Abgetaucht, Kreuz gefahren und mit Roland gerast

Montag - strahlend schönes Wetter, blauer Himmel, gute Weitsicht, kurz: die idealen Bedingungen, um die See zu erkunden. Zuerst tauchten wir mit der Tauchgondel ab, um zu sehen, was unterhalb der Wasseroberfläche los war.

Tauchgondel

Ein wenig mulmig war mir ja bei dem Gedanken, denn eigentlich ist so eine Aktion nichts für jemanden, der sich nicht gerne in geschlossenen Räumen aufhält und wenig Vertrauen in die Technik hat. Aber so tief taucht das Ding nicht ab, der Druck wäre auszuhalten und zur Oberfläche zurück zu schwimmen, wäre zu schaffen.

Der Anblick des Wassers, das an der Scheibe entlang aufsteigt, ist schon atemberaubend. Schließlich sinkt man gerade freiwillig. Irgendwann steht einem das Wasser im wahrsten Sinne des Wortes bis zum Hals, was wir bei photographisch festgehalten haben.

Und dann kommt der Moment, in dem man vom Himmel Abschied nehmen muss und sich fragt, ob man die Sonne jemals wiedersieht.

Werden wir die Sonne jemals wiedersehen?

Allerdings sind die Sicherheitsmaßnahmen so umfangreich, dass man keine Angst haben muss. Es gibt einen Notausstieg nach oben in den Maschinenraum, der oberhalb der Wasseroberfläche bleibt. Mit ein bisschen Glück bekommt man im Falle eines Falles nicht einmal nasse Füße. Außerdem bräuchte der Kapitän nur die Bremse lösen, dann taucht das Ding eh wieder auf wie ’ne leere Cola-Flasche, die man unter Wasser zieht und loslässt.

Wir sind endlich unten angekommen. Zumindest behauptet das der Moderator der Veranstaltung. Den Beweis bleibt er allerdings schuldig, denn wenn man aus dem Fenster blickt, sieht es jetzt so aus:

Grün, grüner, Ostsee

Die Ostsee ist grün. Das ist total toll für die vielen Filtrierer, die in ihr leben, aber leider nicht ganz das, was sich der Sommertourist erhofft hat. Immerhin kommt eine Dreiergruppe winziger Fischbabys vorbei geschwommen. Ich war jedoch viel zu fasziniert, um die kleinen zu knipsen. In der grünen Suppe treibt jede Menge nicht erkennbares Irgendwas herum.

Grüne Suppe

Man kann jedoch nicht behaupten, dass man unter Wasser nichts sehen könnte: Es wurde ein sehr informativer Film über das Leben in der Ostsee und die negativen Auswirkungen menschlicher Gedankenlosigkeit (Müll, Öl etc.) gezeigt. Danach tauchten wir wieder auf. Da die Tauchgondel Luft enthält, ist das weniger ein aktiver Vorgang. Der Kapitän muss lediglich die Bremsen lösen.

My Bubbles!

Damit wir nicht in die Sitze gepresst wurden, geschah dies langsam und bedächtig. Und wer hätte das gedacht, “oben” war es tatsächlich noch hell und die Sonne strahlte vom Himmel.

Die Sonne ist noch da!

Insgesamt war die Tauchgondelfahrt zwar nicht ganz so wie erhofft, aber dennoch ein aufregendes Erlebnis. Das Gefühl für Raum und Zeit geht da unten völlig verloren. Anschließend wollten wir mit dem Schiff über Binz und Sassnitz bis zum Königsstuhl fahren. Die Sicht war super, man konnte sogar in der Ferne das Kap Arkona sehen! Allerdings hatten wir noch ziemlich viel Zeit bis zur Abfahrt des Schiffes, und da unsere Bargeldreserven langsam aber sicher erschöpft waren, gingen wir zur Kurverwaltung, um die Tickets dort zu kaufen (und mit Kreditkarte zu bezahlen).

Auf dem Weg dorthin hatte ich einen echt pfadfindermäßigen Gute-Tat-Einsatz. Auf einer Mauer am Wegesrand saß ein Mann mit einem kleinen Mädchen auf dem Schoß. Eine Frau mit Kinderwagen stand daneben und blickte betroffen auf das Mädchen, das bitterlich sich selbst und sein aufgeschlagenes Knie beweinte, während der Vater versuchte, Trost zu spenden. Hier kam ich ins Spiel. Mir war sofort klar, dass hier nur das ultimative Schmerzmittel für Kinder half. Ich ging auf die Familie zu, zückte meine kleine Dose mit ultimativen Schmerzmitteln für unterwegs und hielt sie dem Kind unter die Nase, so freundlich lächelnd wie ich nur konnte: “Brauchst du vielleicht ein Pflaster?” Es herrschte schlagartig Ruhe! Das lag zwar in erster Linie wohl eher daran, dass sie plötzlich von einer fremden Person angesprochen wurde, und nicht an meinem Pflaster. Ein weiterer Grund für das Schweigen um mich herum könnte die Sprachbarriere gewesen sein. Die Familie sprach nämlich kein Deutsch, sondern irgendeine skandinavische Sprache. Aber nach dem der Schock über mein Auftauchen sich gelegt hatte, wurde das Pflaster dankend angenommen und auf das arme Knie gepappt. Das wirkt. Immer.

Zurück an der Seebrücke hatten wir immer noch ein wenig Zeit, die Seebrücke bei Sonnenschein zu photographieren,

die Aussicht zu genießen

und Möwen zu knipsen. Ich habe bestimmt 100 Möwen-Photos aus dem Urlaub mitgebracht, die ich aber - Keine Angst! - nicht alle hier einbauen werde

Ich aß noch mein Eis, da sah ich sie plötzlich. Sie saß auf dem hölzernen Geländer der Seebrücke und war weit weniger scheu als ihre Artgenossen. Darf ich vorstellen? Inge:

Möwe Inge

Inge war hoch interessiert an meiner Eiswaffel. Und da ich Inge recht sympathisch fand, wollte ich ihr ein Stück abgeben. Allerdings habe ich einen mords Respekt vor Schnäbeln. Daher gab ich es ihr nicht, sondern warf es ihr zu. Inge fing das Stück Eiswaffel mühelos trotz Wind aus der Luft, was der Herr Lebensabschnittsgefährte versucht hat, im Bild festzuhalten.

Möwe mit Beute im Schnabel

Dann hatte sie allerdings ein Problem. Die Waffel passte nicht ganz in den Schnabel, sie musste zubeißen und das Unvermeidliche geschah: Teile der Waffel brachen rechts und links vom Schnabel ab und fielen auf den Boden.

So’n Mist!

So’n Mist! Dort konnte Inge nicht hin, überall waren Menschen. Viel zu gefährlich, sich zwischen ihnen niederzulassen. Inge versuchte es mit Hynopse, aber die Macht war nicht mit ihr und so übte sie sich in Geduld und posierte für die Kamera

Dann näherte sich endlich unser Schiff! Wir verabschiedeten uns von Inge und gingen an Bord.

Schiff “Binz”

Wie bereits erwähnt, war das Wetter phantastisch. Die Sonne brannte vom Himmel und glitzerte auf dem Wasser.

Nachdem ich mich von Sellin photographisch verabschiedet hatte, machten wir uns auf den Weg durchs Schiff. Ich wollte ganz vorne am Bug stehen, mir den Wind um die Nase pfeifen lassen und die Aussicht genießen! Dazu musste man durch den Salon und dort und eine recht kleine Luke aussteigen.

Dafür hatte ich nun freie Sicht nach vorn: Binz voraus!

Unterwegs war ganz schön viel los auf dem Wasser. Nich nur ein Paddler

Ein einsamer Ruderer

kämpfte sich durch die kaum vorhandenen Wellen, auch eine Gruppe Schwäne

Gruppe Schwäne

paddelten in der Bucht von Binz herum. In Binz stieg ein Hochzeitspaar nebst ziemlich großer Hochzeitsgesellschaft und Standesbeamtem zu. Auf diesem Schiff kann man auch heiraten, es ist eine Außenstelle des Standesamtes Binz. Das Brautpaar ließ sich ziemlich klischeehaft photographieren, bevor alle übrigen Passiere vom Bug verjagt wurden.

Hochzeitspaar

Vorbei an Prora und dem Fährhafen erreichten wir den alten Sassnitzer Hafen.

Dann ging es endlich zur Kreideküste und zum berühmten Königsstuhl.

Der Sage nach wurde früher derjenige zum König gekrönt, der als erster von der Seeseite aus den Felsen erklimmen konnte.

Königsstuhl

Auf dem Vorsprung steht der kleine Leuchtturm Kollicker Ort, der vor den Klippen warnt.

Leuchtturm Kollicker Ort

Die Sicht war so hervorragend an diesem Tag, dass man sogar das Kap Arkona recht gut sehen konnte:

Wir machten kehrt und fuhren Richtung Sassnitz zurück. An Deck wechselte man zur anderen Seite, um besser sehen zu können.

Passagiere

Auf dem Rückweg war mir außerdem diese Schneise im Wald aufgefallen. Woher diese stammt, konnte ich leider nicht herausfinden, vermutlich irgendein Versorgungsweg, Strom oder so.

Schneise im Wald

Übrigens war auch hier ganz schön vie los auf dem Wasser:

Viele, viele bunte Schiffe ;)

Wir kehrten in den Hafen von Sassnitz zurück. Dieser sollte in den nächsten Tagen noch unser Ausflugsziel werden. Dies hielt mich allerdings nicht davon ab, noch ein paar Bilder vom Wasser aus zu machen.

Unterwegs sahen wir am Horizont den Dampfeisbrecher Stettin, der sich gerade auf Rundreise vor der Küste Rügens befand.

Vorbei an Prora fiel mir der “Adlerhorst” des Naturerbezentrums Prora auf. Auch dies stand noch auf unserer Liste mit Ausflugszielen. So ganz sicher war ich mir zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht, ob ich es wirklich schaffen würde, meine Höhenangst zu überwinden und dort rauf zu gehen.

Human Adlerhorst

Vorerst wischte ich den Gedanken aber wieder weg, Binz tauchte unmittelbar vor uns auf:

Kurhaus Binz

Zurück fuhr das Schiff nur bis Binz, daher mussten wir hier von Bord gehen.

Begrüßt wurde man am Ende der Mole übrigens von dieser netten Dame, die zum Sandskulpturen-Festival gehört:

Sandskulptur

Wir schlenderten auch hier einmal die Flaniermeile entlang. Im Gegensatz zu dem beschaulichen Treiben in Sellin tobte hier das Leben. Uns war es ein wenig zu laut und hektisch, aber immerhin gab es hier aber einen Geldautomaten, an dem wir ohne Gebühren unsere langsam zur Neige gehenden Bargeldreservern auffrischen konnten. Von Binz nach Sellin fuhren wir mit dem Rasenden Roland, wie die Rügensche Kleinbahn genannt wird. Die eingleisige Schmalspurstrecke führt in gemächlichem Tempo durch den Wald.

In Sellin Ost stiegen wir aus, allerdings ohne den Objektivdeckel vom Lebensgefährten. Das Teil schützt jetzt ein anderes Objektiv … Wir besorgten uns noch Futter im Supermarkt und trotteten ziemlich geschafft und von der Sonne verbrannt nach Hause.

Aber auch ohne Objektivdeckel gibt es hier noch ein paar Bilder des Herrn Lebensgefährten: