Tag 1: Durch Nordpolen
Unsere diesjährige Märzreise führt uns ins Baltikum. Wir können ja nicht immer nur nach Norwegen fahren. Schließlich haben wir Bert auch mit der Vorstellung gekauft, damit die Welt zu bereisen - wenigstens die europäische Welt. Da mich die osteuropäischen Länder schon immer fasziniert haben und auch der Herr Lebensabschnittsgefährte diesbezüglich nicht abgeneigt ist, fangen wir mit dem Baltikum an.
Ich habe mir vom ADAC das Tourset Baltikum schicken lassen. Ich liebe Straßenkarten aus Papier und außerdem gibt es Informationen über die Länder und die wichtigsten Verkehrsregeln dazu. Bei der Karte von Nordpolen muss ich schmunzeln, denn mein Gehirn identifiziert und übersetzt da ständig vom norwegischen “Nordpolen” ins Deutsch “der Nordpol”.
Der Weltfrauentag ist seit diesem Jahr in Mecklenburg-Vorpommern Feiertag. Diesen Umstand nutzten wir zur Entscheidungsfindung, ob die Reise nun zwei oder drei Wochen dauern sollte und machten zweieinhalb Wochen daraus. Am Mittwoch, den 08.03., um 08:30 Uhr geht es los!
Weit kommen wir auf der ersten Etappe nicht. An der Tankstelle auf der Stadtautobahn, keine fünf Minuten von unserem Zuhause entfernt, füllen wir AdBlue und Luft auf. Die AdBlue-Reichweite unseres Autos können wir uns auch nach zwei Jahren noch nicht merken, daher sei sie an dieser Stelle einmal schriftlich erwähnt, bekanntlich kann man sich einmal notierte Dinge besser merken: 8000 Kilometer.
Noch ein Funfact: An der Tankstelle gibt es AdBlue in 5-Liter-Kanistern für schmale 30 Euro, was einem Literpreis von 6 Euro entspricht. An der Zapfsäule kostet derselbe (Harn-)Stoff 1,39 Euro. Als wir 2021 zum ersten Mal AdBlue in unseren Neuwagen füllten, lag der Literpreis bei 59 Cent.
Wir fahren über die A 20 Richtung Stettin. Der Herr Lebensabschnittsgefährte fährt und ich frühstücke, trinke meinen Kaffee glotze beim Wachwerden aus dem Fenster, beobachte die schöne Landschaft und die vielen Tiere, die in ihr leben.
Die Rotmilane kreisen über den Feldern und auf den Wildzäunen entlang der Straße sitzen die Bussarde auf den Pfosten auf dem Posten.
Störche fliegen wohin-auch immer, Kraniche sind in Fluggruppen unterwegs oder laufen auf den Äckern herum. Sogar Kaninchen erspähe ich einmal. Kaninchen sieht man eher selten in Mecklenburg-Vorpommern, dafür öfter mal einen Fuchs. Und Rehe habe ich gesehen, viele Rehe, sehr viele Rehe. Wenn ihr mal mit dem Auto in Mecklenburg-Vorpommern unterwegs seid, nehmt die Wildwechselschilder ernst und passt auf euch und vor allem die Rehe auf.
Natürlich gibt es auch Verkehrsopfer und jene, die nur darauf warten, die Kadaver zu frühstücken. So auch die Krähe, die vom Fahrbahnrand zum toten Fuchs in der Fahrbahnmitte fliegen will und dabei fast mit dem Van vor uns kollidiert. Aber glücklicherweise ging das gut für alle aus.
Die letzte Pipipause auf deutschem Boden findet auf dem Rastplatz mit dem falsch geschriebenen Namen “Vier Tore Stadt” statt. Die Vier-Tore-Stadt ist Neubrandenburg, dem Namen fehlen die Bindestriche. Mir rollt’s die Zehennägel auf, wenn ich das sehe, aber was soll’s, die Blase drückt und das Bild kommt in meine Galerie Autobahnrastplätze
Ein kurzer Abstecher nach Brandenburg, wir wechseln auf die A 11, zurück nach Mecklenburg-Vorpommern und dann nach Polen.
Dort wechseln wir auf die E 28 Richtung Danzig/Gdańsk.
Die Beschilderung der Abfahrten in Polen mit den Geschwindigkeitsbegrenzungen an den Ausfahrten und die Geschwindigkeitserkennung von Bert sind nicht kompatibel. Auf den Schildern steht immer, wie schnell man durch die Ausfahrt fahren darf und das Auto identifiziert das als Begrenzung, die für uns gilt, und mahnt sogleich mit Piepsen an, dass wir zu schnell fahren.
Uns kommen einige Holztransporter entgegen. Der Herr Lebensabschnittsgefährte, seit neulich irgendwann leidenschaftlicher SnowRunner-Spieler, erkennt mit seinem neuerworbenen Fachwissen natürlich direkt, dass es sich bei der Ladung um “zweimal mittellange Stämme” handelt.
Wir sehen erstaunlich viele Männer mit roten Rosen - einzeln oder straußweise - rumlaufen. Es scheint wohl Tradition zu sein, die Frauen am Weltfrauentag mit Blumen zu erfreuen, so klärt uns das Internet auf.
Mittagessen gibt es übrigens bei McDonald’s. Wir hätten auch eine einheimische Burgerbraterei gerne getestet, aber Googlemaps gibt diesbezüglich nichts her. Generell scheint bei Google die Gegend östlich der Memel nicht sonderlich erforscht zu sein. Der erste Tag auf Reisen ist bei uns meistens mit Fastfood verknüpft. Hinten im Camper muss ich mich küchentechnisch erst wieder eingewöhnen und überhaupt habe ich am ersten Tag in der Regel keine Lust selbst etwas zu kochen. Zuhause in Deutschland rühre ich Mäcces-Fraß nicht mehr an, aber zu seiner Ehrenrettung muss man sagen, dass das Menü in der Filiale, in der wir halt machten, deutlich besser/frischer war, als das, was man in Deutschland aufgetischt bekommt.
Viel zu berichten gibt es von der Fahrt nicht, wir sind ja nur auf der Durchreise. Das Wetter war durchwachsen, bewölkt und teilweise durch wildes Schneegestöber unterbrochen.
Eine hübsche Feuerwehr gab es am Wegesrand in einer der vielen Ortschaften zu sehen. Ein Photo für meine Feuerwehr-Galerie konnte ich im Vorbeifahren knipsen.
Im Brückenbau ist Polen übrigens nicht so hübsch und spektakulär wie Norwegen.
Dafür haben sie ein tolles Straßenschild: Ein Zebrastreifen, der sowohl für Fußgänger als auch für Radfahrer gilt!
Bei Lębork an einem See mit Spielplatz und Sportplatz, Tischtennisplatte und Schachtisch und mit Steg aufs Wasser schlagen wir unser Lager auf. Ein schönes Naherholungsgebiet und es schneit. Im Camper gibt es erst einmal Kaffee und Kuchen, so viel Glamping muss sein. Und außerdem wollten noch ein bisschen Kuvertüre, zwei Eier und ein paar Schokotropfen vor der Abreise verarbeitet werden.
Bis etwa ein Uhr nachts ist auf dem Parkplatz Betrieb wie sonstwas. Ständig kommen Leute vorbei, bleiben teilweise recht lange im Auto sitzen bei laufendem Motor und quatschen. Früher, als ich noch sehr viel jünger war, habe ich so einen Blödsinn auch gemacht, heute finde ich das extrem nervig. Alles eine Frage der Perspektive.
Später beginne ich zu frieren und schalte die Heizung ein, bis mir warm wird. Die optimale Einstellung der Heizung muss ich ebenfalls auf jeder Fahrt neu lernen, auch das lässt sich nicht dauerhaft in meinem Gehirn speichern. Irgendwann passt es aber oder ich bin zu müde, denn irgendwann schlafe ich ein.
Zum Schluss wie immer die Statistik, der Kartenausschnitt und ein paar warme Worte zu Bewegtbildern.
565 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren.
Auf der Karte sieht das so aus:
Bewegtbilder gibt es diesmal (noch) nicht, wir werden Reisevideos erstellen und bei YouTube hochladen, wenn wir wieder zuhause sind. Der Link wird dann hier eingefügt und in Social-Media-Kanälen veröffentlich.