All. Das letzte Stück Weg zum Strand von Bleik führte über eine Schlaglochpiste.
Wir stellten uns auf einer Anhöhe in eine Bucht an der Straße abseits von den anderen Campern, die unten am Strand standen. Von dort aus hatten wir einen guten Überblick.
Der Mann packte nochmal die Drohne aus und flog eine Runde und machte ein paar Photos aus der Luft. Tolle weiße Strände haben die da auf Andøya.
Aus dem Fenster im Camper hatten wir einen direkten Blick auf Bleiksøya, ein Natur- und Vogelschutz-Eiland mit seinem 160 Meter hohen Felsen.
Wir fielen müde ins Bett, aber nicht ohne vorher noch zu beschließen, dass wir an diesem hübschen Fleckchen Erde mindestens zwei Nächte bleiben wollten.
Zum Schluss noch die Statistik: 234 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren. Die Route als Screenshot, der GPS-Track des gesamten Reiseabschnitts folgt im Anschluss.