Heimfahrt und Fazit

Tag 28 - Wir halten zufällig bei Woolsthorpe Manor

Donnerstag, 21. März

Einigermaßen ausgeruht machen wir uns zeitig auf den Weg. Wir fahren ziemlich zügig über die gut ausgebaute A1. Für abseitige Schleichwege haben wir leider keine Zeit mehr.

A1

Eigentlich finde ich es ja immer ganz spannend, lokale Radiosender zu hören. Hier habe ich nun ein paar wenige durchgezappt und finde sie alle etwas anstregend. Es wird unglaublich viel gelabert. Ob ich nur die “falschen” Sender erwischt habe oder ob hier generell so viel gelabert wird im Radio, kann ich natürlich nicht beurteilen. Aber das nervt mich gerade doch so sehr, dass ich lieber wieder ausschalte.

Es geht auf die Mittagspause zu und ich suche mit Hilfe der Navigations-App einen Parkplatz, den wir ansteuern.

Woolsthorpe Manor

Ich habe keine Ahnung, wer oder was Woolsthorpe Manor ist, aber auf dem Satellitenbild sah der Parkplatz ganz angenehm aus, etwas abseits von der Autobahn, das Richtige, um ein paar Minuten auszuspannen. Und dann stellen wir auf dem Parkplatz fest, dass uns der Zufall zum Geburtshaus von Isaac Newton geführt hat. Wir wären eigentlich auch gerne hinein gegangen, aber dazu fehlt uns leider die Zeit. So bleibt uns nur, nach dem Mittagessen einen Spaziergang rund um das Anwesen zu machen, wovon ich auch ein Video erstellt habe. Hinten im Garten, umzäunt von dem hellbraunen Zaun, steht der Apfelbaum, durch den Newton der Erzählung nach auf die Gravitation aufmerksam geworden ist.

Wir fahren weiter auf der A1. Während der Fahrt hören wir Podcasts oder hängen unseren Abschiedsgedanken nach. Schottland und überhaupt UK gefällt uns sehr gut, wir haben uns hier sehr wohlgefühlt und sind hoffentlich nicht zum letzten Mal hier.

A1

Wir sind ohne größere Verzögerungen durchgekommen, so dass wir das letzte Stück ab Bury St Edmunds doch noch einmal ein paar kleinere Straßen nehmen.

In Manningtree gehen wir nochmal einkaufen. Ein paar Überlebensmittel fürs Schiff und ein Brot. Hier gibt es sogar Sauerteigbrot, man glaubt es kaum.

Sauerteigbrot

Erst hatten wir überlegt, an derselben Stelle zu übernachten wie auf der Hinfahrt. Aber jetzt bei Tageslicht finden wir es etwas doof, uns da einfach hinzustellen. Und Bargeld, um beim Grundbesitzer nochmal Gemüse zu kaufen, haben wir auch nicht mehr. An der B1352 finden wir einen Parkplatz, hier stören wir wohl niemanden. Wir legen die Füße hoch und lassen den Tag ausklingen. Morgen müssen wir früh aufstehen, um rechtzeitig an der Fähre zu sein. Und ich muss heute Abend ja auch noch meine Tabletten nehmen, gestern fühlte ich mich später nicht mehr so gut, mir war etwas übel. So habe ich die Einnahme auf heute verschoben. Da ist es schon ganz gut, wenn ich einigermaßen ausgeruht bin.

277 Meilen sind wir heute gefahren.

277 mi

Tag 29 - Mit der Fähre nach Hoek van Holland

Freitag, 22. März

Der Wecker klingelt um sechs Uhr. Wir haben ganz gut geschlafen, die Straße war total ruhig. Nach dem Frühstück fahren wir los, das Terminal ist etwa 15 Autominuten entfernt.

Auf dem Parkplatz

Im Hafen müssen wir durch die Zollkontrolle. Die Mitarbeiterin guckt hinten in den Camper, meint: “Wow, nice” und wünscht uns eine gute Fahrt. Als wir losfahren, kommt jemand vom Check-in angelaufen. Die Mitarbeiterin dort hatte mir zwar die Quittungen gegeben, aber nicht die Kabinenkarten. Ich hatte mich zwar gewundert, aber bin davon ausgegangen, dass das schon alles seine Richtigkeit hat.

Es geht ziemlich zügig auf die Fähre. Die Kabine ist schon fertig und wir richten uns ein. Funfact: Wir haben dieselbe Kabinennummer wie bei der Hinfahrt, Kabine 360 auf Deck 10. Allerdings ist es diesmal ein anderes Schiff. Auf der Hinfahrt fuhren wir mit der Stena Britannica, jetzt ist es die Stena Hollandica.

Wir verbringen die meiste Zeit in der Kabine. Erstmal gehen wir duschen. Die Dusche klingt wie ein liebeskranker Seehund. Singen braucht man unter der Dusche nicht, das übernimmt die für einen.

Die meiste Zeit beschäftigen wir uns mit dem Blog und den Videos. Als wir damit durch sind, wollen wir in den Souvenir-Shop. Manchmal kaufen wir da Süßigkeiten oder Souvenirs oder sowas. Hier gibt es zwei Shops, einen mit Parfüm und Alkohol, einen mit Parfüm, Spielzeug, Souvenirs und Süßigkeiten. Und natürlich ist der abgeschlossen, in den wir reinwollen. Aufs Sonnendeck würde ich ja auch gerne mal gehen, aber einen Ausgang dorthin finden wir ebenfalls nicht. Die einzige Tür, die wir finden, ist abgeschlossen. Also gehen wir zurück in die Kabine.

Geteiltes Meer

Bei der Einfahrt in den rotterdamer Hafen ist eine interessante Teilung des Wassers in zwei verschiedene Farben zu sehen: dunkelgrüngrau und hellgrüngrau. Was diesen Effekt verursacht, weiß ich nicht.

Wir dachten ja auch, wir fahren schnell vom Schiff, gehen noch flott einkaufen und fahren dann noch ein Stück Richtung Heimat. Aber nee, wir stehen mindestens eine halbe Stunde in der Schlange, bis wir durch Zoll- und Passkontrolle sind. Man weiß ja, EU-Außengrenzen müssen gut geschützt werden. Es wird in fast jeden Kofferraum geguckt usw. Die Briten machen nicht so einen Aufriss, da ging das etwas flotter. Bei uns hat man nicht so genau hingesehen, nur die Ausweise kontrolliert und gefragt, woher wir kommen und wohin wir fahren.

Und als wäre das nicht genug, stehen wir wenige Minuten später schon wieder still: Bahnübergang. Nachdem der Zug endlich durch ist, fahren wir weiter zum Supermarkt, wir wollen ja schließlich einkaufen.

Nach dem Einkaufen ist es 18:30 Uhr. Da ich heute auch wieder Tabletten nehmen muss, entscheiden wir, doch in Hoek van Holland stehen zu bleiben. Und wir haben wenigstens in dieser Hinsicht Glück, einer von den fünf kostenlosen Stellplätzen gegenüber vom Hafen, auf denen wir schon bei der Anreise standen, ist noch frei.

Es gibt Abendessen, und dann räume ich den Kram vom Schiff und die Einkäufe weg. Anschließend laden wir das nächste YouTube-Video hoch. Es wird dunkel und wir knipsen bei bisschen die Lichter gegenüber und die Schiffe.

Nach der Tabeletteneinnahme legen wir uns direkt ins Bett, damit wir morgen so früh wie möglich losfahren.

14 Kilometer sind wir heute gefahren.

14 km

Tag 30 - Viele Autobahnkilometer und Abstecher zum Hofladen

Samstag, 23. März

Gut ausgeruht werden wir morgens wach. Nach dem Frühstück fahren wir direkt los. Aber natürlich nicht ohne dass ich noch einmal zum Wasser laufe und mich verabschiede. Hach ja.

Wir fahren wieder auf der rechten Seite, was sich anfangs komisch natürlich schnell wieder gewohnt anfühlt.

Auf den niederländischen Autobahnen geht es entspannt zu und die Wildbrücken heißen Ecodukt.

Um kurz vor halb Elf passieren wir die deutsche Grenze und fahren zunächst bis Ibbenbühren. Dort tanken wir und auf machen Rast für eine Lunch-Pause auf einem Pendlerparkplatz. Anschließend geht es weiter mit der Kilometerfresserei.

Wir hören Podcasts beim Fahren und freuen uns über die wenigen Schönwetter-Abschnitte, die meiste Zeit weint der Himmel, weil wir wieder nach Hause müssen. Zum Trost bringe ich zwei neue Bilder für die Galerie der Autobahnrastplätze mit.

Wir haben’s geschafft, wir sind wieder in Mecklenburg-Vorpommern! Bevor wir aber ganz zuhause sind, fahren wir noch zum Hofladen, Kartoffeln, Zwiebeln, Eier kaufen.

Mit frischem Futter ausgestattet geht es dann die letzten paar Meilen nach Hause.

Wir haben vergessen, die Wohnzimmerheizung runterzudrehen. Es ist ziemlich warm, die Heizung lief vier Wochen durch. Im kleinen Aquarium in der Küche fehlt ziemlich viel Wasser. Aber ansonsten ist alles okay. Ich finde es immer merkwürdig, nach Hause zurück zu kommen, wenn ich ein paar Wochen nicht da war. Es fühlt sich ein bisschen fremd an und ich bin immer erstaunt, dass alles noch so aussieht wie vorher. Ganz seltsames Gefühl.

716 Kilometer sind wir heute gefahren.

716 km

Video und Karte

Insgesamt sind wir in den vier Tagen 277 Meilen und 730 Kilometer gefahren. Auf der Karte sieht der Weg von Coxhoe durch die Niederlande bis nach Hause so aus:

Fazit

Mit dem Fazit tue ich mich bisweilen etwas schwer, aber ein paar Dinge gibt es nach jeder Tour, die ich gerne resümieren würde. So auch hier.

Beginnen wir mit dem Wetter. Da bediene ich mich eines Zitats: Es ist windig, sonnig, kalt und regnerisch - und das jeden Tag.

Über das mobile Internet gibt es diesmal auch etwas zu sagen. Das war nämlich ziemlich schlecht unterwegs. So war ich ganz froh, dass wir das Vorhaben aus Schottland zu streamen noch vor Fahrtantritt wieder verworfen haben.

Schottland ist voller Fasane und Kaninchen. Geknipst habe ich leider keinen von beiden. Die Fasane tummeln sich überwiegend im Süden und da nicht selten auf den Straßen oder am Straßenrand und flüchten dann schnell in Hecken oder auf angrenzende Wiesen, wenn ein Auto kommt. Die Kaninchen hoppeln vor allem im Norden überall herum.

Was eher weniger vertreten ist: Männer im Kilt. Gesehen haben wir davon genau zwei Stück. Bei einem war dies offensichtlich die Alltagskleidung, er war mit Familie unterwegs. Der andere war ein Dudelsackspieler in Edinburgh, der zur Touristenbespaßung Kilt trug und spielte. Bei denen kann man nicht einmal sicher sein, ob das überhaupt Schotten sind oder Glücksritter, die den Touristenrummel für sich nutzen. Unser Eindruck jedenfalls: Das scheint doch eher so ein Traditions- und Touristending zu sein wie Dirndl und Lederhosen in Bayern.

Entsorgungsmöglichkeiten sind ein echtes Problem in Schottland. Unsere Kanister lassen sich glücklicherweise in Toiletten leeren. Selbst eine Chemie-Toilette wäre in einem WC noch besser aufgehoben, als einfach in die Landschaft entleert. Entsorgungsmöglichkeiten gibt es wirklich wenige, auch auf offiziellen Stellplätzen oftmals nicht.

Erwähnt werden muss an dieser Stelle natürlich unbedingt der Linksverkehr, schließlich war das unsere Fahrt mit dem eigenen Auto im Linksverkehr. Als wir ankamen war es abends und stockdunkel. Völlig übermüdet kamen wir vom Schiff runter und der Linksverkehr war die Hölle für mich. Ständig kamen Fahrzeuge “auf meiner Seite” entgegen. Ich bin ohnehin ein schlechter Beifahrer und tausend Tode gestorben. Aber am nächsten Morgen war es schon deutlich besser. Der Beifahrer ist wichtig, wenn das Fahrzeug ein Linkslenker ist, man sieht sonst echt wenig beim Überholen, Spurwechsel und auch beim Linksabbiegen. Das war während der Tour meine Aufgabe. Selbst gefahren bin ich nicht, das tue ich schon seit Juni 2022 kaum noch.

Natürlich ist auch auf dieser Tour wieder alles mögliche kaputt- oder schiefgegangen:

  • Zu allererst die Heizung. Und da dauerte es drei Werkstattbesuche, bis das Problem (ein schlecht gecrimptes Kabel der Fachfirma vom Einbau) gefunden war.
  • Am selben Tag, als die Heizung kaputt ging, ist auch noch ein Plastikteil vom Gaskocher abgeflogen. Das ließ sich allerdings selbst wieder reparieren.
  • Der Deckel unseres Camping-Topfs ist kaputt gegangen, Griff ab. Glüchlicherweise ist auch das eher unproblematisch. Unterwegs benutzen wir die Kombizange, um den heißen Deckel anzufassen, zuhause schrauben wir einen neuen Griff an den Deckel, wie wir das auch schon beim Kessel gemacht haben.
  • Der Router hat auf der Tour nicht funktioniert und wir und auch der Support glaubten schon, dass wir das Gerät umtauschen müssten. Als wir zurück in den Niederlanden waren, stellte sich heraus, dass das Problem nicht der Router war, sondern die O2-SIM-Karte, die in UK nicht ordnungsgemäß funktionierte.
  • Leider ist uns viel zu spät aufgefallen, dass wir die Videos mit der falschen Framerate veröffentlicht haben, weswegen die etwas ruckelig sind.
  • Ungemach bereitet auch der Steinschlag in der Windschutzscheibe, Sichtbereich Fahrer. Immerhin sind wir versichert und werden nur unseren Eigenanteil bezahlen müssen.
  • Und natürlich wieder diese unsäglichen Bauchschmerzen, die ich dieses Mal aber besser im Griff hatte, als im Herbst 2022 in Norwegen.

Von all dem haben wir uns aber nicht die Laune verderben lassen. Wir hatten einen tollen Urlaub und sind gut erholt wieder zuhause angekommen. Wir bedanken uns an dieser Stelle fürs virtuelle Mitreisen bis zur nächsten Tour!

Selfie

Gesamtstatistik und Karte der kompletten Reise

6.255 Kilometer sind wir im Urlaub insgesamt gefahren.

6255 km

Auf der Karte sieht das so aus: