Auf in die Highlands
Tag 7 - Halbinsel Dumfries and Galloway
Donnerstag, 29. Februar
Momentan regnet es noch, aber es soll gleich aufhören laut Wetter-App. Wir frühstücken und ziehen uns an. Es geht mir nicht gut, weswegen das alles ziemlich lange dauert. Aber das lohnt sich, denn das Wetter ist tatsächlich besser geworden.
Gestern Abend blökte ein Schaf, was ein wenig verzweifelt klang. Heute Morgen haben uns die Krähen geweckt.
Der Herr Lebensabschnittsgefährte springt als erstes aus dem Camper und knipst, während ich im Inneren noch etwas sauber mache. Der Mann fliegt dann auch noch die Drohne, bevor wir uns auf den Weg machen.
Unser erster Stopp auf der heutigen Tagesetappe ist der kleine Dorfladen in Colvend, wo wir ein paar Dinge einkaufen gehen.
Wir brauchen eine Reibe für Möhrensalat, unsere haben wir zuhause vergessen, außerdem stehen Brot und Nuss-Nougat-Creme auf dem Einkaufszettel. Gerne hätte ich auch noch Gemüse und anderes Zeug zum Kochen mitgenommen, aber da ich wegen meiner Bauchschmerzen auf Diät bin, fällt das aus.
Wir umrunden die Halbinsel Dumfries and Galloway. Am Loch Ryan machen wir eine Mittagspause. Wie eingangs schon erwähnt, bin ich auf Diät. Für den Mann gab es zwei Hotdogs. Dazu gibt es Blick aufs Wasser mit Wasservögeln und Fähren.
Wir suchen einen Stellplatz für die Nacht aus. Im Yachthafen von Largs gibt es einen großen Parkplatz für Motorhomes, den steuern wir an. Mir ist so elend zumute heute, dass ich keine Lust auf supercoolen Spot und ewige Suche und all diesen Vanlife-Mist habe, den das Internet die Menschen glauben machen will. Ich will schnell und unkompliziert einen Platz haben, wo ich niemanden störe und wo niemand kommt und mich vertreibt. Also fahren wir nach Largs.
Der Platz ist auch gar nicht so schlecht und jetzt im Winter relativ leer. Auch in Deutschland oder in Norwegen haben wir schon oft in Marinas übernachtet. Viele bieten für wenig Geld die Möglichkeit an, auf dem Parkplatz mit dem Camper zu stehen. Bei den meisten kann man zudem noch Toiletten oder auch Duschen gegen Gebühr benutzen.
Wir gehen noch ein paar Meter spazieren, allerdings bin ich so fertig und durchgefroren mittlerweile, dass wir schon bald wieder umdrehen und dieses Unterfangen auf den nächsten Tag verschieben.
Mit Heizung und Wolldecke und Wärmflasche liege ich im Camper, der Herr Lebensabschnittsgefährte liest und beginnt mit dem Videoschnitt. Abends muss ich dann auch noch die Tabletten nehmen. Uff. Es kann nur besser werden.
161 Meilen sind wir heute gefahren.
Tag 8 - Über den Firth of Clyde durch Puck’s Glen bis Glen Nant
Freitag, 1. März
Mit der Kombination aus Tabletten-Aftermath und Bauchschmerzen bin ich heute völlig ausgeknockt. Es dauert ziemlich lange, bis ich mich endlich aufraffen kann, den Camper zu verlassen. Wir gehen ein wenig am Wasser spazieren zum Pencil-Monument. Dies erinnert an die Schlacht von Largs 1263 zwischen den Königreichen Norwegen und Schottland.
Auf dem Weg dorthin und auch rund um das Monument stehen ganz viele bunte Bänke, an einigen hängen Blumensträuße, jede Bank hat mindestens ein Schild an der Rückenlehne. Es handelt sich um Gedenk-Bänke für Verstorbene. Eine schöne Idee, wie ich finde. Und außerdem gibt es dort etwas, was ich so bisher auch noch nicht gesehen habe: Picknick-Tische mit einem Platz für Rollstuhlfahrer.
Vorhin im Camper haben wir eine Entscheidung getroffen. Uns wird die Zeit nicht reichen, um sowohl auf die äußeren Hebriden als auch nach Shetland zu fahren. Wir mussten uns für eines von beiden entscheiden. Da uns Shetland mehr reizt, haben wir uns dafür entschieden.
Wir fahren mit der Fähre über den Firth of Clyde von McIntroy’s Point nach Hunter’s Quay.
Unser nächster Stop ist der Parkplatz bei Puck’s Glen, einer vom Wasser geformten Felsspalte. Erstmal gibt es Mittagessen, der Herr Lebensabschnittsgefährte bekommt Nudeln mit Zwiebeln und Ei und Sahne, für mich gibt es Tee und Zwieback.
Weil es mir es immer noch nicht gut geht, geht der Herr Lebensabschnittsgefährte alleine in Puck’s Glen wandern. Der untere Teil ist noch wegen umgestürzter Bäume gesperrt, aber es gibt trotzdem genug zu erkunden.
Ich bleibe so lange im Camper, räume auf, mache sauber und trinke noch einen Tee.
Wir haben mit Hilfe der schottischen Karte einen Stellplatz im Naturschutzgebiet Glen Nant ausfindig gemacht. Auf dem Parkplatz dort sind zwei Plätze für Camper freigegeben. Dort fahren wir hin.
Als wir ankommen, stehen dort noch zwei Pkw von Wanderern. Der Parkplatz ist zwar recht uneben, aber wir finden eine Stelle, wo wir akzeptabel stehen. Die Wanderer fahren weg und irgendwann sind wir ganz allein. Es ist stockfinster in diesem Wald und außer dem Bach nebendran ist nichts zu hören.
80 Meilen sind wir heute gefahren.
Tag 9 - St. Conan’s Kirk, tolle Berge und Grey Mares Waterfall
Samstag, 2. März
Es geht mir etwas besser, ich habe Hunger. Zum Frühstück gibt es warme Milch mit Zwieback. Bevor wir abfahren, gehen wir noch ein bisschen im Naturschutzgebiet spazieren.
Unser Weg führt uns weiter Richtung Norden. Im Gegensatz zu Island sind hier die einspurigen Brücken mit einer Ampelschaltung geregelt. Hier ist wohl zu viel los.
Wir halten an der St. Conan’s Kirk und schauen uns die von außen an. Die Kirche ist noch gar nicht so alt, sie wurde in den 1880er Jahren gebaut und Anfang des 20. Jahrhunderts erweitert. Sie wird heute noch als Kirche genutzt.
Wir kommen in den Highlands an. Natürlich habe ich das “Welcome to …"-Schild verpasst und nun leider kein Photo davon. Die Kamera lief da auch nicht. Die Landschaft ist toll und während wir da durch cruisen, mache ich etliche Photos. Die Auswahl für den Blog fiel mir nicht leicht.
Auf einem Parkplatz mit grandioser Aussicht machen wir Mittagspause. Erstmal gibt es Nudeln mit Pesto für den Herrn Lebensabschnittsgefährten und eine Tasse Gemüsebrühe für mich. Auf dem Parkplatz ist irre viel los, aber klar, bei dieser Aussicht. Der Mann geht raus und fliegt die Drohne.
Unser nächstes Ziel ist der Grey Mares Waterfall in Kinlochleven. Der Parkplatz ist im Ort. Wir stellen unser Auto ab, laufen ein paar Schritte und nichts deutet darauf hin, dass wir gerade noch in einer Ortschaft waren.
Auf dem Rückweg fällt mir ein Schild an einem Mast neben der Bushaltestelle auf:
Wir begeben uns auf Parkplatzsuche. Auf dem Parkplatz vor dem berühmten Harry-Potter-Viadukt soll es Übernachtungsplätze geben. Da fahren wir hin und gucken nach. Diese Plätze gibt es aber nun nicht mehr, stattdessen Schilder “No overnight parking”. Wie ärgerlich. Nicht einmal kostenpflichtige Plätze gibt es, Camper sind hier nicht erwünscht. Hätten wir hier schlafen können, wären wir auch noch zu dem Viadukt gelaufen. Obwohl ich dazu überhaupt keinen Bezug habe, ich habe weder die Bücher gelesen noch die Filme geguckt. Aber wenn wir schonmal hier sind … Allerdings finden wir beide diesen Touristen-Rummel, der darum veranstaltet wird, ohnehin abschreckend.
Jedenfalls müssen wir jetzt eine Alternative suchen und finden einen Wanderparkplatz an einem Bach.
Zwei Dinge sind übrigens auffallend: Schlechtes Internet und die Höflichkeit im Straßenverkehr. Selbst Fußgänger bedanken sich auf der Straße, wenn man langsam an ihnen vorbei fährt oder ausweicht, idealerweise beides gleichzeitig.
107 Meilen sind wir heute gefahren.
Tag 10 - Weil wir die Fähre nicht nehmen können, geht’s zum Loch Ness
Sonntag, 3. März
Wir haben recht gut geschlafen auf dem Wanderparkplatz. Es friert, die Frontscheibe ist vereist. Aber Dank der neuen Heizung wird es schnell kuschelig warm. Zum Frühstück gibt es für mich Kakao und ein Brot mit etwas Marmelade drauf. Nach der Tee-Zwieback-Diät ein wahres Festessen.
Nachdem wir uns fertig gemacht haben, schmeiße ich den Mann aus dem Camper, damit ich sauber machen kann. Der knipst derweil den Stellplatz. Und ich mache im Camper sauber. Ich bin gerade dabei zu fegen, als winzige Schneeflocken hereinrieseln. Ich dachte erst, das sei Staub und ärgerte mich schon, aber dann sehe ich, dass das Schnee ist. Nach getaner Arbeit springe ich ebenfalls aus dem Camper und laufe auch noch ein wenig herum, gehe auch mal zum Bach.
Unser Ziel heute ist Mallaig, von wo aus wir mit der Fähre nach Armadale übersetzen wollen.
Wir sind in Mallaig angekommen. Am Ortseingang gibt es einen großen Parkplatz mit Toiletten und eine Entsorgungsstation sowie Wasserversorgung. Wir stellen unser Auto mit Blick aufs Wasser ab, dann gehen wir erst einmal eine Runde durch den Ort - was recht schnell erledigt ist. Anschließend kaufen wir beim Co-op noch etwas ein. Dann setzen wir uns in den Camper und essen, für den Mann gibt es nochmal zwei Hot-Dogs. Der Arme muss alles doppelt und dreifach essen, weil ich nicht mitessen kann.
Wir lernen’s nicht! Wir stehen nun schon über eine Stunde in Mallaig. Laut Google-Maps fährt die Fähre sonntags um 16 Uhr und wir kommen jetzt erst auf die Idee, mal zu gucken, ob die Fähre wirklich so wie bei Google angegeben fährt. Google ist da nämlich nicht sehr zuverlässig. Und auch gucken, ob man ein Auto buchen muss usw. Und dann stellen wir fest, dass man Auto-Tickets erst wieder ab Dienstag buchen kann. Vielleicht ist sie ausgebucht oder sonst irgendein Problem besteht.
Jedenfalls haben wir keine Lust, hier nochmal zwei Stunden zu stehen und auf eine Fähre zu warten, die uns dann nicht mitnimmt. Also drehen wir jetzt wieder um und fahren zurück. In Norwegen ist uns das so oft schon passiert, dass wir erst am Fähranleger auf die Idee kommen, mal auf den Fahrplan etc. zu gucken. Wir sind da echt lernresistent.
Aber: Man kommt nicht umhin zuzugeben, dass das Panorama, das sich den Autofahrenden bietet, auf der Rückfahrt noch viel beeindruckender ist als auf der Hinfahrt. Auf einem Parkplatz hält der Herr Lebensabschnittsgefährte an, um die Drohne zu fliegen. Die ganze Zeit haben wir diese Berge gesehen, es war sonnig. Nun, da er fliegt, ist Schatten. Aber egal, sie sehen trotzdem toll aus.
Am Commando Memorial halten wir an. Das Denkmal wurde für die Soldaten des Commandos, die im zweiten Weltkrieg gefallen sind, errichtet. Von dort aus hat man eine guten Blick auf einige Berge, unter anderem auch den Ben Nevis, den höchsten Berg von UK. Allerdings ist der so weit weg, dass die anderen Berge spannender aussehen.
Wir fahren bis zum Loch Ness. Den fahren wir an der Ostseite entlang. Dort ist weniger los als auf der Westseite.
Am Loch Tarff machen wir nochmal einen kurzen Knips-Stop. Das Wetter ist so toll, das muss man ausnutzen.
Wir finden am Loch Ness einen Parkplatz, auf dem es kein Übernachtungsverbot gibt, wo wir Rest des Nachmittags und die Nacht verbringen und endlich mal am ersten Blogbeitrag und am ersten Video weiterarbeiten. Und wo es kein Internet gibt, weswegen wir all dies nur offline tun können.
113 Meilen sind wir heute gefahren.
Video und Karte
Insgesamt sind wir in den vier Tagen 461 Meilen gefahren. Auf der Karte sieht der Weg in die Highlands so aus: